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Transformers - The Ride in Singapore, Hollywood und Orlando
Transformers - The Ride
Links: Bumblebee wartet bereits als
Skulptur am Eingang - Rechts: Szene aus der Attraktion, wobei Megatron eine
Rakete auf das Simulatorfahrzeug abschiesst
1999 revolutionierte Universal mit The Amazing Adventures
of Spiderman die Themenparkwelt. Die Mischung aus Simulatorfahrzeug auf einer
Schienentrasse, 3D-Leinwänden und realen Kulissen begeistert noch heute.
Neben dem Original in den Islands of Adventures in Florida folgte 2004 eine
identische Kopie in den Universal Studios Osaka in Japan.
2007 verkündete Universal die Planung an zwei weiteren
3D-Themenfahrten für die Studioparks in Los Angeles und Singapore und
macht sich dabei eines der erfolgreichsten Hollywood Franchise der letzten
Jahre zu Nutze: Transformers - The Ride führt die Fahrgäste in das
martialische Kampfgeschehen der guten Autobots gegen die bösen
Decepticons. Die wandlungsfähigen Roboter von einem fremden Planeten
können sich spielerisch in jeden technischen Gegenstand transformieren den
sie berühren. Die größten Charaktere wandeln sich in
Baggerfahrzeuge, andere verstecken ihren Ursprung hinter der stählernen
Maske eines Düsenjets. Der Star der Transformer Filme, der agile, sechs
Meter hohe Bumblebee, macht sich einen Chevrolet Camaro zu Nutze. In Singapur
patroliert der Autobot bereits über dem Eingang zur Fahrattraktion.
Anfang Dezember 2011 feierte Transformers - The Ride seine
Weltpremiere in den Universal Studios Singapore. Mit einer Investitionssumme
von rund 100 Millionen US-Dollar ist es die aufwendigste Attraktion des
Studioparks in Singapur. Das Fahrsystem ist identisch zum Spiderman-Hit: Eine
auf Schwerlastrollen mittels Leitschiene geführte, sechs Freiheitsgerade
aufbietende Simulationsplattform fährt an Kulissen und
Projektionsleinwänden vorbei, welche von Projektoren bespielt werden. Eine
3D-Brille gaugelt den Mitfahrern eine virtuelle 3D-Welt inmitten der
Kulissenbauten vor.
Eingangsbereich zu
Transformers - The Ride
Bekanntes technisch neu aufgelegt
EVAC posiert in seiner Robotergestalt vor
dem Eingangsbereich
Für Transformers wurde einzig und allein die
Projektionstechnik dem technischen Fortschritt angepasst. Eine mehr als
notwendige Verbesserung: War zur Premiere von Spiderman in Orlando Ende des
letzten Jahrtausends 3D-Projektion in den Kinos ein Fremdwort, erscheint
heutzutage fast jede große Kinoproduktion auch in der dritten Dimension
auf der Leinwand - selbst der dritte Teil des Transformers Blockbuster
Franchise im Sommer 2011.
Trotz des Innovationssprungs außerhalb der
Freizeitparks vermag die Kombination aus Einzelfahrzeug, meterhohen
Leinwänden und eines perfekt getimten Aktionspektakels zwischen
Leinwandgeschehen, Kulissen und der agilen Fahrgastplattform zu begeistern.
Geschuldet ist dies vor allem dem Entwicklungsschritt innerhalb der
Projektionstechnik und Bildqualität: Wo bei Spiderman eher
grobkörnige, unscharfe CGI-Renderings auf kleinen, durch Kulissen
verlängerte Leinwände zum Einsatz kamen, werden die Fahrgäste
bei Transformers mit neuester Digitaltechnik, zylindrischen 180°
Leinwänden und einer Auflösung von bis zu acht Millionen Pixeln pro
Projektionsfläche mitten in das kristallklare Kampfgeschehen katapultiert.
Stellenweise erscheinen die Leinwände grenzenlos, was vor allem ihrer
Dimensionen geschuldet ist. Die höchsten sind bis zu 16 Meter hoch,
umschließen das Fahrzeug halbkreisförmig und bieten somit ein
Gesichtsfeld füllendes 3D-Spektakel. Dessen Projektionsqualität liegt
je nach Leinwand- und Digitaltechnik bei der vierfachen Auflösung eines
modernen, digitalen Kinosaals. Für die acht Millionen Pixel Auflösung
fassenden, zylindrischen Leinwände in Singapur werden bei Transformers
gleich vier Digitalprojektoren miteinander synchronisiert.
