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Rekordbrecher: Stahlachterbahnen mit den meisten Inversionen

Links: Zehnmal kopfüber auf Colossus im Thorpe Park - Rechts: The Smiler stellt mit 14 Inversionen seit dem Jahre 2013 den neuen Weltrekord

Es begann im Jahre 1975: Der erste moderne Looping Coaster, die Corkscrew, erblickte im amerikanischen Freizeitpark Knott's Berry Farm das Licht der Welt und löste eine wahre Inflation im doppelten Sinne aus. Jeder Freizeitpark wollte seine eigene Loopingbahn präsentieren und schnell begann die Jagd nach dem Coaster mit den meisten Inversionen. Schon ein Jahr später wurde im 50 Kilometer entfernten Magic Mountain der vom deutschen Ingenieur Werner Stengel perfektionierte Vertikallooping eröffnet - der Wettlauf um die Achterbahn mit den meisten Inversionen hatte begonnen.

Rekordhalter von oben nach unten: Viper, Kumba und Tenth Ring Roller Coaster

1980 wurden mehrere Bahnen mit vier Überschlägen eröffnet, 15 Jahre später war die Inversionszahl verdoppelt. Kombinationen aus Vertikallooping und Corkscrew brachten neue Inversionsfiguren hervor. Dabei waren Sidewinder und Cobra Roll nur der Anfang. Werner Stengel und andere Ingenieure entwickelten mit ausgeklügelten mathematischen Algorithmen weitere Überkopffiguren, die Ideen holten sie sich von den Kunstfliegern.

Dragon Khan - acht Inversionen inklusive

Heute beleben eine Vielzahl von Inversionen die Loopingbahnen weltweit. Der 2002 im Guinness Buch der Rekorde eingetragene Spitzenreiter schaffte sogar eine zweistellige Zahl: Zehnmal stehen die Fahrgäste bei Intamins Colossus im englischen Thorpe Park auf dem Kopf und das auf einer Länge von gerade einmal 850 Metern, Drehwurmgarantie inklusive: Vier direkt aufeinanderfolgende Herzrollen bieten dabei selbst hartgesottenen Achterbahnfans ordentliche Hangtime. 2006 lieferte Intamin eine Kopie dieses Layouts an den Freizeitpark Chimelong Paradise im chinesischen Kanton, etwa 100 Kilometer von Honkong entfernt.

Kreativer in Sachen Inversionsabfolge ist der Spitzenreiter aus den Computern der Schweizer Consultingingenieure Bolliger & Mabillard. Dragon Khan im spanischen Port Aventura dreht seine Fahrgäste achtmal "Hals über Kopf ", und dabei ist eine Inversion gigantischer als die andere: Ob Vertikallooping, Flatspin, Dive Loop, Zero-G Roll oder Cobra Roll.

Obwohl selbst heute für den Rekordhalter in Sachen Inversionszahl der europäische Boden nicht verlassen werden muß, befindet sich die Vielzahl der Loopingbahnen in Übersee. Dabei dominiert B&M den amerikanischen Markt. Ob Kumba, Alpengeist oder Gatekeeper - eine ist besser als die andere: Sitzend, stehend oder auch liegend geht es über, neben und unter der Kastenschiene in die Kopfsteher, eine Inversion jagt die nächste. Trotzdem ist Dragon Khan in seiner Art einzigartig, denn kein anderer Bolliger & Mabillard Coaster erreicht die acht Überschläge des "Roten Drachen" vom Mittelmeer. Achtmal kopfüber geht es nur noch auf den drei baugleichen Intamin Loopern Monte Makaya, Avalancha und Flight of the Phoenix. Bis auf zwei Änderungen findet sich ihr Layout auch beim hauseigenen 10-Inversion Coastern wieder. Colossus und der chinesische Tenth Ring Roller Coaster sind eigentlich nur um zwei Überschläge erweitere Versionen der "Acht"-Looper Bahnen.

