Werbung WBMW Germany
English
 

Site-Info: Editorial > Rides > Harry Potter and the Forbidden Journey

Harry Potter and the Forbidden Journey

Harry Potter and the Forbidden Journey wartet in den Katakomben des Hogwarts Schlosses

Im Sommer 2007 für das Islands of Adventure im amerikanischen Florida angekündigt und drei Jahre später eröffnet, verzaubert die Fantasiewelt von Harry Potter nicht nur Kinderherzen: Der Besucher kommt mit der Dampflokomotive in der Winterwelt von Hogsmeade an, wo Restaurants, Geschäfte und selbst ein Postamt mit viel Liebe zum Detail aufgebaut wurden. Wenige Schritte weiter lädt die Achterbahn Dragon Challenge zum Duell, um nach einem erfrischenden Butterbier und kurzweiliger Abkühlung in den Katakomben des über allen thronenden Hogwarts Schlosses mit Harry Potter und seinen Freunden zu einem Flug durch die düstere Zauberwelt aufzubrechen.

Verwandte Themen

• Islands of Adventure - Heimat von Blockbuster Themenfahrten wie Harry Potter und Spider-Man
• Transformers - The Ride - Anfang Dezember 2011 feierte die Themenfahrt in den Universal Studios Singapore Weltpremiere
• Revenge of the Mummy - Universals Themenachterbahn

Für die Wizarding World of Harry Potter wurde der alte Themenbereich Lost Continent im Islands of Adventure in das winterliche und äußerts geschäftige Dorf Hogsmeade transformiert. Die bekannten, duellierenden B&M Inverted Coaster erhielten eine leicht abgewandelte Warteschlange, die einen Steinwurf entfernte Kinderachterbahn neue Dekoration und auf einer früheren Freifläche thront nun eine rund 15 Meter hohe, fussballplatzgroße Halle, deren aufgesetzte Kulisse von allen Blickwinkeln im Park das beeindruckende Hogwarts Schloss widerspiegelt. In den magischen Gemäuern befindet sich das Schulhaus des jungen Zauberes Harry Potter, welches während der Wartezeit auf die Themenfahrt The Forbidden Journey erkundet werden darf. Mehr als die Hälfte der "Potterwelt"-Investitionssumme von 250 Millionen US-Dollar wurde für diese weltweit bislang einzigartige Attraktionen bereitgestellt.

Inmitten von Hogsmeade macht die dichte, uhrige Strassenkulisse einen scharfen Linksknick und gibt schliesslich den Blick auf das beeidruckende Hogwarts Panorama frei. Das über 1000 Jahre alte Schulgebäude thront auf einem moosbedeckten, meterhohen Felsen - die grosse Halle wie auch Dumbledores Schlossturm sind für Kenner des Potter-Universums sofort auszumachen. Im Innern wartet eine Themenfahrt der Superlative: Zurzeit gibt es weltweit kein technisch aufwändigeres Fahrgeschäft als die Endlos-Pottergeisterbahn im Islands of Adventure. Selbst das benachbarte Spider-Man Abenteuer wird in den Schatten gestellt, auch wenn man sich für die Ausstattung der Potter Fahrattraktion noch etwas mehr Detailverliebtheit gewünscht hätte.

Kuka Roboter trifft Fahrwerk - Ein technisch hochentwickeltes Fahrsystem

Die imposante Eingangskulisse

Im Hogwarts Schloss befindet sich neben der Themenfahrt ein Rundgang durch das Schulhaus