Offizielles Video, welches 1:1 Szenen aus
der Themenfahrt zeigt
Die verwendete Technik ist jedoch nicht allein der
Schlüssel zum Erfolg einer guten 3D-Themenfahrt - insbesondere die
Rendersequenzen bilden bei Transformers - The Ride eine schlüssige,
zusammenhängende Storyline mit ebenfalls bekannten Charakteren aus dem
Hollywood Franchise. Dabei setzen die Macher von Universal Creative auf die
Animationsqualitäten von Industrial Light & Magic, welche die meisten
Spezialeffekte der Transformers Filme verantworteten. ILM Singapore stellte
sämtliche Rendersequenzen für die Blockbuster Themenfahrt her, die
längste dauert 30 Sekunden. Auf der viereinhalb-minütigen Fahrt
werden zwölf Leinwände passiert, wobei die Bewegungsplattform bis auf
wenige Ausnahmen nie zum Stillstand kommt. Stetig folgt der Wagen dem
Schienenverlauf und richtet die Plattform mit ihren drei Sitzreihen zu jeweils
vier Plätzen dynamisch den Leinwänden aus. Dabei vermögen die
linearen Aktuatoren die Plattform rund 25 Zentimeter zu heben, oder um knapp
10° nach vorne oder hinten zu kippen oder seitlich zu neigen. Die
Bewegungsagilität ist durch die Kombination von sechs möglichen
Freiheitsgeraden schier unendlich und arbeitet ruckfrei, das lautlose System
scheint mehr zu atmen als eine zwei Tonnen schwere Plattform in Bewegung zu
versetzen. Während das Fahrzeug mit bis zu zwei Metern pro Sekunde
über einen Betonboden durch das Leinwandlabyrinth fährt, ist die
Fahrgastplattform zusätzlich noch um die Hochachse beliebig oft drehbar.
Die Gondel könnte dabei bis zu 18 Runden pro Minute absolvieren. Die
Drehbewegung wird während der Themenfahrt oft eingesetzt, um das Sichtfeld
blitzschnell um 180° von der einen Leinwandkuppel auf die nächste zu
drehen oder unter ständiger Rotation für Orientierungslosigkeit zu
sorgen.
Bei Transformer ist der Einsatz der Kulissenaufbauten im
Gegensatz zu Spiderman minimiert, doch gerade die wenigen Momente zwischen Film
und Kulissenwelt sorgen für eine gelungene Abwechslung. Mal verirrt sich
unser Autobot in einer Sackgasse, dann springt der Decepticon Ravage mit einem
Zwischenstopp auf dem Simulatorfahrzeug auf ein Gerüst oberhalb der
Fahrgastplattform und ein anderes Mal schleudert die Gondel durch die
Auswirkungen eines Raketeneinschlages wild durch eine heiße Rauchwolke.
Doch gerade diese Momente, welche bei Spiderman noch mangels
hochauflösender Projektoren nahezu zwischen jeder Leinwandsequenz zu
finden sind, machen sich bei Transformers rar. Oft schwenkt das Fahrzeug
blitzartig um 180° von einer gekrümmten Leinwand zur nächsten -
Das Spektakel hätte in dieser Form auch auf einem statischen Simulator in
einem Imax Dome stattfinden können - die wenigsten Besucher hätten
einen Unterschied gemerkt.
Resorts World Sentosa trifft
Hollywood
Die Universal-Kugel dreht sich bereits vor
dem vierten Studio Themenpark
Die beengten Platverhältnisse auf Sentosa Island, dem
Schauplatz der Universal Studios Singapore, benötigten einige technische
Finessen, um das platzintensive Simulatoren"parkhaus" in die Realität
umzusetzen. Während Spiderman in Florida oder Japan eine
großzügige Fläche von rund 5000 Quadratmetern einnimmt,
muß Transformers mit der Hälfte auskommen. Der gesamte, mit 20
Hektar weltweit kleinste Universal Themenpark ist dieser Schrumpfungskur
unterzogen worden.
