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Verbolten - Launch Coaster mit Freifallschiene

Auf Verbolten warten Abfahrten und Kurvenabenteuer im stilisierten "Schwarzwald"

Im Sommer 2009 verkündete Busch Gardens Williamsburg, dass der altehrwürdige Arrow Suspended Coaster Big Bad Wolf im Folgejahr seine letzte Saison erleben wird. Die an das Gelände angepasste Stahlachterbahn mit seitwärts schwingenden Gondelverbünden ist ein Klassiker der Achterbahngeschichte gewesen. An ihrer Stelle eröffnete der Themenpark im Herzen Virginias im Mai 2012 die Familienachterbahn Verbolten. Im Themenbereich Oktoberfest betreibt das imaginäre Geschwisterpaar Gerta und Gunter Schwartzwald eine florierende Tourismuszentrale nebst Autoverleih und Hotel. Die Besucher werden von Gerta zu einer Rundreise im stilechten 70er Jahre Porsche Targa Cabrio durch den "deutschen" Schwarzwald eingeladen.

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Busch Gardens Williamsburg an der amerikanischen Ostküste ist ohne Zweifel einer der schönsten Freizeitparks auf der Welt. Gänzlich ohne am Reißbrett entstanden zu sein, bietet der landschaftlich in einem hügeligen Gelände gelegene Park zahlreiche liebevoll gestaltete Themeninseln zu europäischen Ländern inmitten eines großen, alten Baumbestandes. Der Eingangsbereich wird von England und dem Looping Klassiker Loch Ness Monster mit seinen beiden verschlungenen Vertikalloopings dominiert, in Italien kann der Besucher eine Bootsfahrt durch das Feuerszenario von Pompeji wagen oder auf dem Mega Coaster Apollo's Chariot durch die Lüfte gleiten, während in Frankreich der gigantische Griffon Dive Coaster im Minutentakt einem Adler gleich bodenlos 60 Meter in die Tiefe stürzt.

Übersicht der Attraktionen im Themenpark Busch Gardens Williamsburg, Heimat des LSM Coasters Verbolten

Und dem nicht genug: Im Themenbereich Deutschland lädt der als Skilift getarnte Inverted Coaster Alpengeist zu einem winterlichen "Schanzen"-Vergnügen. Die B&M Loopingbahn ist eine der beschleunigungsstärksten Anlagen ihrer Art. Von "Germany" ist es nur noch ein Katzensprung in den zwischen 2005 bis 2012 grundlegend generalüberholten Oktoberfest Bereich.

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Auf dem Weg zur Festhalle, wo mit Brezeln und Bier Dauerschunkeln angesagt ist, lädt Curse of DarKastle zu einer gespenstischen Simulatorfahrt durch das Anwesen von König Ludwig ein. Busch Gardens Williamsburg war 2005 der erste Themenpark, der Universals Spider-Man Attraktion mit einem eigens komponierten Showerlebnis nacheiferte und dabei ebenfalls auf das Simulator-Fahrsystem von Oceaneering setzte. Den Klängen einer Volksmusiktruppe folgend, steht der Besucher schließlich vor dem 70 Meter hohen Freifallturm Mach Tower, der mit der Themenachterbahn Verbolten das "neue" Oktoberfest komplettiert. Das Wortspiel Verbolten ist eine Anspielung auf das auch im amerikanischen Englisch verwendete deutsche Wort "verboten" - der geheimnisumwitterte "Black Forest" soll demnach mit der ein oder anderen gruseligen Überraschung aufwarten.

In- und Outdoor Coaster in einem

Begegnung zweier Züge auf den parallel installierten LSM-Strecken

Bei Verbolten stehen zwei LSM-Launchstrecken im Mittelpunkt. Die 890 Meter lange Achterbahn bietet weitläufige Fahrabschnitte in einem Außenbereich und einen kompakten Mittelteil in einer Themenhalle nebst dem ersten Freifall Element einer Achterbahn in den USA. Für Höhenliebhaber wartet am Ende der dynamischen Fahrt ein fast 30 Meter hoher Sturz von einer morschen Holzbrücke in das "Rheindelta" des Parks.