Harry Potter and the Forbidden Journey beeindruckt letztendlich durch sein hochdynamisches Fahrsystem. Dynamic Structures, ein kanadischer Anlagen-Spezialist für komplexe mechanische Strukturen, welcher schon Disney Test Track oder die Soarin' Paraglider verantwortete, wurde von Universal Creative beauftragt, Kuka-Roboteren durch das Innere der rund 15 Meter hohen Themenhalle fahren zu lassen. Die vor allem aus der Industriefertigung bekannten Kuka-Roboter wurden bereits vor zehn Jahren als fest installierte Robocoaster in Freizeitparks installiert, Universal wollte aber gleich eine Dimension mehr: Nun fahren die Roboter mit konstanter Geschwindigkeit von etwa 0,75 Meter pro Sekunde über einen rund 250 Meter langen Parcours. An jedem Roboterarm ist eine Gondel für vier Personen installiert. Da die Roboterarme schnelle Bewegungen vollziehen können, ermöglicht das Fahrsystem eine spannungsgeladene Attraktion - Und das obwohl die Geschwindigkeit der fahrenden Basis der Roboterarme sich zu keiner Zeit ändert. Die Gondel vermag ihre Besucher auf den Rücken zu legen, vor Leinwänden einen Besenritt zu simulieren oder für einige Sekunden auf einen Fokuspunkt zu beharren, um dann zügig mit einem 180°-Schwenk über die stetig fahrende Basisplattform zu ziehen und die Mitfahrer vor die nächste Szene zu positionieren.

Die Hogwarts Schlosskulisse verdeckt eine 15 Meter hohe Halle mitsamt der Themenfahrt

Die rasanten Beschleunigungen der elektrisch aktuierten Drehgeber werden durch eine entsprechend schwere Fahrzeugbasis aufgenommen, die mittels Seitenrollen einer stählernen Führungsspur folgt und über vier Schwerlastrollen auf dem ebenen, mit Stahlplanken beaufschlagten Betonboden der Halle entlangfährt. Dabei ist der 180° Panoramablick der vier nebeneinander sitzenden Besucher durch die magische Sitzbank stets auf die Szenen gerichtet. Seitenwände zu den beiden äusseren Gondelseiten lassen fast keinen Blick links und rechts des Gesichtsfeldes zu, so dass andere Gondeln wenn überhaupt nur für Sekunden-Bruchteile zu erkennen sind. Bewegung, Kulisse und Effekte verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk, wie es vor rund elf Jahren schon einmal die Spider-Man Themenfahrt kreiert hatte. Und das ohne 4D-Brille oder viel Effekthascherei.

Das starke und gleichsam düstere Potteruniversum wird durch wenige physische Kulissen, einige animatronische Charaktere und drei Leinwandkarussels zum Leben erweckt. In letzteren umrunden die Gondeln ein Karussel aus negierten Leinwandhalbkugeln, welches mit der Geschwindigkeit der magischen Sitzbank synchronisiert wurde. Dadurch parken die schwebenden Sitze regelrecht mit Blickrichtung zum Karusselmittelpunkt für rund 30 Sekunden vor einer eigenen Projektionsfläche und ermöglicht die Interaktion mit dem Film. Das ganze erinnert an frühere Flugsimulatoren, nur mit dem Unterschied, dass die Leinwand den gesamten Blickwinkel der Besucher einfüllt. Die hochauflösenden Sequenzen werden vom Karussellmittelpunkt aus auf die zweisinnig gekrümmte Leinwand projiziert. Höhepunkt ist eine Flugsequenz während eines Quidditch Spiels, eine Mischung aus Rugby, American Football und Flugkunststücken auf Zauberbesen.

Film- und Kulissenwelt wechseln sich ab, wobei die Besucher die Charaktere von Harry Potter, Ron, Hermine oder ihre Widersacher Draco Malfoy nur auf der Leinwand erblicken können - als Animatronic wie in klassischen Disney-Attraktionen tauchen sie nicht auf. Die Kulissen beginnen etwa zwei, drei Meter über dem Hallenboden, ohne diesen preiszugeben. Die Höhenmeter zwischen Fahrzeugbasis und Kulisse werden von der stabilsierenden Fahrzeugplattform und der Roboterbasis ausgefüllt. Der mit drei Rotationsachsen ausgestattete Arm ruht auf einem gewaltigen Drehkranz, der eine mehrfache 360° Umdrehung des knapp drei Meter langen Arms ermöglichen würde, auch wenn das Fahrprogramm von Harry Potter and the Forbidden Joruney dies nicht ausnutzt.

