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Disneys Tower of Terror |
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Die Disney Hollywood Studios, der dritte, Anfang der 90er
Jahre eröffnete Themenpark in der Walt Disney World in Florida, erlauben
dem Besucher in die Welt des Films einzutauchen. Die Attraktionen und Shows
basieren auf bekannten Filmen oder zeigen wie sie gedreht wurden. Auf dem 55
Hektar großen Gelände entstanden im Laufe der Zeit legendäre
Attraktionen. Die bekannteste unter ihnen ist der Tower of Terror.
Mit diesem E-Ticket Ride der Superlative läutete
die Disney 1994 die Geburtsstunde der modernen
Freifall-Türme ein. Dominierten Ende der 80er Jahre die erste
Generation der Intamin Freifall-Attraktionen die Freizeitparks, wo eine
Gondel erst 20 Meter im Freien Fall herabstürzt, um dann über einen
90° Vertikalbogen auf einer horizontalen Bremsstrecke auszurollen,
führte Disney mit dem Tower of Terror die zweite
Turmgeneration ein. Hier geht es nur noch vertikal hinauf und hinab und das in
einem atemberaubenden Tempo. Dutzende Versionen anderer Hersteller sind bis
heute entstanden, doch keiner hat die Thematisierung der 120 Millionen Dollar
teuren Attraktion in der Walt Disney World übertreffen können
- wenn dann vermag nur Disney selbst sich mit gigantischen
Millionen-Budgets Konkurrenz zu machen. Bis heute wurde das erfolgreiche aber
auch sehr kostspielige Thrill-Konzept in drei weiteren Themenparks des
Entertainment Konzerns realisiert, unter anderem 2008 auch in den Walt
Disney Studios Paris.
Beim Tower of Terror dominiert nicht nur ein nackter
Stahlturm mit herabstürzender Gondel die Szenerie, sondern das
Hollywood Tower Hotel präsentiert sich als übermächtige,
rund 60 Meter hohe verlassene Ruine eines ehemals mondänen Hotels für
Stars und Sternchen am Ende des "Sunset Boulevards". Letzter wurde in
den Disney Hollywood Studios nachemfpunden, um zu dessen Kopf die
Absturz-Attraktion zu platzieren. |
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Tower of Terror um die
Welt - Im Uhrzeigersinn: Tower of Terror in den Hollywood Studios in Orlando
(Florida), Disneys California Adventure in Anaheim (Kalifornien), Walt Disney
Studios Park bei Paris, Tokyo Disney Sea in Japan |
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Das Hollywood Tower Hotel am Ende des
Sunset Boulevards ist von einem wilden Garten umwachsen |
Anfang der 90er Jahre suchte Disney für ihren
Filmpark in Florida eine temporeiche Attraktion, um der gerade einmal 15
Kilometer entfernten Konkurrenz der Universal Studios Marktanteile
abzugewinnen. Universal machte mit weitaus hipperen Filmthemen wie
Back to the Future oder später Terminator das junge Publikum
streitig. Disney setzte auf den angestaubten Fundus des Partners
MGM. Der Ausbau des kleinen Studio-Parks war eine zwingende
Notwendigkeit und die Hotelidee schnell manifestiert. Ursprünglich als
Walk-Through Attraktion im Stile eines Horror Hauses entwickelt, fanden
die Disney Imagineers in der früheren TV-Serie "The Twilight
Zone" des amerikanischen Fernsehsenders CBS eine mystische,
horrorartige Thematik für die Rahmenhandlung. Erst danach wurde das
Konzept eines abstürzenden Fahrstuhls, der die Fahrgäste ins Jenseits
befördert, weiterentwickelt.
Angelehnt an die in den 50er und 60er Jahren in den USA
ausgestrahlten Fernsehserie entstand eine neue Episode, in der die Parkbesucher
Teil der Handlung werden. Von dem seit über sieben Jahrzehnten
leerstehenden Hotel erzählt man sich, dass dort eine Gruppe von Filmstars
in der Halloween Nacht des Jahres 1939 verschwand. Auf dem Weg zu ihren Zimmern
wurde das einst prunkvolle Hotel von einem überaus starken Blitz
getroffen, der den Aufzug 13 Stockwerke tief in eine andere Dimension - die
Twilight Zone - stürzen ließ. Die Akteure wurden danach nie wieder
gesehen. Seitdem ist das Hotel in ganz Los Angeles verrufen und wird nur noch
gelegentlich von Abenteurern aufgesucht, die in der alten, staubbedeckten Lobby
umherstöbern. Mysteriös soll es dort manchmal zugehen. So werden die
Besucher in den Disney Hollywood Studios zu Zeugen dieser letzten
Halloween Nacht.
