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Toro |
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Links: Der Eingangsbereich von El Toro
verspricht ein feuriges Abenteuer - Rechts: Die mutigen Matadore auf dem First
Drop |
El Toro ist ein neuer Stern am Himmel der
Holzachterbahnen - Die monströse Kreation aus 34.000 vorgefertigten
Holzelementen mit High-Tech-Schiene, purer Geschwindigkeit und einer
abwechslungsreichen Streckenführung wurde am 12. Juni 2006 auf die
Parkbesucher im US-Bundesstaat New Jersey losgelassen.
Der Stier fliegt, und er erlebt dabei einen aggressiven Ritt
über die 1350 Meter lange Strecke: Ob der 53 Meter hohe und gleichzeitig
bis zu 76° steile erste Fall, spektakuläre Airtimehügel im
Out&Back-Parcours, schockartige Begegnungen mit der Holzstruktur bei
Höchstgeschwindigkeiten von über 110 Stundenkilometern oder ein
intensives Kurvengefühl mit getwisteten Richtungswechseln der Extraklasse
im Schlussdrittel. Die höchste und schnellste Holzachterbahn der
Welt hat eröffnet.
Begonnen hat die Geschichte der neuen Achterbahngeneration
in Deutschland: Im Jahre 2000 eröffnete im Heide Park mit
Colossos eine Holzachterbahn mit dem besonderen Extra. Statt wie
üblich die Bretter und Bohlen in Handwerksmanier auf der Baustelle zu
einer mit großen Toleranzen in Bezug auf Neigungswinkel und Spurtreue
behafteten Schiene zusammenzunageln, nutzte der Generalunternehmer
Intamin das Know How von Werner Stengel, um die in Deutschland
vorgefertigten Holzelemente und dreidimensional aus laminierten Holzpaketen
gefrästen Schienenbinder zur höchsten Holzachterbahn Europas
zusammenzusetzen. Im Jahre 2003 folgte mit Balder eine der kompaktesten
Holzachterbahnen ihrer Klasse, welche mit ihrem getwisteten Layout das
neuartige Schienendesign erst voll zur Geltung brachte. Der Zug rumpelt nicht
wie bei klassisch hergestellten Holzachterbahnen über die Strecke, sondern
gleitet mit stoischer Ruhe über das mit einer Genauigkeit von +/- 1mm nach
3D-Koordinaten gefräste Schienenbett.
Die beiden europäischen Produkte modernsten
Achterbahnbaus überzeugten letztlich auch die Parkverantwortlichen in
Amerika. Six Flags Great Adventure in New Jersey entschied sich nach dem
Hydraulik-Beschleuniger Kingda Ka direkt für das nächste
Produkt aus dem Hause Intamin. El Toro steht seitdem im Schatten
des Königs der Achterbahnrekorde, vermag die höchste und schnellste
Achterbahn der Welt aber in ihrer Fahrdynamik zweifellos zu übertreffen.
Klassik trifft High Tech, und das in stilechter südamerikanischer
Kulisse. |
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Von links nach rechts
sechs der 13 Achterbahnen in Six Flags Great Adventure: Great American Scream
Machine, Kingda Ka, Rolling Thunder, El Toro, Mine Train und Medusa |
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Links: El Toro im Schatten von Kingda Ka -
Rechts: Der Eingangsbereich |
Dabei ist die neue Achterbahn überzeugend in das
Parkgeschehen integriert. El Toro ist kein Parkplatzcoaster wie etwa
der Arrow Looping Coaster Great American Scream Machine.
Auch die Interaktion mit dem Parkpublikum geht, anders als es etwa beim
Bolliger & Mabillard Speed Coaster Nitro der Fall ist,
über die Stationsausfahrt hinaus. Seit Kingda Ka aus dem Jahre 2005
setzen die Planer wieder auf Themenbereiche fern der lärmenden Spielbuden-
und Rummelplatzatmosphäre: Arrangements aus Blumen und Palmen zieren die
Holzstruktur, Geschäften wurde ein südamerikanisches Flair verliehen
und die angehenden Toreros dürfen unter Sonnensegeln direkt neben der
zweiten Abfahrt ihres Schicksals harren.