Weiterhin ist der Roboterarm um 180° über die Fahrzeugbasis wie ein Uhrzeiger schwenkbar - der Aktionsradius reicht von von 9 bis 3 Uhr, wobei eine zweite, in der gleichen Ebene platzierte Rotationsachse am anderen Ende des Arms die Gondel jederzeit parallel zum Boden ausrichten zu vermag. Gleichzeitig kann die Gondel über ein drittes Rotationsgelenk, ebenfalls am Ende des Roboterarms angebracht, seitlich aus der Horizontalen nach links und rechts geneigt werden - wie ein Flugzeug, das mit den Flügeln wackelt. Dies geschieht mal sanft vor dem Leinwandkarussell oder mal schnell innerhalb der physischen Darkride-Kulissen. Diese Bewegung wäre sogar um 360° denkbar, doch damit würden die Fahrgäste auf den Kopf gestellt werden.

Im Zusammenspiel aller drei Rotationsachsen kann die Sitzbank über die Fahrzeugbasis geworfen werden, ohne das der Fahrgast wirklich auf dem Kopf steht. Dieses akrobatische Kunststück wird bei Harry Potter and the Forbidden Journey mehrfach ausgeführt, um die Gondeln erst für wenige Sekunden auf einem Kulissenpunkt nahezu verharren zu lassen, um danach den Lichtraum für die im Acht-Sekundentakt folgende nächste Gondel zügig freizugeben. Die wuchtige Roboterbasis fährt zu jedem Zeitpunkt stetig ohne Halt weiter.

Inmitten des Nadelwaldes befindet sich das Hogwarts Schloss

Einblick in die Fahrattraktion - Achtung: Die Geheimnisse werden verraten!

Vorbei am Eingangstor, welches von zwei Statuen in Gestalt von geflügelten Wildschweinen bewacht wird, sind die kühlen Katakomben des Hogwarts Schlosses schnell betreten. Grössere lose Artikel sind in für den Zeitraum der Wartezeit kostenlosen Schliessfächern zu verstauen, dann darf entschieden werden, ob man die schnelle Einzel-Warteschlange vorzieht oder der Gruppendynamik folgt, und sich mit hunderten von anderen Gästen durch die beeindruckenden Schulräumlichkeiten bewegt. Vorbei an verschlossenen Unterrichtsräumen wie zum Beispiel dem Klassenzimmer für Zaubertränke führt die Warteschlange hinaus in den Garten, durch das Gewächsthaus für magische Pflanzen von Professorin Sprout, um schliesslich über eine Aufwärtsrampe wieder das Schulgebäude durch ein Seitenportal zu betreten. Obwohl die Wartezeit schnell ansteigen kann, ermöglicht das kontiniuerliche Endlos-Fahrsystem aus 47 fliegenden Sitzbänken für je vier Personen einen Durchsatz von 1800 Besuchern in der Stunde. Die Warteschlange bewegt sich stetig und zügig vorwärts, so dass innerhalb der Zauberschule meist keine Zeit bleibt, die Details zu erkunden.

Vom Eingangs- in den Wartebereich

Links: Direktor Dumbledores Büro ist einer der Räume innerhalb der Warteschlange

Erste Station ist die Portraithalle, wo magische Gemälde den vier verstorbenen Gründern der Schule ein neues Zuhause geben. Die menschlichen Besucher - in der Potterwelt schlicht Muggle genannt - scheinen nicht unbedingt gern gesehen zu sein, so dass die vier Persönlichkeiten über Salazars Slytherin rhetorische Frage, warum bereits Muggles Eintritt in die Zauberschule erhalten, heftigst debatieren. Eine Mauerbiegung später findet sich der Hogwarts-Gast im prunkvollen Büro des Schulleiters Dumbledore wieder. Artefakte und allerei magische Gegenstände sind zu entdecken und auch Dumbledore stellt sich den Besuchern vor. Die Filmfigur wird durch eine hochauflösende Projektion des Schauspielers Michael Gambon lebendig und gibt einige Tipps und Hinweise für die bevorstehende Reise.

Im anschließenden Klassenzimmer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste treffen wir auf Harry, Ron und Hermine, die sich heimlich mit ihrem unsichtbaren Mantel zu uns geschlichen haben. Spontan werden wir von ihnen auf ein Quidditch Spiel eingeladen. Doch bevor wir den Raum verlassen, geht ein Zauberspruch von Ron kräftig daneben und es beginnt von der Decke herab zu schneien. Schnell geht es weiter durch die dunklen Gänge mit unzähligen lebendigen Gemälden, inklusive dem der Dicken Dame, bis wir schließlich vom sprechenden Hut die letzten Instruktionen für die Reise erhalten.

