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Hubert Gerstlauer, Unternehmensgründer und Besitzer der
Gerstlauer Elektro GmbH, kam in seiner beruflichen Laufbahn mit
dem facettenreichen Gebilde "Achterbahn" zum ersten Mal
beim Traditionsunternehmen Schwarzkopf in Kontakt. Selbiges war
unter anderem für die erste moderne Stahlachterbahn mit Vertikallooping
und den im Laufe dieser Artikelserie bereits porträtierten
Looping Star verantwortlich. Anfang der 80er Jahre verließ
er das Unternehmen auf eigenen Wunsch, machte den Elektromeister
und gründete 1981 eine eigene Firma. Von da an baute Hubert
Gerstlauer für die verschiedensten Industriezweige das
Innenleben von Schaltschränken - Das Thema Achterbahn war in
weite Ferne gerückt.
Als dann Schwarzkopf infolge eines harten
Konkurrenzkampfes um die Spitzenposition im Achterbahngewerbe 1983
Konkurs anmeldete, kam die Firma Gerstlauer bei der
Auffanggesellschaft durch die Produktion von Lichtleisten für
die Beleuchtung der Bahnen ins Geschäft. In den Folgejahren
lieferte sein Unternehmen sogar die Elektrik für mehrere
Achterbahnprojekte der deutschen Firma Zierer. Darunter
waren mit der Lisebergbanan in Göteborg und dem Jetline
im schwedischen Gröna Lund zwei wahre skandinavische
Klassiker. |
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Einige
Fahrgeschäfte von Gerstlauer |
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Elektrowerkstatt |
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Die Federführung dieser Projekte oblag Gerstlauers
ehemaligem Chef Anton Schwarzkopf, der nach wiederholtem
Konkurs seiner Firma bei seinen früheren Mitbewerbern unter
Vertrag stand. Neben Zierer war dies die Bayerische Hütten
Stahl (BHS) in Peissenberg, die vorerst unter anderem
die Stahlbauten für die erwähnten Anlagen lieferte.
Kurze Zeit später trat BHS als eigenständiger
Hersteller auf und verantwortete den Olympia Looping mit
seinen zu fünf Ringen stilisierten Vertikalloopings.
Für diese transportable, gigantische Stahlachterbahn
lieferte Gerstlauer 1989 die Steuerung und Pneumatik.
Nach Abschluss dieses Projektes begann Hubert Gerstlauer
zusätzlich mit dem Bau von kleineren Fahrgeschäften. So
entstanden beispielsweise die Rundfahrgeschäfte Walzerfahrt,
Bayern Express und der Tanzende Pavillon. An die
Realisierung einer eigenständigen Achterbahn hatte der
Firmenchef nie gedacht, obwohl sein Unternehmen seit dem Jahre
1993 auf dem ehemaligen Gelände des Werkes 1 von Schwarzkopf
residiert und er sich sogar die Mitarbeit erfahrener Fachkräfte
von Schwarzkopf sicherte. Dieser Schritt hätte jedoch
eine sehr hohe Risikobereitschaft vorausgesetzt. Aber die
Vergangenheit mit diversen Konkursen von Schwarzkopf und
einiger anderen Unternehmen, die sich im Achterbahnbau versuchten,
mahnten zur Vorsicht, denn die Herstellung von Achterbahnen ist
mit erheblichen, schwer kalkulierbaren Risiken verbunden. Vor
allem bei innovativen Produktlinien zeigt sich häufig erst in
der Praxis, dass eine konstruktive Umsetzung auf Dauer nicht
funktioniert. Die Nachbesserungsarbeiten trägt üblicherweise
der Hersteller, und durch die geringen Stückzahlen der
Anlagenbauer wird das Risiko noch zusätzlich verstärkt.
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Bremsenmontage |
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Stattdessen baute Gerstlauer sein Know How im Bereich
der Anlagensteuerung aus. Außerdem fertigte man für das
Münchner Stahlbauunternehmen Maurer Söhne,
welches die Achterbahnsparte von BHS weiterführte,
unter anderem die Fahrzeuge für einen größeren
Looping Coaster in der japanischen Space World.
Dem folgten später Züge für zwei Indoor Coaster
der amerikanischen Paramount's Parks.
