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Pleasure Beach Blackpool

Space Invader 2

Space Invader 2 ist in einem kometenhaften Gebäude untergebracht

Verlässt man den Beaver Creek Themepark in südlicher Richtung, führt der Weg vorbei an einem riesigen Asteroiden, in dessen Innerem sich der Space Invader 2, ein extraterrestrischer Achterbahngenuss, versteckt. Zur Saison 2004 beauftrage Blackpool die von ehemaligen Vekoma-Mitarbeitern gegründete KumbaK, um die Indoorvariante des Viererbobs von Zierer zu überholen und mit neuen Zügen und Magnetbremsen zu versehen. Die Besucher jagen nun in Einzelfahrzeugen, in denen jeweils drei Passagiere hintereinander platziert werden, rund 400 Streckenmeter durch das "Weltall". Doch bevor man sich auf die Reise in ferne Galaxien machen kann, müssen die Hobby-Astronauten noch eine Prüfung bestehen: Die Warteschlange. Diese entspricht nämlich noch dem ursprünglichen Anstellgang aus dem Jahr 1984 und ist wahrlich nichts für Menschen mit Klaustrophobie.

Hat man den engen Tunnel mit seinen steilen Treppen gemeistert, hindert nichts mehr den intergalaktischen Ausflug. In bewährter Viererbob-Tradition gibt es ein kurviges Auf und Ab mit rund 20 Metern Höhendifferenz, welches durch anschauliche Spezialeffekte versüßt wird. Der Space Invader war und ist niemals die spektakulärste, längste oder schnellste Indoor-Achterbahn gewesen; wollte er aber auch nicht sein, sondern einfach nur eine familienfreundliche Attraktion, an der alle ihre Freude haben können.

Pferderennen auf Stahlrohren

Das Rennen beginnt auf dem Steeplechase

Weiter in Richtung Süden gelangt der Parkbesucher vorbei an einem Heckenlabyrinth zu einer besonders kuriosen und inzwischen einzigartigen Achterbahn, der Steeplechase. Wie viele Attraktionen des Pleasure Beach hat auch die Steeplechase den Pferdesport - diesmal das Geländereiten - zum Vorbild. Bei dem seit 1977 zu erlebenden Rennen von der amerikanischen Firma Arrow Dynamics, welche in Blackpool auch die Anlagen Minetrain, Irn-Bru Revolution und die Big One verantwortete, gibt es gleich drei Fahrstrecken, auf denen die Mitfahrer um den Sieg kämpfen. Und ungleich der zweispurigen Grand National wird hier nicht in einem ordinären Achterbahnwagon Platz genommen, sondern stilecht auf dem Rücken einer Pferdenachbildung. Diese Sitzposition, welche eher mit der in einem klassischen Dampfkarussell vergleichbar ist, gibt den Fahrern, lediglich durch einen einfachen Gurt gesichert, eine unglaubliche Freiheit während des gesamten, fast 800 Meter langen Ritts.

Nach einer Rechtskurve aus der Station hinaus geht es direkt auf den ersten der beiden Lifthügel. Oben angekommen neigen sich die Pferde gemächlich nach links und der Ritt über den Hindernisparcours beginnt. Zwei kleine Sprünge und die Chaisen durchqueren die Holzstruktur des Rollercoasters, in dessen Turnaround sich ebenfalls eine 180°-Wende der Steeplechase befindet. Über das Heckenlabyrinth hinweg fegen "Reiter" mit rund 45 Stundenkilometern und brechen erneut durch das Fachwerk der Holzachterbahn. Ein weiterer kleiner Hügel, eine Rechtskurve und der Sprung über einen Wassergraben folgen, bevor sich die Pferde nach einer letzten Linkskurve vor dem zweiten Lift auf selbigem eine Ruhepause gönnen dürfen.

Oben angekommen geht es mit einem Sprung über den Track des Big Dipper und einer S-Kurve folgend nach rechts über die Go-Kart-Bahn des Pleasure Beach hinweg. Auf der Zielgeraden warten noch zwei letzte Hügel darauf, bezwungen zu werden, und das Rennen hat nach knapp zwei Minuten ein Ende.

Pepsi Max Big One

Links: Der First Drop der Big One

1994 eröffnete Pleasure Beach Blackpool die Pepsi Max Big One. Schon im November 1991 wurden erste Pläne verlautbart, die von der höchsten und schnellsten jemals gebauten Stahlachterbahn sprachen. Zweieinhalb Jahre später wurde das "Projekt ´94" eröffnet. Der 1676 Meter lange Lindwurm erstreckt sich über ein Drittel der gesamten Parkfläche und über- oder durchquert dabei nicht weniger als vier weitere Achterbahnen sowie verschiedene andere Fahrattraktionen und Wege. Der 65 Meter hohe Lifthügel wurde zwischen der Steeplechase und dem Big Dipper errichtet. Die erste Abfahrt und nachfolgende Camelbacks liegen parallel zum Ocean Boulevard, während die aufgestelzte Kehrtwende über die Station der Grand National nahe des Haupteingangs führt.