In einem Raum voller schwebender Kerzen werden die vier Sitze der verzauberten Schulbank eingenommen. Über ein etwa 50 Meter langes Förderband, dem magischen Teppich, können die Besucher sicher und zügig einsteigen. Erst betritt der Fahrgast ein kurzes Einlaufband, welches im nächsten Schritt wieder verlassen wird, um das breite Hauptförderband zu betreten. Die offenen Vierergondeln sind dabei quer zur Förderrichtug gestellt, so dass die Besucher direkt die Sitze einnehmen können. Der Roboterarm und dessen um drei Meter tiefer liegende Fahrbasis sind nicht einzusehen. Diese werden durch eine Spiegelwand verdeckt, welche den Raum mit seinen zahllosen Kerzen noch grösser erscheinen lässt. Ein schmaler Schlitz in der rückwärtigen Wand reicht aus, um den Roboter in den Bahnhof einzufädeln. Bequeme Schulterbügel halten die Passagiere ab einer Körpergröße von 1,22 Meter sicher im Sitz.

Die Sitzbank bewegt sich mitsamt Laufband stetig weiter, bis nach etwa einer halben Minute der Charakter von Hermine erscheint. Die Videoprojektion schwingt den Zauberstab, das musikalische Musikthema der Harry Potter Filme erklingt und urplötzlich hebt die magische Bank vom Förderband ab. Grüner Rauch erschwert die Sicht, wir befinden uns im Kamin der Schule, der uns direkt in den Astronomieturm führt. Diese Szene wird durch überlagerte, aber eher halbherzig umgesetzte Videoprojektionen realisiert, an denen die Bank in leicht auf den Rücken gestellter Lage seitlich vorbeschwebt. Nach wenigen Sekunden ist das Innere der Sternwarte erreicht, welche das erste physisch aufgebaute Set darstellt. Die schwebende Zauberbank befindet sich wieder in der horizontalen Lage und erlaubt freie Sicht auf die nächtliche Landschaft um das Hogwarts Schloss. Im Hintergrund ist Harry Potter zu hören, der Hermines Zauberaktion bejubelt und den Insassen verspricht, sie in Kürze draussen zu treffen.

Links: Im Klassenzimmer treffen die Besucher auf Harry, Hermine und Ron

Die Gondel bewegt sich seitlich an den hölzernen Bögen des Turmes vorbei, wobei leichte Auf- und Abs die Insassen an das dynamische Fahrsystem gewöhnen. Die statische Panoramaszene des Astronomieturmes wird durch einen zügigen Schwenk in das erste Projektionskarussell unterbrochen: Harry und sein Freund Ron Weasley erwarten die vier Insassen auf ihren fliegenden Besen, um sie zum Quidditch Spiel zu begleiten. In rasanten Flugtempo geht es einmal um das Hogwarts-Schloss, man durchfliegt in Windeseile ein paar Wolken, gleitet um Haaresbreite an den Steinmauern vorbei, bis auf einem Brückenvorspung der Wildhüter Hagrid zu sehen ist. Die Gondel stoppt in wenigen Metern Entfernung vor dem Halbriesen, der eine überdimensionale Kette schwingt und deutlich macht, dass ihm sein Drache entkommen ist. Weit kann er noch nicht sein. Die fliegende Bank taucht mutig unter der Brücke hindurch, an deren Rückfront bereits die gesuchte Echsenkreatur wartet. Diese wittert schnell die Beute und feuert eine gigantische Feuerwolke auf Harry und Ron. Auch die magische Sitzbank erkennt die gefährliche Situatuion und startet einen Fluchtversuch in die nahe gelegenen Tannenwälder. Doch der Drache lässt seine Beute nicht aus dem Fokus. Seinen feuerigen Atem im Rücken scheint die plötzlich auftauchende überdachte Holzbrücke die geeignetste Versteckmöglichkeit zu sein. Als der Drache die Sitzbank überholt und mit seinem gefräsigen Maul zuschnappen will, wird die Projektionswelt mit einem schnellen Linksschwenk in die reale Kulisse der alten Brücke verlassen.

