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Revenge of the Mummy |
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"Revenge of Mummy "Artwork |
1999 kehrte mit "Die Mumie" einer der bedeutendsten
Hollywood Grusel-Klassiker der 30er Jahre zurück auf die Kinoleinwand.
Ausgestattet mit einer gehörigen Portion Selbstironie erzielte das
produzierende Filmstudio Universal mit dem modernen Revival ein einschlagendes
Einspielergebnis. Imhotep, ein seit 3000 Jahren mumifizierter hoher Priester,
ein Untoter für alle Ewigkeit, wird von seinem Fluch der Flüche
befreit und wandelt von nun als unheiliger Fleischfresser durch das
Ägypten des frühen 20. Jahrhunderts. Mit unvorstellbarer Kraft und
der Macht über den Wüstensand will er seine frühere Geliebte von
den Toten auferwecken und bedient sich dazu seiner Armee der Untoten
Krieger.
Schon während der Vorbereitungen zu diesem Hollywood
Blockbuster stand für die Crew um Regisseur Stephen Sommers fest, dass sie
in spätestens zehn Jahren eine Themenparkattraktion auf den Motiven des
Mumienabenteuers ihr Eigen nennen wollen - "daran erkennt man die wahren
Megahits", sagt Sommers. Eine Fortsetzung und ein Prequel später sollte
dieser Anspruch Realität werden. Die Mumie nimmt Rache und das in einer
irrwitzigen Kombination aus Achterbahnspaß und "real" gewordenem
Filmabenteuer.
"Wir haben unendlich viel Zeit in die Entwicklung dieses
Fahrspektakels gesteckt", sagt Stephen Sommers, "Revenge of the Mummy kann nur
noch größer und besser werden als die Filme selbst". Derart
optimistisches Superlativdenken steckt an - Sommers hat mit seinen humoristisch
angehauchten Kinoabenteuern auch die Crew um Scott Trowbridge von Universal
Creative infiziert: "Unser Mummy Ride ist die bahnbrechendste Attraktion der
gesamten Vergnügungsindustrie - es gibt nirgendwo einen anderen Ride
dieser Extraklasse." Nicht nur die Kreativen, auch die Geldgeber waren vom
Erfolg der Attraktion derart überzeugt, dass im Sommer 2004 fast
zeitgleich zur Premiere in die Universal Studios Florida und Hollywood geladen
wurde. Mit einem Budget von 40 Millionen US-Dollar pro Bahn und das Mega
Hollywood Franchise im Rücken erschien das Risiko kalkulierbar. Mehr noch:
Durch die parallele Realisierung der beiden Achterbahnen konnten die
Entwicklungskosten aufgeteilt werden. Die kommunizierten 40 Millionen
erscheinen in Zeiten von hohen zweistelligen, wenn nicht sogar dreistelligen
Millionenbeträgen für eine einzelne Fahrattraktion der Entertainment
Riesen Universal und Disney fast einem Schnäppchen gleich.
Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem real
gewordenen Gruselspaß? Ist es etwa nur der typisch amerikanische Hype um
heiße Luft oder kann der Mummy-Darkride Coaster die unangefochtenen High
Tech Megarides wie Spiderman, Tower of Terror oder Harry Potter and the
forbidden Journey tatsächlich Parolie bieten? |
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Links: Im New York Street Set findet sich
der Eingang zum Mummy Coaster (rechts) |
Hinter der Fassade des Museums der Antike im New York Street
Set der Universal Studios Florida wartet die Antwort in einer der weltweit
größten Sound Stages. 2002 hob an gleicher Stelle noch King Kong die
Fahrzeuge der Roosevelt Inselhochbahn aus dem Schienenbett. Diese aufwendige
Themenfahrt der legendären Firma Arrow erreichte nur eine Spielzeit von
zwölf Jahren. Insider verlautbarten, dass der Betrieb zu teuer und
fehleranfällig gewesen sein soll. Die Mumie rächt sich eben auf ihre
Art. In Los Angeles wurde sogar kurzfristig Steven Spielbergs E.T. Abenteuer
liquidiert, hier jedoch der Platznot wegen.
Beide Mummy Achterbahnen bauen auf identischen Motiven der
Filmreihe auf, das Fahrerlebnis ist jedoch schon der ungleichen
Örtlichkeiten wegen völlig unterschiedlicher Art. Die verwinkelten
Achterbahnlayouts wurden speziell an die jeweiligen Gebäude angepasst. In
Hollywood ist die Hallenhöhe weitaus niedriger und ermöglicht daher
nur einen horizontalen Katapultstart. In Florida hingegen führt die
Abschussstrecke in einem 25° Winkel in Richtung Hallendecke. Und nicht nur
die Achterbahn, auch die einzelnen Showszenen, Wartebereiche und Spezialeffekte
fallen unterschiedlich aus - so bleibt jede "Mumien" Achterbahn
einzigartig.