Das gerade einmal 120 Sekunden andauernde Fahrabenteuer des süddeutschen Herstellers Zierer startet als geruhsame Cruising Tour über eine deutsche Autostraße, endet aber bereits nach weniger als 100 Metern auf der ersten Launch-Geraden. Diese steigt in einem Winkel von 11° stetig nach oben und beschleunigt die fünf Züge in die Themenhalle. Dort wurde ein verwinkelter, kurvenreicher Figur-8-Abschnitt in einem schaurigen Schwarzwald-Ambiente aus Schwarzlichtkulissen installiert. Drei verschiedene Show-Abläufe sorgen für Desorientierung bei Mehrfachfahrten. Eine Schreckenssekunde bietet der fünf Meter hohe vertikale Fall in absoluter Dunkelheit, bei dem die Schiene mitsamt des Zuges senkrecht knapp zwei Meter im Freien Fall gen Boden fällt.

Nachdem bereits der Schwesterpark Busch Gardens Tampa in Florida ein Jahr zuvor die deutlich größere und auch spektakulärere Multi-Launch-Katapultachterbahn Cheetah Hunt von Intamin eröffnete, sollte Zierer die Neuheit in Williamsburg liefern.

Links: Verbolten startet mit einer abfallenden S-Kurvenkombination - Rechts: Schlusskurve

Der bayerische Hersteller hatte zuvor mit kleineren Kinderachterbahnen eine enge Beziehung zu der Sea World Parks & Entertainment Gruppe aufbauen können, zu der auch Busch Gardens Williamsburg gehört. Schon in der Planungsphase wurde ausgearbeitet, dass dieses Achterbahnerlebnis aus verschiedenen Abschnitten bestehen sollte, welche durch die beiden Katapultstarts verbunden werden.

Die kostenintensive Show-Halle im mittleren Teil wurde über die Entwicklungszeit jedoch deutlich verkleinert, so daß nur noch ein enges aber durchzugstarkes Figur-8 Layout mit aufsteigender 600° Helix nebst Showbühne und dem Freifallelement auf knapp 2000 Quadratmeter Grundfläche verwirklicht wurden. Das Finale auf der Holzbrücke und abschließender Hochgeschwindigkeitsfahrt über das Wasser findet auf den ehemaligen Fundamenten des Big Bad Wolf statt und ist daher auch in der Streckenführung nahezu identisch zum zweiten Teil des Suspended Coaster Klassikers.

Die 1984 gestartete Achterbahn erlitt ein ähnliches Schicksal wie ihre im Fahrerlebnis nochmals spektakulärere Schwester Eagle Fortress im südkoreanischen Everland. Deren Schiene und Struktur waren derart ausgelastet, dass die Wartungsmannschaften nach etlichen Betiebsjahren nur noch mit dem Schweißgerät die Risse flicken konnten. Auf Dauer keine Lösung, womit auch in Südkorea der Abriss erfolgte. Seit Jahren plant Samsung Everland übrigens einen LSM-Coaster auf dem frei gewordenen Gelände - vielleicht eifert man nun Busch Gardens nach.

Impressionen der "Oktoberfest" Attraktionen in Busch Gardens Williamsburg: Festhaus, Mach Tower und die Themenfahrt Curse of DarKastle

Vom Oktoberfest in den Schwarzwald

Der Schilderwald führt zum Tourismusbüro von Gerda und Gunter Schwartzwald....

Der Vorplatz zur neuen Achterbahn Verbolten ist vollgestopft mit einem skurrilen Schilderwald, der den Schwarzwald dem bayerischen Bundesland zuordnet - die meisten amerikanischen Gäste werden diesen Fauxpas sicherlich glatt übersehen. Am Rande des "Schwarzwaldes" kann das Firmenimperium der Geschwister Gunter und Gerda in der Warteschlange erkundet werden. Am Eingang findet sich schon der erste Hinweis, dass die bevorstehende Autofahrt doch nicht so harmlos enden wird, ist doch das Porsche Targa Cabrio von einer überdimensionalen Pflanze erobert worden und nur noch Schrott wert.