Die Sitzbank bewegt sich langsam durch die morsche Holzbrücke, der witternde Drache ist mit allen Sinnen fühlbar. Wie im Astronomieturm bewegt sich die Gondel nicht frontal vorwärts, sondern gleitet seitwärts an der Brückenkulisse vorbei. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass ansonsten die vorausfahrenden Gondeln im Blickfeld der Passagiere wären.

Die Echse kratzt hörbar mit ihren Pranken an den Holzwänden. Durch die Kratzspuren in der Holzwand ist der Feuerschwall des immer zorniger werdenden Echsengeschöpfes auszumachen. Langsam werden die Fahrgäste sich bewusst, dass sie in der Falle sitzen. Zwischen ihnen und dem Drachen ist nur eine dünne Bretterwand, von Hary Potter und seinen Freunden ist nichts zu sehen. Plötzlich schwingt ein überdimensionaler Flügel an einem Fenstervorsprung vorbei, die magische Bank versucht noch instinktiv mit einem schnellen Seitwärtsschwenk auszuweichen, doch die Holzstruktur gibt nach. Das Gebälk ächzt förmlich unter der Last des Drachen. Zum Glück verfehlt er sein Ziel und zerschmettert den falschen Brückenabschnitt. Die Sitzbank taumelt vor dem sich öffnenden Abgrund, den noch versehrten Brückenaschnitt im Blickfeld, um einen Wimpernschlag später mitsamt der Brückenwandung in die Tiefe zu stürzen.

Dort wartet bereits der feurige Protagonist in Form einer überdimensionalen audio-animatronischen Figur. Nur wenige Zentimeter Freiraum trennen die zornige Echse und die Sitzbank. Es kommt wie es kommen muss: Der Drache öffnet sein Maul und lässt allen den Feueratmen hautnach spüren. Doch irgendwie rettet sich die magische Sitzbank mit einem schnellen Rechtsschwenk in den dunklen Spinnenwald. So urplötzlich wie der Drache aufgetaucht ist, so schnell ist er auch verschwunden. Die Begegnung mit der überdimensionalen Echsenkreatur hat nur wenige Sekunden gedauert und trotzdem ist dieser Augenblick einer der Höhepunkte der Fahrt.

Impressionen der Harry Potter and the forbidden Journey Themenfahrt

Im Verbotenen Wald ist die Sicht stark eingeschränkt - es ist kalt. Nur manchmal erhellt ein Blitz die Umgebung und zeigt deutlich, welche Kreaturen hier hausen. Überall reflektieren Spinnenweben das grell weisse Licht. Die Urheber scheinen bereits die Eindringlinge entdeckt zu haben, schliesslich tauchen Sie bei der nächsten Blitzattacke vor der Gondel auf und verspritzen ihr Gift. Die magische Bank schleudert die Insassen in einem 180° Schwenk über die Simulationsplattform auf die andere Raumseite, wo Aragog, die Mutter aller Acromantula Spinnen, bereits auf neue Beute wartet. Doch im Vergleich zum eindrucksvollen Drachen bleibt die Begegnung statisch, kann sogar schnell von dem einen oder anderen Fahrgast in der Dunkelheit übersehen werden. Rettung naht durch Hermine, welche in Form einer Projektion die Spinnen vertreibt. Doch in der nächsten Höhle lassen sich diese zu Dutzenden an ihren Fäden hinab. Hermine ermutigt uns, still sitzen zu bleiben und führt die magische Gondel aus dem dichten Wurzelwerk des Waldbodens heraus. Nur noch eine letzte Hürde liegt zwischen der Gondel und dem Quidditch Spiel und das ist die Peitschende Weide. Dieser Baum bewacht einen Geheimgang nach Hogsmeade und jeder der ihm zu Nahe kommt, wird mit peitschenden Schlägen der wuchtigen Baumkrone vertrieben.