Nachdem der Abenteuerlustige den nebeldurchzogenen und wild
bewucherten Parkhügel erobert hat, steht er in der prunkvoll
eingerichteten, verlassenen Lobby des früheren Hotels. Plötzlich
taucht ein Concierge auf und geleitet die Besucher vorbei an dem alten,
außer Betrieb gesetzten Fahrstuhl in eine der beiden Bibliotheken.
Inmitten von hölzernen Bücherregalen wird das Licht gedimmt und ein
schwarz-weißer Fernseher flackert auf, in dem die Fernsehserie "The
Twilight Zone" spielt. Die aktuelle Folge befasst sich mit dem Verschwinden
einer Schauspielergruppe in genau dem Hotel, in dem sich gerade die
Besuchergruppe aufhält. Rod Serling, der frühere Gastgeber der
Twilight Zone, leitet höchstpersönlich durch das Programm.
Die Bibliothek wird über eine Hintertüre
verlassen, welche auf direktem Wege in den Heizungskeller führt. Neben
riesigen verrosteten Kesseln und rußgeschwärzten Wänden finden
sich fünf Zugänge zu verschiedenen Aufzugsschächten. Vier davon
weisen sich als Lastenauszüge aus, die scheinbar noch in Betrieb sind, der
andere ist der mysteriöse Fahrstuhl. |
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In der verlassenen Lobby wird Einlass in
die Bibliothek des Hauses gewährt |
Bis zu 22 Gäste werden vom grimmig dreinschauenden
Hotelpersonal zu einer der vier Wartezonen ihren Sitzplätzen in der
späteren Aufzugkabine zugewiesen. Die automatische Fahrstuhltüre
öffnet und dahinter kommt eine Lastenaufzugskabine in Form eines
Stahlkäfigs zu Tage, welcher drei aufsteigende, zur Türe gerichtete
Sitzreihen mit Beckengurten beherbergt. Die sonst von
Freifall-Türmen typischen Schulterbügel sind hier nicht
vorhanden und gerade diese Tatsache unterstützt das spätere
Fallerlebnis beträchtlich.
Nach einer freundlichen, jedoch bestimmten Kontrolle der
angelegten und mechanisch verriegelten Gurte werden die Gäste ihrem
Schicksal überlassen - dem Fall aus dem 13. Stockwerk. Die Türe
schließt und die Stimme von Rod Serling leitet durch das Programm:
"Sie sind Passagier eines der höchst ungewöhnlichsten
Fahrstühle, bereit um in Ihre eigene Episode der Twilight Zone
einzutauchen."
Der Aufzug bewegt sich im normalen Tempo aufwärts, um
in der nächsten Etage anzuhalten. Hier öffnet sich die Türe und
ein langer Hotelkorridor erscheint, der plötzlich von der
fünfköpfigen Gruppe der Stars und Sternchen belebt wird, die einst im
Hotel verschollen sind. Wie Geister erheben sie sich vor der Kabine, bis das
Licht langsam erlischt und das Fenster am Ende des Korridors zur
schwarz/weißen Requisite der Fernsehserie wird und schließlich
zerspringt. Dann schließt sich die Aufzugstüre und die Kabine
klettert eine weitere Etage in die Höhe. Während der Auffahrt
tönt wieder die Stimme des Erzählers: "In einer stürmischen
Nacht traten fünf Personen durch die Türe des Fahrstuhls in einen
Alptraum. Diese Türe öffnet sich nun auch für euch."
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Die einst prunkvolle Empfangshalle hat
schon bessere Zeiten gesehen |
Im dahinter liegenden Raum erwartet die Hotelgäste
jedoch kein weiterer Korridor, sondern ein endloses schwarzes Nichts, welches
von Sternen illuminiert wird. Die Fahrt der Kabine geht weiter, aber nicht
weiter der Vertikalen folgend, sondern horizontal in den Raum hinein. Diese
sogenannte 5. Dimension, welche mit viel Schwarzlicht illuminiert ist, wird von
der offenen, mit Gittern abgeschlossenen Fahrstuhlgondel autonom durchfahren,
wobei das Gefährt mittels eigenem Antrieb aus der ersten Fahrstuhlkabine
fährt und über magnetische Führungsfelder den Weg zum
gegenüberliegenden Fahrstuhlschacht findet. Die kurze Horizontalfahrt
führt an zweidimensional wirkenden Requisiten der Fernsehserie vorbei, bis
sich ein Sternenfeld vor den Mitfahrer auftut, welches sich schließlich
zweiteilt, um die Kabine in den nächsten Vertikalschacht zu entlassen.
