Im Planungsbüro des Tivoli hat dieser Parkteil schon
mehrfach eine Aufwertung durch ein größeres Fahrgeschäft
erhalten, doch letztendlich hielt man am bisherigen Konzept fest: Die geplanten
Anlagen, einBall Coaster Prototyp oder eine größere,
neuartige Wasserbahn von Intamin hätten die Atmosphäre durch
ihre stählerne Struktur zu sehr gestört.
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Das Rundfahrgeschäft Nautilus war die
Neuheit 2007 |
So entschied man sich letztendlich, zur Saison 2007 das
Rundfahrgeschäft Nautilus der deutschen Firma Zierer zu
eröffnen, in dessen Mitte eine große, rosafarbene Krake thront. An
den Armen der Krake hängen bunte Gondeln in Fischform, die der Fantasie
des Jules Verne entsprungen sein könnten. Per Joystick können
die Mitfahrer ihr Gefährt aus dem Wasserbecken anheben und die
Flughöhe verändern. Im Stillstand nehmen die Gondeln einiges an
Wasser auf, das sie während der Fahrt in hohem Bogen von sich geben. Wer
sich zu nahe herantraut, wird nass - eine Neuheit im Tivoli, die sich im
Sommer besonderer Beliebtheit erfreut. Je nach Außentemperatur
können verschiedene Wassereffekte zugeschaltet werden, die im Gegensatz
zum Vorbild One Fish, Two Fish... in Universals Islands of
Adventure in Orlando jedoch nicht auf die Mitfahrer gerichtet sind.
Der Zaun um Nautilus und die Laternen setzen die Thematik
des Hochfahrgeschäftes Himmelskibet fort, die mit ihrer Gestaltung
und der dunkelgrünen Farbgebung an den französischen Jugendstil
angelehnt ist. Darin passen sich auch die Station von Odin Expressen
sowie die Front und die Halle des Autoskooters Radiobilerne mit seinen
verspiegelten Wänden ein und verschaffen dem Bereich nun eine
einheitlichere Optik.
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Links: Der Kettenflieger Himmelskibet - rechts:
Der dänische Markt Smøgen |
Im hintersten Winkel dieses Tivoli-Areals führt eine
Unterführung auf die andere Seite des Konzerthauses, wo auf der
rechten Seite die Themenfahrt Den flyvende Kuffert ("Der fliegende
Koffer") wartet. Wie der Name es andeutet, sitzt man in fliegenden Koffern und
durchfährt verschiedene Räume auf unterschiedlichen Ebenen, die durch
animierte Figuren Märchen von Hans-Christian-Andersen darstellen.
Das Endlossystem von Mack Rides mit seinen drehenden Koffern windet sich
auf 300 Streckenmetern durch ein unfassbar kleines Gebäude. Der Clou liegt
darin, dass die Wagen tief ins Erdreich fahren. Wer seine
Märchenkenntnisse erst auffrischen muss, kann mit dem Schalter an der
Kofferdecke die Erklärungen zwischen Dänisch und Englisch umschalten.
So können die meisten Mitfahrer während der sieben Minuten langen
Fahrt vollständig in Andersens Welt eintauchen.
Man mag es kaum glauben, aber Den flyvende Kuffert ist die
bis dato teuerste Attraktion des Tivoli. Der Grund dafür sind das
Gebäude, das bis unter die angrenzende Straße reicht und daher
besondere Anforderungen erfüllen muss, und die Tatsache, dass die meisten
Figuren erst nachträglich animiert wurden - dies hatte der Hersteller
zunächst schlicht vergessen.
Gegenüber befindet sich die kleine Oldtimer-Fahrt
Veteranbilerne, die hauptsächlich Kinder erfreut. Dann beginnt das
größte thematisierte Areal des Tivoli, der Chinesische
Themenbereich. Neben dem Chinarestaurant in der Pagode ist hier der
Eingang zum Floorless Coaster Dæmonen der Schweizer
Consulting Ingenieure Bolliger & Mabillard angesiedelt. Mit dieser
Loopingbahn ist es den Planern erstaunlicherweise gelungen, eine
große moderne Attraktion ins Tivoli zu bringen, ohne
Einbußen am nostalgischen Charme des Parks hinzunehmen.
Die rote Bahn in Form eines chinesischen Drachen wurde perfekt in
den Themenbreich integriert. Eine mit roten Lampions geschmückte Gasse mit
Spiel- und Essbuden liegt in ihrem Hintergrund, im vorderen Bereich wartet eine
chinesische Mauer, die in einem Vorplatz direkt unter den beiden Hauptschleifen
von Dæmonen endet.
Im Schatten der Loopingbahn wartet eine weitere Thrill-Attraktion:
Der 65 Meter hohe Freifallturm Det gyldne Tårn der amerikanischen
S&S. Neben dem goldenen Himmelsstürmer warten die
Kindervarianten Tempeltårnet und Pandaen. Dahinter befindet
sich ein mit interessanten Tieren ausgestattetes Pferdekarussel,
Dyrekarrusellen, und schließlich direkt am - oder eher über
dem - Glyptothek-Eingang das Überkopf-Fahrgeschäft Dragen, ein
Flic Flac aus dem Hause Huss. Es folgen weitere
Fahrgeschäfte: Der fliegende "suspended" Teppich Monsunen der
deutschen Firma Zierer, der wieder an den orientalischen Bereich
erinnert; die Kinderachterbahn Karavanen aus gleichem Hause, die auf
einen kleinen Oval fleißig ihre Runden dreht; und das kleine, aber umso
schnellere Riesenrad Den blå Safir, von dem aus man einen
schönen Blick auf den See genießt.
Ein paar Treppenstufen von der Ansammlung an kleinen aber dennoch
aufregenden Fahrgeschäften entfernt beginnt der See, an dessen Spitze
zwischen Pagode und einer Brücke Tretboote benutzt werden
können. Der abschließende Seerundgang führt immer wieder an
einladenden Restaurants und romantischen Gärten vorbei. Obwohl der Weg
beinahe direkt parallel zu einer stark befahrenen Straße verläuft,
bemerkt man diese fast gar nicht.
An der folgenden Ecke des Parks befindet sich ein alter
Backsteinbau, der bis 1998 ein Tivoli-Museum beherbergte.
Zwischenzeitlich gab es Pläne, an dieser Stelle ein hypermodernes
Parkhotel zu errichten, die - und manche sagen zum Glück - jedoch nicht
genehmigt wurden. Unser Rundgang endet am Hauptplatz des Tivoli, wo sich
das Restaurant Valhal in der oberen Etage des Vekoma Mad
House gleichen Namens befindet. Letzteres schloss leider 2006 seine
Pforten: Der Computer für die Showcontrol hatte einen größeren
Defekt erlitten und wurde nicht repariert. So wurde das Gebäude
zunächst als Lager und als Shop genutzt. Dann gab es Überlegungen,
die Attraktion im Jahr 2007 mit einer neuen Geschichte wieder zu eröffnen,
die aktuellen Pläne sehen jedoch nur punktuelle Aufwertungen zur Saison
2008 vor. Der grundlegende Stil mit musikloser, minimalistischer Thematisierung
soll jedoch erhalten bleiben. |