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Links: Der 66 Meter hohe First Drop des Son of Beast
war der höchste weltweit - rechts: Der Vertikallooping im letzten Drittel
der Anlage wurde 2007 entfernt, 2009 wurde die Anlage komplett geschlossen und
später abgerissen |
Die Höhenmarke ist der begehrteste Rekord in der Achterbahnwelt.
Dabei ist kein Rekord ist so schwierig zu definieren wie dieser: Was ist nun
die entscheidende Höhe, um in den "Woody-Olymp" aufgenommen zu werden? Die
Gesamthöhe der Holzstruktur, die Höhendifferenz des Lifthügels
oder die der höchsten Abfahrt? Coastersandmore betrachtet zwei
Höhenangaben getrennt voneinander: Zum einen die Höhe der
eigentlichen Holzstruktur - vom Fundament bis zur maximalen Schienenhöhe -
zum anderen die Höhendifferenz der höchsten Abfahrt.
Schließlich kommt es nicht selten vor, dass eine Abfahrt durch einen
Tunnel führt oder im Falle des anderen Extrems das Bodenniveau in zehn
Metern Höhe streift. Die Betrachtung der maximalen Höhendifferenz der
Schiene liefert die wahre Höhe einer Achterbahn, da sie die Fahrdynamik am
stärksten beeinflusst.
Der Höhenrekord wird seit dem Beginn der über 100 Jahre
andauernden Ära der Holzachterbahnen angestrebt. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts galten Holzfachwerke von 15 bis 20 Meter Höhe als das
absolute, technisch realisierbare Maximum. Während moderne
Stahlachterbahnen auf schlanken, manchmal als V- oder A-Bock ausgeführten
Rundrohrstützen ruhen, benötigt die Holzachterbahn ein weitaus
aufwendigeres Fachwerkkonstrukt aus mitunter zehntausenden Holzbalken, welche
üblicherweise am Bauplatz in den Parks von Zimmerleuten abgelängt,
mit Nägeln und Schrauben zu Rahmenstrukturen zusammengebaut und
schließlich in der Vertikalen positioniert und untereinander verbunden
werden.
Dem Wagnis der Betreiber zu immer neuen Superlativen folgend wurde im
Jahre 1917 die gerade noch als gegenüber Windböen sicher geltende
Höhe von 20 Metern deutlich überschritten: Der amerikanische
Hersteller Miller & Baker errichtete im Paragon Park in den USA ein
Konstrukt mit dem bezeichnenden Namen The Giant. Dieses besaß einen 30
Meter hohen Lifthügel mit nachfolgender 27 Meter hoher Abfahrt. Heute
dreht der einst bewunderte Rekordhalter im Six Flags America nahe Washington
als Wild One seine Runden.
Je höher die Holzstruktur, desto breiter facht diese aus, um die
Seitenbeschleunigungen des Zuges in den Boden zu leiten oder Windlasten zu
trotzen. Das Holzfachwerk ist unterteilt in eine Primär- und
Sekundärstruktur. Die Primärstruktur liegt quer zur Fahrtrichtung und
besteht aus mindestens zwei senkrechten, etwa zwei bis drei Meter voneinander
platzierten vertikalen Holzbalken, den sogenannten Column Legs. Diese sind
untereinander durch horizontale und diagonale Balken in einer Fachwerkebene
ausgesteift. Die so gebildete Primärstruktur bezeichnen die Ingenieure als
Bents, welche typischerweise vor Ort auf der Baustelle am Boden zusammengesetzt
und mittels Seilzügen und Kränen in die vertikale Position gebracht
werden.
Je höher die Bents bauen, desto mehr Column Legs werden
nebeneinander arrangiert. Dabei erstrecken sich nicht alle Column Legs
über die volle Höhe. Vielmehr werden sie nach Außen hin immer
niedriger, die so gebildete Struktur wird also von unten nach oben quer zur
Fahrbahn betrachtet immer schmaler. Bei hohen Hügeln und vor allem bei
Kurvenfahrten werden statt mehrreihiger Bents auch sogenannte Batters, seitlich
herausstehende Diagonalen, an den Bentrahmen angebracht, um die hohen
Querkräfte der Kurvenfahrten abzufangen. Untereinander werden die Bents
durch die Sekundärstruktur verbunden, welche in Fahrtrichtung an der
Struktur angebracht ist. Die Sekundärstruktur besteht wiederum aus
Horizontalen und Diagonalen und versteift die Bents zu einem dreidimensionalen
Fachwerk.
Mit dieser einfachen Bautechnik lassen sich opulente und ästhetisch
ansprechende Megastrukturen errichten. 66 Meter ragte die höchste, bislang
errichtete Holzachterbahn in den Himmel. Son of Beast im King's Island, Ohio,
USA verschlang im Jahre 2000 eine Investitionssumme von 20 Millionen US-Dollar.
Bis heute wurde das Millennium-Werk in klassischer amerikanischer
Woody-Bauweise in seiner Höhe nicht übertroffen - wohl zu recht, denn
die Achterbahn erfuhr eine bewegende Geschichte.
Schon im ersten Betriebsjahr konnten die Fahreigenschaften auf der 125
Stundenkilometer schnellen Anlage als extrem ruppig bezeichnet werden und waren
selbst für Liebhaber des "shake, rattle und roll" eine Nummer zu heftig.
Die starken Vibrationen und Beschleunigungsspitzen setzen nicht nur den
Fahrgästen sondern auch der Holzstruktur zu. Diese wurde in der Folge
mehrfach überarbeitet. King's Island stand jahrelang im Rechtsstreit mit
dem Hersteller RCCA, der Roller Coaster Corporation of America aus Atlanta, und
anderen Subunternehmen. Der Streit fokussierte sich auf Konstruktions- und
Aufbaufehler, die zu millionenschweren Nacharbeiten seitens des Parks
geführt haben.