Dort bleibt die schon unheimlich gewordene Aufzugskabine
stehen. Still ist es in ihr geworden bis auf die Stimme von Rod Serling:
"Nun werdet Ihr entdecken, was sich hinter der 5. Dimension verbirgt."
Urplötzlich fällt der Raum in die Tiefe. Der Boden
sackt dabei von einer Sekunde auf die nächste in ein tiefes schwarzes
Loch. Der Überraschungseffekt des plötzlichen Abstürzens treibt
das Geschehene auf die Spitze. Danach beginnt das eigentliche Fahrprogramm,
welches die Aufzugskabine mehrfach in den 13. Stock katapultiert und wieder
nach unten reißt. Durch die hochdynamische Beschleunigung der Gondel
wechseln sich positive wie auch negative G-Kräfte ab, welche die
Fahrgäste erst schwerer machen, um sie dann am oberen Umkehrpunkt des
Fahrgeschehens in die Luft zu schleudern. Nur gehalten vom Beckengurt sind
diverse Lufthopser inklusive.
Ermöglicht wird die turbulente Fahrt durch einen
leistungsstarken Elektroantrieb, der mittels eines umlaufenden Seiltriebs die
Hubkabine innerhalb von gut einer Sekunde auf 50 Stundenkilometer zu
beschleunigen vermag. Zur Überraschung der Fahrgäste öffnen sich
an oberster Stelle des Fallschachtes die Aufzugtüren und gewähren
einen kurzen Ausblick auf die Hollywood Studios. Der vertikale
Fahrablauf ist beliebig programmierbar und wurde seit der Eröffnung im
Jahre 1994 bereits mehrfach abgeändert. Heute laufen verschiedene
Fahrprofile nach dem Zufallsprinzip ab.
Nach Abschluss des Fallabenteuers fährt die Gondel
rückwärts aus dem Vertikalschacht, wobei die Protagonisten eine
abschließende Sequenz auf einer Leinwand gezeigt bekommen. Danach dreht
sich der Fahrgastträger um 90 Grad um die Vertikale und die Fahrgäste
werden in die Realität entlassen. Die knapp etwas über
dreiminütige Fahrt endet im obligatorischen Merchandise-Shop. |
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Impressionen der
düsteren und spannungsgeladenen Atmosphäre im Heizungskeller des
Hollywood Tower Hotels |
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Eine Fahrt im Tower of Terror garantiert auf allen
Plätzen ausgeprägte Airtime, die man aufgrund der Dunkelheit
und der Gurte weitaus extremer als auf anderen Freifall-Anlagen verspürt.
Die eigentliche Höhendifferenz beträgt gerade einmal 40 Meter,
welches dem Fahrspaß jedoch keinen Abbruch tut. Obwohl das
Hotelgebäude eine Höhe von 60 Metern hat bewegt sich die eigentliche
Fahrt nur auf zwei Drittel der Bauwerkshöhe. Oberhalb der beiden
Fallschächte, welche wie das gesamte Hotel aus verkleideten Stahlprofilen
errichtet wurden, finden sich die Antriebsräume inklusive
Seilwindenräume, Elektromotoren und Umrichtertechnik - der Rest ist
Kulisse.
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Rechts: Blick den Fahrstuhlschacht hinauf:
Links und rechts sind die Führungsschienen installiert, die Schlitze in
der Decke zum Antriebsraum nehmen das Korb- wie auch das Seil für das
Gegengewicht auf |
Neben dem visuellen, physischen und mit hervorragender
Audiotechnik ausgestattetem Fahrerlebnis spricht auch die Ausstattung für
sich: Die Lobby des Hotels wurde nach dem Los Angeles Biltmore Hotel
gestaltet, welches in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet
wurde. Viele originale Einrichtungsgegenstände aus dieser Zeitepoche,
inklusive Antiquitäten, wurden in der Umgebung rund um Los Angeles
aufgekauft, um die Authentizität des Gebäudes zu unterstreichen.
Gerade diese Details bereichern das Erlebnis der Attraktion ungemein. Die
Architektur des Hollywood Tower Hotels ist dem vielseitigen Pueblo
Deco-Stil des Hollywoods der 1920er Jahre nachempfunden.