Um trotzdem ein großzügiges Fahrerlebnis zu
bieten, wurde die Transformers Themenfahrt auf zwei Etagen arrangiert. Diese
werden durch vier Vertikalaufzüge miteinander verbunden - je zwei für
die Auffahrt und zwei für die Abfahrt. Kurioserweise fällt der kurze
Aufzugtrip gerade wegen seines dynamischen Leinwandgeschehens nicht auf. Jede
Vertikalheberplattform ist in einem 180° Leinwanddom untergebracht, der von
acht Millionen Pixeln befeuert wird.
Die Resorts World of Sentosa mit Hard Rock
Hotel im Vordergrund und den Universal Studios Singapore im Hintergrund - das
zweistöckige Transformers Gebäude ist auf 2 Uhr zu sehen
Das Fahrzeug passiert eine Weiche und fährt dem Dome
entgegen, auf dem bereits die Actionsequenz gestartet ist. Gleich vier digitale
Projektoren wurden auf dem Vertikalheber integriert, dessen Technik sich im
Rücken der Passagiere befindet. Während fast zehn Höhenmeter
innerhalb von 15 Sekunden absolviert werden, bewegt sich die für den
Betrachter grenzenlos wirkende Projektsfläche im gleichen Tempo mit. Ist
die andere Etage erreicht, dreht sich das Fahrzeug blitzschnell wieder um
180° und richtet die Besucher vor der nächsten Leinwand aus. Dass der
Wagen dabei die Technik des Vertikalhebers passiert, wird in der schnellen
Drehbewegung nicht wahrgenommen. Was sich derart spielerisch anhört, ist
technisch eine nicht einfache Umsetzung. Denn die kleinste Vibration des Hebers
auf der Vertikalfahrt lässt die Projektoren erschüttern und die
gewaltige Bildprojektion erzittern. Aufwendige Tests und eine extra konstuierte
Lagerung ermöglichten erst das "ruckfreie" Filmerlebnis.
Transformers - The Ride wurde in Singapur relativ
unspektakulär in die Kulisse der Si-Fi-City platziert, welche als
verlängerter Arm der New York Themenwelt arrangiert wurde. So hätte
kurzentschlossen auch das Spiderman Thema im gleichen Gebäude realisiert
werden können. Die New York Themenwelt bietet einige bekannte Fassaden der
großen Brüder aus Orlando und Osaka, ohne jedoch deren Quanti- wie
Qualität zu erreichen. Der Resorts World Sentosa Besitzer Genting, welcher
auf dem insgesamt 49 Hektar grossen Resort-Gelände auch das zweitteuerste
Casino Investment der Welt realisierte, setzte als Universal Partner trotz
Milliardenschwerer Investitionen für den Erlebnispark auf der bekannten
Ferieninsel von Singapur auf kostengünstige Bauunternehmungen aus China.
Die Einsparungen des Generalunternehmers sind in den Studios
überall wahrzunehmen. Die GFK-Kulissen wirken stellenweise detailarm, der
Putz brökelt und auch die gebotenen Attraktionen erfuhren einen schweren
Einstand. Der bekannte Universal Standard sieht anders aus. Kleckern statt
Klotzen? Das fünf Milliarden US-Dollar Investment Resorts World Sentosa
scheint nur zu Bruchteilen für den Themenpark genutzt worden zu sein.
Hotel, Mall, Casino und die fast den gesamten Studiokomplex unterkellernde,
zweigeschossige Tiefgarage haben den Löwenanteil des Investments
geschluckt.
Die Universal Studios
Singapore bieten auf 20 Hektar Fläche zusammengeschrumpfte Nachbauten der
grossen Brüder aber auch exklusive Themenbereiche wie Far Far Away oder
Madagaskar aus den Dreamworks Filmen
Das Universal Studios Singapore Dilemma
Der Vekoma Dueling Coaster Battlestar
Galactica war fast ein Jahr lang aufgrund technischer Mängel
geschlossen
Und auch die Attraktionen hatten einen schwierigen Start:
Statt auf bewährte Zulieferer setzte man bei den Wasserfahrtattraktionen
auf die deutsche Hafema, welche sich bislang bei Ihren Auslieferugen oft nicht
mit Ruhm bekleckerten. Die Weltneuheit Madagaskar eröffnete mit über
ein Jahr Verspätung. Nachdem Hafema die einfache Anlage nicht zum Laufen
brachte, versuchte sich der Betreiber zusammen mit Universal selbst daran.