Der Wartebereich in den Universal Studios Florida startet
klassisch typisch - Filmkulissen sind zu sehen, darunter das Buch der Toten,
mit dem Imhotep regelrecht unfreiwillig zur wandelnden Mumie wurde; Storyboards
und Zeichnungen erinnern an die erfolgreichen Filmabenteuer. Schnell wird
jedoch der Blick auf die zahlreichen Monitore gelenkt, und die Story kann
beginnen.
Schließlich will Revenge of the Mummy nicht irgendeine
Geisterachterbahn mit Lichteffekten und Soundberieselung in einer verdunkelten
Halle sein - derer gibt es schon dutzendfach. Der Anspruch der Mumienkreativen
Sommers und Trowbridge liegt um ein vielfaches höher. Es geht um eine
eigene, glaubwürdige Geschichte, das Filmabenteuer soll jeder am eigenen
Leibe spüren. Ihre gewählte Strategie ist simpel: "Der Unterschied
zwischen einem Fahrgeschäft und einem Kinofilm liegt darin, dass wir nur
ein paar Minuten haben, um die Leute in Angst und Schrecken versetzen zu
können. Dies geht nur, wenn wir von der ersten Sekunde an ein
unvergessliches, nervenaufreibendes Erlebnis bieten", sagt Sommers. |
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Eingangsbereich zu "Revenge of the
Mummy" |
Genauer gesagt haben die Kreativen in Orlando nur knapp drei
Minuten: Das Mumienabenteuer startet konsequenterweise von Anfang an voll durch
und bedient sich dazu einer Symbiose aus realen Spezialeffekten,
computergenerierten Animationen auf speziell entwickelten
Projektionsflächen, gigantischen Setaufbauten und lebendig wirkenden
animatronischen Figuren. Die eigentliche Achterbahnfahrt mit ihren
elektromagnetisch gepowerten Beschleunigungsabschnitten, zahlreichen Airtime
Erlebnissen und extremen Kurvenkombinationen mit Neigungen von bis zu 80°
wie in der Florida-Version ist nur noch Mittel zum Zweck. "Während des
Rides gibt es keine Berührungsängste zwischen Imhotep und dem
Publikum - der verfluchte hohe Priester ist eine lebendige, atmende und
überall lauernde Figur", sagt Stephen Sommers. Der Besucher erlebt das
Kinoabenteuer letztendlich aus der Perspektive des Filmhelden - physische
Belastungen inklusive - sprichwörtlich ein Fest für die Sinne.
Der Übergang zwischen der Kulissenwelt des
Freizeitparks in die ägyptischen Katakomben von Imhotep und seinen
Freischärlern erweist sich jedoch als weniger gelungen - zumindest in der
Variante im Sonnenstaate Florida. Letztendlich bleibt die Frage offen, ob das
Spektakel im Antikenmuseums einen Filmdreh darstellt, oder die Besucher
wirklich in die Katakomben Ägyptens eintauchen - dies räumen auch die
Designer ein und weisen darauf hin, dass die "Hollywood" Version mit einer
anders gestalteten Preshow Klarheit verschafft.
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Hinter der Kulisse des beginnen die
Katakomben |
Im Lower Lot in den Universal Studios im Norden von Los
Angeles bertreten die Gäste trotz aller Warnungen die antike
Tempelstätte von Imhotep, die kurz zuvor von Räubern heimgesucht
wurde. Dabei wurde der Mumifizierte von den Toten auferweckt und
beschwört, nachdem die Sonne untergegangen ist, sein neues Reich der Toten
empor. Im Wartebereich verzichteten die Designer grundlegend auf
Fernsehmonitore und bereiten durch Videoprojektionen entlang der
Tempelwände die Besucher auf das bevorstehende Abenteuer vor. Um der Welt
des Totenwächters zu entkommen steht schließlich ein Minenfahrzeug
bereit.
Das "Making of" im Wartebereich in den Universal Studios
Orlando erzählt von den nervenaufreibenden Dreharbeiten der Mumienfilme.
Mitwirkende berichten von merkwürdigen Vorgängen am Set, einige sind
der Meinung, dass das gesamte Filmset verflucht gewesen sei. Als Schutz vor dem
Mumienfluch hätten sie sogar ein spezielles Amulett tragen müssen.
Der Hauptdarsteller Brendan Fraser ging dabei irgendwie leer aus und "borgte"
sich eines von einem Produktionsassistenten. Eine fatale Aktion, werden wir dem
armen Kerl doch noch während der Fahrt begegnen.