Ein Vorfall mit Personenschaden im Jahr 2006 führte zur
vorläufigen Schließung der Anlage. In einer der zahlreichen
Hochgeschwindigkeitskurven kollabierte ein Stützenfuss und führte zu
einer Beschädigung an zwei weiteren tragenden Querbalken, so dass die
gesamte Fahrschiene in einem lokalen Bereich um rund einen Meter absackte. Son
of Beast blieb bis Mitte 2007 geschlossen. Unter dem neuen Betreiber Cedar
Fair, welcher Paramount's King's Island kurz vor dem Vorfall erwarb, wurde die
Anlage überarbeitet und mit neuen, leichteren Zügen der deutschen
Firma Gerstlauer wiedereröffnet. Kurioserweise wurde dabei auch der 30
Meter hohe Vertikallooping, ein Unikat unter den Holzachterbahnen, entfernt.
Dessen Berechnung - wie die gesamte Statik und Dynamik der Bahn - stammte vom
Ingenieurbüro Stengel aus München. Statt Holz kam beim Looping eine
herkömmliche Stahlstruktur zum Einsatz, auf der die laminierte Holzschiene
befestigt wurde. |
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Die imposante Holzstruktur von Son
of Beast erhob sich nahezu majestätisch über die grüne Umgebung
des King's Island |
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Die Entfernung des Vertikalloopings minimierte die Spitzenbeschleunigung
und ermöglichte den Einsatz leichterer Züge, womit die kurvenreiche
Struktur geringer belastet wurde. Trotzdem wurde der Betrieb auf Son of Beast
im Sommer 2009 als Vorsichtsmassnahme eingestellt, da eine Besucherin eine
schwere Kopfverletzung bei einer Fahrt auf der Holzachterbahn erlitten haben
soll. 2012 entschied sich die Betreibergesellschaft Cedar Fair, die Achterbahn
zugunsten einer modernen Stahlachterbahn abzureissen. Der Betreiber hatte neben
den üblichen Wartungskosten mehr als zehn Millionen US-Dollar
zusätzlich in das Holzmonster investiert.
Die Wartungskosten von Holzgiganten können im Vergleich zu
Stahlachterbahnen binnen weniger Betriesbjahre schnell ansteigen und zu einer
Kostenkette führen, die selbst große Parkbetreiber nicht mehr zu
kontrollieren vermögen. Alleine die klassisch aus mehreren länglichen
Holzelementen geschichtete, laminierte Schiene ist üblicherweise innerhalb
der ersten fünf Betriebsjahre in Hochgeschwindigkeitsabschnitten komplett
auszutauschen. Die Struktur, welche sich durch die Witterungseinflüsse mit
wechselnder Luftfeuchtigkeit ständig dehnt und zusammenzieht, ist intensiv
auf schadhafte Querrisse zu prüfen.
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Der legendäre Racer in Kings Island beeindruckt
noch heute durch seine symmetrische Formschönheit |
Bauwerke wie einst Son of Beast bestehen aus über 100.000
Holzelementen. Die Wahrscheinlichkeit von Schäden einzelner Balken ist bei
dieser Summe an Einzelelementen nicht zu unterschätzen. Zwar kann eine
Fachwerkstruktur durch ihren vernetzten Aufbau bei Schädigung eines
vereinzelten Elements die auftretenden Kräfte durchaus anderweitig
ableiten - üblicherweise werden die Bents schon bei der Auslegung nie zu
einhundert Prozent statisch ausgenutzt -, doch bedarf eine
Holzachterbahnstruktur eines gewissenhaften Wartungsbetriebes, der etwa dem
zehnfachen Aufwand einer Stahlachterbahnstruktur entspricht. Der
Wartungsaufwand ist derart hoch, dass ein Betreiber einer klassischen
Holzachterbahn nach zehn bis fünfzehn Jahren das Initialinvestment der
Holzstruktur nochmals für Wartungs- und Austauscharbeiten abschreiben
kann.
Bevor Son of Beast verwirklicht wurde, tobte in den USA ein regelrechter
Wettkampf um die höchste Holzachterbahn, welcher in den 1990er Jahren
seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Der Run auf den Rekord nahm im
Jahre 1972 seinen Anfang. Damals sorgte der neue Freizeitpark King's Island mit
einer der ersten Holzachterbahnen nach der größten Konjunkturkrise
in der Branche für Medienaufmerksamkeit. Seit den 30er Jahren fristeten
Achterbahnen in den USA ein Schattendasein. Die Weltwirtschaftskrise um 1930
löste ein Pier- und Parksterben aus, dem hunderte der fest installierten
Holzachterbahnen zum Opfer fielen. Die Berichterstattung um den neuen Racer
fiel in den neuen amerikanischen Wirtschaftsboom, wobei die Presse das
filigrane Holzkonstrukt als achtes Weltwunder feierte, denn sie war für
eine Holzachterbahn einfach nur ungewöhnlich: Beim Racer verlaufen zwei
Schienenspuren parallel nebeneinander, so dass sich die beiden Züge ein
Wettrennen liefern können. Die klare und symmetrische Formgebung verleiht
der strahlend weißen Achterbahn eine besondere ästhetische Eleganz.
Die Out&Back Konstruktion des damals einzigen Herstellers von
Holzachterbahnen, der Philadelphia Toboggan Company, bietet zwei Lifthügel
mit 28 Metern Höhe.
Die Six Flags Gruppe, ein weiterer Betreiber von Freizeitparks, wollte
am Erfolg von King's Island teilhaben und zog ein Jahr später mit ihrer
Great American Scream Machine im Six Flags over Georgia nach. Planung und
Errichtung erfolgten unter enormem Zeitdruck, schließlich wollte man der
Konkurrenz aus Ohio in Nichts nachstehen. Das zweite Kriterium war der
Höhenrekord. Letzterer wurde mit der 32 Meter hohen Holzstruktur in die
Südstaaten geholt. Weil es neben der Philadelphia Toboggan Company, welche
heute vornehmlich Züge ausliefert, keinen weiteren Anbieter für
derartige Holzbauwerke in den USA gab, wandte sich der hauseigene Six Flags
Konstrukteur Don Rosser an die Marvin M. Black Company, welche seit 1967
Gebäude, Verkaufsstände und Überdachungen an Six Flags over
Georgia lieferte. Zusammen mit den Designveteranen John C. Allen, der das
Design für den Racer in King's Island verantwortet hatte, und dem
Konstrukteur William Cobb wurde das Projekt im September 1972 gestartet, um
keine sieben Monate später die erste Publikumsfahrt zu zelebrieren. Damit
das Bauvorhaben rechtzeitig fertiggestellt werden konnte, wurden die Bents der
Primärstruktur weitestgehend bei MMB vorgefertigt und direkt auf der
Baustelle aufgerichtet. Die Anlage bietet im Grundriss ein weitläufiges,
L-förmiges Layout und schmiegt sich majestätisch-elegant an einen
See.