Szene aus der Themenfahrt: Beim Quidditch Spiel um den goldenen Schnatz wird Harry Potter und die magische Bank von Dementoren angegriffen

Die Gondel steigt in die Höhe und legt ihre Insassen auf den Rücken, die aufgebrachte Weidenkrone ständig im Fokus. Äste schlagen auf die Gondel ein, sausen über das Blickfeld der Mitfahrer hinweg. Mit geschickten, ruckartigen Bewegungen weicht die tapfere Zauberbank immer wieder aus. Hermine warnt uns noch aus dem Off, doch ein gewaltiger Ast wirbelt umher und trifft die Gondel schlagartig. Doch irgendwie hat die Wucht des Aufpralls die Gondel nicht zerschmettert. Der Impuls schleudert die magische Bank in das zweite Projektionskarussell, direkt mitten hinein in die Arena des bereits angepfiffenen Quidditch Spiels. Mit dieser Szene ist die Halbzeit des Fahrerlebnisses erreicht.

Harry Potter kommt auf seinen Besen geritten und fragt, wo man geblieben wäre. Viel Zeit zum Antworten bleibt nicht, denn Harrys Widersacher Draco Malfoy kommt ins Sichtfeld und versucht seinen Gegenspieler vom Besen zu schubsen. Das Spiel ist dynamisch und die Bewegungen der Gondel ebenfalls. Der einzige Ruhemoment wird erreicht, wenn die magische Sitzbank vor Rons Tor verweilt, der jedoch plötzlich sich nicht mehr dem Spiel widmet, als er Dementoren, eine Art seelenloser Wächter, aus einer dunklen Wolke heranfliegen sieht. Harry fordert uns auf zu folgen, wobei wir in Windeseile unter den Tribünen herfliegen, um dann in eine Höhle ausweichen. Doch das vermeintliche Versteck entpuppt sich wieder als Falle. Die Gondel schwenkt zügig aus dem Projektionskarussell, wobei wir sofort von einem real gewordenen Dementor attakiert werden.

Die drei bis vier Meter grosse, skelettartige Gestalt schiesst auf die Gondel zu, ihr Kapuzenumhang weht im Wind. Dem Schreckensmoment entflieht die Sitzbank mit der bereits bekannten 180° Rolle über die Simulatorplattform auf die andere Seite der Szene. Hier wiederholt sich der Dementorangriff. Auch dieses magische Wesen will seinen Opfern ihre Seele und alle ihre mentalen Empfindungen aussaugen, doch die Sitzbank schwenkt schnell nach links, um den Angriff auszuweichen. Die Gondel gleitet seitlich am Skelet eines Basiliks vorbei, den Harry Potter in der Kammer des Schreckens niedergestreckt hatte.

Links: Die imposante Kulisse ist fast 50 Meter hoch

Die Szenerie wird noch unheimlicher, als die Todessermarkierung auf einer Nebelwand erscheint. Die dunklen Mächte der Zauberwelt formieren sich zum Angriff. Die magische Bank verharrt kurz auf dem Symbol, dann folgt wieder ein ruckartig ausgeführter Schwenk über die fahrende Simulatorplattform. Wieder hat ein Dementor neue Seelen erspäht, ein Linksschwenk später wiederholt sich der Angriff, doch diesmal scheint der Dementor die Ausweichmanöver der Flugbank durchschaut zu haben. Er erhebt sich zum finalen Akt seines Kusses, bei dem er langsam die Seele aus den Mündern der Mitfahrer saugt. Die Bank fährt rückwärts, der Dementor folgt und für einen kurzen Augenblick sind die Abbilder der vier Mitfahrer in der blauen Atemwolke des Wesens zu sehen. Doch Harry Potter ist nicht fern und stellt sich dem Dementor in den Weg: Mittels eines Schutzzaubers lockert dieser seinen paralisierenden Griff, wobei die Sitzbank in das dritte und letzte Projektionskarussell mittels des bekannten 180° Rückenschwenk-Manövers geschleudert wird.

