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Tivoli Kopenhagen

Das prunkvolle Eingangsportal des Tivoli Kopenhagen

Das Kopenhagener Tivoli ist mit fünf Millionen Besuchern die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Dänemark. Seit der Gründung 1843 hat es das Tivoli geschafft, durch eine gelungene Mischung aus Tradition und Moderne den Zauber über Generationen hinweg zu erhalten. Es ist nicht nur ein gewöhnlicher Freizeitpark, es ist seit mittlerweile 164 Jahren das soziokulturelle Zentrum der Stadt.

Zu seiner Eröffnung am 15. August 1843 strömten 3500 Besucher ins "Tivoli and Vauxhall". Unter ihnen Märchenerzähler Hans-Christian Andersen, dessen "kleine Meerjungfrau" zum Kopenhagener Stadtwahrzeichen geworden ist, und Tivoli-Gründer Georg Carstensen, dem heute eine Statue vor dem Konzerthaus gewidmet ist. Der Lebemann aus wohlhabender Familie war viel gereist und hatte unter anderem das Pariser Tivoli besucht, einen kleinen Vergnügungspark, dessen Name wiederum vom römischen Erholungsgebiet Tivoli stammt. Mit vielen Ideen kehrte Carstensen nach Kopenhagen zurück und reichte einen Antrag für "seinen" Tivoli beim dänischen König Christian VIII ein. Dieser gestattete die Errichtung des Vergnügungsareals am Graben außerhalb der Stadtmauern. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs Kopenhagen deutlich über diese Grenze hinaus, so dass das Tivoli nach und nach in die Stadtmitte rückte.

Die Anfänge des Tivoli

Bilder aus der Vergangenheit: Der Haupteingang 1902, die erste Rutschbane 1904 und verschiedene Ansichten von 1897

Links: Der Konzertsaal 1909 - rechts: Die Statue des Tivoli-Gründers Georg Carstensen

Bei der Eröffnung hatte das Tivoli neben Gärten, Cafés und Restaurants, Spielen, Shops, einem Konzertpavillon und einem Theater bereits zwei Fahrgeschäfte zu bieten. Eins davon war die erste Version der Holzachterbahn Rutschbanen, deren Nachfolgerin sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Bereits damals stand aber die ungewöhnliche Atmosphäre inmitten einer exotischen Architektur im Mittelpunkt.

Das Tivoli überlebte das schnelle Wachstum von Kopenhagen in den folgenden Jahrzehnten und wurde zu einer grünen Oase im Stadtzentrum. Es profitierte von einer großen, 6-monatigen Kunst- und Industrieausstellung im Jahre 1888, die das Gelände mitnutzte und Anlass für den Bau neuer Attraktionen war. Über eine Million Besucher kamen zur Ausstellung und das Tivoli wurde zur touristischen Sehenswürdigkeit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte sich das Tivoli an modernen Formen des Vergnügens. So eröffnete zum Beispiel 1914 das Fun House, aber dennoch ließ der Erfolg deutlich nach. In den 30er Jahren stand sogar im Raum, das Tivoli zu zerstören, um auf dem Filetgrundstück zwischen Hauptbahnhof, Rathaus und Glyptothek neue Bürogebäude und Parkplätze zu errichten.

Doch mit dem Zweiten Weltkrieg kam alles anders. Während des Krieges genoss das Tivoli eine besondere Popularität, denn das dänische Volk sehnte sich nach Ablenkung. Auch die Zündung mehrerer Bomben durch die Besatzungsmächte, bei der ein großer Teil der Gebäude abbrannte, zwang Kopenhagens Wahrzeichen nicht in die Knie. Mit Unterstützung des Volkes konnte das Tivoli zwei Wochen nach den schweren Zerstörungen mit provisorischen Gebäuden wieder eröffnen. Nach dem Krieg wurde die Daseinsberechtigung des Tivoli nicht mehr in Frage gestellt. Beim späteren Wiederaufbau wurde Wert darauf gelegt, dem ursprünglichen Tivoli treu zu bleiben - Und so wird bis heute Tradition im Tivoli groß geschrieben, ohne die Entwicklung auszubremsen.

Das Tivoli Kopenhagen heute

Kunterbunter Stilmix im Tivoli

Die Tivoli Gardens um die Seeoase

Wenn man den Kopenhagener Hauptbahnhof durch den Haupteingang verlässt, stößt man sofort auf das Tivoli. Die 8,3 Hektar große Oase, eingepfercht zwischen den lärmenden Hauptstraßen der Stadt, kann dabei zu Fuß innerhalb von 15 Minuten umrundet werden. Drei Eingänge säumen den Weg entlang der Mauern des Tivoli, von denen der Haupteingang mit dem wunderschönen Torbogen sich an der Straße zwischen dem Bahnhof und dem Rathaus befindet.

Innerhalb der schützenden Wälle sieht es allerdings ganz anders aus: Das Tivoli erscheint wesentlich größer und kann auf keinen Fall in weniger als eine Stunde erkundet werden. Vielmehr sollte der Besucher einen ganzen Tag einplanen, denn selbst beim wiederholten Besuch lassen sich immer wieder neue Ecken entdecken.