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Links: Die Great American Scream Machine im Spiegel
der Abendsonne |
Trotz des durchschlagenden Erfolgs der Great American Scream Machine
konnte MMB erst 1978 eine weitere Holzachterbahn ausliefern. Ein Jahr
später wurde die eigene Unternehmensabteilung Roller Coaster Corporation
of America gegründet, welche sich um den Bau und die Instandhaltung von
Holzachterbahnen kümmerte. Es dauerte schließlich ganze zwölf
Jahre, bis RCCA ein neues Highlight unter den Holzachterbahnen verantworten
konnte.
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American Eagle im Racing Coaster Look |
Während dieser Dekade wuchs die Rekordmarke von ursprünglich
32 Metern Höhe stetig: 1976 eröffnete Six Flags St. Louis den
Screamin' Eagle, eine 33,5 Meter hohe Holzachterbahn unter Verantwortung des
Dreigespanns Don Rooser, John C. Allen und William Cobb. Zwei Jahre später
wurde diese Messlatte durch den 38 Meter hohen Racing Coaster Colossus im
kalifornischen Magic Mountain, heute unter dem Six Flags Dach firmierend,
höher gelegt. Dabei wurde erstmals in der Geschichte der Holzachterbahnen
die magische Höhenmarke von 100 Fuß überschritten. Hersteller
der insgesamt 1640 Meter langen Holzachterbahn war die Firma International
Amusement Devices, welche nur ein kurzes Intermezzo als Lieferant von Woodies
gab. Bis heute wurde der wartungsintensive "Holzwurm" im heißen Trichter
von Valencia, 45 Kilometer nördlich von Los Angeles, mehrfach in der
Streckenführung geändert. Schon nach der ersten Saison wurde die
ruppige Anlage komplett überarbeitet und dabei deutlich entschärft.
Den hohen Belastungen zollten auch die Züge ihren Tribut.
Die Six Flags Gruppe unter Don Rooser zeigte sich vom neuen Konkurrenten
in Kalifornien unbeeindruckt und legte 1981 mit dem Racing Coaster American
Eagle nach. Die Konstruktion in Six Flags Great America wurde von der damals
kleinen Schweizer Firma Intamin in Zusammenarbeit mit den Designern Curtis D.
Summers, James Figley und Leonard Wright verantwortet. Der gigantische American
Eagle galt mit einer Strukturhöhe von 39 Metern nicht nur als
Höhenrekordhalter unter den Holzachterbahnen, sondern konnte auch den
Titel der weltweit höchsten Achterbahn sieben Jahre lang für sich
beanspruchen. Ein Designclou katapultierte die Bahn ihn bislang unerreichte
Höhen: Die erste Abfahrt führt durch einen sechs Meter tiefen Tunnel,
wodurch der First Drop eine Höhendifferenz von 45 Metern erreicht.
Zusätzlich zum Höhenrekord erreichte die wuchtige Konstruktion zwei
weitere Meilensteine: 106 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit reichten
sieben Jahre lang zum Titel der schnellsten Achterbahn der Welt, und ein
Gefälle von 55° brachten den Titel der steilsten Holzachterbahn
für die nächsten elf Jahre.
Die Mammut-Bahn hatte die amerikanischen Mitbewerber das Fürchten
gelehrt. Erst acht Jahre später wurde der Höhenrekord wieder in
Angriff genommen. Dabei bediente sich der Designer Curtis D. Summers eines
ähnlichen Kniffs wie schon beim American Eagle. Zusammen mit Charles Dinn
wurde Hercules 1989 im Dorney Park & Wildwater Kingdom, Allentown, USA
errichtet. Die Achterbahn besaß zwar nur eine 29 Meter hohe Holzstruktur,
durch die Ausnutzung des abfallenden Geländes erreichte das Bauwerk jedoch
eine maximale Abfahrthöhe von 46 Metern. Der auf Höhenrekord
getrimmte Hercules toppte seinen Vorgänger um gerade einmal einen Meter.
Das Layout nebst seiner Ausführung hatte verschiedene Designschwächen
und äußerst unbefriedigende Fahreigenschaften, wodurch die Akzeptanz
bei den Parkgästen von Jahr zu Jahr rapide abnahm. Nach 14 Betriebsjahren
wurde die Holzachterbahn dem Erdboden gleichgemacht und an ihrer Stelle der
eher gesichtslose B&M Floorless Coaster Hydra errichtet.
Der um Biegen und Brechen auf Erfolg ausgelegte Hercules verschwand
bereits schon nach zwei Jahren von der Spitzenposition. Der Grund war der
turbulente Kampf zweier Mitbewerber um einen neuen Rekordhalter. Cedar Point,
das "Mekka" der Achterbahnen am Eriesee im Nordosten der USA, wollte 1991 den
Woodie-Rekord und wurde selbst ein Jahr später durch die kühnen
Pläne des Versicherungsunternehmens USA Insurance Company überboten -
die Geschichte der abenteuerlichen Rekordjagd sucht bis heute ihresgleichen:
1989 wurde die fast schon in Vergessenheit geratene RCCA von Keith Sanders,
Besitzer des ehemaligen Opryland in Nashville, aufgesucht. Er plante in
Zusammenarbeit mit dem Versicherungsunternehmen USA Insurance den Bau des
Freizeitparks Fiesta Texas in San Antonio. Eine gigantische
Rekord-Holzachterbahn sollte das Aushängeschild des neuen
Vergnügungsparks mit seiner markanten Steilwand werden. Hinter
verschlossenen Türen wurde eine Höhe von knapp unter 50 Metern
anvisiert, um die Medienberichterstattung im Land der Superlative für sich
beanspruchen zu können. Als man 1991 mit dem Bau der Anlage beginnen
wollte, enthüllte jedoch Cedar Point die technischen Daten seiner neuen
Holzachterbahn. Mean Streak sollte mit 49 Metern Höhe und einer ersten
Abfahrt von 47 Metern der neue amerikanische Rekordwoody werden. Die Pläne
gingen auf, doch hielten sie nur eine Saison.