Zehn Jahre nach der Präsentation des Intamin Rekordhalters waren nötig, bis der eher unbekannte chinesische Freizeitpark Jinling Happy World für die Saison 2012 eine Loopingbahn mit elf Inversionen angekündigte. Die zusammen mit einem nationalen Hersteller aufgebaute Anlage orientiert sich am bisherigen Rekordhater, wobei ein zusätzlicher Vertikallooping hinzugefügt wurde. Kurioserweise ist die Anlage bislang nicht in Betrieb genommen worden, womit sie auch nie den Titel der Loopingbahn mit den weltweit meisten Inversionen für sich verbuchen können wird.

Links: The Smiler stellt alle Rekorde ein - Rechts: Intamins neuer 10-Inversion Coaster im italienischen Cinecittà World

Dieser wurde im Sommer 2013 mit gleich 14 Inversionen durch den Smiler im Alton Towers Themenpark wiederum auf der englischen Insel aufgestellt. Die Achterbahn von Gerstlauer belegt dabei eine derat kleine Fläche, dass die Vertikalfiguren fast vollends in die Höhe gebaut werden mussten. Somit ist nur eine der 14 Inversionen als klassische Herzrolle gestaltet, der Rest wird von Korkenziehern, einer Cobra Rolle und diversen, miteinander arrangierten Dive Loops dominiert. Ursprünglich mit nur zwölf Inversionen geplant, wurden in der Designphase zwei weitere hinzugefügt, unter anderem ein Korkenzieher nach dem Lift. Der Clou beim Smiler liegt darin, dass eigentlich zwei Achterbahnen miteinander verwoben wurden. Wenn dann die Züge die beiden Lifte zeitgleich erklimmen, bieten sie sich ein atemberaubendes Wettrennen im Inversionsdschungel - für die je 16 Mitfahrer eines Zuges und die Wartenden.

Die Dreigurtschiene wurde auf einer sehr kleinen Fläche arrangiert, wobei der maximale Höhenunterschied aufgrund der baulichen Beschränkungen - keine Schiene darf in Alton Towers die Baumwipfel überragen - gerade einmal bei 30 Metern liegt. Das Arrangement aus zwei Achterbahnstrecken macht das mintunter auch visuell beeindruckende, spielerische Wettrennen der Züge erst möglich. Mit nur einem Lift hätten die Ingenieure für die 1170 Streckenmeter eine Höhendifferenz von rund 45 Meter anstreben müssen und somit entweder kostenspielig tief graben oder das Projekt aufgeben müssen. Mehr noch: Durch die Lage in einem Hang mit etwa 15 Meter Höhenunterschied wird der Zug selbst zum Ende eines jeden Streckenabschnittes nicht langsamer, sondern immer temperamentvoller, so dass er für die jeweilige zweite Streckenhälfte spürbar auf den beiden einzigen Airtimehügeln eingebremst werden muss.

Intamin setzt derweil unbeeindruckt vom Smiler den 10-Inversion Coaster in einer Neuauflage fort. Bislang konnte das Modell an vier Parks auf drei Kontinenten verkauft werden. Neue Züge, eine breitere Spurweite nebst schnellem Seilliftsystem und eine deutlich thrilligere erste Abfahrt hinein in eine bodennahe 180°-Kurve werden aufgeboten. Im Herbst 2013 wurde mit dem Crazy Coaster die erste Anlage im chinesischen Loca Joy Holiday Theme Park in Chongquing eröffnet, 2014 wurde mit zwei Jahren Verspätung Altair CCW-0204 in der Cinecittà World in Rom eröffnet - der Bau des Filmparks hat sich deutlich verzögert. Eine weitere Anlage hat Intamin nach Südamerika ausgeliefert. Ihr Aufbau ist aber fragwürdig, da Hopi Hari seit einem tödlichen Unfall vor rund zwei Jahren mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen hat. Für 2014/15 ist die Eröffnung der vierten, baugleichen Auslieferung an den Ankapark in der türkischen Hauptstadt Ankara geplant.

Text: Coastersandmore - jp, Bilder: Coastersandmore

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