Die Besucher finden sich schließlich am Set zum Dreh
eines neuen Mumien Films wieder - in den finsteren Katakombengängen wartet
neben kurzweiligen interaktiven Gimmicks, mit denen andere Wartende
gehörig erschreckt werden können, auch eine geheimnisvolle Warnung:
"Der Tod wird jeden einholen, der die Ruhe von Imhotep stört." Die
Expedition ins Ungewisse kann beginnen.
Ungewiss sollte eigentlich auch die gesamte Storyline bis
zur Eröffnung bleiben - teilweise wurden erste offizielle Artworks
präsentiert, von realen Flammeneffekten und spektakulären
Videoprojektionen gesprochen, doch was die Besucher tatsächlich erwarten
würde blieb ein großes Geheimnis - jedoch nur fast: Rund ein halbes
Jahr vor Eröffnung tauchte eine virtuelle Fahrt aus der Sicht eines
Passagiers als Videoclip im Internet auf. Kurioserweise baute das Material etwa
nicht auf den Ideen eines Fans auf, sonder stammte von Universal selbst - es
sollte den Designer zeigen, wie die fertige Attraktion letztendlich aussehen
sollte. Sämtliche Szenen und Gags der Orlando Version waren darin
visualisiert. |
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Im Hintergrund des New
York Set erhebt sich die gigantische Halle der Mummy Attraktion |
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Über der Ausgrabungsstätte
thront die Anubis Statue |
Die Warteschlange endet bei einer gigantischen Statue des
Anubis, dem Wächter der Totenstadt, zu dessen Füßen eine
Ausgrabungsstätte eingerichtet ist. Einige Stufen wollen erklommen werden,
dann ist die Station erreicht. Zu Stoßzeiten können von der
Doppelladeplattform gleich zwei Fahrzeuge beladen werden.
Nachdem sich das Minenfahrzeug in Richtung Stollen in
Bewegung gesetzt hat, drängen sich die Skelette von scheinbar erfolglosen
Vorgängern ins Blickfeld. "Irgendetwas wird gleich schief gehen", sagt
sich der erfahrene Kinobesucher. Der Wagen fährt langsam, mit gerade
einmal einen Meter pro Sekunde um eine Kurve und wir erblicken die fast von
Kopf bis Fuß einbandagierte Person des jungen Produktionsassistenten.
Etwa wieder ein Zeichen? Plötzlich bewegt er sich und schreit uns flehend
an, schnellstens umzukehren - der Fluch wäre real und der gesamte Ort eine
Falle.
Sollte Imhotep etwa tatsächlich von den Toten
auferstanden sein? Ohne Amulett wären wir dann verloren. Dieser Gedanke
hat Berechtigung, springt doch plötzlich der Deckel eines nahen Sarkophags
auf und bringt den realistisch anmutend agierenden Imhotep zu Tage, der sich
sofort der Lebensgeister des Produktionsassistenten bereichert. Gestärkt
wendet sich die furcheinflössende Mumie dem Minenfahrzeug zu und droht,
dass mit unseren Seelen das gleiche geschehen würde, wenn wir nicht seiner
Armee beitreten und ihm untertänig dienen würden.
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Die urplötzlich auftauchenden
Wächter der Finsternis sorgen für eine Schrecksekunde - links in der
Hollywood Version, rechts in der Variante in Orlando |
Das Skelett bewegt sich derart beeindruckend lebensecht,
dass die Insassen im vorbeifahrenden Wagen vollkommen überzeugt werden, es
mit dem Wächter der Finsternis höchstpersönlich aufnehmen zu
müssen. Realisiert wird dies durch eine aufwendig gestaltete, 300
Kilogramm schwere Roboterfigur, die durch hochmoderne Hydraulikmotoren
angetrieben wird und gleich 34 verschiedene Bewegungen beherrscht. Dabei dauert
die Sequenz gerade einmal 15 Sekunden.
Eine langsam durchfahrene S-Kurve führt vorbei an rot
illuminierten Hyroglyphen. Dann öffnet sich vor den Augen der Mitfahrer
ein Tor und gewährt Einlass in eine Umgebung, welche aus dem Finale des
ersten Mumienabenteuers bekannt ist - hier handelt es sich um die Schatzkammer,
dem Herz der Pyramide. Licht fällt durch eine Öffnung in der Decke,
trifft auf einen Spiegel, der wiederum einen anderen anstrahlt und
schließlich in einer Kettenreaktion die ungeheuren Schätze des
Raumes in einem goldenen Lichte illuminiert.