Die Geldgeber von Fiesta Texas bestanden um jeden Preis auf eine
Eröhung des Lifthügels. Die Finanzjongleure erlangten den Sieg gegen
jede Vernunft. Die recht kurzfristig forcierten Änderungen im Bahnlayout
resultierten in lokal deutlich zu hohe Beschleunigungswerte, doch mit einer
Aufzughöhe von 55 Metern schlug der neue Star unter den Woodies mit dem
bezeichnenden Namen Rattler den Konkurrenten vom Eriesee. Die Ausnutzung des
Geländes inklusive einer 20 Meter hohen Steinbruchwand hielten die
Investitionskosten in Grenzen und sorgten für eine stilvoll inszenierte
Anlage. In der Eröffnungssaison besaß der Twister Rattler eine
Abfahrt von 51 Metern Höhe und erlangte gleichzeitig den Titel der
schnellsten (117,5 Stundenkilometer) und steilsten (61°) Holzachterbahn der
Welt.
Das vorschnelle Superlativdenken zollte jedoch seinen Tribut: Fahrten
auf dem Rattler zogen eine hohes Verletzungsrisiko mit sich, die 1548 Meter
lange Bahn galt sogar bis zum Passieren einer Blockbremse schlichtweg als
unfahrbar. Das Bauwerk vom Designer John F. Pierce, einem langjährigen
Mitarbeiter von William Cobb, ist vielleicht gerade wegen der vorschnellen
Höhenzugabe zu einer besonders heiklen Angelegenheit geworden. Das musste
auch der Betreiber eingestehen und baute die erste Abfahrt in den Winterpausen
zwischen den ersten vier Betriebsjahren schrittweise zurück. Statt den
Lifthügel zu modifizieren, wurde das Tal jedes Jahr höher gesetzt,
bis schliesslich der Höhenunterschied um 13 Meter reduziert wurde. Die
extremen vertikalen Beschleunigungen im Tal nach dem First Drop konnten somit
auch ohne den Einsatz von Reduzierbremsen auf der ersten Abfahrt
erträglicher gestaltet werden. Statt 51 Meter fiel der Zug nur noch 38
Meter in die Tiefe. Rattler bot seitdem eine eigenwillige Komposition an
Fahrelementen. Neben den halsbrecherischen Fahreigenschaften und einer
Tunneldurchfahrt der Steinbruchwand beeindruckte die Besucher eine gigantische
Helix, welche den Zug zweieinhalb Mal im Kreis führte. Mit dem Saisonende
2012 wurde der Rattler nach 21 Jahren Betriebsjahren einer Modernisierung mit
Stahlschiene unterzogen. Dabei wurde die Holzstruktur stellenweise erhöht,
neu oder zurückgebaut, um 2013 als Iron Rattler für neue dynamische
Furore zu sorgen. Der Texas Giant hatte dieses Vorgehen im Jahre 2011
eindrucksvoll vorgemacht hat.
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Colossos im Heide Park Soltau war die konsequenteste
Weiterentwicklung der Mega Woodies |
Dem Höhepunkt durch Rattler und Mean Streak folgte im Jahre 2000
der bereits thematisierte Son of Beast, der wie sein Vorgänger Rattler
eher Kopfschmerzen als Fahrfreude bereitete. Die bei einem
Höhenunterschied von 65 Metern erreichten Spitzengeschwindigkeiten von 125
Stundenkilometern waren bei einer klassisch zusammengezimmerten Holzachterbahn
mitsamt ihren rudimentären Zügen zu viel des Guten.
Mit dem Rückblick auf diese Erfahrungen erscheint die im neuen
Millennium vorgestellte Holzachterbahngeneration von Intamin als logischer
Schritt: Colossos im Heide Park war der erste sogenannte Plug&Play-Woody.
Es folgten bis zum Jahre 2008 Balder, El Toro und T Express. Alle vier Bahnen
erreichen Superlative und bieten eine Gemeinsamkeit: Die modernen,
federgelagerten Züge fahren auf einer komplett neuartigen Holzschiene.
Obwohl die Züge 100 Stundenkilometer und mehr erreichen und Fahrwerke
sowie das Schienensysten mit Vertikalbeschleunigungen von bis zu 5g weit
höher belastet werden als auf anderen Holzachterbahnen, wird ein für
Holzachterbahnen fast ruckfreies Fahrgefühl geboten. Wäre da nicht
die Holzstruktur, würde man sich auf einer Stahlachterbahn vermuten.
Kritiker prangern gerade diese Eigenschaft an, die ihrer Meinung nach das
klasssiche "shake, rattle and roll" eine Holzachterbahn ausmacht. Um Bahnen
fern der 100 km/h fahrbar zu gestalten, ist diese Entwicklung jedoch ein
notwendiger Schritt gewesen.
Der Clou der neuen Generation von Holzachterbahnen liegt im
einhundertprozentigen Vorfertigungsgrad der gesamten Struktur und insbesondere
der Schiene. Das Intamin-Design liefert ähnlich einem Ikea-Bausatz alle
Hölzer komplett vorgeschnitten auf die Baustelle. Säge und
Zimmereihandwerk sind für den Aufbau nicht mehr von Nöten. Der
extreme Vorfertigungsgrad inklusive dem ausschließlichen Einsatz von
Schrauben erlaubt einen stark beschleunigten Aufbau - ein zusätzliches
Ablängen, Fräsen und Bohren ist nicht erforderlich. Die Vorfertigung
aller Holzteile garantiert zusätzlich eine weitaus höhere Lebensdauer
der gesamten Baustruktur. Da der gesamte Zuschnitt vor der Imprägnierung
stattfinden kann, bestehen keine ungeschützten Angriffsstellen für
einen Pilzbefall durch Feuchtigkeit oder Insekten. Der Wartungsaufwand des
Gesamtsystems wird drastisch reduziert. |
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T Express im südkoreanischen
Samsung Everland ist Intamins vierter Plug&Play Woodie - durch die
Ausnutzung des hügeligen Parkgeländes besitzt die Anlage eine
Lifthügel-Gesamthöhe von 56 Metern und ist somit die
zweithöchste Holzachterbahn der Welt |
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Vor allem einer - Werner Stengel - wollte der Fachwelt nach dem Desaster
mit Son of Beast beweisen, dass Holzachterbahnen dieser
Größenordnung auch mit exzellenten Fahreigenschaften aufwarten
können. Weitreichende Innovationen mussten dafür getätigt
werden: Das Engineering setzte seine Schwerpunkte auf die Verbindung von
Fahrwerk und Schiene. Üblicherweise wird die Holzschiene auf der Baustelle
aus einzelnen Holzlagen laminiert und in Form gezwängt, wobei viel
handwerkliches Geschick gefragt ist. Notwendige Anpassungen werden direkt auf
der Trägerstruktur vorgenommen. Selbst die auf dem Schienenbett
angebrachten Stahlbänder, auf denen die Räder später abrollen,
werden vor Ort gebogen. Das Layout wird zwar prinzipiell vorher festgelegt,
für die tatsächliche Umsetzung nutzt jeder Hersteller vor Ort die
Erfahrung und die kleinen Tricks seiner Mitarbeiter.