Das komplette Design wurde von der hauseigenen Walt
Disney Imagineering Gruppe ausgearbeitet. Hierzu studierten die beteiligten
Imagineers alle Folgen der Twilight Zone, um die Atmosphäre der
Fernsehserie perfekt in der Attraktion aufleben zu lassen. Dabei wurde nicht
nur die Thematisierung, sondern auch die Fahrattraktion selbst fast
vollständig im eigenen Hause entwickelt. Entgegen vieler anderer Anlagen
des Parks wurde kein klassischer Ride-Hersteller wie etwa Intamin oder
Vekoma für das Fahrsystem beauftragt, sondern die Maschinenbaufirma
Otis, die weltweit Aufzugs- und Transportsysteme verantwortet.
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Links: Die Türen öffnen sich nur
kurzzeitig am Höhepunkt des Fahrstuhlschachtes |
Zusammen mit deren Ingenieuren kreierte Disney ein
Kabelaufzugssystem, welches den Anforderungen der fast rund um die Uhr
betriebenen Fahrattraktion gerecht wurde. Eine normale Aufzugsfahrt sollte dies
bekanntlich nicht werden, so dass man schließlich ein Antriebssystem
entwickelte, welches aus einem leistungsstarken Motor für jeden der beiden
Fallschächte besteht, der in weniger als drei Sekunden die an Stahlseilen
aufgehängten Kabinen um 40 Meter bewegen kann. Dabei reibt jeder rund
10.000 PS starke Elektromotor zwei Seilwinden an, welche das Tragseil der
Lastenkabine und das Seil des Gegengewichtes aufnehmen. Zwei zu beiden Seiten
des Schachtes angebrachte Schienen führen die Gondel sicher hinauf und
herab. Das Verfahren der Kabinen selbst nimmt der Besucher fast gar nicht war,
vielmehr ermöglichen die waghalsigen Beschleunigungs- und
Abbremsmanöver erst die physisch beeindruckende Vertikalfahrt. Dazu wurden
die zwei gewaltigen Antriebseinheiten mit einem Gesamtgewicht von gut 60 Tonnen
im oberen Bereich der Stahlstruktur des Hotels montiert.
Um die Fahrkapazität den Ansprüchen des Parks
gerecht zu werden, musste mindestens eine Kapazität von 1500 Personen pro
Stunde garantiert werden. Dazu war es von Nöten, bei zwei
Fallschächten ein kontinuierliches Fahrsystem zu entwickeln, in welchen
insgesamt acht Gondeln kontinuierlich einen "Rundkurs" absolvieren. Diese
Anforderung inspirierte die Entwickler zum eigentlichen Clou der
Fahrattraktion, dem horizontalen Verfahren der Fahrgastplattformen durch die
Fünfte Dimension. Die Fahrstuhlgondel besteht aus einem Stahlkäfig
mit integrierter Sitzplattform und darunter befindlichem Antrieb für die
horizontale Fahrstrecke. Nach dem Einstieg, befindet sich der Fahrgast
tatsächlich in einem Fahrstuhlschacht, doch findet dieser für die
Fallstrecke keine Verwendung.
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Der Fall in die Tiefe überrascht die
Gäste immer wieder |
Danach bewegt sich die Gondel einem Aufzug gleich um zwei
Etagen nach oben. Der Fahrgastträger steht dabei in einer Aufzugskabine
der Größe eines typischen Lastenaufzuges. Nach Erreichen der
obersten Etage wird die Kabine im 5th Dimension Room verlassen, um in die
gegenüberliegende Fall-Kabine zu fahren, die für den eigentlichen
Thrillride verantwortlich ist. Nach Beendigung des intensiven Fahrerlebnisses
verlassen die Gondeln im Keller des Gebäudes den Fallschacht
rückwärts, so dass dieser direkt die nächste Fahrgastgondel im
rund 20 Meter höher gelegenen Fifth Dimension Room aufnehmen kann. Dies
garantiert einen kontinuierlichen Ablauf, der erst die hohe Kapazität der
Anlage ermöglicht und zugleich ein Fahrerlebnis bietet, das über die
üblichen fünf Sekunden eines Freifallturmes hinausgeht.
Unterhalb des Einstiegsbereiches schließt sich der
Parcours: Wie von Geisterhand bewegen sich die autonomen Kabinen auf
Schwerlastrollen mit lenkbarer Achse rückwärts durch das
Kellergewölbe, drehen sich um 90° in die Ausstiegsposition, um in eine
der beiden Entladeeinheiten hineinzufahren. Jede Gondel ist mit einem
Elektromotor nebst Akkupaket ausgestattet, welches auf den Wartepositionen
über eine berührungslose, induktive Stromkupplung aufgeladen wird.
