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Das prunkvolle Eingangsportal des Tivoli
Kopenhagen |
Das Kopenhagener Tivoli ist mit fünf Millionen Besuchern
die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Dänemark. Seit der
Gründung 1843 hat es das Tivoli geschafft, durch eine gelungene Mischung
aus Tradition und Moderne den Zauber über Generationen hinweg zu erhalten.
Es ist nicht nur ein gewöhnlicher Freizeitpark, es ist seit mittlerweile
164 Jahren das soziokulturelle Zentrum der Stadt.
Zu seiner Eröffnung am 15. August 1843 strömten 3500
Besucher ins "Tivoli and Vauxhall". Unter ihnen Märchenerzähler
Hans-Christian Andersen, dessen "kleine Meerjungfrau" zum Kopenhagener
Stadtwahrzeichen geworden ist, und Tivoli-Gründer Georg Carstensen,
dem heute eine Statue vor dem Konzerthaus gewidmet ist. Der Lebemann aus
wohlhabender Familie war viel gereist und hatte unter anderem das Pariser
Tivoli besucht, einen kleinen Vergnügungspark, dessen Name wiederum
vom römischen Erholungsgebiet Tivoli stammt. Mit vielen Ideen
kehrte Carstensen nach Kopenhagen zurück und reichte einen Antrag für
"seinen" Tivoli beim dänischen König Christian VIII ein.
Dieser gestattete die Errichtung des Vergnügungsareals am Graben
außerhalb der Stadtmauern. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs Kopenhagen
deutlich über diese Grenze hinaus, so dass das Tivoli nach und nach in die
Stadtmitte rückte. |
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Links: Der Konzertsaal 1909 - rechts: Die Statue des
Tivoli-Gründers Georg Carstensen |
Bei der Eröffnung hatte das Tivoli neben Gärten,
Cafés und Restaurants, Spielen, Shops, einem Konzertpavillon und einem
Theater bereits zwei Fahrgeschäfte zu bieten. Eins davon war die erste
Version der Holzachterbahn Rutschbanen, deren Nachfolgerin sich
bis heute großer Beliebtheit erfreut. Bereits damals stand aber die
ungewöhnliche Atmosphäre inmitten einer exotischen Architektur im
Mittelpunkt.
Das Tivoli überlebte das schnelle Wachstum von
Kopenhagen in den folgenden Jahrzehnten und wurde zu einer grünen Oase im
Stadtzentrum. Es profitierte von einer großen, 6-monatigen Kunst- und
Industrieausstellung im Jahre 1888, die das Gelände mitnutzte und Anlass
für den Bau neuer Attraktionen war. Über eine Million Besucher kamen
zur Ausstellung und das Tivoli wurde zur touristischen Sehenswürdigkeit.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte sich das Tivoli an modernen Formen des
Vergnügens. So eröffnete zum Beispiel 1914 das Fun House, aber
dennoch ließ der Erfolg deutlich nach. In den 30er Jahren stand sogar im
Raum, das Tivoli zu zerstören, um auf dem Filetgrundstück zwischen
Hauptbahnhof, Rathaus und Glyptothek neue Bürogebäude und
Parkplätze zu errichten.
Doch mit dem Zweiten Weltkrieg kam alles anders. Während des
Krieges genoss das Tivoli eine besondere Popularität, denn das
dänische Volk sehnte sich nach Ablenkung. Auch die Zündung mehrerer
Bomben durch die Besatzungsmächte, bei der ein großer Teil der
Gebäude abbrannte, zwang Kopenhagens Wahrzeichen nicht in die Knie. Mit
Unterstützung des Volkes konnte das Tivoli zwei Wochen nach den
schweren Zerstörungen mit provisorischen Gebäuden wieder
eröffnen. Nach dem Krieg wurde die Daseinsberechtigung des Tivoli
nicht mehr in Frage gestellt. Beim späteren Wiederaufbau wurde Wert darauf
gelegt, dem ursprünglichen Tivoli treu zu bleiben - Und so wird bis
heute Tradition im Tivoli groß geschrieben, ohne die Entwicklung
auszubremsen. |
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Die Tivoli Gardens um die Seeoase |
Wenn man den Kopenhagener Hauptbahnhof durch den Haupteingang
verlässt, stößt man sofort auf das Tivoli. Die 8,3
Hektar große Oase, eingepfercht zwischen den lärmenden
Hauptstraßen der Stadt, kann dabei zu Fuß innerhalb von 15 Minuten
umrundet werden. Drei Eingänge säumen den Weg entlang der Mauern des
Tivoli, von denen der Haupteingang mit dem wunderschönen Torbogen sich an
der Straße zwischen dem Bahnhof und dem Rathaus befindet.
Innerhalb der schützenden Wälle sieht es allerdings ganz
anders aus: Das Tivoli erscheint wesentlich größer und kann
auf keinen Fall in weniger als eine Stunde erkundet werden. Vielmehr sollte der
Besucher einen ganzen Tag einplanen, denn selbst beim wiederholten Besuch
lassen sich immer wieder neue Ecken entdecken.
Dass man sich über die Tivoli-Größe täuscht,
liegt an der Vielfalt der Angebote und an der verwinkelten Wegeführung. Es
gibt im Park keine Hauptstraße, und jede Nische birgt eine neue
Überraschung. Der Besucher wird übergangslos von einem orientalischen
Traum in Blumenparadiese versetzt, von einer fernöstlichen Welt in die
Moderne. Dennoch lassen sich vier Themenbereiche unterscheiden, selbst wenn sie
räumlich vermischt sind.