Entsprechend schlecht sind durchaus die erreichbaren Toleranzen. Die
Räder haben großes Spiel, die Wagen rumpeln im weiten Schienenbett
besonders in den Kurven hin und her, der Fahrkomfort leidet. Bei geringen
Geschwindigkeiten zeichnet dieser Effekt gerade den Reiz klassischer
Holzachterbahnen aus und wegen dieser Natürlichkeit sind die Bauten vor
allem in den USA äußerst beliebt. Im Hochgeschwindigkeitsbereich von
100 Stundenkilometern und mehr kann eine nicht passgenaue Schiene jedoch zur
Qual für Mensch und Material werden, da extreme Beschleunigungsspitzen
entstehen, wenn der Zug umhergerissen wird oder an der Schiene
entlangschrammt.
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T Express in Südkorea ist ein gigantisches
Monumentalbauwerk aus Schweizer Produktion |
Für Colossos im Heide Park entwickelte das Ingenieurbüro
Stengel für seinen Auftraggeber Intamin eine Fertigungsmethode, welche
eine hochpräzise Schiene garantiert. Darüber hinaus wurden
Berechnungsprinzipien aus dem Stahlachterbahnbau übernommen. Das
Stengel'sche Herzlinienprinzip, welches die unangenehmen
Lateralbeschleunigungen auf ein Minimum reduziert, wurde mit der Abbildung des
Schienenstranges als Raumkurve kombiniert.
Das Besondere an der neuen, von Intamin lizensierten Schiene steckt in
ihrer Vorproduktion im Werk. Die einzelnen Schienensegmente werden
anschließend auf der Baustelle zusammengesetzt. Stahlschuhe zu beiden
Enden garantieren eine effiziente und einfache Verbindung mittels
stählernen Bolzen. Die Schiene besteht aus hochfestem,
kesseldruckimprägnierten Kerto-Furnierschichtholz, einem Spezialholz der
europäischen Finforest Gruppe. Nach dem Laminieren und Vorbiegen erfolgt
je nach geforderter Geometrie eine CNC-gesteuerte, dreidimensionale
Präzisionsfräsung der laminierten, in der Schienenform grob
vorgebogenen Holzpakete. Diese hochgenaue Fertigung ermöglicht neben ihren
geringen Fertigungstoleranzen und stetigen Übergängen zwischen
Abfahrten und Kurvenelementen eine optimale Abbildung der vom
Ingenieurbüro Stengel nach dem Raumkurvenprinzip berechneten
Schienenstränge. Auch der Stahlbelag, die Kontaktfläche für die
Lauf-, Gegen- und Seitenräder, wird im Werk vormontiert.
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Aus dem Rattler (links) wurde 2013 der Iron Rattler
mit seiner charakteristischen, knallroten Stahlschiene (rechts) |
Die Schiene trägt am späteren Fahrkomfort den
größten Teil, das Rollmaterial wollte jedoch ebenfalls optimiert
werden. Die neue Generation der Intamin Züge wurde mit besonderen
Augenmerk auf das Fahrwerk entwickelt: Optimal für die hohen
Geschwindigkeiten ausgelegt, verfügt es über mit Vulkollan
beschichtete Lauf- und Seitenräder. Die harte aber elastische
Kunststoffschicht ist bei Stahlachterbahnen Standard, findet bei
Holzachterbahnen normalerweise aber keine Anwendung. Auf den klassischen Bahnen
läuft Stahl auf Stahl. Nur bei den Gegenrädern der Colossos Züge
wurde auf die Kunststoffbeschichtung verzichtet. Die Anbringung der Lauf- und
Seitenräder weisen eine weitere Besonderheit auf: Sie sind an Schwingen
gelagert, die über einen harten Gummipuffer gedämpft werden, so dass
etwaige Stöße gemindert werden und in der Querachse eine "steife"
Verbindung zwischen Zug und Schiene realisiert wird. Im Vergleich zu den sonst
äußerst primitiven Fahrwerken der Holzachterbahnen ein kleiner
Quantensprung.
Im Ergebnis erlangte Colossos für den Heide Park in Soltau trotz
einer Abfahrtshöhe von 48,5 Metern mit damit verbundenen Beschleunigungen
von über 4g bislang unbekannte Fahrqualitäten. Bis heute ist Colossos
mit einer Strukturhöhe von 52 Metern der europäische
Höhenrekordhalter und belegt mit seiner Abfahrtshöhe den dritten
Platz unter den Weltrekordhaltern.
Vom Erfolg in Deutschland überzeugt gönnte sich auch Six Flags
einen neuen Woody-Superlativ: Six Flags Great Adventure löste im Jahr zwei
nach KingdaKa, der höchsten und schnellsten Achterbahn der Welt, das
Ticket zu einer exquisieten Plug&Play Powerbahn aus dem Hause Intamin. El
Toro belegte in seinem Eröffnungsjahr Platz zwei hinter Son of Beast als
welthöchste Achterbahn und bleibt dabei sogar wiederholt fahrbar.
Kopfschmerztabletten sind nach keiner Fahrt auf der 57 Meter hohen Anlage von
Nöten. Nach der Schliessung von Son Of Beast im Sommer 2009 ist El Toro
die weltweit höchste (Struktur- und Abfahrtshöhe) und schnellste
Holzachterbahn. Die Titel verlor sie 2014 teilweise an den auf neue Weltrekorde
getrimmten Goliath in Six Flags Great America.