"Folgt mir und ihr bekommt die Schätze", ertönt
die Stimme von Imhotep aus dem Off; "verweigert und ich werde euch bis an euer
Lebensende jagen." Im gleichen Moment wird der Raum dunkelrot, die Krieger von
Imhoteps Armee tauchen urplötzlich aus einer Feuersbrunst auf und
verleihen den letzten Worten gehörig Nachdruck. Leider sind Figuren sehr
statisch gehalten. Dann scheint das Fahrzeug Fahrt aufzunehmen, um der
Waffengewalt und einem weiteren realen Feuereffekt zu entkommen. In einem
S-Kurvenmanöver taucht das Fahrzeug unter dem sich schliessenden Tor der
Schatzkammer ab, doch dummerweise entpuppt sich der vermeintlich sichere Ausweg
als Sackgasse - Das Fahrzeug stoppt, das Schicksal scheint besiegelt und es
kommt sogar noch schlimmer. Erst taucht ein Käfer auf, dann noch einer und
schließlich scheinen sich tausende computeranimierte Scarabäus
Käfer von den Leinwänden links, rechts und vor dem Fahrzeug auf die
Insassen zu stürzen. Kenner der Filme wissen, daß diese kleinen
Schalentiere gierige Fleischfresser sind.
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Links: Artwork der großen
Abschußsequenz - Rechts: Imhotep erhält seinen letzten
Schliff |
Letzter Ausweg scheint die Flucht nach hinten - genau in
diesem Moment beschleunigt das Fahrzeug leicht und gleitet rückwärts
eine kleine, geradlinige Abfahrt hinunter. Realisiert wird dieser Trick durch
eine dem Käferraum vorgeschaltete Weiche, welche während der Szene
umschaltet. Nach einer 180° Drehung auf einem Drehteller in absoluter
Dunkelheit bewegt sich das Fahrzeug langsam wieder vorwärts, bis
schließlich ein immenser Ruck durch die Glieder der Mitfahrer fährt.
Der Sog der Mumie hat uns erfasst; Imhotep scheint unsere
Seelen förmlich einsaugen zu wollen, nähern wir uns doch in einem
stetig anwachsenden Tempo seiner überdimensionalen Fratze mit dem
aufgerissenem Mund. Mit bis zu 1.3g, dem fast anderthalbfachen der
Erdbeschleunigung, werden die Mitfahrer auf der 25° steilen Rampe etwa 14
Meter emporkatapultiert. Nach zwei Sekunden ist die Höchstgeschwindigkeit
erreicht, Imhotep hat uns in seiner Gewalt. Kurzzeitig hebt man von den Sitzen
ab und das Fahrzeug stürzt in einer steilen Rechtskurve in die Tiefe.
Fakten zu Revenge of the Mummy in
Florida |
High Tech Achterbahn mit
Spezialeffekten nach den Motiven der Mumien Filme |
Gesamthöhe |
14
Meter |
Höchste
Abfahrt |
9
Meter |
Schienenlänge |
670 Meter |
Max. Geschwindigkeit |
65 km/h |
Max. Beschleunigung beim Launch |
+ 1,3g |
Max. Vertikalbeschleunigung |
+ 3,5g |
Steilste Abfahrt |
50° |
Maximale Querneigung |
78° |
Netto-Fahrzeit |
177 Sekunden |
Fahrzeuge |
6 Wagen; 16 Plätze pro Wagen |
Hersteller |
Premier Rides, Baltimore, USA |
Betreiber |
Universal Studios Florida, Orlando, USA |
Eröffnung |
25. Mai 2004 |
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Link zur offiziellen
Webseite der Universal Studios Florida |
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Der Auftakt dieses ersten, und mit rund 20 Sekunden
längsten Achterbahnabschnittes wird durch spektakuläre Licht- und
Soundeffekte begleitet. Die kurzweilige Achterbahnfahrt nach dem Kick-Start
zieht die Mitfahrer in ihren Bann. Bei der Hetzjagd durch die Dunkelheit der
"Netherworld" tauchen stetig Mumienvisagen auf, die uns förmlich durch
immer wildere Kurven- und Hügelpassagen treiben. Blitzlicht, Rauch und
ständige Bewegung in Kombination mit den physischen Belastungen des
Coastertracks sorgen für eine gehörige Portion Spannung.
Nüchtern betrachtet absolviert der Wagen nach der
Abschußrampe und der abwärts führenden 180°-Rechtskurve
einen Richtungswechsel in eine aufwärts führende 360° Helix nebst
Airtime Hügel, gefolgt von einer weiteren großzügigen
270°-Rechtskurve mit Camelback-Finale und einer linksgezogenen Auffahrt in
den nächsten Themenraum. Doch gerade die flinken Richtungswechsel, welche
durch das wendige Fahrzeug ermöglicht werden, gestützt durch die
Orientierungslosigkeit, heben das einfach gestrickte Layout auf ein weitaus
höheres Niveau als es die nackten Fakten erahnen lassen. Unterstützt
wird die Atmosphäre durch 200 in der Halle installierte Lautsprecher.