Statt eines Abenteuers auf zwei Etagen mit Liften und Abfahrten dümpeln
die Boote nun unmotiviert durch die Hauptebene - die Attraktion wurde schlicht
um die Höhenelemente nebst Kanalszenen in einer zweiten Ebene gekürzt
und die Storyline nahezu eingestampft.
Und selbst die 20 Millionen Euro teure Hauptattraktion
Battlestar Galactica, ein Sitdown- und Inverted Coaster Duo von Vekoma, war
nahezu ein Jahr aufgrund schwerwiegender technischer Probleme geschlossen -
dabei ereignete sich eine Woche nach der Testöffnung der Studios ein
schwerwiegender Materialschaden bei den morgendlichen Testfahrten. Seit Mitte
2011 läuft die Anlage wieder und bietet dabei je nach Sitzreihe einen eher
rappeligen Fahrkomfort. Eine Achterbahn, wo die Fahrt quasi nur in der ersten
Reihe zu ertragen ist, ist für eine Hauptattraktion absolut die falsche
Wahl. Und trotz LSM-gepowerter Abschusslifte kriechen die Züge nahezu
über die Liftkuppe. Der über zehn Jahre alte Hulk, welcher mit
Reibrädern die Züge in Orlando auf über 30 Höhenmeter
katapultiert, wirkt deutlich knackiger.
Universal Studios Singapore kann auf einen eher
unbefriedigenden Start zurückblicken. Die Anfangsschwierigkeiten sind auch
deutlich daran erkennbar, dass sich der Park über ein Jahr in einer
Soft-Opening Phase befand - erst im Frühjahr 2011 wurde offiziell
eröffnet.
Gerade wegen dieser technischen Widrigkeiten sollte
Transformers von Anfang an zuverlässig laufen. Die Arbeiten begannen
bereits im Jahre 2007. Im selben Jahr wurden die Arbeiten in Singapur für
den brandneuen Themenpark gestartet. Die Anlage wurde mit bewährter
Technik von der amerikanischen Firma Oceaneering ausgestattet. Nur die aufgrund
der Gebäudearchitektur notwendigen, neuen Vertikallifte konnten den
technischen Flaschenhals darstellen. Daher wurden diese redundant
ausgeführt. Sollte einmal einer der beiden auf- oder abwärts
führenden Lifte ausfallen, kann die Attraktion immer noch auf halber
Kapazität weiter betrieben werden. Die Hollywood Version bietet eine
identische Technik bei gleicher Storyline bieten.
Transformers - The Ride kann neben der Mummy Achterbahn als
eine der zuverlässigsten Attraktionen in den Universal Studios Singapore
gezählt werden. Der Universal Slogan "Ride the Movies" gehört bei
dieser Fahrattraktion absolut zum guten Ton.
Zugang zur Geheimbasis NEST
Die Besucher betreten die Attraktion durch den
überdachten und eher unspektakulär wirkenden Sci-Fi City
Themenbereich. Die endlos wirkende Warteschlange führt auf verschlungenen
Pfaden in die geheime Basis NEST. Auf Videobildschirmen wird
Transformer-Neulingen erläutert, wie die Decepticons auf die Erde kamen,
um den AllSpark, ein Artefakt in Form eines Würfels, zu finden. Mit dessen
Energie wollen sie eine Kriegerarme erschaffen, mit der sie das Universum
beherrschen können. Optimus Prime, der Anführer der guten Autobots,
stellt zudem alle seine freundlich gesinnten Mitstreiter vor, allen voran
Bumblebee, Ratchet und den neuen Charakter Evac, welcher bis zu zwölf
Fahrgäste sicher auf seiner Mission mitnehmen kann.
Rechts: Die Nest Geheimzentrale kann
während der Wartezeit erforscht werden
Zwei Evacs mit je drei Reihen werden gleichzeitig beladen.
Die Taschen können auf den Boden gestellt werden, ein Bügel pro Reihe
sichert die Mitfahrer. Zusätzlich wird motorisch die von oben
herunterschwenkende Seitentüre verriegelt. Die Sicht ist nun auf das
Wesentliche fokussiert, den Weg nach vorn durch das offene Blickfeld des EVAC.