Zwei Jahre nach El Toro lieferte Intamin den bis heute jüngsten
Plug&Play-Woody aus: Samsung Everland eröffnete mit T Express die
erste Holzachterbahn des Kontinentalasiens und zog gleich in die Bestenliste
der Woodies ein. Der moderne Intamin Coaster bietet mit 77° Gefälle
die bis dato steilste Abfahrt der Welt auf einer Holzachterbahn und belegt in
Sachen Höhe den zweiten Platz: Zwar bietet die Bahn nur einen First Drop
mit einem Höhenunterschied von 45,5 Metern, durch die Ausnutzung des
ansteigenden Geländes bietet der Lifthügel von der Station aus
gemessen jedoch eine Höhe von 56 Metern. Die dadurch gewonnene potentielle
Energie ist auf der über 1600 Meter langen Strecke auch von Nöten,
bietet T Express mit -1,3g doch Ejector Airtime wie auf keiner anderen
Holzachterbahn der Welt.
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Oulaw Run ist die erste Eigenkreation einer
Holzachterbahn mit Hybridschiene von Rocky Mountain Construction |
Leider konnte Intamin nach T-Express keine weiteren Plug&Play
Woodies mehr ausliefern. Eine gigantische Anlage in Six Flags Dubai fiel 2008
der Weltwirtschaftskrise zum Opfer. Die aufwendige Schiene ist zwei- bis
dreimal so teuer wie eine handgefertigte und in einer Ära von
hauptsächlich von Betriebswirten geführten Parks siegt der Preis oft
über ddas Bedürfnis nach (Fahr-)Qualität. Dass vergleichbare,
klassische Holzachterbahnen dieser Grössenordnung wie Hades 360 oder The
Voyage nach noch nicht einmal zehn Jahren Betrieb ihre hochbelasteten
Schienenabschnitte bereits mehrfach ausgewechselt bekommen haben und die
Mitfahrer zwischen den Reparatur-Zyklen auf den ausgeschlagenen Holzschienen
stellenweise eine wahre Tortur erfahren, gilt für die Zahlenjongleure
scheinbar nicht als Argument. Sie versuchen, das Initialinvestment zu
minimieren, um überhaupt eine neue Holzachterbahn den Besuchern anbieten
zu können. Zwischen 2000 und heute entstanden daher zahlreiche, um die
fünf Millionen US-Dollar teuren Bauwerke mittlerer Grösse der
amerikanischen Firma Great Coasters International.
2011 war der Start eines neuen Zeitalters für altersschwache
Holzstrukturen. Statt den mit seinen 20 Jahren Spielzeit ramponierten Texas
Giant abzureissen, wurde die Bahn von Rocky Mountain Construction unter Leitung
des Achterbahndesigners Alan Schilcke, der bereits bei Arrow Dynamics den 4D
Coaster verantwortete, mit einer Stahlschiene gepimpt. Dabei wurde die
Streckencharakteristik durch Rück- und Umbau der tragenden Holzstruktur
komplett geändert und eine hochdynamische Achterbahnfahrt mit zahlreichen
Airtimeerlebnissen erschaffen. Der New Texas Giant bietet zwar immer noch ein
Holzkonstrukt, als Holzachterbahn wird diese Kreation wegen ihrer komplett aus
Stahl gefertigten Schiene nicht mehr gezählt. 2013 erhielt auch der
geschichtsträchtige Rattler eine Überarbeitung mit Stahlschiene nebst
teilweise komplett neu arrangierter Streckenführung, und RMC verantwortete
ihre erste Hybrid-Holzachterbahn in Eigenregie.
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Links: Goliath Lifthügel mit 85° steiler
Abfahrt - rechts: Luftaufnahme der 50 Meter hohen "Stahl"-Struktur |
In Silver Dollar City eröffnete der Outlaw Run, dessen 32 Meter
hoher Lifthügel an einen Hang gebaut wurde, so dass die
Achterbahnzüge fast 50 Meter tief stürzen können. Als Schiene
kommt eine Hybridkonstruktion aus Stahl und Holz zum Einsatz. Dabei ist die
Grundkonstruktion weiterhin eine aus mehreren Holzbrettern lamminierte Schiene.
Normalerweise laufen die Rollen einer Holzachterbahn nur auf etwa zehn
Millimeter dicken Stahlplanken, die mit der Holzschiene verbunden sind. Die
Schienenführung und Laufruhe der Wagen hängt von der Formgebung des
Holzverbundes ab. Bei der RMC Konstruktion laufen alle Rollen auf einem etwa
100 Millimeter hohen und etwa 200 Millimeter breiten, gebogenen
Stahlhohlprofil, welches mit dem hölzernen Schienenbett verschraubt ist.
Die darunter liegenden, lamminierten Holzbalken übernehmen eine reine
Tragfunktion. Dabei ermöglicht das deutlich präsizer zu fertigende
Stahlprofil weitaus bessere Fahreigenschaften als die klassische Holzschiene.
Mit diesem Trick sind elegante und hochdynamische Fahrfiguren wie
Herzrollen-Inversionen möglich, wobei die Holzcharakteristik durch die
klassische Grundstruktur nicht verloren geht. Als Holzachterbahn dürfte
diese Kreation eigentlich nicht gezählt werden, wird die gesamte, wenn
auch durchaus perfekte Fahrdynamik einzig und allein durch das stählerne
Schienenprofil erreicht. Für die Besucher bleibt die Anlage aber optisch
eine Holzachterbahn. Coastersandmore wird die "Hybrid Woodies" von RMC vorerst
als Holzachterbahn zählen. In den nächsten Jahren sind weitere
"RMC-Woodies" mit Stahlschiene und der Hybrid Holz-/Stahlschiene zu erwarten,
versprechen sie doch optimale Laufruhe, perfekte Fahrfiguren und deutlich
niedrigere Wartungskosten als eine klassische Holzschiene.