Six Flags Great Adventures 13. Achterbahn konnte
trotz ihrer Größe inmitten des Parks platziert werden. Der
Stationsbereich, der wuchtige, über 55 Meter hohe Lifthügel
und die erste Abfahrt fanden auf dem Gelände der früheren
Stahlachterbahn Viper Platz. Nur das Stationsgebäude der
erfolglosen Loopingbahn aus der japanischen Manufaktur Togo blieb
erhalten - hier findet heute die Abfertigung der El Toro-Züge
statt. Der schmale, fast 300 Meter langgezogene Out&Back-Teil mit
seinen parabelförmigen Airtimehügeln und der obligatorischen
Kehrtwende am Ende wurde zwischen einem See und der bislang einzigen
Holzachterbahn des Parks, dem Racing Coaster Rolling
Thunder, platziert.
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El Toro Rendering, welches die
Streckenführung im Out&Back und Twister Parcours verdeutlicht -
Rendering: Six Flags |
Dessen Innenbereich wird sogar vom abschließenden
Streckendrittel El Toros eingenommen. Statt weitläufiger
Airtimehügel wurde dort ein äußerst kompaktes und kurvenreiches
Finale platziert, welches in seiner Form bei modernen Holzachterbahnen einmalig
ist. Über eine Stahlbrücke werden die Schienen des Rolling
Thunders gekreuzt, dessen weiße Holzstruktur wie ein Schutzwall das
letzte Stück der Streckführung von El Toro vor den Augen der
Parkbesucher verbirgt. Nur lokal vermag der 36-sitzige Zug mit dem
Bullen-Konterfei am ersten Wagen gesichtet zu werden. Folglich überrascht
der spritzige Layout-Abschluss jeden Erstfahrer.
Am Fuße des ersten, rund 35 Meter hohen
Airtimehügels befindet sich der Eingang zur Prüfung aller Toreros.
Wenn hier die offenen, 6-gliedrigen Züge hinüberrauschen, lenkt der
typische Intaminsound bei der Überfahrt der Kuppe die Blicke auf die
nachfolgende Abfahrt, die direkt in die Fotoanlage führt. Entsprechend
ausgefeilt sind die Grimassen und Posen einiger Mitfahrer, vornehmlich in der
ersten Reihe. Das an der Front des ersten Wagens angebrachte plastische
Stierkopfemblem lädt förmlich dazu ein, den "El Matador"
heraushängen zu lassen. Lässig wird mit der einen Hand das Horn
umfasst, in der anderen ein rotes Tuch geschwungen. Dass derartige Aktionen
gegen die Benutzungsvorschriften verstoßen, stört die meist
jugendlichen Akteure nicht. Von der Nachahmung sei deshalb strikt
abgeraten. |
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Links: Die ergonomischen Züge bieten
viel Freiraum - rechts: die Holzleimbinderschiene mit
Verbindungsschuhen |
In der auf etwa drei Metern Höhe platzierten
Stationsplattform angekommen können die fahrenden Untersätze El
Toros erstmals aus nächster Nähe betrachtet werden. Wie bei den
beiden Vorgängerbahnen kommt ein Stahlchassis mit jeweils vier Lauf-,
Seiten-, und Gegenrollen zum Einsatz. Eine Kupplung zwischen den Wagen sorgt
für die nötigen Freiheitsgerade, denn die Räder sind bis auf
eine Ausnahme fest am Chassis verankert. Nur die Seitenrollen können sich
über eine gummigelagerte Schwinge einige Zentimeter bewegen.
Auffallender Unterschied zu der deutschen und schwedischen
Ausführung sind jedoch die Sitzeinheiten und die Verschalung der
Züge. Kommen bei Colossos und Balder eher plastikartige
Abdeckungen zum Einsatz, will bei El Toro ein Holzimitat mit
aufgenieteten "Stahl"-Profilen einen hochwertigeren Eindruck machen. Die
eingebrachte Maserung kommt jedoch trotzdem nicht über ein besseren
Plastiklook hinaus.
