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In der herrschaftlichen Villa Volta wartet eine
Illussionsfahrt |
Der Raum dreht sich, die Decke ist da, wo der Boden sein sollte,
und irgendwie wollen einem die Sinne vermitteln, dass man gerade auf dem Kopf
steht - Alles nur eine Illusion! Lange hat es gedauert, bis die Villa Volta
ihren Einzug im Efteling zelebrieren konnte: Zehn Jahre vergingen
von der ersten Idee bis zur Eröffnung, doch Mastermind Tom van de
Veen hat diese Dekade bestens genutzt, um eine wahrhaft phantastische
Attraktion auf die Beine zu stellen. Alle guten Dinge benötigen eben ihre
Zeit.
Die Efteling-eigene Kreativabteilung kreierte eine passende
Storyline und zeichnet für die künstlerische Gestaltung
verantwortlich. Der durch seine Achterbahnen bekannt gewordene
niederländische Hersteller Vekoma entwickelte die nötige
Ride-Technologie. Die 1996 eröffnete Attraktion wurde derart erfolgreich,
dass Vekoma die nötige "Hardware" in den Folgejahren, meist
inklusive eines jeweiligen thematischen Konzeptes, an verschiedene
Freizeitparks verkaufen konnte. Auch das Phantasialand eröffnete im
Jahre 2002 eine derartige Anlage. Der Pionier Villa Volta bleibt aber
trotz der neuen Konkurrenz die wahrscheinlich schönste Attraktion dieser
Art.
So beeindruckend das Fahrkonzept dieser Illusionsschaukel
daherkommt, so erstaunlich ist es, dass einzig und allein dessen Verpackung neu
definiert wurde: Der Grundgedanke dieser Fahrattraktion fand schon auf den
Jahrmärkten Anfang des 20. Jahrhunderts Anwendung und selbst die
Freizeitparks präsentierten schon in den 70er und 80er Jahren diese
"Drehenden Häuser". Mit der Villa Volta wurde das Konzept
letztendlich perfektioniert.
Von außen betrachtet erscheint die in einem liebevoll
angelegten Garten gelegene Villa recht unscheinbar. Ihr schicksalhaftes
Verhängnis wird dem Besucher erst nach Betreten offenbart: Es ist
schließlich nicht irgendein Haus, in das gerade Einlass gewährt
wurde. Vielmehr handelt es sich um das verfluchte Anwesen des legendären
Hugo van de Loonsche Duynen. Basierend auf der Legende von Hugo und den
Bokkerijders, einer skrupellosen Diebesbande, die im 18. Jahrhundert durch die
niederländischen Dörfer gezogen sind und eine Schneise der Gewalt und
Verwüstung hinterließen, werden die Besucher in der Preshow vom
greisen Hausherren persönlich gewahr, dass ein Fluch über dem Anwesen
liegt. Leider werden die Texte nur auf Niederländisch vorgetragen, die
Hintergrundgeschichte ist aber mehrsprachig im Wartebereich angeschlagen.
Der Hausherr erzählt schließlich, dass er in jungen
Jahren sogar vor Kirchen nicht Halt machte, und deren Altarschätze trotz
diverser Warnungen einheimste. Eine Tat, die er heute bereut, denn mit dem
Diebesgut zogen auch die Geister in sein Haus ein und drangsalieren ihn bis
heute.
Letztendlich darf sich der Besucher selbst davon überzeugen,
denn Hugo entlässt die Gäste in seinen Wohnraum. Dieser stellt sich
als pompös eingerichteter, länglicher Saal heraus, in dem die
Gäste in insgesamt vier Sitzreihen Platz nehmen dürfen. Jeweils zwei
Reihen sind gegenüberliegend zur Mitte des Raums gerichtet. Ein wenig Zeit
bleibt noch, den herrlich eingerichteten Raum mitsamt Kamin, Spiegeln und
eindrucksvoll verzierten Gemälden zu bestaunen, dann wird das Licht
gedimmt und das Abenteuer beginnt.
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Im Showraum beginnen urplötzlich
Sitzbänke und Raumkulisse zu rotieren |
Musik beginnt zu spielen und die Besucher erfahren, mit welchem
Fluch Hugos Anwesen wirklich belegt ist: Das ganze Haus scheint sich um die
sitzenden Besucher zu bewegen, die Illusion wird perfekt, wenn man durch
intelligente Sinnestäuschung meint, sich sogar um die eigene Achse zu
drehen. Blickte man vorher noch auf eine Wand mit ihren wild klappernden
Spiegeln, so befindet sich wenige Sekunden später dort der
Fußboden.
Die Drehung nimmt immer mehr an Dynamik zu, bis sich die vier
Wände plötzlich in ungeheurer Geschwindigkeit um 360° um die
staunenden Besucher überschlagen. Ein phantastisches Erlebnis, welches
durch die perfekt abgestimmte, eigens komponierte wuchtige Musik und
Lichteffekte untermalt wird. Trotz vieler Nachfolger ist die
atmosphärische Dichte der Villa Volta bislang eine Klasse für
sich. Einzig Hex im englischen Alton Towers spielt in der
gleichen Liga, profitiert bei seiner Stimmung jedoch davon, dass der Zugang
durch die alt-ehrwürdigen Alton Towers erfolgt.
Die technische Umsetzung der sinnestäuschenden Attraktion
basiert auf einer simplen Methode, die von Vekoma perfektioniert wurde:
Im Gegensatz zu den früheren Jahrmarktattraktionen ist der
Antriebsmechanismus nebst aller rotierenden Komponenten vom Besucher nicht
einzusehen. Die Besucherplattform mit ihren vier Sitzbänken wurde in einen
riesigen, rotierenden Zylinder eingebaut, der sich wie eine Waschtrommel
mehrmals um die eigene Achse drehen kann. In der elf Meter Durchmesser
großen Zylindertrommel ist der Wohnraum installiert. Zusätzlich ist
die Besucherplattform ebenfalls an der Rotationsachse angebracht und kann in
einem Spielraum von 60° einer Schaukel gleich kontrolliert hin- und
herschwingen. Während des Showerlebnisses steht der Fahrgast zu keinem
Zeitpunkt auf dem Kopf, auch wenn die perfekt aufeinander abgestimmten
Rotationsbewegungen der Trommel und des Fahrgastträgers dies vermuten
lassen. Ein recht simples Prinzip, welches bei der fast fünf Millionen
Euro teuren Villa Volta bis ins kleinste Detail vollendet wurde.
Text: Coastersandmore - jp, Bilder: Coastersandmore
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