Den Titel der höchsten Abfahrt einer Holzachterbahn erreichte Rocky
Mountain Construction mit Goliath in Six Flags America: Mit einem 55 Meter
First Drop hinein in einen Tunnel inklusive 85 Grad Gefälle werden 116
Stundenkilometer erreicht. Somit wird der bisherige Rekordhalter El Toro um
einige Prozentpunkte geschlagen. Trotzdem bleibt der Intamin Coaster die
höchste Holzachterbahn der Welt. RMC und Six Flags lassen den Zug unter
das Bodenniveau fahren, um einen zwei Meter höheren Sturz als El Toro zu
absolvieren. Mit einer Strukturhöhe von 50 Meter ist der neue "Riese"
ganze sieben Meter kleiner als der Weltrekordhalter El Toro aus dem Jahre 2007.
Dem 45 Grad steilen Lifthügel folgen der Rekordsturz, drei
übergeneigte 180° Wenden, ein Dive Loop, Airtime Hügel mit
negativer Beschleunigung und ein unterhalb der Liftkuppe installierter Airtime
Hügel, welcher überkopf mit etwa 0g absolviert wird. Beeindruckend
ist die Konstruktion des stählernden Lifthügels mit integriertem
Airtime Hügel, welcher angelehnt an den Intamin Intimidator 305 auf nur
zwei Stahlstützen platziert wurde. |
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Die zehn höchsten Holzachterbahnen der Welt
(Fundamentoberkante bis maximale Schienenhöhe im Lift) |
1. |
El Toro |
Six Flags Great Adventure, Jackson, USA |
57 Meter |
Intamin |
12.06.2006 |
2. |
T Express |
Samsung Everland, Seoul, Korea |
56 Meter |
Intamin |
14.03.2008 |
3. |
Colossos
|
Heide Park, Soltau, Deutschland |
52 Meter |
Intamin |
14.03.2001 |
4. |
Voyage |
Holiday World, Santa Claus, USA |
50 Meter |
Gravity Group, Philadelphia Toboggan Coasters |
06.05.2006 |
5. |
Goliath |
Six Flags Great America, Gurnee, USA |
50 Meter |
Rocky Mountain Construction |
19.06.2014 |
6. |
Mean Streak |
Cedar Point, Sandusky, USA |
49 Meter |
Dinn Corporation |
11.05.1991 |
7. |
Wood Coaster |
Knight Valley, Shenzen, China |
49 Meter |
Great Coasters International |
19.07.2011 |
8. |
White Cyclone |
Nagashima Spa Land, Nagashima, Japan |
42.5 Meter |
Intamin |
1995 |
9. |
Hades 360 |
Mt. Olympus Water & Theme Park, Wisconsin Dells, USA
|
41,5 Meter |
Gravity Group, Philadelphia Toboggan Coasters |
14.05.2005 |
10. |
Monstre |
La Ronde, Montréal, Kanada |
40 Meter |
William Cobb & Associates |
20.07.1985 |
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Die zehn höchsten Holzachterbahnen der Welt
(Höchste Abfahrt) |
1. |
Goliath |
Six Flags Great America, Gurnee, USA |
55 Meter |
Rocky Mountain Construction |
19.06.2014 |
2. |
El Toro |
Six Flags Great Adventure, Jackson, USA |
53 Meter |
Intamin |
12.06.2006 |
3. |
Outlaw Run |
Silver Dollar City, Branson, Missouri, USA |
49,5 Meter |
Rocky Mountain Construction |
15.03.2013 |
4. |
Colossos |
Heide Park, Soltau, Deutschland |
48,5 Meter |
Intamin |
14.03.2001 |
5. |
Voyage |
Holiday World, Santa Claus, USA |
47 Meter |
Gravity Group, Philadelphia Toboggan Coasters |
06.05.2006 |
6. |
Mean Streak |
Cedar Point, Sandusky, USA |
47 Meter |
Dinn Corporation |
11.05.1991 |
7. |
Boss |
Six Flags St. Louis, Eureka, |
45,5 Meter |
Custom Coasters International |
29.04.2000 |
8. |
T Express |
Samsung Everland, Seoul, Korea |
45,5 Meter |
Intamin |
14.03.2008 |
9. |
American Eagle |
Six Flags Great America, Gurnee, USA |
45 Meter |
Intamin, Philadelphia Toboggan Coasters |
23.05.1981 |
10. |
The Beast |
King's Island, King's Mill, USA |
43 Meter |
Dinn Corporation |
14.04.1979 |
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Holzachterbahnen in Europa suchte der Parkbesucher Ende der achtziger
Jahre des 20. Jahrhunderts wie eine Nadel im Heuhaufen: Auf dem
europäischen Kontinent gab es nur eine Hand voll klassischer Bahnen. Mehr
Glück hatten die Besucher von englischen Piers: Der Pleasure Beach in
Blackpool ist dabei die erste Adresse, seine Bahnen wie der Racing Coaster
Grand National oder die Big Dipper sind jedoch mehr Klassiker als
Rekordhalter.
1989 sollte sich dieser Zustand ändern: Auf dem Gelände einer
ehemaligen Eisenhütte entstand im französischen Metz nahe der Grenze
zu Deutschland der erste "Schlumpfpark". Die Investoren hatten die Vision, mit
dem einige Jahre später eröffnenden Eurodisney konkurrieren zu
können. Als Hauptattraktion präsentierte der Park die Holzachterbahn
Anaconda des amerikanischen Designers William Cobb. Das Bauwerk war mit einer
Höhe von 36 Metern Europas höchste und zudem schnellste
Holzachterbahn, doch scheinbar hatten die Investoren nur den werbewirksamen
Titel vor Augen. Anaconda bietet trotz fulminanter Höhe weder
Überraschungsmomente noch Airtime und wurde völlig versteckt hinter
Showkulissen an der Parkgrenze platziert. Wollten im Eröffnungsjahr noch
1,8 Millionen Besucher Big Bang Schtroumpf besuchen, waren es ein Jahr
später nur noch 380.000. Mit dem Park ging auch seine Anaconda unter.
Jedoch scheint durch den Vorstoß in Frankreich die
europäische Holzachterbahn-Renaissance eingeläutet worden zu sein:
Moderne Woodies folgten fast im Jahresrhythmus. 1991 startete Pegasus im
niederländischen Efteling Park mit einer Höhe von gerade einmal 15
Metern, ein Jahr später folgte im italienischen Mirabilandia die Sierra
Tonate des Designers Bill Cobb, der schon die Great American Scream Machine im
Six Flags Georgia verantworte. Cobb starb während der Planungsphase, so
dass Werner Stengel die Berechnungen fortführte. Zum Ende der Saison 2007
wurde Sierrra Tonate aufgrund immenser Betriebskosten und notwendigen
Renovierungsinvestitionen zu Gunsten einer neuen Stahlkreation von Intamin
abgerissen.