Da er die Gäste transportiert, ist eine Transformierung in die
Robotergestallt ausgeschlossen. Während der Fahrt sind manchmal seine Arme
zu sehen oder die Raketen, welche zu Verteidigungsmassnahmen von ihm abgefeuert
werden. Um den neuen Roboter-Charakter in seiner vollen Gestalt zu sehen,
wartet eine über vier Meter hohe, statische Figur am Ausgang der
Attraktion.
Nun noch die Sicherheitsbrillen aufgesetzt, welche dem
3D-Effekt dienen und die Mission kann beginnen. EVAC vertraut dabei seinen
zwölf Navigatoren, setzt zu einer langsam durchfahrenen 180°
Kehrtwende an und schon löst der Alarm aus...
Der überdachte
Sci-Fi City Themenbereich geht direkt in das New York Set über
Aktionspektakel mit interessanten
Perspektiven
Die Geheimbasis NEST wurde scheinbar infiltriert, die
Sicherheitsschleusen schliessen. Überall kreiseln die Kegel der roten
Alarmleuchten an den Wänden. EVAC steuert dabei direkt in das Geschehen
hinein, welches sich auf der ersten Projektionsfläche abspielt. Die
Eröffnungsszene spiegelt noch das klassische Wechselspiel zwischen realen
Kulissen und der virtuellen 3D-Welt aus der Spiderman-Attraktion wider. Auf der
linken Seite begrenzt die Karosserie eines Lasters die virtuelle Halle, wobei
die Ladefläche bereits auf der Leinwand fortgeführt wird. Auf der
rechten Seite ist ein Wartungssteg abgebildet, der in der Kulisse ebenfalls
nahtlos fortgeführt wird. Virtuelle Welt und reale Bühnenbauten sind
zwar deutlich voneinander zu erkennen, verschmelzen aber zu einer interessanten
Actionszene.
Links: Das Simulatorfahrzeug bietet Platz
für zwölf Mitfahrer - Links: Bumbleblee schlägt Ravage
Der agile Decepticon Ravage hat den Allspark Würfel
geschnappt, holt zum Sprung aus und landet mit voller Wucht auf der Fronthaube
von EVAC. Der Wagen erschüttert, doch statt einen Kampf zu beginnen
flüchtet der Roboter mit einem weiterem Sprung über den Laufsteg zum
anderen Ende der Halle. Schon die Anfangsszene zeigt deutlich, dass nicht nur
visuell sondern auch für die Ohren innerhalb des Fahrzeuges ein
beeindruckender Raumklang geboten wird. Die pro Fahrzeug mit ingesamt 5000 Watt
befeuerten Lautsprecher bieten ein 14-kanaliges Klangerlebnis.
Evac funkt den Kollegen Bumblebee an, ein 180°
Rotationsschwenk der Gondeleinheit und das Geschehen ist für die Insassen
wieder im Fokus. In der auf der zweiten Leinwand gezeigten Lagerhalle biegt der
quirlige, quietschgelbe Camaro Bumbleblee um die Ecke, transformiert innerhalb
zwei, drei Sekunden in seine Robotergestalt und schnappt sich den
Flüchtligen. Während die beiden Roboter kämpfen, ist für
einige Augenblicke EVACS Greifarm zu sehen, der sich den AllSpark sichert und
schliesslich aus dem Nest Versteck rollt, wohlwissend, nun alle Decepticons
magisch anzuziehen.