Der Sitz inklusive Höcker zwischen den Beinen ist in
die Verschalung integriert. Eine rote Kunststoffschale mit Schaumpolsterung
sorgt für ein ergonomisches Wohlgefühl - auch bei größeren
Mitfahrern. Der Fußbereich ist ausreichend dimensioniert und selbst der
neue Beckenbügel schmiegt sich problemlos an fast jede
Körperfülle an. Statt eines "T-Bar Bügels" verwendet
Intamin nun zwei Rundrohrprofile links und rechts der Beine der
Passagiere. Das Freiheitsgefühl wird dadurch nicht eingeschränkt,
doch wird ein Herausstrecken der Füße aus dem Zug effektiv
verhindert. Die drei Sitzreihen pro Wagen bieten selbstverständlich
aufsteigendes Stadium Seating, so dass die Sicht vom Vordermann nicht
direkt gestört wird. |
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Die Fahrt beginnt mit einer 180° Kurve an die
Rückseite der Anlage. Hier wartet ein Mitnehmerschlitten, der, für
die Passagiere kaum merklich, den Zug übernimmt und mittels eines
Stahlseils durch eine leistungsstarke Winde emporzieht. Gerade einmal 15
Sekunden benötigt das von Intamin erstmals bei einer
Holzachterbahn eingesetzte Kabelliftsystem, dann hat der Zug die
Ausgangshöhe von 57 Metern über dem Erdboden erreicht. Die hohe
Liftgeschwindigkeit (rund 20 km/h) setzt sich in einer kurzen Panoramafahrt
fort. Eine weite, leicht abfallende 180°-Linkskurve befördert den Zug
zur Klippe des Holzberges, wo die Fahrt und 50 Sekunden pure Spannung
Wirklichkeit werden.
Mit einer Ausgangsgeschwindigkeit von etwa 30
Stundenkilometern neigt sich der erste Wagen gen Abgrund. Einige Streckenmeter
später schießt die Front des Zuges in einem Winkel von 76° in
die Tiefe, beschleunigt vom eigenen Gewicht und der ungeheuren Schubkraft der
fünf nachfolgenden Fahruntersätze.
Fakten zu El Toro |
Die dritte vorfabrizierte
Holzachterbahn aus der Zusammenarbeit von Intamin und dem Ingenieurbüro
Stengel vereint die Stärken von Colossos (Out&Back Parcours) und
Balder (Twister Parcours) zu einem einzigartigen Hochgenuss der
Fahrdynamik. |
Gesamthöhe |
57
Meter |
Schienenhöhe |
53
Meter |
Schienenlänge |
1350 Meter |
Max. Geschwindigkeit |
113 km/h |
Max. Längsneigung |
76° |
Beschleunigung |
-1 g bis +4 g |
Netto-Fahrzeit |
60 Sekunden |
Fahrzeuge |
2 Züge mit 6 Wagen; 6 Plätze pro Wagen |
Kapazität |
1500 Personen pro Stunde |
Hersteller |
Intamin |
Betreiber |
Six Flags Great Adventure, Jackson, New Jersey, USA |
Eröffnung |
12. Juni 2006 |
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Link zur
offiziellen Webseite von Six Flags Great Adventure |
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Jeder der 36 Sitzplätze wird förmlich über
die Kuppe gepusht - Airtime inklusive. Je weiter hinten man sitzt, desto
früher setzt das Gefühl der Schwerelosigkeit ein. Und noch mehr: Der
abrupte Fall in die Tiefe wird durch eine starke, aber äußerst
kurze Ejector Airtime begleitet, welche die Fahrgäste aus dem Sitz
in die Sicherungskombination aus Bügel und Gurt befördert. So schnell
dieser Punch eingeschlagen hat, so schnell wird er auch wieder abgelöst
von herannahenden positiven G-Kräften, die jeden Fahrgast im Tal
das vierfache seines Körpergewichtes wiegen lassen.
53 Höhenmeter vergehen wie im Fluge, denn eine
Höchstgeschwindigkeit von 113 Stundenkilometern peitscht den über 15
Meter langen Zug voran. Der Fall findet schnell ein Ende und sorgt für
einen weiteren Spannungsmoment. In der Talsohle kreuzt die Abfahrt die Kurve,
welche 30 Sekunden später die Mitfahrer in den Twister-Teil im
Rolling Thunder entführt. Instinktiv werden in Anbetracht des
nahenden Headchoppers die herausgestreckten Hände eingezogen und
der Blick auf das Wesentliche fokussiert: Die Wagen pressen sich auf der
Strecke parallele zum Stationsgebäude mit ungeheurer Kraft gegen die
herannahende Parabelfigur des zweiten, 35 Meter hohen Hügels. Schnell wird
diese Kraftgewalt von einer diesmal unglaublich lang anhaltenden Ejector
Airtime abgelöst.
