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Pleasure Beach Blackpool

Action- und Darkrides im Überfluss

Links und mitte: Ice Blast Space Shot - rechts: Alice im Wunderland

Will man sich nach der überaus feuchtfröhlichen Begegnung mit den Göttern des hohen Nordens lieber einem anderen Aggregatzustand von Wasser fröhnen, so kann man zum Trocknen eine Fahrt auf dem Ice Blast wagen. Die erste Installation eines S&S Space Shots im Vereinigten Königreich aus dem Jahr 1997 wartet direkt vor Valhallas Ausgang auf mutige Himmelsstürmer und bietet zugleich einen wunderbaren Ausblick auf die See, den Pleasure Beach oder Blackpool selbst.

Ein weiteres, jedoch altehrwürdiges Rundfahrgeschäft in unmittelbarer Nähe ist der Derby Racer. Diesen einfach nur ein Pferdekarussell zu nennen wäre wohl eine Untertreibung und würde den Ausmaßen der Attraktion kaum gerecht. In einem Rund mit einem Durchmesser von 27 Metern finden sich 56 Pferderepliken, die jeweils zwei Personen tragen können. Zwei Jahre verschlangen die Konstruktion und der Bau, bis 1956 die ersten Besucher zum Pferderennen antreten konnten.

Wer sich nicht für Pferdesport begeistern mag, kann weiter auf den manchmal etwas unübersichtlich erscheinenden Pfaden des Pleasure Beach wandeln und einen der beiden Hauptwege weg von dem zentralen Platz um die Flying Machines in südlicher Richtung einschlagen.

Die klassische Ghosttrain bietet rasanten Spuk in Einzelchaisen

Hier finden sich vor allem Darkrides älterer Semester, welche aber keineswegs altbacken wirken. Der Alice im Wunderland Darkride vermag auch noch heute die Herzen von Kindern und Kind gebliebenen zu erwärmen. Insbesondere durch den Einsatz von mit Schwarzlicht beleuchteten Kulissen nach Motiven der Lewis-Caroll Geschichte und einer besonders verschlungenen, vorbildlich langen Streckenführung bleibt die Fahrt in den Grinsekatzen-Chaisen noch lange in Erinnerung.

Nebenan wartet der Ghosttrain - darf man den Gerüchten Glauben schenken, Großbritanniens einzige wirkliche Geisterbahn - auf wagemutige Besucher. Der Sage nach wird das Fahrgeschäft nämlich vom Geist eines ehemaligen Operators heimgesucht, der den Trubel seines einstigen Arbeitsplatzes wohl mehr zu schätzen weiß als die Ruhe im Totenreich. "Cloggy", so der Spitzname des Gespensts, sei aber nicht die einzige Spukgestalt, die sich hier eingenistet haben soll.

Das selbsternannte englische Medium Derek Acorah will bei den Aufnahmen für seine Fernsehsendung während einer Fahrt mit dem Ghosttrain gleich die Seelen zweier weiterer Verstorbener erspürt haben. Es darf gegruselt werden...

In den Trauma Towers wartet nach einem Walk-Through ein Indoor-Tagada

Wem das noch nicht schaurig genug ist, dem seien die Trauma Towers gleich um die nächste Ecke empfohlen, eine Kombination aus Walk-Through und einem Indoor-Tagada. Hier werden nämlich im Vergleich zu der zwar sagenumwobenen, aber doch verhältnismäßig zahmen Geisterbahn die Schauer gleich dutzendfach über die Rücken der Besucher gejagt und echte Gänsehaut ist garantiert. Das abschließende Hüpfen und Rotieren im Tagada, bei dem die Fahrgäste um eine gedeckte Tafel sitzen, ist nicht jedermanns Sache und kann deshalb ausgelassen werden.

Die windschiefe Fassade des verwunschenen Hotels grenzt an den zweiten Hauptweg des Pleasure Beach, auf dessen gegenüberliegender Seite im Jahr 2002 gleich mehrere ältere Attraktionen zu einer einzigen neuen recycled wurden. Unter dem Namen Impossible sind hier ein Spiegellabyrinth, eine Ausstellung mit optischen Täuschungen und eine alte Hexenschaukel unter ein Dach gebracht worden - Fans von Vekomas Mad Houses können hier das Original erleben.

Grand National

Allerdings darf man seinen Augen vertrauen, wenn man nach Verlassen der Gebäudezeile, die Impossible beheimatet, ein wahres Architekturhighlight des Pleasure Beach erblickt. Die Station der größten Holzachterbahn im Park ist dem Eröffnungsjahr 1935 entsprechend im Stil des Modernismus gehalten. Ihre weit ausladend geschwungenen Stationsdächer überschattet ein über 20 Meter hoher Art-Deco-Turm, auf dessen Front der Name der Attraktion in großen Lettern zu lesen ist: Grand National.

Der Möbius Racer Grand National wartet mit einer Art Deco Station auf

Joseph Emberton, damaliger Haus-Architekt des Pleasure Beach, dessen Ideen unter anderem das Casino-Gebäude am Eingang des Parks entsprang, zeichnete für das Design des Bahnhofs verantwortlich. Die Streckenführung wurde dem erfahrenen Charles Paige anvertraut, der an dem Platz der alten Scenic Railway, in Anlehnung an den Cyclone Racer im kalifornischen Long Beach, eine in Europa bis heute einzigartige Holzachterbahn entwarf.

