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Lynet und Anubis - Zwei flotte LSM-Flitzer von Gerstlauer

Links: Mit leichtem Schwung aus niedriger Höhe setzt der Wagen auf Lynet zum Katapultstart an - Airtime (Mitte) inklusive - Rechts: Das kompakte, bis zu 34 Meter hohe Layout von Anubis: The Ride

Fast zeitgleich haben Maurer Söhne und Gerstlauer ihre Versionen des Launch Coasters mit Magnetantrieb und Einzelfahrzeugen vorgestellt. Bei der Erstauslieferung hatte das Münchner Unternehmen Maurer Söhne die Nase klar vorne: Formule X im niederländischen Drievliet hat bereits im April 2007 den Betrieb aufgenommen. Diesen Vorsprung hat Gerstlauer inzwischen aufgeholt. Denn neben dem Fluch von Novgorod im Hansapark gingen ein beziehungsweise zwei Jahre nach Maurers Debüt die Bahnen Lynet im Fårup Sommerland und Anubis im Plopsaland De Panne ans Netz. Die beiden letzteren sollen als Vertreter des originären LSM-Konzepts mit seitlich versetztem Stadium Seating näher vorgestellt werden.

Verwandte Themen

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Launch Coaster kamen groß in Mode, als Intamin mit der Hydrauliktechnik in Sachen Höhe und Geschwindigkeit immer neue Rekorde setzte. Doch für viele, gerade mittelgroße Parks ginge eine extreme Achterbahn an der Zielgruppe vorbei. Die Kosten und der Aufwand für die Wartung sind aber systembedingt und skalieren nicht unbedingt mit der Maximalgeschwindigkeit, zumal man geschultes technisches Personal braucht. Geschwindigkeiten bis 100 Stundenkilometer sind aber auch mit Magnetantrieben problemlos realisierbar - gerade mit kleinen Einzelfahrzeugen und deren geringer Masse. Die lassen darüber hinaus enge Fahrfiguren zu, was wiederum die Grundfläche minimiert. Und erwartet man einen besucherschwachen Tag, dann bereitet man halt nicht alle Fahrzeuge vor. Kurzum: Für Parks, die keine Extreme benötigen, ihren Besuchern aber eine Achterbahn mit Abschuss nicht vorenthalten möchten, sind Anlagen mit Einzelfahrzeugen und Magnetantrieb die ideale Lösung.

Panorama des Lynet Layouts

Lynet

Vom Entwurf zur Realität

Der LSM-Katapultantrieb beschleunigt den Zug innerhalb von zwei Sekunden auf 80 Stundenkilometer

Das wird auch das Fårup Sommerland an der Nordspitze Jütlands bewogen haben, für die Saison 2008 die erste Anlage dieses Typs bei Gerstlauer im bayrischen Münsterhausen zu bestellen. Prinzipiell ist man an dem küstennahen Standort im Norden Dänemarks auf 20 Meter Bauhöhe beschränkt, was mit einem normalen Lift die Maximalgeschwindigkeit selbst unter Vernachlässigung aller ungünstigen Faktoren theoretisch auf 72 Stundenkilometer beschränkt. Mit einem Magnetantrieb lassen sich natürlich höhere Geschwindigkeiten in Kombination mit dem Beschleunigungseffekt erzielen, und außerdem gab es vorher noch keinen Launchcoaster in Dänemark. So wird nun ein 1,20 Meter Durchmesser aufweisendes Schwungrad von einem 85-Kilowatt-Motor angetrieben, um während des zweisekündigen Starts bis zu 725 kW abzugeben. Der Spitzen-Anschlusswert der Katapult-Achterbahn liegt dabei in einer ähnlichen Größenordnung wie der eines herkömmlichen Liftantriebens für die gleichen Fahrzeuge.

Wie später im Hansa Park wollte man auch in Nordjütland die Natur bestmöglich bewahren und hat sich für das gleiche Fundamentkonzept entschieden. Dabei werden Rohre mit 1,20 Metern Durchmesser in den Boden getrieben, im unteren Teil mit Schutt und im oberen mit Beton gefüllt und darin die Stützen verankert. Ganze zwei Jahre stand man vor Vertragsschluss in Verhandlung mit Gerstlauer. Zwar waren auch andere Hersteller wie S&S, und damit auch andere Antriebstechniken, im Rennen, doch waren diese für die gebotene Leistung letztlich zu teuer und der Pneumatikantrieb darüber hinaus deutlich zu laut.

Hat man das Kassenhäuschen des Parks passiert (man bezahlt den Parkeintritt bereits bei der Parkplatzeinfahrt) und den Wagen abgestellt, so hat man zunächst die Qual der Wahl: Wendet man sich nach links und sieht der Holzachterbahn Falken zu, wie sie ihre Züge ratternd über die Strecke schickt? Oder macht man sich lieber ein Bild von Lynet, die das gegenüberliegende Kopfende des Parkplatzes flankiert? Zumindest letzteres sollte man einmal in aller Ruhe machen, denn einen so vollständigen Blick auf die Anlage wird es von innerhalb des Parks nicht mehr geben. Doch genug geschaut, schreiten wir schnellen Schrittes geradeaus durch das Eingangsportal hinein ins Vergnügen.

Von links nach rechts: Den Top Hat anvisiert, 25 Streckenmeter Launch und in wenigen Sekunden ist die 21 Meter hohe Fahrfigur erklommen

Hier trifft man zunächst auf einen Platz mit Restaurants, Information und der sonstigen Infrastruktur, die ein Eingangsbereich eines Freizeitparks üblicherweise bietet. Biegt man nun nach rechts ab in Richtung Lynet, zeigt das Fårup Sommerland sein wahres Gesicht: Wald. Skandinavische Sommerländer sind typischerweise eher Spielplätze, jedoch inzwischen oftmals mit vielen und auch großen Fahrgeschäften und beinahe zwingend mit einem Frei- und Spaßbad. Im Falle Fårup ist das alles in und um einen prächtigen Baumbestand verteilt.

