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The Incredible Hulk Coaster |
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Auf dem First Drop beschleunigt der Zug
von 60 auf fast 110 km/h |
Marvel Super Hero Island, die Insel der Superhelden, ist
für viele Besucher das erste Ziel auf ihrer Abenteuerreise durch die
Islands of Adventure in Orlando, Florida. Die lebensgroße Comicwelt ist
das Zuhause der amerikanischen Actionhelden aus dem Marvel Verlag, der mit
seinen unzähligen Figuren wie den X-Men, Captain America oder Spider-Man
seit den 1960er Jahren den Markt revolutioniert.
Die Marvel Super Hero Island bietet dem Besucher ein
Comic-Manhattan, das mit poppigen Farben und fast kitschiger Architektur
aufwartet. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem drei Comicfiguren aus den
unzähligen Charakterportfolio der Marvel Serien, allen voran die
grüne, monströse Gestalt des Hulk, in die der Wissenschaftler Bruce
Banner nach einem Strahlenunfall unfreiwillig zu mutieren pflegt.
Von weitem ist die wuchtige, stählerne Struktur des
The Incredible Hulk Coasters sichtbar. Die Loopingbahn aus dem Schweizer Hause
Bolliger & Mabillard bietet nicht weniger als sieben Inversionen und wurde
auf Wunsch von Universal durch einen Sublieferanten mit einem Katapultstart
ausgestattet. Bislang ein Novum für die Marke B&M, da sich deren
leitende Ingenieure Walter Bolliger und Claude Mabillard aus purer
Entschlossenheit weigerten, Launch Coaster zu bauen. Für den
Branchenriesen Universal machten die Schweizer jedoch eine Ausnahme, konnte man
doch somit gleichzeitig drei Stahlachterbahnen unter die Sonne Floridas
platzieren. |
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Beim Durchfahren der
Lagune schießen Wasserkanonen die Gischt in die Höhe |
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Die 1128 Schienenmeter des Hulk
Loopingcoasters aus der Luft betrachtet |
Filmfigur Bruce Banner höchstpersönlich ist es,
der die Fahrgäste dieses High-Speed Rollercoasters zu einem Experiment in
sein futuristisches Laboratorium einlädt. Mit jeweils 32 dieser
"Freiwilligen" will er seiner unkontrollierbaren Mutation zum Hulk
endgültig ein Ende setzen. Dazu sollen die Besucher in einer kleinen
"Versuchskammer" Platz nehmen und sich voll und ganz seinen wissenschaftlichen
Fertigkeiten vertrauen.
Nach Sicherung der wertvollen Fracht - den Fahrgästen -
in acht "Metallboxen", bewegen sich diese vollautomatisch in einen
Gammastrahlen-Beschleuniger, eine riesige, 45 Meter lange, gen Himmel
gerichtete Röhre. "Dieses mal wird es klappen", ist die Bannersche Stimme
aus dem Hintergrund zu vernehmen, während die Maschine hochgefahren wird -
Auf was hat man sich dabei nur eingelassen?! Langsam vorwärts fahrend
erklimmt der Fahrgastträger den Innenraum der Kanone. "Etwas ist schief
gegangen", hört man Banner noch schreien. Eine urplötzlich
eintretende starke Beschleunigung erschüttert die Testkammer.
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Rechts: Ausfahrt des
Vertikalloopings |
Zeit zur Ursachenforschung bleibt nicht, denn in weniger
als zwei Sekunden wird eine Höhe von fast 35 Metern erreicht. Dafür
sorgen 110 miteinander synchronisierte Reibräderpaare. Mit 65
Stundenkilometern werden die 32 Probanden aus der Röhre hinaus ins
Tageslicht geschleudert - die "Kammer" offenbart sich als eine von acht Reihen
eines Achterbahnzuges. Bolliger & Mabillard lieferten mit The Incredible
Hulk Coaster ihren bislang einzigen Launch Coaster aus - zu sehr waren die
beiden Ingenieure Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrtausends regelrechte
Verfechter der damals wartungsintensiven und durchaus fehleranfälligen
Katapultantriebe.
Heute sieht dies anders aus: Die Technologie hat sich stetig
verbessert, die Antriebe sind einfach implementierbar, doch B&M hat sich
scheinbar zu lange dem Thema der lukrativen LSM-Technik verwehrt.
Ursprünglich wollte Tivoli Gardens in Kopenhagen seinen Floorless Coaster
Daemonen zu einem LSM-Katapult umbauen
lassen (der klassische Kettenlift wäre durch die Beschleunigungsstrecke
und Top Hat ausgetauscht worden), doch die Verantwortlichen machten einen
Rückzieher. Somit ist Hulk bis heute die einzige B&M-Bahn mit
Beschleunigungsstrecke.
Der "grüne" Hulk wurde vom amerikanischen
Sublieferanten Reliance mit einem Powerpaket aus 220 elektrischen
Wechselstrommotoren ausgestattet. Jeder der 18 Kilowatt starken Motoren setzt
seine Leistung über ein nachgeschaltetes Getriebe direkt auf
Reibräder um, welche paarweise an der Unterseite der Fahrzeuge für
den ungeheuren Vorschub in der aufwärts gerichteten Startrampe sorgen.
Damit die Antriebskraft problemlos übertragen werden kann, werden die
Motoren mit mehreren hundert Kilogramm gegen die Reibflächen der Fahrzeuge
gepresst. Um die Geschwindigkeit stetig ansteigen zu lassen, sind alle Motoren
mit leistungsstarken Frequenzumrichtern ausgestattet. Eine Steuerung
erhöht kontinuierlich die Frequenz des Wechselstroms und beschleunigt
somit die Motoren von null auf 65 Stundenkilometer innerhalb von zwei Sekunden.