Durch sie erklingt der speziell für Revenge of the Mummy geschriebene
Score von Alan Silvestri, der schon bei den Mumien Filmen für ein schaurig
gruseliges Umfeld sorgte.
Schließlich wird eine Anhöhe erklommen, der Wagen
fährt in die Station ein - oder doch nicht? Es folgt ein
spektakuläres, selbstironisches Finale, inklusive einer weiteren Begegnung
der perfekt agierenden animatronischen Figur von Imhotep und einem gigantischen
Deckenfeuereffekt, dem wir nur um Haaresbreite durch einen weiteren Kickstart
mit unendlich lang erscheinender Abfahrt in Form einer
abwärtsführenden Linkskurve entkommen. Eine enge S-Kurvenkombination
später, gespickt mit weiteren visuelen Effekten und rot illumierten
Nebeleffekten, findet das Orlando Mumien Abenteuer sein wohlverdientes
Ende.
Jedes der sechs Fahrzeuge ist eine kleine High Tech
Zentrale, die 16 Personen gleichzeitig Platz bietet und mit 350 Watt Audio
verteilt auf 22 Lautsprecher ausgerüstet sind. Mit vier Personen in
jeweils vier leicht aufsteigenden Sitzreihen sind die Wagen sehr kurz gehalten
und garantieren in den Darkride Szenen optimale Sicht auf die einzelnen
Überraschungsmomente. Die Achterbahnparts profitieren durch enge
Kurvenkombinationen. Zudem werden in der gerade einmal 20 Meter hohen
Soundstage Auf- und Abfahrten geboten, die es förmlich in sich haben: Mit
bis zu 65 Stundenkilometer jagt der wendige Wagen über kurze, jedoch
beeindruckend steile Abfahrten mit bis zu 50° Neigung. Dass dabei gerade
einmal Höhenunterschiede von neun Metern absolviert werden, kann durch die
extreme Auslegung des Schienenverlaufes und der pechschwarzen Dunkelheit
weitestgehend kompensiert werden. Trotz der Wahl von Einzelfahrzeugen
ermöglicht eine enge Taktzeit nebst Doppelladestation eine Kapazität
von knapp 2000 Personen pro Stunde, was in den gutbesuchten Universal Studios
Orlando auch mehr als notwendig ist. |
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Im Lower Lot der
Universal Studios Hollywood findet sich eingepfercht zwischen der Wasserfahrt
Jurassic Park River Adventure (links) und unzähligen Soundstages (rechts)
die Indoor Achterbahn Revenge of the Mummy (Bildmitte) |
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In den hügeligen Universal Studios Hollywood, wo im
Gegensatz zur Örtlichkeit in Orlando, Filmproduktionen am laufenden Band
heruntergekurbelt werden, ist der gesamte Studiopark kleiner und beengter
gehalten. Auch der Mumienfluch kommt etwas abgespeckter daher: Der Parcours
bietet weniger Höhenmeter, die Szenen sind in ihrer Zahl und
Intensität kleiner ausgefallen und die Streckenlänge schrumpft von
670 auf 550 Meter.
Nachdem maximal 16 Fahrgäste Platz genommen haben,
bewegt sich das identisch zur Florida Version ausgestattete Minenfahrzeug in
eine Höhle, welche von grünem und rotem Licht illuminiert wird. Ein
erster Untoter taucht linker Hand vom Fahrzeug auf, dann werden die Blicke der
Mitfahrrer auf eine Videoprojektion am Ende der rot illuminierten ,
gewölbten Decke gelenkt. Warden Gad Hassan, der Archäologe aus den
Filmen, hastet mit einer einer Fackel auf uns zu spricht eine deutliche Warnung
aus: "Rennt um euer Leben, Imhotep lebt!" Dann wird er von Scarabäus
Käfer erledigt - der noch anfangs beleuchtete Deckenrund wird pechscharz.
Das Fahrzeug fährt unbeirrt weiter einer Rechtskurve entgegen. Erst
tauchen rote Augen auf, im Näherkommen fangen deren Besitzer sich an zu
bewegen. Das Fahrzeug ist von Untoten umzingelt, Skelettarme der
Totenwächter greifen förmlich nach dem Fahrzeug, Wasser tropft von
oben herab und einige Mitfahrer werden sogar von aus der Decke kommenden
Untoten gestreift. Der Gruseleffekt hat damit seinen vorläufigen
Höhepunkt erreicht.