Gerta erläutert in einem schmucken Fachwerkhaus mit überzogenem Englisch und deutschen Akzent die Vorzüge der verschiedenen Ausflugsmöglichkeiten der Region, während im Büro von Gunter festgestellt werden kann, dass er einem Hobby um mysteriöse Pflanzen frönt, welche er vor seiner Schwester versteckt. Gunter ist dabei sogar überzeugt, dass im dunklen Schwarzwald etwas mysteriöses vor sich geht und hat sogar Überwachungskameras über das weite Gebiet installiert. Skurille Fundstücke und Verschwörungstheorien finden sich ebenfalls in seinem Büro.

..., welche neben einem Hotel auch eine Autovermietung betreiben

Nach Dar Kastle ist Verbolten die zweite Fahrattraktion in Busch Gardens Williamsburg, welche konsequent eine Storyline im Stile der großen Mitbewerber von Disney und Universal erzählt. Zwar erreicht das deutlich kleinere Budget nicht die Qualitäten der Vorbilder, doch die Details in der Warteschlange zeugen von einer liebevollen Ausgestaltung. Leider setzt sich diese im eigentlichen Fahrebenteuer nicht fort.

Die geschäftstüchtige Gerta verfrachtet die Besucher jedem Zweifel ihres Bruders erhaben schliesslich zu Gruppen von maximal 16 Personen in die kultigen Züge, welche einem Porsche Targa aus den 70er Jahren nachempfunden sind - eche Chromfelgen, Rückspiegel und Scheinwerfer inklusive. Jeder der fünf Züge hat eine andere Farbe. Die glasfaserverstärkte Kunststoffkarosserie der Wagen beeindruckt durch herausragende Qualität und selbst die wuchtige Geräuschkulisse des Motors fehlt nicht beim Aufstarten. Ein freudig hinterhergeträllertes "Auf Wiedersehen" von Gerda entlässt die achtgliedrigen Wagenzüge auf ihre Ausflugstour.

Impressionen des Eingangs-, Warte- und Stationsbereiches von Verbolten

In geräumigen Zweierreihen geht es auf die Reise

Das offene Stationsgebäude, welches von der Big Bad Wolf Achterbahn übernommen wurde, ermöglicht durch seine Größe das gleichzeitige Beladen von zwei Zügen. Dies ist auch mehr als notwendig, um alle 46 Sekunden eine Touristengruppe auf Spritztour zu schicken. Dabei wartet der erste Zug bereits vor der Station und fährt dem herausfahrenden Zugduo direkt hinterher. Während der erste Zug bereits an erster Position in der Station zum Stehen kommt, hat der nächste nachgezogen und ermöglicht einen nahezu parallelen Fahrgastwechsel zweier Züge. Dieser garantiert trotzdem nur 1250 Personen pro Stunde - für einen saisonalen Themenpark wie Busch Gardens Williamsburg gerade noch genug.

Die Züge basieren auf Zierers Elevated Seating Coaster, wurden aber mit einem ausgefeilteren Fahrwerk mit gefederten Seitenrollen und doppelten Magnetreihen ausgestattet, um den Anforderungen der Streckenführung und den linearen Katapultabschnitten gerecht zu werden. Die Sitze mit integrierter Kopfstütze und Bauchbügel sind identisch zum Zierer Standard und durchgängig mit Schaum überzogen. Etwas unbequem fällt die Sitzform im Steissbereich auf, der Bauchbügel sitzt dafür perfekt für jede Körpergröße. Aufgrund der Sitzkonfiguration können auf Verbolten Kinder ab einer Größe von 120 Zentimetern mitfahren.

Die Fahrt beginnt...

Die Porsche Targa starten direkt aus der Station heraus in eine abfallende Linkskurve

Reibräder schieben den Zug vor die Station, wo eine enge, nach links abfallende Kurve übernimmt und den achtgliedrigen Wagenverbund auf einer leicht abwärts führenden Geraden auf rund 25 Stundenkilometer beschleunigt. Im dichten Waldabschnitt passiert nicht viel, bis eine Rechtskurve später der erste Launch aufwartet. Dieser beschleunigt den Zug in einer stetig um 11 Grad ansteigenden Rampe in die dunkle Themenhalle, mitten hinein in den mysteriösen "Schwarzwald". Auf dem 35 Meter langen, mit doppelreihigen Statoren der Firma Intrasys gespickten Beschleunigungsabschnitt erfährt der Zug einen Geschwindigkeitszuwachs auf knapp 50 km/h und gewinnt zugleich noch acht Höhenmeter, so dass er sein Energiepotential in der 60 mal 35 Meter großen Themenhalle voll ausspielen kann.