Seinen Namen verdankt der jeweils 1000 Meter lange Holzcoaster dem größten und beliebtesten Pferde-Hindernis-Rennen Großbritanniens, welches seit 1836 alljährlich im nicht allzu fernen Liverpool ausgetragen wird. Und wie es sich für ein echtes Rennen gehört, liefern sich auch bei dieser Racing-Achterbahn zwei Kontrahenten, in diesem Fall die beiden auf parallel verlaufenden Fahrspuren entlangrasenden Wagenverbunde, einen Geschwindigkeitswettstreit. Gerade dieser Aspekt macht Grand National zu einem äußerst beliebten Fahrgeschäft, besonders bei größeren Gruppen, die in den beiden konkurrierenden Zügen wetteifern. Hier wird um den Sieg gekämpft, alles wird gegeben, um nach einem wahren Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem eigenen Zug zuerst wieder die Station zu erreichen.

Nach einem Brand im Jahr 2004, bei dem der Bahnhof und die darin befindlichen Achterbahnwagen zerstört wurden, erstrahlt die klassische Attraktion wieder im vollen Glanz alter Tage. Gleich nach dem fatalen Zwischenfall wurde das Stationsgebäude nach Embertons Originalplänen restauriert und zur Saison 2006 neue Züge von der Philadelphia Toboggan Coasters aus den USA erworben.

Ein weiter 180° Links- bzw. Rechtsbogen führt die Chaisen aus der Station heraus, diese parallel an den Einstiegsplattformen vorbei und durch einen Tunnel unter der zweiten Nord-Süd Achse des Parks hindurch, bevor der 21 Meter hohe Lifthügel erklommen wird. Eine 90° Linkskurve geleitet die beiden Züge zum First Drop.

Was nun folgt ist keineswegs ein ruhiger Ritt, den vielleicht manch ein Mitfahrer beim Erblicken des recht einfach gehaltenen Layouts der über 70 Jahre alten Achterbahn erwarten würde. Größenteils im Schatten der gewaltigen Halle des Valhalla Darkrides versteckt wartet ein furioses Fest aus Airtime und Adrenalin, welches sich in seiner Intensität auch vor Attraktionen heutiger Tage nicht zu verstecken braucht.

Rechts: Auf der Bremsstrecke mit nachgerüsteten Magnetbremsen wird der Sieger gekürt

Der First Drop ist im Falle der Grand National ein Double Down, die eigentliche Talfahrt wird also durch einen Extra-Hügel im Gefälle aufgewertet, wodurch eine enorme Portion Airtime, insbesondere auf den hinteren Plätzen im Achterbahnzug, erzeugt wird. Nach diesem rauschenden Start erklimmen die beiden Kontrahenten die erste Steigung, an die sich eine langgezogene Rechtskurve anschließt. Von hier an beschreibt das Layout zunächst eine große liegende Acht, in deren Kehrtwenden sich die beiden Züge heiße Duelle liefern und die jeweils innen liegende Spur natürlich einen kleinen Vorteil im Rennen genießt.

Nach der Kurve geht es erneut steil bergab, über einen Airtime-Hügel und wieder hinauf in den nächsten Richtungswechsel, diesmal nach links. Was folgt ähnelt dem just zuvor erlebten, jedoch wird dieses Mal zum einen die Holzstruktur der vorherigen Diagonalen durchbrochen, wodurch die Insassen mit einem netten Headchopper-Effekt erfreut werden, und zum anderen die Hügelabfahrt mit einem weiteren kleinen Double Down versüßt.

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Nach Absolvierung der Achterschleife tauchen die Achterbahnspuren in das Tragwerk der darüber liegenden ersten Rechtskurve ein und die Mitfahrer sind umgeben von einem Labyrinth aus Holzbalken und -streben, welche die Geschwindigkeit der nie schneller als 60 km/h werdenden Züge scheinbar um ein Vielfaches erhöhen. Wieder aus der Holzstruktur entlassen geht es auf gerader Strecke über zwei Bunnyhops und durch die finale 90°-Rechtskurve auf die Zielgerade. Hier folgen noch zwei kleinere Hügel und nach einer zweiten Unterquerung des Hauptweges erreichen die beiden Wagenverbunde nach jeweils gut einem Kilometer Strecke die Station.

Dem aufmerksamen Achterbahnpassagier könnte nun - sofern er nicht gerade vom Siegestaumel des gewonnen Rennens benebelt ist - etwas merkwürdig vorkommen, denn der Zug hält nicht auf der Seite der Station, auf welcher er auch bestiegen wurde. Wie durch Geisterhand wurden die beiden Stationshälften anscheinend vertauscht. Hinter diesem letzten Überraschungseffekt der Grand National steckt das Moebius-Prinzip: Der Moebius-Racer besteht nur vermeintlich aus zwei separaten Achterbahnstrecken, ist in Wirklichkeit aber nur ein einzelner langer Schienenstrang. Der Seitentausch findet noch vor dem Lifthügel, nämlich bereits bei der Stationsausfahrt statt.

Weltweit existieren heute lediglich drei hölzerne Rollercoaster dieser Gattung. Neben der Grand National im Pleasure Beach kann man einen solchen Achterbahnklassiker nur noch als Racer im Kennywood Park von Pittsburgh oder als Montaña Rusa im mexikanischen La Feria Chapultepec Magico bewundern. Stählerne Möbius-Bahnen sind bislang nicht bekannt.

Text: Coastersandmore - cs, Bilder: Coastersandmore

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