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Links: Das Nimb Restaurant heute - rechts: Die
chinesische Pagode in nächtlicher Illumination |
· Chinesischer Themenbereich Der gesamte
Eingangsbereich auf der Glyptothek-Seite wurde im chinesischen Stil errichtet.
Typisch chinesisch ist natürlich auch die Pagode, in der sich ein
Restaurant befindet. Auch das Pantomimentheater nahe dem Haupteingang folgt
dieser Stilrichtung. Neueren Datums ist die Achterbahn Dæmonen:
Der "rote Drache" wurde vollständig im chinesichen Stil thematisiert.
· Orientalischer Stil Besonders auffällig
ist der prächtige orientalische Palast, der das vornehme Nimb
Restaurant beherbergt. Dieses Gebäude ist eines der ältesten auf
dem Gelände, wird abends meist in wechselnden Farben prunkvoll beleuchtet
und erinnert somit an einen Palast aus 1001 Nacht. Derzeit findet ein Umbau
statt, der unter anderem ein kleines, exklusives Hotel entstehen
lässt.
· Klassischer dänischer Stil Dieser Stil
findet sich in der Gasse Smøgen von 1952, die im Hintergrund der
Holzachterbahn Rutschebanen gelegen mit ihren vielen kleinen Läden einen
klassischen dänischen Handwerkermarkt nachbildet.
· Skandinavische Moderne Hierzu zählen vor
allem das Konzerthaus von 1956 und die Freilichtbühne von
1968. Ihr eher minimalistisches Design steht im Kontrast zu den prächtig
dekorierten chinesischen und orientalischen Gebäuden.
Zwischen den gedrungenen Themenbereichen findet der Besucher viele
grüne Flächen, die zum Flair des Tivoli beitragen und unter dem
Oberbegriff Tivoli Gardens zusammengefasst werden. Ein See, 850
Bäume und hunderttausende Blumen schmücken den Park. Neben einem
gepflegten Garten zwischen Konzerthaus und Open-Air-Bühne mit
Brunnen und Blumenbeeten findet der Besucher besonders um den See romantische
Gärten ohne geometrische Linien, die dazu beitragen, den Park
größer erscheinen zu lassen. Abends kommen dann 115000
Glühbirnen zum Vorschein, begleitet durch ein Feuerwerk oder eine
Lasershow. Diese sogenannten Illuminations tauchen den Park wortwörtlich
in ein anderes Licht und sorgen dafür, dass sich die Besucher bis 1 Uhr in
der Nacht wohlfühlen. |
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Rundumblick auf das Tivoli
und die Skyline Kopenhagens. Von links nach rechts: Rutschebanen, Nimb
Restaurant, Open Air Bühne, Tivoli Gardens und chinesischer
Themenbereich |
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Links: Gasse Smøgen - rechts:
Schiffrestaurant Fregatten |
Nicht die rasanten Fahrgeschäfte machen den Tivoli-Charme
aus: Nur 3 von 24 Attraktionen sind nicht für Kinder unter 140 cm
geeignet. Vielmehr bewährt sich ein Mix aus familientauglichen
Fahrgeschäften, den Gardens, der renommierten Gastronomie und den
Showbühnen.
Das Tivoli ist ein Park, der eher von der Atmosphäre
als von den eigentlichen Attraktionen lebt, auch wenn diese keineswegs zu
vernachlässigen sind. Dies spiegelt sich in der Besucherstruktur wider:
Das Tivoli zählt über 300.000 Jahreskartenbesitzer, die den
Park im Durchschnitt sechsmal pro Saison besuchen. Nur ein Viertel der Besucher
nutzt die Fahrgeschäfte. Ein Drittel der Besucher sind ausländische
Touristen, vor allem aus dem benachbarten Schweden.
Früher zeichnete sich das Tivoli unter anderem dadurch
aus, dass soziale Schranken fielen und wohlhabende Bürger auf ihre
Dienstboten treffen konnten. Noch heute sind im Tivoli Menschen aus allen
Generationen und Milieus anzutreffen, von Familien über Manager bis zu
Rentnern und Touristen. Die Dänen feiern dort gern Geburtstage,
Hochzeiten, Jubiläen und Geschäftsabschlüsse. Selbst
Königin Margrethe genoss ihren 60sten Geburtstag im Tivoli.
Das Preissystem unterstützt die Trennung zwischen Parkbesuch
und Attraktionsnutzung: Für den Eintritt in den Park ist nur ein geringes
Entgelt zu entrichten, die Fahrgeschäfte müssen dann einzeln bezahlt
werden oder der Besucher kauft sich ein Wristband, mit dem er den gesamten Tag
unbegrenzt alle Attraktionen besuchen darf. Dadurch ist es für einen
kleinen Obolus oder mit der recht günstigen Jahreskarte möglich, nur
für einen Restaurantbesuch oder einen Spaziergang den Park zu betreten,
was zur einmaligen Stimmung beiträgt. Zum Tivoli-Angebot gehören
natürlich auch die Spielbuden, die sich über den Park verteilen.
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Das Tivoli Areal betrachtet
vom Rathausturm in Richtung des Kopenhagener Hauptbahnhofes |
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Text: Coastersandmore - nb, Bilder:
Coastersandmore |
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