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Magnus Colossus im spanischen Terra Mitica ist nicht
nur Europas dritthöchste Holzachterbahn, die Anlage wurde auch vor einer
gigantischen Felskulisse platziert |
In den 90er Jahre reihten sich andere illustre Namen wie Megafobia,
Tonnere de Zeus oder Stampida in die Liste der neuen europäischen
Holzachterbahnen ein - die drei Anlagen stammen allesamt aus der Feder der
heute nicht mehr operierenden, amerikanischen Custom Coasters International und
wurden zwischen 1996 und 1997 verwirklicht. Einen Rekord suchte man bei diesem
Bahnen vergeblich - während in den USA die 50-Meter-Marke durchbrochen
wurde, dümpelte man in Europa um die 30-Meter-Grenze. Trotzdem vereint das
Trio eine gute Streckenführung mit interessanter Dynamik.
Die neuen Höhenrekorde nach Anaconda folgten erst im neuen
Jahrtausend: Den Anfang machte Magnus Colossus im spanischen Terra Mitica. Die
Anlage der amerikanischen RCCA - die Züge stammen von Intamin - wurde vor
einer atmosphärisch beeindruckenden Felskulisse in Szene gesetzt und
erreicht eine Abfahrtshöhe von 36 Metern. Absolut getoppt wurde die
Kreation vom fast gleichnamigen Colossos im deutschen Heide Park. Zu Ostern
2001 wurde die Holzachterbahn ohne jegliche Unterstützung eines
amerikanischen Designers vom Schweizer Hersteller Intamin realisiert. Mit einer
Strukturhöhe von 52 Metern und einer 48,5 Meter hohen ersten Abfahrt ist
die Holzachterbahn in der deutschen Heide bis heute der europäische
Rekordhalter.
Nur ihre Betreiber mussten noch einige Meter mehr draufsetzen: Colossos
wurde schlichtweg mit 60 Metern zur höchsten oder im Werbejargon
"größten" Holzachterbahn der Welt gekürt, trotz damals dem
Rattler und Son of Beast. Woher die Hausnummer der 60 Höhenmeter stammt,
kann nur die Marketingabteilung von Norddeutschlands größtem
Freizeitpark beantworten. Scheinbar der späten Erkenntnis wegen, dass Son
of Beast selbst die beworbenen "60 Meter" des Heide-Exponats um etwa zehn
Prozent übertraff, wurde ein neues Schnippchen geschlagen, indem Colossos
zur höchsten "reinen" Holzachterbahn der Welt gekürt wurde. 2006
hatte mit der Eröffnung von El Toro im Six Flags Great Adventure auch
diese Marketing-Polemik ihr Ende gefunden. Übrigens: Heute liegt Colossos
mit ihren 52 Meter Strukturhöhe auf Platz drei der weltweit höchsten
Holzachterbahnen. Die weltweit höchste Achterbahn war sie jedoch nie,
führte aber seit der Eröffnung die europäische Hitliste an.
Nach Colossos fanden viele weitere Holzachterbahnen klassischer Bauweise
ihren Platz in europäischen Freizeitparks. Für die meisten zeichnete
sich der amerikanische Hersteller Great Coasters International aus: Joris en de
Draak im Efteling, El Toro im Freizeitpark Plohn oder Troy im Toverland sind
die bekanntesten. Keine dieser mit bis zu 30 Meter hohen Bauwerke schaffte es
aber bislang in die europäische Bestenliste. 2012 eröffnete der
Europa Park den Wodan Timbur Coaster von GCI, der mit einer Strukturhöhe
von 36 Metern über Bodenniveau gleich Platz fünf unter den
europäischen Holzachterbahnen belegt. Als besonderen Clou bietet Wodan
eine verschlungene Abfahrt, deren 40 Meter Höhenunterschied nicht bewusst
wahrgenommen wird: Erst schlingert der Zug durch eine abfallende, enge 235°
Kurve und nimmt Fahrt auf, dann stürzt der Wagenverbund durch die
Liftstruktur unter Bodenniveau, wo eine leichte Linkskurve den Fall
abfedert. |
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Die fünf höchsten Holzachterbahnen
Europas (Fundamentoberkante bis maximale Schienenhöhe im Lift) |
1. |
Colossos |
Heide Park, Soltau, Deutschland |
52 Meter |
Intamin |
14.03.2001 |
2. |
Coaster Express |
Parque Warner Madrid, San Martín de la Vega,
Spanien |
36,5 Meter |
Roller Coaster Corporation of America, Intamin |
Juli 2000 |
3. |
Anaconda |
Walygator Parc, Maizières-les-Metz, Frankreich
|
36 Meter |
William Cobb, Morgan |
09.05.1989 |
4. |
Balder |
Liseberg, Göteborg, Schweden |
36 Meter |
Intamin |
12.04.2003 |
5. |
Wodan Timbur Coaster |
Europa Park, Rust, Deutschland |
36 Meter |
Great Coasters International |
31.03.2012 |
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Die fünf höchsten Holzachterbahnen Europas
(Höchste Abfahrt) |
1. |
Colossos |
Heide Park, Soltau, Deutschland |
48,5 Meter |
Intamin |
14.03.2001 |
2. |
Wodan Timbur Coaster |
Europa Park, Rust, Deutschland |
40 Meter |
Great Coasters International |
31.03.2012 |
3. |
Coaster Express |
Terra Mítica, Benidorm, Spanien |
36 Meter |
Roller Coaster Corporation of America, Intamin |
Juli 2000 |
4. |
Magnus Colossus |
Parque Warner Madrid, San Martín de la Vega, Spanien
|
35,5 Meter |
Roller Coaster Corporation of America, Intamin |
06.04.2002 |
5. |
Anaconda |
Walygator Parc, Maizières-les-Metz, Frankreich |
35 Meter |
William Cobb, Morgan |
09.05.1989 |
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Text: Coastersandmore - jp, Bilder: King's Island, Cedar Point,
Samsung Everland, Six Flags, Coastersandmore |
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