Fakten zu Transformers - The
Ride
High Tech Darkride Kombination aus
virtuellen 3D-Szenerien und Kulissenelementen, welche mit einem
Simulatorfahrzeug durchfahren werden
Die ersten beiden Szenen zeigen deutlich, welches Potential
das Fahrsystem im Zusammenspiel mit den digitalen Leinwandprojektionen und der
erstklassigen, im offenen Fahrgastraum räumlich abgebildeten
Sounduntermalung bietet. Statt statischer Kulissen geht der Blick in virtuelle
Räume, die trotz stetiger Fortbewegung der Simulatorplattform für die
Fahrgäste stabil auf der Leinwand stehen. Erreicht wird dies durch einen
technisch raffinierten Trick: Die Projektionsfläche ist an der Aussenseite
eines Kurvenbogens positioniert. Sobald sich der Wagen in der Bogeneinfahrt
befindet startet die Szene. Die Simulatorplattform bewegt sich stetig durch den
Bogen voran, der schwenkbare Fahrgastraum bleibt für den Fahrgast nicht
bemerkbar auf die Leinwand ausgerichtet. Da das Blickfeld nur nach vorne offen
ist, wird das im 25-Sekunden Rhytmus voraus- oder hinterherfahrende Fahrzeug
nie gekreuzt. Sogar nahezu flüssige Übergänge sind von einer
Leinwand zur anderen möglich, in dem diese Quasi Rücken an
Rücken positioniert sind und die Plattform im Uebergangswechsel
blitzschnell um 180° dreht.
Obwohl sich der Blickwinkel der Passagiere ändert, kann
durch Strecken und Stauchen der virtuellen Welt das Blickfeld stabil und der
räumliche 3D-Effekt aufrecht erhalten werden. Wie schon bei den
Transformer Kinofilmen ist eine Bewegung des Blickfeldes jedoch durchaus
gewollt, so dass eine virtuelle Kameraführung innerhalb der 3D-Sequenz die
Bewegungen des EVAC-Fahrzeugs abbildet. Das dynamische Geschehen ist somit
physisch und audiovisuell erlebbar. Die mit linearen Aktuatoren ausgestattete
Simulatoreinheit wird dabei nahezu beliebig in jede Achsrichtung angehoben
werden. Dabei kann die Bewegung flüssig oder gewollt ruckartig ablaufen,
um etwa einen Zusammenstoss mit einem anderen Roboter zu simulieren.
Damit das Erlebnis zwischen Simulator und Leinwandgeschehen
perfekt aufeinander abgestimmt bleibt, ist eine Synchronisation des fest
vorgegebenen Bewegungsprogramms des Simulators mit der vorab aufwendig
gerenderten 3D-Sequenz nötig. Für jede Szene erfasen einige in Reihe
geschaltete Sensoren in der Fahrbahn die genaue Position des Fahrzeuges und
starten die Projektionssequenz. Die zugelassene Toleranz am Ende einer rund
20-sekündigen Sequenz beträgt gerade einmal eine fünfzigstel
Sekunde.
Stärken und Schwächen der
virtuellen Szenen
EVAC wartet auf die nächste Mission
und auf die Fahrgäste
Für die zwölf virtuellen 3D-Szenen zeichnet sich
Industrial Light&Magic aus Singapur verantwortlich. Die mit ihren
computergenerierten Animationen marktbeherrschende ILM startete ihren Ableger
im Jahre 2006, wobei der Standort an Filmen wie Star Trek, Harry Potter und
auch Transformers beteiligt war. Alle Sequenzen wurden in einer Auflösung
von acht Millionen Bildpunkten gerendert, wobei die Ergebnisse auf den
zwölf Leinwänden je nach eingesetzter Projektionsqualität
unterschiedlich ausfallen. Fotorealismus wird im Gegensatz zu den Tranformers
Filmen nicht in jeder Sequenz erreicht.
Während die Roboter mit bis zu 25.000 Einzelelementen
sehr detailfreudig abgebildet wurden, was auch der Verwendung der 3D-Modelle
aus den Transformers-Filmen geschuldet ist, wirken die virtuellen Sets von der
NEST Basis bis zu den Strassenzügen aus Chigaco eher zweitklassig.
Insbesondere wenn EVAC durch die Etage eines Bürogebäudes gezogen
wird, fällt die Texturqualität fast auf Videospielniveau ab. Trotzdem
ist eine Szene spannender als die andere, was vor allem auch der wechselnden
Betrachterperspektive geschuldet ist: Mal schaut EVAC nur zu, ein anders Mal
wird er von einem Devastator Decepticon durch ein gewaltige Gebläse
gesaugt und schliesslich am Hacken vom Bösewicht Starscream hängend
durch halb Chicago geschleudert.