Dort fällt der Zug über einen grosszügigen, jedoch keine bewusst wahrnehmbare Airtime anbietenden Kuppenbogen acht Meter in die Tiefe, um sich dann auf in eine aufgestelzte 210 Grad Rechtskurve zu legen. Diese führt auf eine diagonal durch das Gebäude verlaufende Gerade, welche zum Schluss das Bodenniveau der rund 15 Meter hohen Halle erreicht. Hier stellt unser Wagen mit rund 65km/h die vorläufige Höchstgeschwindigkeit auf, bis eine über 600 Winkelgerade, gegen den Uhrzeigersinn aufwärtssteigende Helix den Zug erfasst. Mit einer Querneigung von bis zu 75° schraubt sich der Zug in die Höhe. Die Helix wurde dabei mit einem leichten Gegen-Banking ausgestattet, wodurch die Summe von Erd- und Zentrifugalbeschleunigung der Kurvenfahrt nicht vollends in der Hochachse des Körpers wirkt, sondern für die Mitfahrer auch eine Querbeschleunigung bewusst wahrnehmbar ist. Wo sonst auf hochmodernen Achterbahnen die Querbeschleunigung mittels der Querneigung der Kurve nahezu auf null optimiert wird, werden die "Autofahrer" auf Verbolten leicht nach außen in die Linkskurve gedrückt.

Links: Launch 2 katapultiert den Zug auf eine aufwärts führende Serpentine - Rechts: Die 600° Helix in der Themenhalle

Elf Höhenmeter steigt die Helix an und erreicht damit fast die Ausgangshöhe der Kuppe nach der ersten Launchgeraden. Auf der Anhöhe schleicht der Wagen durch die erste Blockbremse, welche parallel an einer Längsseite der 60 Meter langen Halle platziert wurde.

Ein Wendemanöver um fast 180 bei gleichzeitigem Drop bis auf das Bodenniveau der Halle sorgen für einen kleinen Adrenalinkick, bis der Zug auf der nächsten Anhöhe auf Schritttempo herunterbremst und schließlich komplett zum Stehen kommt.

Das Innere des Showgebäudes repräsentiert durch ein Meer von zweidimensionalen Schwarzlichtkulissen den dunklen, unheimlichen Schwarzwald. Zum Ende des Dunkelabschnittes wird der Wald durch außergewöhnliche Soundeffekte und Lichtsets in unterschiedlichen Stimmungen dargestellt. Drei verschiedene Effektshows erzählen andere Geschichten: Der Geist des Waldes, der große böse Wolf und der Gewittersturm.

Bei der ersten Geschichte zeigt sich die Halle in einer eher friedlichen Stimmung. Der Geist des Waldes lockt die Mitfahrer aber immer tiefer in die Dunkelheit, bis er sie regelrecht überfällt. Das zweite Bühnenset ist eine Hommage an den Big Bad Wolf: Glühend rote Augen verfolgen den Zug ständig. Im Gewittersturm zeigt sich der Schwarzwald von seiner lautesten Seite: Ständig schlagen Blitze links und rechts vom Fahrzeug ein, es knallt an jeder Ecke. Die Stimmung erscheint derart bedrohlich, dass man im nächsten Augenblick befürchten muss, dass der Blitz den Wagen von der Strasse katapultiert.

Das Freifallelement im Fokus

Funktionsweise der Zierer Freifall Schiene von links nach rechts: Zugeinfahrt, Fall, Zugausfahrt

Die Themenhalle wird durch eine technische Entwicklung zusätzlich aufgewertet: Bei Verbolten integrierte Zierer das erste Freifallelement auf einer Achterbahn in den USA. Im Vergleich zum weltweit ersten Freifallcoaster, welcher 2010 in Alton Towers durch die Firma Intamin realisiert wurde, zeigt die Zierer Entwicklung deutliche Parallelen - selbst die Höhe ist mit fünfeinhalb Metern nahezu identisch. Für das Antriebskonzept setzte die süddeutsche Firma auf einen Seilwindenantrieb mit Lastmagnet statt wie bei der Erstentwicklung einen Hydraulikzylinder als Hubmedium einzusetzen. Das Fallelement entwickelte Zierer zusammen mit der Mutterfirma Streicher, einen mit 3000 Beschäftigten führenden Maschinenbau- und Hoch- und Tiefbaukonzern, wobei das Aktuationsprinzip im Vergleich zum Prototypen von Intamin deutlich vereinfacht wurde.