Als Energiespeichersystem werden vier Schwungradgeneratoren eingesetzt.
Elektromotoren treiben in den Pausen zwischen den Abschuss-Zyklen fünf
Tonnen schwere Schwungräder an, welche schliesslich wie ein
überdimensionaler Dynamo den benötigten Strom an das Katapultsystem
liefern. Insgesamt werden pro Abschuss kurzfristig acht Megawatt
Antriebsleistung freigegeben. |
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Impressionen des
Incredible Hulk Coaster |
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Über dem Eingangsbereich vollzieht
die Bahn eine Steilkurve nebst Flatspin |
Fakten zu The Incredible Hulk
Coaster |
Einzigartiger B&M Loopingcoaster
mit Katapultstart unter der gleißenden Sonne Floridas |
Gesamthöhe |
33,5
Meter |
Schienenhöhe |
32
Meter |
Schienenlänge |
1128 Meter |
Max. Geschwindigkeit |
105 km/h |
Launch |
Von 0 auf 65 km/h in zwei Sekunden |
Inversionen |
7: Zero-G-Roll, Cobra Roll, 2 x Vertikallooping, 2 x
Flatspin |
Fahrzeuge |
3 Züge mit 8 Wagen, 32 Personen pro Zug |
Kapazität |
1920 Personen pro Stunde |
Hersteller |
Bolliger & Mabillard, Monthey, Schweiz |
Betreiber |
Universals Islands of Adventure, Orlando, USA |
Eröffnung |
28. 05.1999 |
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Link zur offiziellen Webseite von Universals Islands of
Adventure |
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Direkt nach Verlassen der Röhre vollzieht sich einer
der Höhepunkte: In luftiger Höhe dreht sich der Zug um 360 Grad um
die Längsachse, um dann 32 Meter in die Tiefe zu stürzen. Für
kurze Zeit hängen die Fahrgäste kopfüber im Schulterbügel
und blicken direkt auf den unter ihnen verlaufenden Hauptweg. Nur ein straff
gespanntes Netz "würde" den freien Fall in die Tiefe stoppen, verhindert
jedoch vielmehr das Auftreffen von losen Gegenständen auf den Beton. Im
direkten Vergleich mit einem Vertikallooping wird der Überkopfeffekt
verstärkt, da keine übermässige Zentrifugalkraft die
Fahrgäste in den Sitz presst.
Der Ausgang des Spins endet ohne Atempause in der ersten
Abfahrt, wobei der Zug auf maximal 105 Stundenkilometer beschleunigt. Unter
lautem Röhren - das Kastenprofil der Schienensegmente wurde bewusst nicht
der Geräuschdämmung wegen mit Sand gefüllt - rast der Zug auf
die Lagune zu, Wasser spritzt an den Seiten empor, als ob der Zug in das
kühle Nass eintauchen würde, doch die grüne Bahn
überschlägt sich waghalsig zweimal in der Cobra-Roll.
Schon drei Kopfsteher hinter sich, folgt der vierte
sogleich: Dieser stellt sich als 30 Meter hoher Vertikallooping dar, dessen
Ausfahrt direkt unter den Hauptweg führt. Der dortige nebeldurchflutete
Tunnel scheint kein Ende zu nehmen. Irgendwann durchstößt das
mehrere Tonnen schwere Gefährt den kühlen Wassernebel und braust
zurück in Richtung Laboratorium.
Hier wird die futuristische Startröhre innerhalb einer
360° Kurve in luftiger Höhe umrundet und ein Flatspin führt das
Gefährt hinter den Gebäudekomplex. Für die am Boden gebliebenen
Besucher ist der nun folgende Streckenteil nicht einsehbar: Ein weiterer,
kleinerer Vertikallooping schließt sich an, dann eine Kurvenkombination
wie sie auf Loopingbahnen selten anzutreffen ist: Eine 270° Linkskurve
führt den Zug erst auf 20 Meter Höhe, wobei sich nach einem
Halbreisbogen sogleich wieder die Erdanziehung das Geschoss gen Boden holt.
Dann wieder eine 270° Kurve, diesmal jedoch ein kontinuierlich
aufwärtsführender Rechtskreisel direkt hinein in die wohl verdiente
Blockbremse. Die Fahrgäste können kurz Luft holen und der
nächste der drei Züge die Startrampe emporschießen.
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Rechts: Hulk bietet fast
ausschließlich kurvige Abschnitte |
Nach der Sicherheitsbremse, die durch die Mitte des kleinen
Vertikalloopings führt, geht es unweigerlich Richtung Erdboden, direkt
hinein einen weiteren Flatspin, um nach einer 180° Wende und sich
anschließender Helix in die Schlussbremse einzufahren. Das
"135-Sekundenexperiment" ist nach gut 1100 Metern beendet. Ob erfolgreich oder
nicht, die ahnungslosen Versuchsteilnehmer haben zumindest wieder festen Boden
unter den Füßen.
Während die erste Hälfte der Achterbahnfahrt aus
der Coasterschmiede B&M wirklich gefallen kann, wird es auf dem Stück
hinter dem Eingangsbereich relativ unübersichtlich und zugleich etwas
unharmonisch. Auch die für eine Bolliger & Mabillard
Präzisionsbahn ungewohnt ruppigen Fahreigenschaften schlagen negativ zu
Buche. Trotzdem ist dieser Coaster in seiner Art einzigartig und sollte bei
einem Besuch der Islands of Adventure nicht verpasst werden. |
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Panorama des Marvel
Hero Super Islands mit dem Incredible Hulk Coaster und Dr. Dooms Fearfall im
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Text und Bilder: Coastersandmore - jp, ng |
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