Das Fahrzeug bewegt sich anhand von in den Boden eingelassenen Magnetmarken
durch den Raum und kommuniziert über Funk mit der globalen Steuerung des
Fahrgeschäftes. Derartige Entwicklungen sind heute gang und gäbe,
Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausends bedeuteten sie aber einen
Quantensprung in der Vergnügungspark-Industrie.
Nach dem Entladevorgang fahren die Gondeln unter derm
Heizungskeller und gleichzeitig dem Laderaum rückwärts in die
nächste freie Lastenkabine, welche eine Etage höher zum Beladen
anhält. Dabei ist das geschlossene Ridesystem zweimal im Gebäude
vorhanden, so dass insgesamt vier Gondeln sich einen Rundparcours teilen. Neben
den zwei parallel auf der obersten Etage angeordneten 5th Dimension Räumen
ist die viermal vorhandene Korridor-Showszene mit dem Spiegeleffekt, der erste
Halt auf der Fahrt, aus Platzgründen auf zwei Etagen verteilt. Insgesamt
erstrecken sich die vier Fahrstuhlschächte auf fünf Etagen. Die zwei
Fallschächte vereinnahmen insgesamt zwölf Stockwerke - die 13. Etage
sucht man eigentlich vergeblich.
Im Laufe seiner über 15-jährigen Betriebszeit
erfuhr das Aushängeschild der Disney Hollywood Studios diverse
Veränderungen. So waren zum Beispiel zu Beginn
Schoßbügel in den Gondeln anzutreffen, die das
Fahrgefühl noch intensiver haben werden lassen. Auch die Fahrprogramme
wurden bereits mehrfach geändert. Seit einigen Jahren kann die Wartezeit
mit dem Fast Pass System optimiert werden. |
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Zehn lange Jahre vergingen, bis die zweite Version des
Hollywood Hotels realisiert wurde. Am 5. Mai 2004 wurde in Disneys
California Adventure in Kalifornien die weiterentwickelte, 55 Meter hohe
Schwesteranlage präsentiert. Eigentlich sollte zu diesem Datum bereits in
den Pariser Studios die Fahrt in die fünfte Dimension eröffnet haben,
jedoch wurde der Bau der Megaattraktion aufgrund von finanziellen Problemen der
europäischen Betreibergesellschaft mehrfach verschoben und der Park
feierte ohne den Tower im Jahre 2001 seine Premiere. Die Pläne waren
jedoch schon Ende der 90er Jahre ausgearbeitet und so fanden diese für die
Version in Anaheim Verwendung. In den Walt Disney Studios in Paris ging
dann 2008 eine zu Disneys California Adventure baugleiche Anlage in
Betrieb. Insbesondere in der Innengestaltung sowie im Show- und Ride System
sind beide Anlagen identisch. Da den strengeren europäischen
Bauvorschriften Rechnung getragen werden musste, entstand der gesamte Hotelbau
in Paris aus Stahlbeton. Für die USA genügte eine 1500 Tonnen schwere
Stahlstruktur , an der die Kulisse der Fassade befestigt wurde.
Die Imagineers nutzen bei der Entwicklung der beiden,
150 beziehungsweise 200 Millionen Euro teuren Attraktionen die weitreichenden
Erfahrungen der Anlage in Orlando. Dabei kamen sowohl betriebswirtschaftliche
als auch Performance Gründe zum Tragen. Im Ergebnis wurde der Fifth
Dimension Room gestrichen, da das aktive, horizontale Verfahren der Gondeln die
meisten Betriebsprobleme verursacht. Statt dessen werden die Gondeln durch
einen mittels Schnellkupplung am Fahrzeug verriegelbaren, linearen Zylinder
wenige Meter von der Beladungsplattform rückwärts direkt in die
Vertikalkabine des Fallschachtes geschoben. Ein eigener Antrieb für jeden
Fahrgastträger wie auch die Wegfindung mittels Magnetmarken ist nicht mehr
nötig. Zum Schluss der Fahrt wird die Kabine durch den gleichen Zylinder
wieder in die Ladeposition gezogen. Im Ergebnis wird eine höhere und
kostengünstigere Zuverlässigkeit erreicht.
Statt vier Vertikalaufzügen im Stationsbereich sowie
den beiden Fallschächten wurden die neuen Anlagen mit drei
Freifallschächten ausgestattet, die für die gesamte Fahrtdauer
genutzt werden. Zwei Gondeln teilen sich einen Aufzugsschacht, wobei es zwei
übereinander positionierte Be- und Entladestationen gibt. Dabei werden die
Fahrstuhlgondeln in einem Raum Be- und Entladen, der zur Illusion der
Gäste als Fahrstuhlschacht gestaltet wurde. Während die eine Gondel
ihren Fahrgastwechsel erlebt, absolviert die andere ihr Fahrtprogramm. Streng
genommen handelt es sich um drei vollständig unabhängige Fahrsysteme,
so dass der Stillstand einer Spur nicht zu einem Totalausfall der Anlage
führt. Im Falle von Betriebsproblemen im 5th Dimension Room in den
Hollywood Studios in Orlando liegt der die Hälfte der
Kapazität brach.