Die Big One prägt mit ihrer blauen Stahlstruktur und der roten Schiene seit ihrer Eröffnung die Skyline von Blackpool, auch wenn die teilweise ruppigen Fahreigenschaften und die Qualität der Schienenführung schon wenige Jahre nach ihrer Eröffnung mit modernen Stahlachterbahnen und ihren dreidimensional perfekt eingerechneten Kurvenverläufen nicht mehr mitzuhalten vermochte.

Trotzdem ist die Achterbahnstruktur mit ihren klassischen fachwerkartigen Hügeln ein Erlebnis für das Auge. Man mag nicht glauben, welche Anstrengungen nötig waren, um dieses gigantische, 2600 Tonnen schwere Bauwerk mitten im Geschehen des Pleasure Beach zu errichten. Veranschlagt war das Projekt mit rund sechs Millionen Pfund, verschlang aber schließlich mehr als das Doppelte des kalkulierten Budgets.

Big Ones Turnaround überragt die gesamte Strandpromenade

Für das Design der Big One zeichnete die amerikanische Arrow Dynamics, die schon die Irn-Bru Revolution oder den Steeplechase nach Blackpool brachten, verantwortlich. Zusätzlich wurden die Consultant-Ingenieure Allot & Lomax aus Manchester verpflichtet, welche das Fundament für den Stahlkoloss erschlossen. 1250 Pfähle wurden bis zum Frühjahr 1993 in den Erdboden getrieben, stellenweise bis zu zwölf Meter tief, um den Fundamentsockeln für die mächtige Stahlstruktur Halt zu geben. Im Sommer des gleichen Jahres wurde das Tragwerk hergestellt. Für die Fertigung der Stahlteile wurde das englische Stahlunternehmen Watson Steel beauftragt, welches in den Folgejahren auch andere Achterbahnhersteller belieferte. Über den Winter wurde die Big One errichtet, so dass die Anlage im Mai 1994 eröffnet werden konnte.

Mit Pepsi als Sponsor rollen die fünfgliedrigen Wagenverbünde aus dem Bierfass - der Station - durch eine überdimensionale Blechdose mit Aufdruck des Sponsors, bis der Kettenlift den Zug zügig zur Liftkuppe bringt. Dort oben, am höchsten Punkt des Pleasure Beach, dreht sich der Wagenverbund in einer engen, rechtsgerichteten Abfahrt in die Tiefe, beschleunigt im 62 Höhenmeter tiefen Fall auf 119 Stundenkilometer, um dann über den Dächer der Promenade entlangzurasen.

Dem Zug und seinen Insassen stellen sich auf den ersten 1000 Streckenmetern zwei Camelbacks und eine Kehrtwende in rund 40 Metern Höhe in den Weg. Letztere vermag vor allem durch ihre hohen überdimensionalen Rundrohrstützen zu beeindrucken, welche Schiene und ein spezielles Viergurttragwerk tragen. Dadurch wird die kompakte Dreigurtschiene drastisch versteift und so die Zahl der notwendigen Stützen deutlich reduziert. Dies ermöglichte erst die Errichtung der Kehrtwende "inmitten" des Park, schließlich überschattet die Struktur eine handvoll Rides und Showgebäude.

Links: Der übermächtige Turnaround aus einer unüblichen Perspektive

Die beiden hohen Camelbacks lassen die geliebte Airtime vergleichbarer Hypercoaster vermuten, doch diese wird auf der Big One grundsätzlich verwehrt: Statt die Hügelkuppen parabolisch auszuformen, setzt das amerikanische Streckendesign von Arrow Dynamics auf rudimentäre Ansätze. Einer 30° aufsteigenden Geraden folgt ein weiter Kurvenbogen hinein in die 30° steile Abfahrt. Zwischendurch gibt es weitere Richtungswechsel im Kehrtwendenbereich.

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Nachdem die parallel installierte Hin- und Rückfahrt absolviert wurde, erfolgt die durch einen Bunnyhump absolvierte Überquerung des Südeingangs. Die Strecke schmiegt sich dann an das später errichtete Big Blue Hotel und steuert eine 360°-Helix an, welche im Hintergrund der Steeplechase platziert wurde. Eine weite 180°-Kurve vorbei am Labyrinth und Space Invader 2 bringt den Zug unter die östliche Hauptachse und die Irn-Bru Revolution, bis der Wagenverbund in die pneumatische Stationsbremse einfährt.

Die Big One war zwei Jahre lang die höchste Achterbahn der Welt, bis sie 1996 durch den japanischen Fujiyama abgelöst wurde. In Europa wird sie seit dem Jahre 2002 vom Silverstar im Europa Park übertroffen. Trotzdem wird das Stahlmonster in Blackpool weiterhin als höchste und schnellste Achterbahn Europas beworben. Den plakativen Werbeaussagen zur Folge erreicht die Big One eine Höhe von 71,5 Metern und eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern. Dass man den gerade einmal 50 Meter entfernten Meeresspiegel als unteren Meßpunkt herangezogen hat, erscheint zweitrangig. Die reale Höhe der Achterbahn schrumpft daher um rund siebeneinhalb auf 65 Meter - Trotzdem ein immer noch beachtlicher Wert. Der Hype auf der englischen Insel ließ sich von diesem Zahlenwirrwar jedoch nicht aufhalten: Pepsi Max Big One zog in der ersten Saison 25 Prozent mehr Besucher an.

Text: Coastersandmore - cs, Bilder: Coastersandmore

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