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Das erste Serienfahrzeug des X-Car |
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Am auffälligsten auf dem Stand von Maurer Söhne
war der Prototyp des neuen X-Car. Nachdem das Konzept vor
einem Jahr in Genua präsentiert wurde, konnte nun die
serienreife Ausführung in der Praxis getestet werden.
Vorgabe beim Design war, mehr als vier Plätze pro Fahrzeug
zu bieten, dabei aufgrund der Fahrdynamik jedoch nur zwei Sitze
pro Reihe zu verwenden. Denn Berechnungen haben ergeben, dass die
Belastungen bei Viererreihen zwischen den beiden äußeren
Positionen um beinahe 100 Prozent differieren und somit Einschränkungen
bei der Layoutgestaltung vorhanden wären. Man wählte
Einzelfahrzeuge mit drei Reihen, da ein Zug für innovative
Fahrfiguren nicht geeignet wäre.
Trotz dieser Möglichkeiten ist der Abstand zwischen den
Reihen wie auch den einzelnen Sitzen sehr großzügig
bemessen, was für ein maximales Freiheitsgefühl bei den
Fahrgästen sorgt. Zur Kapazitätssteigerung wird es möglich
sein, zwei Wagen zu einer Einheit zu koppeln. Dabei ist es
ebenfalls denkbar, einen davon rückwärts auszurichten.
Mit diesem 12-sitzigen Minizug soll sich ein Besucheraufkommen von
bis zu 1800 Personen pro Stunde bewältigen lassen. Doch ist
das X-Car nicht auf die auf der Messe vorgestellte Sitdown-Variante
beschränkt, denn auf der gleichen Plattform ist ebenfalls
eine Ausführung als spinning, floorless oder
schlitternd möglich. Die Charakteristik des X-Car
erlaubt sehr geringe Kurvenradien und ist deshalb prädestiniert
für waghalsige Layouts auf kleiner Grundfläche.
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Das
X-Car im Praxistest des coastersandmore Redakteurs |
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Herzstück der Wagen ist der revolutionäre X-Seat,
der zusammen mit dem TÜV München, dem Institut
für Ergonomie der TU München und einem Ingenieurbüro
für Industriedesign entwickelt wurde. Dessen Besonderheit ist
das ergonomische Rückhaltesystem, denn nur mit einem Schoßbügel
ausgerüstet sind längere Belastungen von -1g möglich.
Selbst ausgedehnte Überkopffahrten bei neu arrangierten
Figuren sind durchaus angenehm fahrbar. Dies liegt in erster Linie
darin begründet, dass das Gewicht nicht auf den Schultern
lastet, sondern am Schoßbügel hängt. Durch die
Gestaltung des Sitzes wird sowohl Kindern von 120cm Körpergröße
als auch stattlich gebauten Erwachsenen von bis zu zwei Metern ein
sicherer Halt gewährleistet. Auch bezüglich der
Wartbarkeit stößt der X-Seat in neue Bereiche
vor. Da er samt Bügel eine eigenständige Einheit unabhängig
vom Fahrzeug bildet, kann er problemlos und schnell ausgetauscht
werden.
Die Kombination aus X-Car und X-Seat erlaubt völlig
neuartige Fahrabläufe. Eines von vielen möglichen
Elementen ist der Humpty Bump Lift: Erst erklimmt der
Wagen senkrecht den Lift, um diesen dann langsam über Kopf zu
verlassen - vergleichbar mit der Ausfahrt aus einem herkömmlichen
Vertikallooping. Besonders effektvoll dürfte auch der Inverted
Camelback sein, bei dem einige Sekunden lang Schwerelosigkeit
kopfüber herrscht.
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Links: Kippsitz - Rechts: Fahrprogramm mit
Kippsitz |
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Der Prototyp des X-Car war zur Messe auf einem Stück
Track befestigt, das mit einem Mechanismus langsam um die Längsachse
drehbar war. Bei Probe"fahrten" zeigte sich, dass die
Ingenieure nicht zu viel versprochen haben: Selbst ein Kopfstand
von 30 Sekunden war aus ergonomischer Sicht problemlos möglich.
Man darf also auf die Erstauslieferung des Xtended Roller
Coaster gespannt sein - Etwa zehn Layouts sind bereits fertig
kalkuliert, sodass entsprechende Anlagen innerhalb von ein bis
zwei Wochen vertragsfähig wären. Momentan ist in dieser
Hinsicht noch nichts spruchreif, die Chancen für eine solche
Anlage in Europa im Jahre 2005 stehen jedoch recht gut.
Das Xtended-Konzept findet sich nicht nur bei Achterbahnen,
sondern ebenfalls beim Power Tower. Und auch hier steckt
der Clou im Sitz: Über eine Hydraulik kann dieser während
der Fahrt um 30 Grad nach vorne geneigt und auch wieder
eingefahren werden. Dadurch gewinnt der Turm zusätzlich an
Dynamik und Thrill. Doch auch jetzt gibt es noch eine Steigerung:
Den Xtended Power Tower Earthquake. Zwei der vier Stützpunkte
des Stahlturmes sind auf Hydraulikzylindern gelagert, sodass die
gesamte Konstruktion wie von einem Erdbeben erfasst hin- und
herzittern kann. Da die Ära der Freifalltürme jedoch
ihren Zenit überschritten zu haben scheint und die voll
ausgerüstete Version mit 3,5 Millionen Euro mehr als das
Doppelte des Basismodells kostet, ist eine Auslieferung in
absehbarer Zukunft leider fraglich. |