Die erzählte Geschichte ist in Paris und Anaheim die
gleiche geblieben, aber aufgrund der doch spürbaren Einsparungen konnte
die Klasse nicht ganz gehalten werden. Alleine die Lage im Park am Ende des
Sunset Boulevards mit seinem gigantischen und stimmungsvollen Garten lassen den
Tower in Orlando über die gesamten Hollywood Studios strahlen.
Hingegen wurden der Schwesteranlage in Anaheim nur ein kleiner, spärlicher
Vorgarten spendiert und die Version in Paris ist beispielsweise mitten in den
Park direkt vor den Eingangsbereich platziert und wirkt dort eher fast wie ein
Fremkörper.
Im Hinblick auf das eigentliche Fahrtgeschehen wurde zwar
die Horizontalfahrt durch die Fünfte Dimension ersatzlos gestrichen, aber
durch einen zusätzlichen Halt im ersten Stockwerk mittels einer neuen
Showszene fortgeführt. Hier sehen sich die Mitfahrer in einem riesigen
Spiegel gegenüber. Der Erzähler aus dem Off fordert die Protagonisten
auf, der realen Welt lebe Wohl zu sahen. Urplötzlich schlägt der
Blitz ein und ein Stromfluss breitet sich um den Spiegel aus. Die Mitfahrer
sehen sich nur noch als Geistersilhouette. Dann verschwindet auch diese unter
der Erläuterung von Rod Serling, dass man gerade die Twilight Zone
erreicht habe. Die Aufzugtüre schließt sich, und die nächste
Etage wird erklommen.
Hier erscheint ein langer Hotelkorridor, mit einer weiteren
Aufzugtüre am anderen Ende. Rod Serlings Stimme kündigt sodann
an, dass die Geschehnisse aus jener schicksalsträchtigen Nacht sich nun
den Mitfahrern offenbaren werden. Dabei wird der Korridor von der
fünfköpfigen Schauspielergruppe belebt. Wie Geister erheben sie sich
vor einem, bis wieder elektrische Blitze durch die Halle flackern und das Licht
langsam erlischt. Ein Sternenhimmel taucht auf und die Gruppe steht nun in
einer offenen Aufzugkabine am anderen Ende des Korridors. Ihrem nahem Schicksal
regelrecht bewusst fallen sie schließlich mitsamt der Kabine in die
Tiefe. Ein zwei Sekunden später wiederholt auch die Kabine mitsamt ihren
21 Insassen diesen Vorgang, um vom unteren Umkehrpunkt aus sofort die
werbewirksam promoteten 13 Stockwerke in die Höhe zu rasen, wo das
Attraktionsfoto der gesamten Gondel aufgenommen wird und das weitere
Fahrtprogramm durchstartet. |
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Impressionen des
Hollywood Tower Hotels in den Walt Disney Studios Paris |
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Die Tower of Terror Attraktionen erobern den
Kontinent. In Asien, genauer in Tokyo Disney Sea, dem seiner aufwendigen
Kulisse wegen bislang spektakulärsten Themenpark der Disney Gruppe,
feierte das Hotel Hightower im September 2006 seine Eröffnung.
Für die Disney-verrückten Japaner wurde gar eine neue Storyline
erdacht und die gesamte Thematisierung überarbeitet. Statt in einem Art
Deco Stil wurde das Gebäude im Stile eines typisch amerikanischen
Stadthotels Ende des 19. Jahrhunderts ausgestaltet, so wie man es noch heute in
New York antreffen könnte. Somit passt das Äußere gänzlich
zum Themenbereich der American Waterfront, wo nicht unweit die S.S.
Columbia zu einer Kreuzfahrt über den Atlantik einlädt, im
Broadway Music Theatreeine erstklassige Bigband Show präsentiert
wird und nur einen Steinwurf vom Hightower Hotel entfernt die
Bahnstation der Hochbahn liegt.