Auf dem oberen Drittel des zweiten Hügels spürt
keiner der Insassen mehr die Sitzschale. Eine fast konstante Beschleunigung von
bis zu -1g katapultiert die Mitfahrer gen Himmel. Vier Sekunden hält diese
Beschleunigungsphase an, einige Rollen des Zuges grummeln den typischen
Intamin Woodie-Klang, dann befindet sich der Zug in der Abfahrt. Das
Geheimnis der schier atemberaubenden Luftzeitphase liegt in der hohen
Überfahrtgeschwindigkeit und der parabelförmigen Ausgestaltung des
Hügels mit seinen bis zu 60° steilen Auf- und Abfahrten. Selbst die
Kuppe wird noch mit fast 50 km/h überfahren, wobei die
Zentrifugalbeschleunigung für eine wahre Airtime-Orgie sorgt.
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Bislang hat sich dem Zug nach dem First Drop noch
keine Kurve in den Weg gestellt. Dies bleibt auch auf den nächsten 200
Streckenmetern der Fall. Typisch für ein Out&Back-Layout sind
die großen Hügel, am Ende wartet die Kehrtwende auf Zug und
Insassen. Im zweiten Tal blitzt es kurz auf, die Fotoanlage ist erreicht. Der
Zug erntet anerkennende Blicke der Wartenden, dann wiederholt sich das Spiel
der Kräfte auf dem nächsten, rund 30 Meter hohen Hügel.
Dessen Ausgang bietet jedoch eine gänzlich andere
Erfahrung: Auf zwei Drittel der Fallhöhe verschluckt die tragende
Fachwerkstruktur der Rückstrecke den gesamten Wagenverbund. Der Zug
stürzt dabei in eine kleine, drei Meter hohe Öffnung, ohne dass
selbst die Insassen in der ersten Reihe die Talsohle auch nur erahnen
können. Derartige Momente gibt es auch bei anderen Holzachterbahnen, doch
wo sich dort der Zug in einen dunklen Tunnel stürzt, spielt bei El
Toro das Auge verrückt. Holzbalken und Tageslicht wechseln sich bei
einer Geschwindigkeit von fast 100 km/h ab.
Dann wird die Kehrtwende eingeläutet, die zwischen zwei
Hochpunkten eine lange, abwärts führende Rechtskurve mit über
225° und eine anschließende linksgerichtete Auffahrt verbindet. Die
Hügelüberfahrten sind im Bereich der Kuppen flacher gehalten als bei
den Vorgängern. Airtime ist auf dem ersten, knapp 25 Meter hohen
lokalen Maximum zwar vorhanden, jedoch nicht so stark und lang anhaltend
ausgeprägt. Dafür sorgt eine beträchtliche Kurvenneigung von bis
zu 80° für Abwechslung, die bereits auf halber Höhe der Auffahrt
eingeläutet wird. Am Scheitelpunkt des Hügels pressen sich die Wagen
nahezu senkrecht in die Steilwand, deren Neigung auf der kurvigen, nach rechts
fallenden Abfahrt langsam abnimmt. Im Tal wird dann der notwendige
Krümmungswechsel vollzogen, so dass der Zug von der Rechts- in eine
Linkskurve geführt wird, welche wieder einen Hügel erklimmt.
Um so überraschender ist die nachfolgende Abfahrt. Wird
die Querneigung bis zum Erreichen der Kuppe komplett abgebaut, so vollzieht der
Zug anschließend eine geradlinige, steile Abfahrt, in welche die hinteren
Wagen nahezu katapultartig hineinbeschleunigt werden.
Der Rückweg des Out&Back-Parcours führt vorbei
an den beiden Airtimehügeln bis zum Fuße des First Drop,
wobei die Strecke entlang der für die wartenden Besucher nicht
einzusehenden Seeseite verläuft. Ein mit gerade einmal knapp zehn Metern
Höhenunterschied ausgestatteter, extrem langezogener Camelback
sorgt für das typische Floating Airtime-Gefühl, bei dem die
Insassen allesamt leicht aus dem Sitz schweben und über einen
längeren Zeitraum fast konstante 0g verspüren.