Plötzlich wird es heller, die Schatzkammer ist
erreicht. Eingehüllt im glitzernden Licht des Goldes fällt der Blick
auf die Hyroglyphen an den Wänden. Zwischen zwei ägyptischen Statuen
der Anubis erscheint plötzlich das Gesicht von Imhotep wie auf Sand
gezeichnet. Der videoprojezierte Imhotep vollbreitet den Insassen sein Angebot:
"Diene mir und geniesse unendliches Leben". Eine scharfe 180° Rechtskurve
später steht er als leibhaftige animatronische Figur über einem
gigantischen Tor und zitiert einen Beschwörungszauber in ägyptischer
Sprache: "Akum ra Akum de, nun sind eure Seelen für immer mein." Die
Galerie beginnt zu wanken, zur gleichen Zeit stürzen im freiem Fall
Mumienkrieger von der Decke und kommen nach sechs Metern knapp über den
Köpfen der Mitfahrer zum Stehen. Wie von Geisterhand wird das Fahrzeug
plötzlich schneller und beschleunigt auf der Flucht vor den Totenkriegern
in die pechschwarze Unterwelt.
Der durchzugsstarke Launch findet gerade einmal auf einer
Länge von 15 Metern statt und wird in 1,5 Sekunden vollzogen. Mit rund 60
Stundenkilometern folgt der Wagen einer leicht ansteigenden Geraden durch das
gesamte Gebäude. Projektionen von Häschern blitzen auf. Begleitet vom
Soundtrack wird ein anderthalb Meter hoher Buckel überfahren, bis eine
linksgeführte, erst aufwärts steigende, dann bis auf den Hallenboden
wieder abfallende weite 180° Steilkurve das Fahrzeug in den Kurvenrund des
Layouts führt, der sich als ein leicht abgewandeltes Figur-8 Layout
darstellt.
Fakten zu Revenge of the Mummy in
Hollywood |
High Tech Achterbahn mit
Spezialeffekten nach den Motiven der Mumien Filme |
Höchste
Abfahrt |
8
Meter |
Schienenlänge |
549 Meter |
Max. Geschwindigkeit |
64.5 km/h |
Steilste Rampe |
50° |
Netto-Fahrzeit |
120 Sekunden |
Fahrzeuge |
4 Wagen; 16 Plätze pro Wagen |
Hersteller |
Premier Rides, Baltimore, USA |
Betreiber |
Universal Studios Hollywood, Los Angeles, USA |
Eröffnung |
25. Juni 2004 |
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Link zur offiziellen Webseite der Universal Studios Hollywood |
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Nur einem Meter oberhalb des Bodeniveaus legt sich das
Fahrzeug um seine Längsachse von der vorab absolvierten Links- in eine
Rechtskurve, die in einen 200° Linksbogen führt. Dieser führt
wieder abwärts und lässt das Fahrzeug nochmals beschleunigen, bis es
auf einen weiteren, aufgestelzten 200° Rechtsbogen trifft, der auf eine
gerade Blockbremse nahezu parallel zum Ausgang der ersten
Beschleunigungsstrecke führt. Die Bremse sichert mit unzähligen
mechanischen Bremsen den nachfolgenden Streckenabschnitt ab, wird aber im
Betrieb nicht zur Verzögerung des Wagenverbundes verwendet. Gleichzeitig
dienen die hier angeordneten LIM-Elemente nur einer Boost Funktion, um ein
tatsächlich gestopptes Fahrzeug hinauf auf die nachfolgende Show-Ebene zu
führen.
Das Fahrzeug erklimmt abrupt eine 50° steile Auffahrt,
an deren Ende eine enge Linkskurve in eine Sackgasse führt. Dieser knapp
250 Meter lange Abschnitt mit seinem Kurvenbögen und zackigen, wenige
Meter Höhenunterschied bietenden Auf- und Abfahrten dauert gerade einmal
25 Sekunden. Wie in Orlando blitzen die Visagen der Mumienkrieger auf. Dazu
wurden 25 Torbögen mit Abbildungen der verlorenen Seelen über der
Strecke installiert. Im Zusammenspiel von realer Achterbahnfahrt, Blitzlicht,
und im Schwarzlicht hell aufleuchtenden Dekorbauten wird die Illusion der
rasanten Flucht vor Imhotep und seinen Häschern perfekt.
Nach Erreichen der Anhöhe und biegt der Wagenverbund
nach links in die Sackgasse ab. Es folgt was folgen muß: Die bekannten
Scarabäus Käfer fallen zu tausenden von den Projektionswänden.
Luftdüsen im Fussraum der Wagen und Wasserspray von der Decke
unterstützen den Angriff der Minikrabbler. Der einzige Ausweg ist die
Flucht nach hinten: Immer schneller werdend bewegt sich das Minenfahrzeug im
Rückwärtsgang eine Abfahrt hinunter, legt sich in eine enge
Linkskurve, die gleichzeittig einen Artime-Hügel erklimmt. Eine weite
S-Kombination mit zwei kleineren Hügelkombinationen führt diagonal
durch die große Studiohalle und dabei leicht unter das ursprüngliche
Bodenniveau, wofür ein knapp zwei Meter tiefer Graben betoniert wurde. Im
Vergleich zu Orlando bietet dieser Part eine echte Achterbahnstrecke mit
verschiedenen Auf und Abs, die in einer weiten 180° Grad Kurve endet. Wir
hören noch Imhotep rufen "Es gibt keinen Ausweg, eure Seelen gehören
mir!"