Die Technik des eigentlichen Fahrtgeschehens sowie der
Fahrtablauf ist identisch mit der französischen und kalifornischen
Variante. Die Hintergrundstory um die alte CBS Serie Twilight Zone
wurde aufgegeben, da die japanische Betreibergesellschaft Oriental Land
Company keine zusätzlichen Lizenzgebühren an den Rechteinhaber
zahlen wollte. Zudem erlang die Fernsehserie außerhalb der USA nie einen
großen Bekanntheitsgrad.
Für die Freifallattraktion wurde statt dessen eine
mysteriöse Geschichte um den Besitzer des Hotels, Harison
Hightower, ersponnen, der am 31. Dezember 1899 auf dem Weg zu seinem
Penthouse im obersten Stock des Hotels verschwand. Dabei spielt auch der Totem
Shiriki Utundu aus dem tiefsten Dschungel Afrikas eine nicht
unbedeutende Rolle.
Außerhalb wie auch innerhalb der Attraktion wurde mit
bedeutend höherem Aufwand als bei den anderen drei Towers eine realistisch
anmutende Umgebung geschaffen, die sich im Vergleich zur Twilight Zone
Thematik gekonnt in eine andere Liga spielt. Zeitungsausschnitte innerhalb des
Wartebereiches geben erste Hintergründe zum vermeintlichen Verschwinden
des bekannten Milliardärs.
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Links: Bei Dunkelheit ziehen grelle,
grüne Blitze über die Fassade - rechts: Shiriku Utundu wacht im
Arbeitszimmer des Milliardärs Harrison Hightower über die
Besucher |
Während die Besucher der eigentlichen Fahrtattraktion
näher kommen, wird die Storyline in zwei Pre-Shows erzählt und durch
die stimmige Atmosphäre nähergebracht - leider jedoch nur auf
Japanisch.
Gerade diese Sprachbarriere erlaubt den meisten westlichen
Gästen keinen Zugang zum Geschehen ihrer geführten Hoteltour:
Harison Hightower war bekannt für sein exzentrisches Auftreten und
vor allem um seine Prahlerei, welche Schätze und Artefakte er auf seinen
zahlreichen Expeditionen vereinnahmt hat und nun im Hotel aufbewahrt. Von
seiner letzten Reise stammt die Götterstatue Shiriki Utundu, die er
lieber nicht vom Eingeborenenstamm gestohlen hätte.
Auf seiner Silvesterparty stellt Hightower der
anwesenden Presse seine neue "Eroberung" vor. Um Mitternacht betritt er mitsamt
der Gottheit den Fahrstuhl zu seinen Privatgemächer im obersten Stock des
Hotels. Auf der Fahrt erwacht der Totem zum Leben und lässt die Gondel
mitsamt Hightower abstürzen. Als die Polizei die Kabine untersucht finden
sie nur Hightowers Hut wie auch die wieder erstarte Figur von Shiriki
Utundu. Nach diesem Vorfall blieben die Gäste fern und die Anwohner
erzählten sich, dass es im Hotelturm spucken würde. 1912 wurde das
verlassene Gemäuer von einer New Yorker Restaurationsfirma
wiedereröffnet inklusive Touristentouren durch die prunkvollen Zimmer.
Einer dieser Touren haben sich auch die Gäste in Tokyo Disney Sea
angeschlossen.
In der prunkvollen Hotellobby warten in der verwinkelten
Warteschlange elegante Möbelstücke und prunkvolle Gemälde auf
den Gast, auf denen sich im Speziellen der Exzentriker Hightower darstellen
liess. Am Ende der Lobby kann der unerschrockene Hotelgast einen ersten Blick
auf den zerstörten Fahrstuhl werfen, selbst das gerissene Stahlkabel ist
noch sichtbar. Weiter geht es entweder in die Bibliothek oder das Büro des
Milliardärs. In beiden wird die gleiche Geschichte vorgetragen und in
beiden stehen im Mittelpunkt ein buntes Glasfenster mit Hightowers
Ebenbild wie auch auf einen Podest adäquat präsentiert der Totem
Shiriki Utundu.