Sogar die aus Transformers bekannten Zeitlupeneffekte werden
stilsicher eingesetzt, etwa dann wenn der böse Megatron und Optimus Prime
sich vor einer Grossbaustelle ein Duell liefern und Megatron beiläufig
eine Raketensalve auf den eher schwachen EVAC abfeuert: Innerhalb weniger
Augenblicke wird das Kampfgeschehen fast gänzlich eingefroren und der
langsam näher kommende Raketenkörper tritt in den Fokus - zwei, drei
Meter vor dem Aufschlag beschleunigt die Szene wieder. Auch der Simulator
agiert raketenschnell, dreht sich zur Seite und flüchtet durch die "reale"
Partikelwolke, die durch die Explosion aufgewirbelt wurde. EVAC schleudert
dabei geschickt durch das Loch in einem Gebäude, welches von der Explosion
hervorgerufen wurde - die Metallstangen glühen noch feuerrot. Die Hauswand
ist dabei durch eine reale Kulisse dargestellt.
Roboter überall
Die 14 Leinwände wirken im Vergleich zu Spiderman
grenzenlos und geben den gigantischen Robotern eine wahrlich beeindruckende
Spielfläche. Insbesondere die beiden Aufzugssituationen werden dazu
genutzt, um auf den 180° Torus Flächen die beiden Hauptakteure
Megatron und Optimus Prime miteinander in beeindruckender Grösse agieren
zu lassen. Dabei wird fast die gesamte Höhe des rund 15 Meter hohen
Gebäudes als Projektionsfläche genutzt. Leinwandgrenzen sind für
den Betrachter nicht wahrzunehmen.
Ähnliches gilt für fast alle sieben
Leinwandsequenzen auf der zweiten Etage, die bis auf zwei Unterbrüche
durch Kulissen - dem Entkommen durch die Hausmauer und einer Sackgasse - nahezu
nahtlos einander folgen. Somit wird zwar das Potential der Verschmelzung von
Bühne und virtueller Welt nicht ausgeschöpft, der Coolnessfaktor der
computergenerierten Räume aber mehr als ausgereizt und mit physischen
Efekten wie Wasser, Wind, Wärme und externen Lichteffekten noch
intensiviert. Die Roboter sind groß, die Leinwände ebenfalls und
somit ist ein spielerischer Umgang innerhalb der Roboterkämpfe problemlos
möglich. Die CGI-Animateure hatten im Gegensatz zu Spiderman eine deutlich
einfachere Ausgangslage. Da der Blickwinkel bei Transformers durch die
Seitenwangen der Simulatorplattform und nicht etwa durch eine kleine Leinwand
begrenzt sind, musste nicht so stark darauf geachtet werden, dass eine Figur
plötzlich abgeschnitten wird. Dann nämlich ginge die
Glaubwürdigkeit der 3D-Welt verloren.
Universal Studios Singapore teuerste Fahrattraktion spielt
gekonnt ihre technischen Möglichkeiten aus - trotzdem hätte man sich
ein intensiveres Zusammenspiel zwischen virtueller und realer Welt auf der
knapp 600 Meter langen Fahrstrecke erwarten dürfen. Ein völlig
zerstörter Megatron wartet als Realfigur am Ende der Fahrt innerhalb der
Kulisse, doch die ursprüngliche Idee von partiell bewegenden, realen
animatronischen Robotern - zum Beispiel ein über den Simulator
schwenkender Roboterarm - hätte den Ride deutlich beeindruckender
gestaltet. Somit beschreibt der Werbeslogan "der ultimative 3D Krieg" die
Attraktion innerhalb eines Satzes hinreichend und katapultiert Universal nach
Spiderman und Harry Potter and the Forbidden Journey wieder in den Olymp der
technisch spielfreudigsten Fahrabenteuer der Freizeitparks.
Im Lower Lot Bereich
der Universal Studios Hollywood findet sich inmitten von Studio-Hallen die
Transformers Attraktion (Bildmitte)
Transformers in den Universal Studios
Hollywood
Transformers: The Ride - 3D beeindruckt
mit einer überdimensionalen Roboter Fassade
Im Frühjahr 2012 öffnete mit Transformers: The
Ride - 3D eine baugleiche Attraktion in den Universal Studios Hollywood. Einzig
und allein die Warteschlange wurde anders arrangiert, da das 18 Meter hohe
Gebäude mitsamt seiner zwei Etagen etwa drei Meter unterhalb des
Bodenlevels startet. Transformes: The Ride - 3D befndet sich im Lower Lot der
Hollywood Studios, wobei die freistehende Halle die Fläche der deutlich in
die Jahre gekommenen Feuerspektakel-Show Backdraft und der Special Effects
Stage einnimmt. Dabei wurden die Grundmauern der früheren Gebäude
teilweise beibehalten. Typisch für Universal Studios Hollywood wird bei
den Attraktionsgebäuden bewusst auf eine äußere Themenkulisse
verzichtet. Bei Transformers schmücken einzig und allein die Protagonisten
in beeindruckender Größe die Fassade.