Das Fahrzeug beendet den "Gravity run" und wird aus der
Haupthalle in eine weitere Kulisse manövriert. Ein Drehtisch
befördert den Wagen wieder in die Vorwärtsposition. Nebel und einige
Stroposkobblitze begleiten die Aktion. Dann zeichnet sich eine letzte
Projektion von Imhotep in den Himmel, der unter lautem Donner und
Schmerzgeschrei verschwindet. Der Fluch scheint gebrochen - geblendet von einem
hellen Blitzlicht taucht urplötzlich die Station vor den Mitfahrern
auftaucht. Diese letzte Szene wird durch eine einfache Showtüre
realisiert, welche im Moment des Blitzlichts nach oben hin zügig
öffnet.
Diese letzte Szene wurde etwa fünf Jahre nach der
Eröffnung der Anlage abgewandelt. Vorher wurde Imhotep schreiend vor
Schmerz gezeigt, bis seine Projektion am Himmel urplötzlich verschwand, da
die Sonnenfinsternis im Flutlicht der Scheinwerfer aufgelöst wurde.
Imhoteps kurzweilige Herrschaft fand sein Ende in einem gigantischen Feuerball
aus rotem Licht und Dampf, der sich oberhalb der Besucher ausbreitete und von
den Machern als "Brain Fire" bezeichnet wurde. Als der Rauch verschwand, fanden
sich die Mitfahrer kurz vor dem Ausstiegsbereich wieder. |
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Neben Revenge of the
Mummy - The Ride findet sich Lower Lot der Universal Studios Hollywood noch die
3D-Attraktion Transformers (links) |
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Hinter den gigantischen Setaufbauten mit ihrer perfekten
Ausleuchtung und der Fülle von Spezialeffekten verbirgt sich letztendlich
eine gewöhnliche Stahlachterbahn, die um entscheidende jedoch meist schon
allseits bekannte Details aufgewertet wurde. So werden die Züge von Linear
Induktions Motoren, kurz LIM, der Firma Force Engineering angetrieben und dabei
nicht nur katapultartig abgeschossen. Mittels eines elektromagnetischen
Wanderfeldes werden die Fahrzeuge mit einer weiterentwickelten Generation von
LIMs berührungslos und somit verschleißfrei durch die Darkride
Szenen bewegt.
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Das voluminöse Minenfahrzeug |
Dies wird durch eine völlig neue Geometrie der
Motoreinheit ermöglicht. Übliche LIM Motoren bestehen aus zwei
gegenüberliegenden Profilen mit eingebauten elektromagnetischen Spulen,
welche an der Schiene befestigt sind. Zwischen den Profilen befindet sich ein
etwa 20 Millimeter breiter Luftspalt, in den millimetergenau ein am Zug
angebrachtes, rund ein Meter langes Schwert eintaucht. Eine Positionierung in
horizontalen Kurven ist dabei nicht möglich, schließlich würde
das Schwert dann mit den Profilen kollidieren.
Anders beim Single Slided LIM: Hier besteht die
Motoreinheit aus einer flachen Platte mit eingelassenen Spulen. Ihr
Gegenstück in Form einer Aluplatte ist an der Unterseite des Fahrzeugs
montiert und gleitet berührungslos in einem geringen Abstand über den
an der Schiene befestigten Motor. Auffällig ist, daß der Motor nur
noch eine mit Spulen beaufschlagte aktive Seite hat, daher auch die Bezeichnung
"single slided". Der Vorschub ist im Vergleich zu den doppelseitigen
Spulenausführung mit Luftspalt deutlich geringer, für eine Themefahrt
mit Schrittgeschwindigkeit aber mehr als ausreichend.
Alleine 46 dieser SSLIM Motoren der englischen Firma Force
Engineering treiben die tonnenschweren Fahrzeuge durch die riesigen
ägyptischen Sets in Orlando. Millimetergenau bewegen sie die Fahrzeuge in
den Dark Ride Szenen gekonnt an den zahlreichen Feuereffekten vorbei. Weitere
herkömmliche LIM Motoren finden beim Katapultstart auf der 25° steilen
Rampe Anwendung.