Der Tourguide erzählt etwas aus dem Leben von
Hightower und spielt dann auf einem alten Grammophon das letzte
Interview des Lebemanns ab. Ab diesem Punkt geschieht plötzlich
Merkwürdiges: Das Glasfenster im Vordergrund erwacht zum Leben und zeigt
Hightower wie er mit dem Totem den Fahrstuhl betrat. Plötzlich ist
das gesamte Zimmer durch einen grünlichem Lichtblitz erhellt, welcher den
Fahrstuhl abstürzen lässt und im Fenster ein schwarzes Nichts
hinterlässt. Die im Raum befindliche Statue von Shiriki Utundu
erwacht schliesslich zum Leben: Die Fratze starrt mit einem teuflischen Grinsen
durch die Runde, dann erschallt ein zynisches Lachen, bis der Raum pechschwarz
wird und nur ein Sternenhimmel aufleuchtet. Shiriki Utundu ist
verschwunden. |
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Die Gäste werden aufgefordert, das Zimmer in einen
zweistöckigem Lagerraum zu verlassen, der unzählige Artefakte aus
aller Welt beherbergt. Die Schätze von Hightower sind überall
allgegenwärtig. Die Wartenden werden schließlich in kleine Gruppen
eingeteilt und betreten durch Themenzimmer die Fahrtsuhlgondeln. Die Kabinen
zeigen eine gleiche Aufteilung wie die anderen Tower of Terror
Türme, nur die Beckengurte wurden durch aus Autos bekannte Dreipunktgurte
ausgetauscht.
Die Türe schliesst, in der Kabine wird es dunkel und
sie bewegt sich wie von Geisterhand einige Meter nach hinten in den
eigentlichen Fahrstuhlschacht, wo der Vertikalheber wartet. Plötzlich
erscheinen die grünen Augen Shiriki Utundus auf der Türe und
verschwinden wieder in einem Sternenhimmel wie bereits in der Preshow verfolgt.
Die Kabine fährt ein Stockwerk nach oben und hält vor einem langen
Korridor, wo der Totem neben dem Geist von Hightower an einem Tisch
Platz genommen hat.
Krampfhaft versucht der Geist den Totem einzufangen, doch
das koboldartige Wesen schleudert Hightower in einen am anderen Ende der
Halle wartenden Aufzug, der mitsamt dem Geist des Exzentrikers abstürzt.
Nun blicken die teuflischen Augen des Totem die Mitfahrer an und wieder
verschwindet alles in einem Sternenhimmel.
Eine Etage höher stoppt die Kabine vor einem grossen
Spiegel. Die Stimme des Milliardärs fordert die Insassen auf, der Welt
Lebewohl zu sahen. Dann springen plötzlich grüne Blitze durch den
Spiegel und statt ihrem Ebenbild sehen die Mitfahrer nur noch schemenhafte,
grüne Silhouetten ihrer selbst. Von einer Sekunde zu anderen verschwinden
diese und die Fratze des Totems erscheint im Spiegel. Wieder ertönt das
diabolische Lachen und in einem Blitzgewitter rauscht die Gondel in die Tiefe.
Das eigentliche Fahrprogramm beginnt, welches im Vergleich
zu den anderen Towers etwas sanfter ausgestaltet wurde - der japanische Markt
liebt keine extremen Thrillattraktionen. Am Ende der Fahrt sehen die Gäste
ein letztes Mal die grünlich leuchteten Augen des Totems und die
Geisterstimme von Hightower erläutert, dass die Mitfahrer noch
einmal mit ihrem Leben davon gekommen sind.
Vor allem bei Dunkelheit zeigt die Hotelfassade ein
eindrucksvolles Lichterspiel an Effekten: Wenn eine Gondel in den drei
Schächten abstürzt, zieht ein gigantischer Blitz über die
Fassade und entlädt sich an den offenen Aufzugstüren des aktiven
Fallschachtes. Tower of Terror ist und bleibt eine zeitlose und perfekt
in Szene gesetzte Attraktion rund um den Erdball. Weitere Stationen sind nicht
ausgeschlossen. |
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Selbst wenn heute - im Gegensatz zu Mitte der 90er Jahre -
fast jeder große Freizeit- und Themenpark eine Freifall-Attraktion
bietet, ist der Tower of Terror ungeschlagen das Meisterwerk der
thematisierten Thrillattraktionen. Kein Hochfahrgeschäft bietet eine
derart dichte, spannungsgeladene Atmosphäre, detaillreiches Interieur und
eine derart gekonnt in Szene gesetzte Storyline. Zudem sind die ausladenen
Gebäude in jedem Disney Park der Hingucker schlechthin. Dabei
vermag es zu erstaunen, dass bislang nur das Phantasialand mit dem
Mystery Castle weltweit eine weitere thematisierte
Indoor-Freifall-Attraktion aufzubieten hat, die es mit dem Tower of Terror
zwar bei weitem nicht aufnehmen kann, jedoch ebenso gekonnt Fahrattraktion
und Geschichte in einer gelungenen Kulisse miteinander verbindet. |
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Rundumblick über
den italienisch angehauchten Eingangsbereich des Tokyo Disney Sea bis zum
Hightower Hotel in der American Waterfront |
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Text: Coastersandmore - ng, jp Bilder:
Coastersandmore, Disney |
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