Lynet soll eine verlassene, rostige Achterbahn darstellen, auf die man trifft, sobald man den Wald verlässt. Entsprechend ist die Station ein großes Holzhaus und das Areal mit allerhand Holzfällerutensilien dekoriert. Bei voller Auslastung wird zur linken Seite alle 22,5 Sekunden ein sechsitziges Fahrzeug ausgespuckt, das entlang eines Metallzauns beschleunigt und auf die Strecke geschickt wird. Nur 25 Streckenmeter reichen aus, um die Fahrzeuge in zwei Sekunden auf 80 Stundenkilometer zu beschleunigen. Dabei wird eine durchschnittliche Beschleunigung von bis 1.4g erreicht. Zuschauer kommen hier relativ nah an die Beschleunigungsstrecke heran und können ihre Freunde und Familienangehörigen während des Starts gut beobachten.

Vom Launch über Top Hat und Airtime Hügel bis zum Kreisel und nachfolgender erster Inversion

Die schräg gestellte Acht bietet eine spektakuläre Steilkurve nebst abschließender Inversion

Betritt man das Stationsgebäude, so führt die Warteschlange unter dem Stationsgleis hindurch und einige Treppenstufen hinauf zum Einstieg. Dieser geht zügig und effektiv vonstatten, da die Fahrzeuge keine Zustiegskanten aufweisen. Nach einer kurzen Kontrolle der Schulterbügel geht es gemütlich vorwärts, bis das Fahrzeug auf einem kurzen Drop an Tempo aufnimmt. Schon greift nahtlos der Magnetantrieb und peitscht das Fahrzeug kräftig vorwärts. Der große Vorteil dieser Technologie ist, dass das Fahrzeug nicht in einem Mitnehmer einhaken muss, sondern aus der Bewegung beschleunigt werden kann. So hat man bereits nach zwei Sekunden die Höchstgeschwindigkeit erreicht, und ehe man sich versieht, geht der starre Blick geradeaus gen Himmel.

Fakten zu Lynet

Erste LSM-Katapultachterbahn aus dem Hause Gerstlauer

Gesamthöhe

21 Meter

Schienenlänge

540 Meter

Max. Geschwindigkeit

80 km/h

Max. Beschleunigung

4.5g

Katapultstart:

0-80km/h in 2 Sekunden

Inversionen

2: 2x Barrel Roll

Fahrzeuge

4 Wagen, 6 Plätze pro Wagen

Kapazität

960 Personen pro Stunde

Hersteller

Gerstlauer Amusement Rides, Münsterhausen, Deutschland

Betreiber

Fårup Sommerland, Saltum, Dänemark

Eröffnung

05. Juni 2008

• Link zur Webseite vom Fårup Sommerland

Denn unmittelbar nach der Launchsektion folgt der 21 Meter hohe Top Hat. Das lässt sich mit der Höhenbeschränkung vereinbaren, da der Bezugspunkt für die Höhe eineinhalb Meter über der Oberkante des Fundaments des Top Hat liegt. Es geht erst beinahe senkrecht aufwärts, dann folgt eine viertel Drehung nach links, die Kuppe wird mit reichlich Airtime überfahren und schon geht es mit einer weiteren viertel Drehung, diesmal nach rechts, wieder auf den Erdboden zu. Dem furiosen Auftakt schliesst sich ein Camelback parallel zur Beschleunigungsstrecke an, wieder mit reichlich Airtime gespickt, und die Einfahrt in die obligatorische Blockbremse. Nach einem kurzen Aufatmen führt eine 180° Rechtskurve abwärts, um ausreichend Geschwindigkeit für die anschließende Barrel Roll aufzunehmen.

Wie bei vielen Achterbahnprojekten entwickelte sich auch bei Lynet das Layout mit der Zeit. Zuerst war gar keine Inversion vorgesehen. Die Computersimulation der Fahrt zeigt einen Zwischenstand nur mit der nun später folgenden zweiten Inversionsfigur. Bis zur Realisierung hat sich die im Fahrablauf gerade absolvierte Barrell Roll hinzugesellt. Sie markiert die Einfahrt in eine Kurvenfolge, die sich am besten als schräggestellte Acht beschreiben lässt. Die Ausfahrt mündet in ein Tal mit Rechtskurve, die in der Auffahrt in eine linksgerichtete Steilkurve übergeht. Deren Ausfahrt schließt sich die deutlich flacher gehaltene, zweite Barrel Roll an, die das Tal vor der vorangegangenen Steilkurve überspannt.

Nach dieser intensiven und abwechslungsreichen Passage geht es mit kurzer aber einprägsamer Airtime in die zweite Blockbremse. Dort ist wieder ein wenig Entspannung möglich, wobei der folgende, dritte Streckenabschnitt die Dynamik der ersten beiden nicht mehr zu erreichen vermag. Denn der Bremse schließen sich nur noch eine Rechtskurve, ein Richtungswechsel und eine Helix an, bevor das Fahrzeug gerade einmal 51 Sekunden nach Beginn der Fahrt in die magnetische Schlußbremse einfährt.

Von der schräg gestellten Acht bis zur zweiten Blockbremse und dem deutlich spannungsärmeren Schlußteil

Text und Bilder: Coastersandmore - jp

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