Python war tatsächlich einmal die größte
Achterbahn der Niederlande. 1981, fast 30 Jahre nach der Eröffnung
des Efteling Märchenparks, sollten auch die jugendlichen Besucher
von der Zauberwelt magisch angezogen werden. Die größte und zugleich
spektakulärste Achterbahn Europas erschien den Machern für diesen
Zweck die beste Wahl zu sein.
Im nördlichen Parkbereich, etwas abseits vom
märchenhaften Treiben, wurde der einst 29 Meter hohe "Gigant" errichtet,
und mit ihm feierte die Stahlbaufirma Vekoma ihren Einstand beim Bau
eines Vertikalloopings. Zwar hatte Vekoma schon zwei Jahre zuvor
die erste Corkscrew für das belgische Walibi Wavre auf Basis
einer Lizenz von Arrow Dynamics, der zur damaligen Zeit führenden
Coasterschmiede der USA, fertigen können, doch mit Python sollte
das Produktangebot um eben jenes entscheidende Fahrelement erweitert
werden.
Die Konkurrenz in Europa war groß, schließlich
produzierte der legendäre Hersteller Schwarzkopf eine
Loopingbahn nach der anderen und stützte sich dabei einzig und
allein auf den von Werner Stengel nach dem Klothoidenprinzip entworfenen
Vertikallooping.
Python begeisterte die jugendliche Zielgruppe von Anfang
an, nur das Stammpublikum von Efteling konnte mit diesem "nackten"
Thrillride nicht unbedingt viel anfangen. Zwar wurde die Bahn recht harmonisch
in die Parklandschaft eingebunden - sie führt über einen Hauptweg
nebst kleinem Teich und ist von viel Buschwerk umgeben - doch mit Märchen,
dem Standbein von Efteling, hatte dieses neue Fahrgeschäft
überhaupt nichts gemein. Dieser Jugendsünde folgten sogar weitere,
doch die kurzweiligen Actionfahrten stören das Gesamtbild des Parks in
keiner Weise, schließlich bevölkern sie primär nur den Nordteil
von Efteling und sind in den letzten 20, 30 Jahren von der Natur
regelrecht umwuchert worden.
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Links: Die bodennahe Bayernkurve - Rechts: Die
zwei Vertikalloopings ragen neben dem Lifthügel als einzige
Streckenelemente über die Baumwipfel |
Mitte der 90er Jahre erwog man sogar einen Ausbau der
Phyton zur Phyton Plus: Das bestehende Layout mit seinen zwei
Vertikalloopings sollte um über tausend Streckenmeter nebst einem
zusätzlichen, über 40 Meter hohen Lift ergänzt werden, der bis
zu 60 Grad steile Abstürze, Tunnel und verschiedene unterschiedliche
Inversionen ermöglichen sollte. Mit Phyton Plus wollte
Efteling in Europa, wenn nicht sogar weltweit einen neuen Meilenstein
setzen. Vekoma hatte bereits alle Pläne ausgearbeitet, bis die
Gemeinde das Projekt kippte.
Statt dessen wurde das altersschwache Rollmaterial ersetzt. Die
Chassis der neuen Züge hatten jedoch Strukturprobleme, dass die neuen
geschwungenen Kunststoffverkleidungen in einer Nacht- und Nebelaktion wieder
auf die alten Stahl-Chassis montiert werden mussten.
Fakten zur Python |
Europas erste Loopingbahn mit vier
Inversionen |
Gesamthöhe |
29
Meter |
Schienenlänge |
750 Meter |
Max. Geschwindigkeit |
75 km/h |
Max. Beschleunigung |
3.5g |
Inversionen |
4: 2x Vertikallooping, 2x Corkscrew |
Fahrtzeit (Start bis Stillstand) |
55 Sekunden |
Fahrzeuge |
2 Züge mit je 7 Wagen, 4 Plätze pro Wagen |
Hersteller |
Vekoma, KumbaK (Züge), Niederlande |
Betreiber |
Efteling, Kaatsheuvel, Niederlande |
Eröffnung |
12. April 1981 |
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Link zur Webseite von
Efteling |
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2005 wurde das Rollmaterial durch Wagenverbünde der
niederländischen Firma KumbaK ersetzt. Die Splittergruppe
ehemaliger Vekoma-Ingenieure versprach alles besser zu machen, doch das
ambitionierte Ziel wurde nur bedingt erreicht. Die Züge sind ergonomisch
zwar ein Quantensprung, doch fielen sie technisch eher negativ auf. Schon
mehrfach wollten sie nicht den Weg in die Station zurückfinden.
Für den Fahrgast sticht offensichtlich die luftige Bauweise
der Züge ins Auge. Statt einen halben Meter tief in die typische
Vekoma Zugwannenform zu steigen, kann spielend einfach ohne Verrenkungen
der Sitzplatz eingenommen werden.
Der Zug beginnt die leicht abschüssige Strecke aus der
Station hinauszurollen und erklimmt nach einer 180° Linkskurve den 29 Meter
hohen Lifthügel. Nach einer weiteren Linkskurve ist die Station
wieder direkt im Blickfeld und der Zug stürzt 22 Meter hinab, um auf 75
Stundenkilometer zu beschleunigen und sich im ersten Vertikallooping zu
überschlagen. Bis zu 3.5g Vertikalbeschleunigung wirken in der Ein- und
Ausfahrt der Kopfsteher auf die Fahrgäste. Drei weitere Kopfstände
sollen noch folgen, der zweite sogar ohne Verschnaufpause: Ist der letzte Wagen
gerade aus dem ersten Vertikallooping hinausgefahren, erklimmt der Vorderwagen
des 7-gliedrigen Zuges schon den nächsten. Die Welt steht wieder auf dem
Kopf. Die kurzweilige Fahrt auf der 700 Meter langen Strecke wird mit einer
Abfolge von zwei parallel zu den ersten beiden Inversionen liegenden
Corkscrews und einer Helix beendet.
An sich bietet Python für die heutige Zeit nichts
Außergewöhnliches mehr, schließlich ist das europäische
Achterbahnangebot vor allem in den letzten zehn Jahren verstärkt gewachsen
und hat viele Innovationen hervorgebracht, doch die Vekoma-Anlage mit
KumbaK-Zügen überrascht selbst nach fast 30 Jahren mit einem
angenehmen Fahrgefühl und einer rasanten, aber nicht unbedingt
halsbrecherischen Fahrt durch das Gelände.
Text: Coastersandmore - jp, Bilder: Coastersandmore,
Efteling |