Die Fallschiene wurde mittig mit einem rechtwinkligen Rahmen ausgestattet, an dessen Oberseite eine knapp zwei Quadratmeter große, massive ferromagnetische Stahlplatte angebracht ist. Unterhalb der Fallschiene greift ein Mitnehmerprofil an, welches mittels eines einfachen Seilwindensystems vertikal geführt Schiene und Rahmen fünfeinhalb Meter nach oben zu heben vermag. Dort wartet ein Lastmagnet, der die Schiene in ihrer oberen Ruheposition hält. Während der Zug auf die Fallschiene rollt, fährt das windengeführte Mitnehmerprofil wieder abwärts. Schienen- und Zuggewicht sind einzig und allein vom Lastmagneten in der Höhe gehalten. Gleichzeitig sorgt eine Bolzensicherung, dass sich die Schienenverbindung während der Überfahrt der Fahrwerke auf die Fallschiene nicht lösen kann.

Streckenübersicht: 1 - Wartebereich, 2 - Station, 3 - Launch 1, 4 - Themenhalle Schwarzwald mit Freifallelement, 5 - Launch 2, 6 - Brücke

Nachdem der Zug mittels Reibrädern auf der Fallschiene korrekt positioniert wurde, wird die Bolzensicherung gelöst und der Lastmagnet ausgelöst. Die Gondel fällt unweigerlich in die Tiefe. Nach anderthalb Meter Freien Fall gleiten links und rechts an der Fallschiene angebrachte, lineare Magnetbremsen mit ihren 16 Luftspalten über Kupferschwerter und erzeugen dadurch eine Bremswirkung. Das Prinzip wurde von den weltweit patentierten Freifallturmbremsen übernommen.

Fakten zu Verbolten

Themenachterbahn mit In- und Outdoorabschnitten, zwei Launchabschnitten und dem ersten Freifallelement auf einer Achterbahn in den USA

Höchste Abfahrt

27 Meter

Schienenlänge

890 Meter

Max. Geschwindigkeit

85 km/h

Fahrzeit

120 Sekunden

Fahrzeuge

5 Züge mit 8 Wagen; 2 Plätze pro Wagen

Theoretische Kapazität

1250 Personen pro Stunde

Hersteller

Zierer, Deggendorf, Deutschland

Betreiber

Busch Gardens Williamsburg, Virginia, USA

Eröffnung

18.05.2012

• Link zur offiziellen Webseite von Busch Gardens Williamsburg

Das Vertical Drop Element umfasst eine Grundfläche von elf auf zwölf Metern und hat eine Höhe von 15 Metern. Die dadurch erzeugte Schrecksekunde im Moment des Freien Falls kommt überraschend, der Fall selbst dauert gerade einmal eine Sekunde. Vier der fünfeinhalb Meter Fallstrecke sind mit Kupferschwertern ausgestattet. Nach 1,5 Metern setzt die Bremswirkung ein, nach zwei Metern Fall wird diese bereits spürbar von den Fahrgästen wahrgenommen. Trotz dieses minimalen Fallabenteuers ist der Adrenalinkick eine unerwartete Erfahrung auf einer Achterbahn. Mit Schrittgeschwindigkeit gleitet die Schiene mitsamt Zug in die unteren Stossdämpfer. Dort wird die Fallschiene verriegelt und der Zug kann wieder durchstarten.

Das von Zierer verwendete Antriebssystem ermöglicht eine gehörige Schrecksekunde, vermag jedoch nicht wie beim Intamin System die Gondel im Freien Fall mittels des Hydraulikzylinders kurz zu stoppen, um dann nochmals fallen zu lassen.