Dem erfahrenen Achterbahnfahrer vermag die
Streckenführung bislang bekannt vorkommen, ähnelt sie doch sehr der
ersten maschinell vorproduzierten Holzachterbahn Colossos im
Heidepark. Trotzdem bietet El Toro im Detail extremere Ausprägungen
und mit den Durchfahrten der Holzstruktur neue Erfahrungen, die der deutsche
Vorgänger nicht bietet. Besonders die dritte Abfahrt direkt in die
Holzstruktur sorgt für einige Zusatzspannung. Auch die Floating Airtime
auf dem flachen Camelback wird durch zwei weitere Durchfahrten der
Fachwerkstruktur intensiviert. Dabei schießt der Zug mit nahezu
konstanter Geschwindigkeit von etwa 80km/h dem Ende des Out&Back -Parcours
entgegen.
Bei High Speed Tunnelung Nummer vier fällt die Ausfahrt
des flachen Camelbacks mit seiner Floating Airtime in ein enges
Tunnelkonstrukt, das sich durch die tragende Struktur des ersten Hügels
nach dem First Drop ergibt. Für die anschließende Auffahrt
öffnet sich dieses Fachwerk nur zögerlich. Die Struktur des ersten
Airtime-Hügels verdeckt die Sicht auf die Station, rechter Hand erhebt
sich der Lifthügel in die Höhe. Dieser Tunnelblick
beschränkt die Sicht auf das Kommende, nur die Mitfahrer in den vorderen
Wagen erkennen vor sich eine ansteigende Querneigung.
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Mit Schwung verlässt der Zug die
Kehrtwende |
Zuvor biegt sich die Holzleimbauschiene noch etwas nach oben
und endet abrupt auf einem etwa zehn Meter hohen "Hochplateau". Dabei
überrascht ein kurzer aber knackiger Augenblick der Schwerelosigkeit, der
die urplötzlich eintretende High-Speed-Kurve erst wahrnehmen lässt,
wenn sich die Wagen mit einem Banking von guten 70° in die Steilwand
legen - wohlgemerkt liegt die Geschwindigkeit immer noch bei fast konstanten 80
Stundenkilometern, welche über dem Kurvenverlauf durch die Rollreibung und
den Luftwiderstand des Zuges auch nur geringfügig abgebaut wird. Zudem
bewegt sich die vertikale Beschleunigung auf der langgezogenen Linkskurve auf
hohem Niveau. Die Kurve umspannt einen Kreisbogen von 150°, kreuzt das Tal
nach dem First Drop und führt den Wagenverbund aus dem
Out&Back-Bereich über die Schienen von Rolling Thunder hinein
in den nicht einsehbaren Teil des El Toro-Layouts.
Auf ihren letzten Winkelgraden reckt sich die Kurve dann
urplötzlich in die Höhe. Bis zum nächsten Scheitelpunkt in rund
20 Metern Höhe verliert sie vollends ihre Querneigung und auch ihre
Anpresskraft. Am Gipfel des parabelförmig gestalteten Hügels wartet
eine wahre Ejector Airtime auf allen Sitzplätzen, dann geht es nur noch in
die Tiefe. Rund 20 Meter fällt die Strecke in einem leichten Linksbogen
ab, bis sie parallel zur Station und dem Out&Back-Teil komplett hinter dem
Schutzwall des Rolling Thunder verschwunden ist. Was dann passiert, ist
mit Worten nur schwer zu beschreiben. |
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Der Zug auf dem Rückweg in Richtung
Station - im Vordergrund die Ausfahrt des dritten Hügels in die
Holzstruktur hinein |
Der getwistete Streckenteil vollzieht einen Kurvenwechsel
nach dem anderen, und El Toro jagt seine Mitfahrer im wilden Slalom
über den Parcours. Selbst die Mitfahrer, die eher die vorangegangene
Airtime-Orgie lieben, schnalzen hier unisono mit der Zunge.
Auf engstem Raume wurde im Innenbereich von Rolling
Thunder ein gerade einmal etwa 40 Meter breiter und 100 Meter langer
getwisteter Abschnitt errichtet, der bis auf wenige Ausnahmen
ausschließlich von seinen dynamischen Richtungswechseln lebt.
Erst vollzieht der Holzparcours wenige Meter über dem
Boden eine Aneinanderreihung von zwei um jeweils 90° gebogenen Steilkurven
mit extremer Querneigung. Dabei schießt der Zug pfeilschnell gerade
einmal 2-3 Meter über dem Erdboden durch das Kurvenlabyrinth. Auf- und
Abfahrten finden sich auf den äußerst engen Kurvenpassagen keine,
dafür werden intensive Beschleunigungen aufgefahren. Diese wirken jedoch
nicht wie in einer Helix langhaltend störend , da jeweils zwei
Krümmungswechsel (von einer Rechts- in die Links- und wieder zurück
in die Rechtskurve) den Kraftakt unterbrechen. Der Zug legt sich quasi im
Sekundentakt von der einen Seite auf die andere und vollzieht auf wenigen
Metern Neigungswechsel von etwa 140°.