Als Lieferant dieser hochtechnisierten Achterbahnfahrt ging
aus dem Bieterverfahren der amerikanische Hersteller Premier Rides aus
Baltimore, Maryland als Gewinner hervor - letztendlich hätte die Technik
des Gruselrides auch von Intamin oder Vekoma Rides Manufacturing kommen
können, die vergleichbare Anlagen im Betrieb haben. Premier Rides hatte
Mitte der 90er Jahre erstmalig einen kompletten Achterbahnzug mit Hilfe
britischer Antriebstechnologie und deutscher Ingenieurskunst auf Tempo 100
geschossen, mehrere dieser kompakten "Spaghettischüsseln mit
Kopfschmerzgarantie" verkauft und das ein oder andere Shuttle Layout realisiert
- dann wurde es lange Zeit still um die Firma vom Ingenieur Jim Seay.
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In Singapur wurde für die
Mumien-Achterbahn eine eigene Halle im Stile einer Grabkammer
errichtet |
Revenge of the Mummy war nach fast fünf Jahren
regelrechter Ruhepause die erste große Neuauslieferung von Premier Rides
und zeitgleich auch eine Empfehlung für weitere Achterbahnkreationen.
Universal orderte sogar zwei weitere Kopien des Layouts in Orlando. Die eine
Anlage eröffnete 2010 in den Universal Studios Singapore und bietet neben
einer ägyptischen Eingangsfassade im Stile iner Grabstätte eine
leicht abgewandelte Storyline. Die Reise nach dem Buch der Lebenden führt
durch die gleichen Räume und Achterbahnelemente, nur das Finale in der
Achterbahnstation wurde in eine andere Location umgewandelt. Die zweite Kopie
war für den Studiopark in Dubai bestimmt, wurde jedoch aufgrund der
Aufgabe des Projektes im Zuge der Immobilienkrise 2008 nie installiert.
Premier Rides verwirklichte die Mummy-Schienenattraktion mit
Hilfe des deutschen Ingenieurbüros Stengel und bediente sich dabei einer
zahlreichen Auswahl an High Tech Komponenten: Gleich zwei verschiedene LIM
Motoren kommen zum Einsatz und bei den Bremsen wird neben klassischen
Reibbremsen auch auf schaltbare Wirbelstrombremsen aus deutscher Entwicklung
Wert gelegt. Alleine 18 dieser Schaltbremsen aus dem Münchner Hause
Intrasys werden beim Mummy Coaster in den Universal Studios Orlando
eingesetzt.
Revenge of the Mummy zeigt eindrucksvoll, wie aus einer
Fülle an bewährten High Tech Mitteln ein spektakuläres
Fahrerlebnis für die Sinne gezaubert werden kann. Neu war dabei keine der
verwendeten Technologien und Effekte bereits zum Zeitpunkt der Eröffnung.
So stellt beispielsweise Spiderman in Universal's Islands of Adventure, die
Konkurrenz im eigenen Hause, das Gruselerlebnis um Imhotep mühelos in den
Schatten. Statt einer Mischung aus Altbewährtem bot "Spidey" zur
Eröffnung 1999 eine Kombination aus Simulator, 4D-Kino und
Spezialeffekten, welche noch heute in ihrer Gesamtheit mehr zu überzeugen
weiß, als das Mummy-Erlebnis. Jedoch scheint der Grund hierfür auch
klar auf der Hand zu liegen, erscheint die Mumienachterbahn doch in Betrachtung
des 100 Millionen US-Dollar Entwicklungsbudgets der Spiderman Attraktion fast
wie ein Low-Cost Produkt. Im Vergleich zu anderen modernen Indoor-Show-Coastern
wie Disney's Rock 'n' Roller Coaster hat Revenge of the Mummy aber klar die
Nase vorn.
Der direkte Vergleich der Attraktionen in Orlando und
Florida zeigt, dass trotz gleicher Elemente und Spezieleffekte das Abenteuer
nicht verschiedener sein kann: Während in Orlando der Darkride und
Achterbahnpart mehr überzeugt, findet sich die Stärke in der
Hollywood Version in der fulminanten, rund 100 Meter langen
Rückwärtsfahrt. Und was sind die Meinungen der Spezialisten aus der
Branche? "Viel zu kurz um spektakulär zu wirken" war die Aussage eines
Entwicklungsingenieurs einer bekannten Achterbahnfirma; "ich habe mir mehr
versprochen - die Videoprojektionen wirkten einfach nur billig" die Worte eines
Freizeitparkmanagers. Scheinbar wurde zu viel heiße Luft im Hype um das
"Fahrgeschäft des Jahrtausends" generiert. Uns hat der Mumienfluch in
beiden Versionen jedenfalls beeindruckt. Zwar ist Revenge of the Mummy nicht
der versprochene, alles andere in den Schatten stellende Megaride, doch die
Kombination aus Achterbahn und Themenfahrt wurde perfekt in Szene gesetzt und
geizt nicht mit ihren Showqualitäten. |
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Text: Coastersandmore - ng, Bilder: Universal Studios,
Coastersandmore |
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