Dass man sich über die Tivoli-Größe täuscht, liegt an der Vielfalt der Angebote und an der verwinkelten Wegeführung. Es gibt im Park keine Hauptstraße, und jede Nische birgt eine neue Überraschung. Der Besucher wird übergangslos von einem orientalischen Traum in Blumenparadiese versetzt, von einer fernöstlichen Welt in die Moderne. Dennoch lassen sich vier Themenbereiche unterscheiden, selbst wenn sie räumlich vermischt sind.

Links: Das Nimb Restaurant heute - rechts: Die chinesische Pagode in nächtlicher Illumination

· Chinesischer Themenbereich
Der gesamte Eingangsbereich auf der Glyptothek-Seite wurde im chinesischen Stil errichtet. Typisch chinesisch ist natürlich auch die Pagode, in der sich ein Restaurant befindet. Auch das Pantomimentheater nahe dem Haupteingang folgt dieser Stilrichtung. Neueren Datums ist die Achterbahn Dæmonen: Der "rote Drache" wurde vollständig im chinesichen Stil thematisiert.

· Orientalischer Stil
Besonders auffällig ist der prächtige orientalische Palast, der das vornehme Nimb Restaurant beherbergt. Dieses Gebäude ist eines der ältesten auf dem Gelände, wird abends meist in wechselnden Farben prunkvoll beleuchtet und erinnert somit an einen Palast aus 1001 Nacht. Derzeit findet ein Umbau statt, der unter anderem ein kleines, exklusives Hotel entstehen lässt.

· Klassischer dänischer Stil
Dieser Stil findet sich in der Gasse Smøgen von 1952, die im Hintergrund der Holzachterbahn Rutschebanen gelegen mit ihren vielen kleinen Läden einen klassischen dänischen Handwerkermarkt nachbildet.

· Skandinavische Moderne
Hierzu zählen vor allem das Konzerthaus von 1956 und die Freilichtbühne von 1968. Ihr eher minimalistisches Design steht im Kontrast zu den prächtig dekorierten chinesischen und orientalischen Gebäuden.

Zwischen den gedrungenen Themenbereichen findet der Besucher viele grüne Flächen, die zum Flair des Tivoli beitragen und unter dem Oberbegriff Tivoli Gardens zusammengefasst werden. Ein See, 850 Bäume und hunderttausende Blumen schmücken den Park. Neben einem gepflegten Garten zwischen Konzerthaus und Open-Air-Bühne mit Brunnen und Blumenbeeten findet der Besucher besonders um den See romantische Gärten ohne geometrische Linien, die dazu beitragen, den Park größer erscheinen zu lassen. Abends kommen dann 115000 Glühbirnen zum Vorschein, begleitet durch ein Feuerwerk oder eine Lasershow. Diese sogenannten Illuminations tauchen den Park wortwörtlich in ein anderes Licht und sorgen dafür, dass sich die Besucher bis 1 Uhr in der Nacht wohlfühlen.

Rundumblick auf das Tivoli und die Skyline Kopenhagens. Von links nach rechts: Rutschebanen, Nimb Restaurant, Open Air Bühne, Tivoli Gardens und chinesischer Themenbereich

Das Tivoli Konzept

Links: Gasse Smøgen - rechts: Schiffrestaurant Fregatten

Nicht die rasanten Fahrgeschäfte machen den Tivoli-Charme aus: Nur 3 von 24 Attraktionen sind nicht für Kinder unter 140 cm geeignet. Vielmehr bewährt sich ein Mix aus familientauglichen Fahrgeschäften, den Gardens, der renommierten Gastronomie und den Showbühnen.

Das Tivoli ist ein Park, der eher von der Atmosphäre als von den eigentlichen Attraktionen lebt, auch wenn diese keineswegs zu vernachlässigen sind. Dies spiegelt sich in der Besucherstruktur wider: Das Tivoli zählt über 300.000 Jahreskartenbesitzer, die den Park im Durchschnitt sechsmal pro Saison besuchen. Nur ein Viertel der Besucher nutzt die Fahrgeschäfte. Ein Drittel der Besucher sind ausländische Touristen, vor allem aus dem benachbarten Schweden.

Früher zeichnete sich das Tivoli unter anderem dadurch aus, dass soziale Schranken fielen und wohlhabende Bürger auf ihre Dienstboten treffen konnten. Noch heute sind im Tivoli Menschen aus allen Generationen und Milieus anzutreffen, von Familien über Manager bis zu Rentnern und Touristen. Die Dänen feiern dort gern Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen und Geschäftsabschlüsse. Selbst Königin Margrethe genoss ihren 60sten Geburtstag im Tivoli.

Das Preissystem unterstützt die Trennung zwischen Parkbesuch und Attraktionsnutzung: Für den Eintritt in den Park ist nur ein geringes Entgelt zu entrichten, die Fahrgeschäfte müssen dann einzeln bezahlt werden oder der Besucher kauft sich ein Wristband, mit dem er den gesamten Tag unbegrenzt alle Attraktionen besuchen darf. Dadurch ist es für einen kleinen Obolus oder mit der recht günstigen Jahreskarte möglich, nur für einen Restaurantbesuch oder einen Spaziergang den Park zu betreten, was zur einmaligen Stimmung beiträgt. Zum Tivoli-Angebot gehören natürlich auch die Spielbuden, die sich über den Park verteilen.

Das Tivoli Areal betrachtet vom Rathausturm in Richtung des Kopenhagener Hauptbahnhofes

Text: Coastersandmore - nb, Bilder: Coastersandmore

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