Da der Freie Fall bei Verbolten in kompletter Dunkelheit stattfindet und durch die drei verschiedenen Shows immer wieder in ein anderes Licht gesetzt wird, erscheint der Fall deutlich höher als die technischen Daten es darstellen. Zudem schafft es Busch Gardens, den Drop im Vergleich zur Legoland Version im dänischen Billund - der zweiten Achterbahn Auslieferung von Zierer mit Freifall - komplett in der Dunkelheit zu präsentieren. Keiner der Insassen kann die Technik wahrnehmen. Reibräder schieben den Zug abschließend von der Fallschiene in einen rund drei Meter tiefen Drop, der unter eine "Sonnen"-Blende hindurch mit einem extrem engen Vertikalbogen auf die zweite LSM-Strecke führt.

Impressionen vom Launch 2 bis zur 27 Meter hohen Abfahrt von einer Brücke oberhalb des Rheindeltas

Überraschungen zum Finale

Links: Kurze Airtime-Erlebnisse auf einem kleinem Camelhump - Rechts: Einfahrt in die Schlussbremse

Der zweite LSM-Katapultabschnitt fällt mit drei Grad Steigung deutlich flacher als der Erste aus und ermöglicht auf gleicher Länge eine stärker wahrgenommene Beschleunigung des Wagenverbundes auf etwa 70km/h innerhalb von zwei Sekunden. Leider setzt die Beschleunigung für die hinteren Reihen schon ein, wenn sich diese noch in der kurzen Abfahrt von der Fallschiene befinden. Unangenehme Bekanntschaft mit der Kopfstütze sind eine Folge dieser Designschwäche.

Der Launch führt durch einen etwa zehn Meter langen Tunnel ins Freie und letztendlich gewinnt die Bahn deutlich an Höhe. Eine waghalsige Serpentine führt über einen Erdhügel auf eine morsche Holzbrücke. 20 Höhenmeter werden in weniger als sechs Sekunden erklommen. Der Wagenzug "rumpelt" vorsichtig und durch Magnetbremsen auf Schrittgeschwindigkeit abgebremst über das Gebälk und stürzt schließlich fast 27 Meter tief in das Rheindelta von Busch Gardens Williamsburg.

Videolink

• Verbolten in Aktion

Die 55° steile Abfahrt folgt den Fundamenten und somit auch der Streckenführung des Klassikers Big Bad Wolf, wobei der Zug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h durch eine wassernahe Kurve fährt, um schließlich in zwei Schwüngen 15 Höhenmeter bis zur Schlußbremse zu erklimmen. Inmitten dieses Parcours wartet auch der einzige kleine Hump mit einer winzigen Portion Airtime auf. Letztere ist sehr rar auf Verbolten und wird durch dauernde Bremsmanöver auf den Blockbremsen regelrecht zu Nichte gemacht. Durch das starke Bremsmanöver auf der Brücke wird potentielle "Luftzeit" insbesondere den Mitfahrern in den hinteren Reihen verwehrt. Nach 120 Sekunden endet die kurzweilige Abenteuerfahrt nach 890 Streckenmetern am Ausgangspunkt der Tour.

Verbolten ist eine Familienachterbahn ohne Rekordspektakel oder übertriebene Beschleunigungssensationen. Doch trotz der fehlenden Superlative überzeugt die Achterbahn: Ob die beiden Katapultstarts, der leider etwas eingebremste Fall von der Brücke oder der Darkridepart mit abschließendem vertikalen Freien Fall. Einziger Wehrmutstropfen bildet die unruhige Fahrt in den schnellen Kurvenpassagen. Insbesondere dann wenn sich das Fahrzeug zügiger in die Kurven legt, vibriert der Sitz durchgängig, obwohl zu keinem Zeitpunkt übermässig hohe G-Lasten auf das Fahrzeug einwirken. Jene deutlich spürbaren Erschütterungen beschränken sich aber glücklicherweise auf den andrucksvollen Hochgeschwindigkeitspart im letzen Streckendrittel. Derartige Erlebnisse sind auch von der Zierer Achterbahn im deutschen Schwabenpark bekannt, welche die gleiche Fahrzeugbasis nutzt. Bei Verbolten trüben die Vibrationen das Fahrerlebnis leicht negativ, die Show und das Setting lassen aber schnell von derlei Schwächen vergessen.

Text: Coastersandmore - ng
Bilder: Coastersandmore, Busch Gardens Williamsburg - Renderings: Busch Gardens, Zierer

Impressionen der Schlusskurve

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