Angetrieben durch militärische Anweisungen werden die
Fahrzeuge schnell beladen - eine Single Rider Line wie in Singapur sorgt
dafür, dass alle zwölf Plätze belegt werden. Das gesamte
Showerlebnis, vom Fahrverlauf bis zu den Rendersequenzen und der Anordnung der
Leinwände, ist identisch zur Version in Singapur. Einziger Unterschied
findet sich in den verwendeten 3D-Brillen und der subjektiven
Projektionsqualität. Während in Singapur aus dem Kino bekannte
Polarisationsbrillen zum Einsatz kommen, setzt die Hollywood Version auf
Interferenz-Brillen der deutschen Firma Infitec, welche über Dolby-3D
vertrieben werden.
Identische Brillen kommen auch bei der
generalüberholten Spiderman Attraktion in Orlando oder Disneys Star Tours
3D zum Einsatz. Im Vergleich zu Polarisationsbrillen, welche das von zwei
Projektoren auf die Leinwand geworfene Bild mittels den Projektoren identischer
Polarisationsfilter für das linke und rechte Auge trennen, macht sich das
Infitec System die unterschiedlichen Wellenlängen der Farben zu Nutze, um
die Kanaltrennung zu garantieren.
Auch Bumblebee zeigt sich - wenn auch
deutlich kleiner als in Singapur - den Besucher in den Universal Studios
Hollywood
Für jedes Auge wird jeweils ein Teil der vom Auge als
Rot-Grün-Blau empfundenen Wellenlängen durchgelassen und der des
anderen Auges sehr effektiv geblockt. Dabei werden die Grundfarben der Bilder
für das linke und rechte Auge auf jeweils unterschiedliche
überlappungsfreie Wellenlängenbereiche reduziert. Die durch die
Verwendung unterschiedlicher Spektralbereiche hervorgerufenen
Farbverschiebungen im linken und rechten Auge werden durch eine digitale
Bildsignalbearbeitung kompensiert. Das Infitec-System ermöglicht durch
seine optimale Farbtrennung ein absolut scharfes Bild, die Helligkeit des
Projektorbildes wird aber durch die Interferenzfilter stark reduziert -
deutlich mehr als bei Polarisationsbrillen.
Der Praxistest zeigt, dass die subjektive
Projektionsqualität in Hollywood der in Singapur unterlegen ist.
Während dort die Roboter nur auf einer Leinwand in einem fast groben
Pixelbrei untergehen, scheinen in Hollywood auf rund der Hälfte der
Projektionen geringere Auflösungen im Einsatz zu sein.
Selbstverständlich werden die 14 Leinwände in Hollywood von modernen
34 Christie Projektoren befeuert - stellenweise bis zu sechs Projektoren pro
Leinwand - doch einige der gigantischen Leinwände werden "nur" mit
1400x1050 Auflösung bespielt, was sogar unterhalb der Bluray-Spezifikation
oder modernen Fernsehübertragungen liegt. Das Ergebnis ist ein
stellenweise deutlich erkennbares Pixelraster auf der großen Leinwand.
Dieses Erkenntnis trübt das Actionspektakel ein wenig,
wenn es auch vielleicht den meisten Fahrgästen gar nicht auffallen wird.
Transformers ist auch in Kalifornien eines der absoluten Attraktions-Highlights
und wurde im Sommer 2013 nach einer Rekordbauzeit von unter zehn Monaten in den
Universal Studios Orlando mit ähnlich kompakter Gebäudestruktur nebst
gleicher Streckenführung eröffnet. Die kurzweilige Attraktion ist
dabei in Orlando nur die Vorhut auf die 2014 folgende Gringotts High-Tech
Achterbahn im neuen London-Themenbereich von Harry Potter.