Nahe des Eingangsbereiches Morocco liegt
Gwazi. Der 1999 eröffnete Dueling Wooden Coaster tangiert
mit seinen einladenden Stationsgebäuden im afrikanischen Stil den
Verbindungsweg zwischen den Bird Gardens und dem Parkeingang, welcher
neben dem Moroccan Palace Theatre mit darin befindlicher
30-minütiger Eisrevue auch verschiedene Shops und Restaurants
beherbergt.
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Das verschlungene Layout von Gwazi aus der
Luft |
Der zentral gelegene Holzlindwurm des amerikanischen
Herstellers Great Coaster International, kurz GCI, belegt eine
gigantische Fläche, die nur aus der Luft betrachtet im Detail einsehbar
ist. Bis auf die Station und die beiden Lifthügel bleibt dem
Parkbesucher das Layout vollkommen verschlossen - selbst die Mitfahrer haben
auf den unübersichtlichen Parcours mit ihren zwei grundlegend
verschiedenen Streckenführungen Mühe, die Orientierung zu
behalten.
Entsprechend dem Hauptthema von Busch Gardens Tampa
Bay präsentiert sich der Eingangsbereich des Achterbahnduos in einem
"typisch afrikanischen" Strohhutdesign. Zwar wurde für Gwazi kein
eigenständiger Themenbereich kreiert, doch der Eingangsbereich erstreckt
sich über einige Laufmeter des Hauptweges und wird durch einen
angrenzenden Shop, einen Snackstand und ein Wasserspiel ergänzt. Dagegen
bleiben die Flächen links und rechts neben den beiden Holzparcours
ungenutzt. Dafür wurde rund um den mythologischen Namen Gwazi eine
Geschichte verfasst, die dem Besucher jedoch aufgrund fehlender Spielszenen
verschlossen bleibt.
Halb Tiger, halb Löwe stellt Gwazi ein
Fabelwesen dar, welches sein ganzes Leben lang über mit den beiden
unterschiedlichen Tiercharakteren in Konflikt steht. Welche der beiden
Charakterseiten die Oberhand gewinnt, soll das nun folgende Duell klären.
Die Züge bilden dabei jeweils eine Metamorphose des Wesens. Dabei weist
jedoch nur eine unterschiedliche Farbgebung mit dargestelltem zweidimensionalem
Tieremblem auf die jeweilige Figur hin. Die Wagen sind in der
Standardausführung des Herstellers GCI gehalten.
Hauptaugenmerk des "Dueling Designs" der jeweils 1000 Meter
langen Lindwürmer sollen die sechs verschiedenen Duelle sein. Diese
stellen sich aber als nüchternes Aneinandervorbeifahren der Züge
heraus, selbst wenn dieser Vorgang stellenweise bei einer
Relativgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern erfolgt und der Fahrtwind an
den Mitfahrern nur so vorbeirauscht. Die Zuginsassen müssen sogar
regelrecht darauf achten, die "Attacken" des Gegenparts nicht zu verpassen.
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Rechts: Viel mehr als die Stationsausfahrt
ist vom Boden aus nicht erkennbar |
Eine Holzachterbahn bietet aufgrund ihrer
konstruktiven Gegebenheiten - links und rechts der Schiene befindet sich ein
Wartungssteg mit Handlauf - eben nicht die Möglichkeiten wie zum Beispiel
die stählernen Inverted Coaster Dueling Dragons im nahen
Islands of Adventure, auf denen sich die Kontrahenten in den
Inversionsfiguren bis auf einen Meter annähern. Bei Gwazi
sind aber dennoch zwei der Begegnungen hervorzuheben: Die eine findet direkt
nach der ersten Abfahrt statt. Hier fahren die beiden Züge frontal
aufeinander zu, um im letzen Moment auszuweichen. Bei der anderen Begegnung
gleiten die beiden Züge in einer stark geneigten Abfahrt aneinander vorbei
und die Mitfahrer bieten sich ein wahres Kopf an Kopf Rennen. Leider bleibt der
optische Showeffekt der Duelle den Parkbesuchern vollkommen verborgen.
Die beiden gänzlich unterschiedlichen
Streckenverläufe bieten fern der Duelle gerade für Fans von
Holzachterbahnen einen Heidenspaß. Nicht nur der jeweilige Fahrablauf ist
auf der verschlungenen und überaus unübersichtlichen Strecke
gelungen, auch der Thrill wird durch die recht hohe Geschwindigkeit potenziert.
Obwohl die beiden Layouts nur eine Höhendifferenz von 27 Metern aufweisen,
wird durch die niedrig gehaltene Trassierung ein wahres High Speed Abenteuer
aufgeboten. Die Geschwindigkeit bleibt dabei auf fast konstant hohem Tempo,
Phasen der Erholung bieten die zwei Layouts nicht.
So unterschiedlich die beiden Charaktere der Rivalen sind,
so unterschiedlich ist auch das Fahrerlebnis beider Streckenverläufe:
Einzig und allein die hohe Geschwindigkeit und der spiegelverkehrte Verlauf von
der Station bis zum Lifthügel nebst der ersten Abfahrt sind die
Gemeinsamkeiten. Dem Hersteller GCI ist es gelungen, beiden Anlagen
komplett unterschiedliche Charakteristika zu verleihen. Allerdings ist die auch
für Holzachterbahnen vorherrschende ruppige Fahrweise auf beiden Seiten
gleich stark ausgeprägt.
Die blaue "Tiger"-Bahn bietet mehr, deutlich erhöhte
Querneigung aufweisende Kurvenabschnitte in einem gedrungeneren Layout. Die
gelbe "Löwen"-Seite glänzt mit längeren geraden Abschnitten, die
mehrere Auf- und Abfahrten bereithalten. Trotz dieser Eigenart wird den
Mitfahrern des "Löwen" Zuges nur wenig Airtime geboten - jene Abschnitte,
die durch Schwerelosigkeit oder sogar Passagen mit abhebenden Kräften
glänzen. Die Hügelkombinationen wurden für diesen Effekt zu
flach ausgestaltet. Unbeeindruckt dessen ist das Fahrerlebnis auf beiden
Layouts als äußerst intensiv einzustufen - das charakteristische
"shake, rattle and roll" der klassisch errichteten Holzachterbahnen erzielt
dabei sein übriges. Der Zug und dessen Räderwerk schwimmt
förmlich zwischen den beiden laminierten Holzschienen. Der Fahrgast dankt
dabei den gut gepolsterten Sitzreihen. |