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Links: Der flache Camelback mit
nachfolgendem Sturz in der Holzstruktur führt in Richtung der
High-Speed-Kurve (rechts) |
Die zweite Rechtskurve begrenzt den Twisterteil
räumlich und führt den Zug in einen 270°-Bogen, der nach
Absolvierung der ersten 180 Winkelgrade an Höhe gewinnt. Hier
verlässt der Zug die Bodennähe und schwingt sich auf den letzten
90° des Rechtsbogens gleichzeitig einen rund zehn Meter hohen Hügel
empor.
Der nächste Richtungswechsel ist schon vorprogrammiert
und findet direkt auf der Hügelkuppe statt. In Bester Intamin'scher
Stahlachterbahnmanier leisten die Kupplungen Schwerstarbeit, wenn sich die
Wagen gegeneinander verdrehen und den Hügel mit einer Linkskurve gen Boden
verlassen. Der Fall währt aber nur vier bis fünf Höhenmeter,
dann geht es wieder hinauf auf zehn Meter Höhe über dem Boden, um zum
zweiten Male die Strecke des Twister zu kreuzen. Die Linkskurve wird
durch eine weite Rechtskurve abgelöst, die einem leichten Wellenritt
gleich an ihrem Ausgang den Zug abrupt emporhebt und den Fahrgästen ein
letztes Mal Airtime beschert. Die nachfolgenden Magnetbremsen lechzen
schon danach, die Restgeschwindigkeit nach dem heißen Ritt in Wärme
zu verbraten.
Hinter der High-Speed-Kurve, die den Zug in den Twisterteil
katapultierte, findet das Abenteuer El Toro nach gerade einmal 50
Sekunden ein Ende. Mit beinahe stoischer Laufruhe hat der Zug die dynamische
Beschleunigungstortur überstanden. Ob Airtimehügel oder
Dauer-Kurvenwechsel, die Fahrt überzeugt, überrascht und macht
süchtig nach mehr. |
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Links: Der unerwartete 20-Meter-Sturz in
den Twister Teil - Rechts: Kurvenparcours im Infield des Out&Back-Woodies
Rolling Thunder |
El Toro benötigt gerade wegen seiner
überzeugenden Machart keinen großen Werberummel à la "die
höchste 'reine' Holzachterbahn der Welt"; El Toro wird einfach
durch sein Fahrerlebnis zu einem der besten Woodies seiner Klasse. Die
errungenen Rekordmarken bleiben dabei fast im Hintergrund: Six Flags Great
Aventures Holzachterbahn war bei ihrer Eröffnung nach Son of
Beast im amerikanischen Kings Island die zweithöchste
Holzachterbahn der Welt. Mit der Schliessung der Problemachterbahn in Kings
Island im Jahre 2009 besetzt El Toro die weltweiten
Spitzenplätze der schnellsten und höchsten Holzachterbahn. Und nicht
nur die nackten Zahlen sprechen für den Wooden Coaster nahe New Yorks. Die
kühnen, ruhigen Fahreigenschaften stechen trotz hochdynamischer
Beschleunigungswerte offensichtlich hervor.
Trotzdem sind diese für den einen oder anderen
Woodie-Fanatiker schon nicht mehr "gut genug" - ihnen fehlt das "shake, rattle
& roll", was auf El Toros dynamischer Streckenführung jedoch
fehl am Platze gewesen wäre. Die bis auf ein, zwei Stellen
perfektionierten Schienenstöße sorgen mitsamt der vorfabrizierten
Schiene für ein atemberaubendes Gleiten, das Layout bietet ein Repertoire
an Airtime in allen Variationen und die intelligent gemachte
Schienenführung sorgt mit ihren Headchopper-Effekten selbst auf dem
weitläufigen Out&Back-Teil für gehörige
Schrecksekunden. Auf in den Kampf, Torero! |
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Rendering: Six Flags Great Adventure, Bilder / Text:
Coastersandmore - jp |
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