Eher durch Zufall sollte 1997 die erste Gerstlauer
Achterbahn unter eigener Federführung im Freizeitpark
Tripsdrill nahe Stuttgart eröffnen. Plötzlich war
die Firma im Geschäft, und bis auf die Fertigung der
Stahlbaukomponenten kam bei der G'sengten Sau, einer
kompakten Achterbahn mit Einzelfahrzeugen und Anleihen an die Wilde
Maus, alles aus einer Hand. Das im Achterbahnbau bekannte Ingenieurbüro
Stengel unterstützte Gerstlauer hinsichtlich
Dynamik und Statik, während Maurer Söhne den
Stahlbau in Form von Schienen und Stützen lieferte. Das
Erstlingswerk wurde ein voller Erfolg und entwickelte sich in
Kombination mit einer Wildwasserbahn in einer stilecht
hergerichteten Burganlage zu einem wahren Schmuckstück.
Ein Großauftrag über 102 Wagen für Holzachterbahnen
des amerikanischen Herstellers CCI war ein weiteres
Projekt, bis man in den Jahren 2001 und 2002 auf Branchenmessen
verstärkt eigene Layouts präsentierte. Darunter war auch
das Modell des Euro-Fighter, der 2003 in einer speziell für
das dänische Bonbon Land entwickelten Version seine
Premiere feierte. |
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Preview:
Stahlbau Typhoon |
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Es war die erste Loopingbahn für Hubert
Gerstlauer, der seiner strategischen Ausrichtung mit dieser
Neuentwicklung trotzdem treu blieb. Der Münsterhausener
Hersteller baut Anlagen des Mittelsegmentes, die keine Höhen-
oder Geschwindigkeitsrekorde anstreben, sondern vielmehr auf
kurzweilige Airtime, interessante Fahrkombinationen und
schnelle Beschleunigungswechsel setzen. Diese konsequente
Strategie macht sich derzeit bezahlt, denn mit dem Wettrüsten
vor dem Millennium und dem anschließendem Ausbleiben der
Besucher in den in Amerika marktbeherrschenden Parks musste die
Branche allgemein große Absatzschwierigkeiten hinnehmen. Die
Anzahl der Achterbahnneuheiten ist zwar konstant, doch statt großer,
teurer Bahnen setzen die Kunden auf ausgefallene, kleinere
Exemplare.
Das Mittelsegment der Achterbahnen boomt förmlich und die
Firma Gerstlauer konnte sich sehr gut positionieren. Dabei
sorgt vor allem die schnelle, kompromisslose Realisierung von
Konzepten für den derzeitigen Vorsprung gegenüber den
Mitbewerbern: "Während andere Hersteller ein Fahrzeug
entwerfen, haben wir im gleichen Zeitraum drei entwickeln können",
resümiert Hubert Gerstlauer die derzeitige Lage. Rund
ein halbes Dutzend Anlagen werden 2004 ausgeliefert, darunter zwei
Achterbahnen mit Drehchaisen, welche von Grund auf neu konstruiert
wurden. Zusätzlich baut die Firma eine neue Generation von
Fahrzeugen für Holzachterbahnen des amerikanischen
Herstellers S&S. |
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Blick über das weitläufige Betriebsgelände
- Rechter Hand ist der Stahlbau von Typhoon erkennbar, links
ist der Eurostar von Oscar Bruch zu sehen, der überholt
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Die derzeitige Innovationsflut wird gerade einmal von 30
Mitarbeitern innerhalb der Konstruktion und Fertigung getragen,
wobei der Unternehmer Gerstlauer eher nach konservativem
Muster vorgeht. Zwar müssen derzeit Fertigungsaufträge
an externe Unternehmen vergeben werden, doch wird dadurch das
Risiko in Zeiten mit weniger ausgefüllten Auftragsbüchern
minimiert. Momentan scheinen diese Zeiten jedoch in weiter Ferne
zu sein, denn die Nachfrage nach Achterbahnen aus dem Hause Gerstlauer
hat einen neuen Rekordstand erreicht. Dazu hat nicht zuletzt die
Entwicklung einer spektakulären Anlage in einem für
viele Parks attraktiven und finanzierbaren Marktsegment geführt.
Der nächste Artikel dieser Serie wird sich eingehender mit
der Idee und der Konzeption dieser Loopingbahn mit
Extremabsturz beschäftigen.
Wir danken der Gerstlauer Elektro GmbH, speziell Herrn
Hubert Gerstlauer, für die freundliche Unterstützung bei
der Realisierung dieses Artikels. Das Urheberrecht der Fotos liegt
bei den jeweiligen Autoren bzw. der Firma Gerstlauer. Eine Veröffentlichung,
Vervielfältigung, Verarbeitung und Verbreitung ist ohne
schriftliche Genehmigung nicht gestattet. |
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