Die Gondel befindet sich noch immer in der Kammer des Schreckens. Ein weiteres Mal ist Harry Potters Zauberspruch "Expecto Patronum" aus dem Off zu hören, der die Dementorgruppe von der magischen Sitzbank ablassen lässt. Urplötzlich beginnt dann aber die Höhle einzustürzen. Harry Potter folgend werden spielerisch alle auftauchenden Dementoren mit dem bekannten Zauberspruch zur Strecke gebracht. Die Gondel weicht innerhalb weniger Sekundenbruchteile den herabstürzenden Gesteinsbrocken aus, bis die Gruppe schliesslich den Ausgang erreicht. "Wir haben es geschafft", hört man Harry Potter rufen. Die Sitzbank folgt ihm in atemberaubenden Flugtempo über Wasserflächen und streift die Spitzen der Nadelwälder, bis das Hogwarts Schloss ins Sichtfeld kommt, einmal umflogen wird und die Sitzbank im Steilflug auf dem Vorplatz zur Grossen Halle landet. Die Gondel schwenkt aus dem Projektionskarussell und steuert direkt durch das Eingangstor in das Innere der Grossen Halle, wo auf zwei gigantischen, statischen Projektionswänden das Innenleben uns willkommen heisst: Schuldirektor Dumbledore, die Weasley Zwillinge und auch Ron und Hermione bergüssen uns. Während die Gondel seitlich an beiden Projektionswänden vorbeigleitet wird eine Tiefenwirkung auch ohne 3D-Brillen durch eine Bildverzerrung erzeugt, die mit der Gondelposition synchronisiert ist.

Plötzlich legt sich die Gondel auf den Rücken und die Kaminsequenz vom Anfang des Abenteuers erscheint wieder als Projektion. Wenige Sekunden später landet die Gondel auf dem Endlosförderband, wo die Reise fünf Minuten vorher begonnen hatte. Ein obligatorischer Merchandise Shop stellt sich dem Ausgang in den Weg, dann finden sich die Hogwarts Besucher am Fusse der Steilwand des Schlosses wieder.

Ein Resümee zur Roboterattraktion "ohne" Robotercharaktere

Harry Potter and the Forbidden Journey bleibt als einzigartiges Erlebnis im Gedächtnis, vermag aber nicht vollends zu überzeugen. Zu unscharf und unnatürlich wirken die Projektions-Sequenzen, zu simpel die Kulissenfahrt. Bei letzterer hätte das Designteam mehr aus dem Bewegungsschatz des Kuka-Roboters herausholen können. Doch die stetige "Seitwärtsfahrt" mit der hin und wieder ausgeführten 180°-Wurfbewegung des Roboterarms ist einzig und allein dem Kompromiss der hohen Kapazität geschuldet, den diese Themenfahrt bieten muss, ohne dass die Besucher andere Gondeln inklusive Technik im direkten Gesichtsfeld erblicken können und die Illusion zu Nichte wäre. Das gerade einmal 250 Meter entfernte und frisch aufgemotzte Spider-Man Abenteuer hinterlässt einen tieferen Eindruck, wobei 3D-Projektionen und Kulisse nahezu virtuos miteinander verschmelzen. Vielleicht wollten die Potter-Themenfahrt-Designer auch zu viel: Die alternierenden Videosequenzen und Realkulissen bieten einen ständigen Stilbruch zwischen den "Welten", das Plattformsystem vermag zwar zu überzeugen, hat aber deutliche Grenzen in der Ausgestaltung und Abwechslung der Szenen.

Trotzdem ist Harry Potter and the Forbidden Journey eine hervorragende Themenfahrt in beeindruckender Kulisse der Bücher- und Filmwelt des Potter-Universums. Wir warten schon gespannt auf die Gringotts-Simulatorachterbahn, welche 2014 oder 2015 im Nachbarpark Universal Studios mitsamt dem magischen London-Themenbereich eröffnet wird. Diesmal dann wieder mit 3D-Brillen!


Text: Coastersandmore
Bilder: Coastersandmore, Universal

Editorial  |   Ride Insights  |   Visit the Parks  |   General Topics  |   Coaster Basics  |   Shop  |   Links  |   About
Über das Web-Magazin: Impressum, Nutzungsbedingungen und weitere Informationen

Copyrights 2000-2017 - Kontakt zu den Autoren: mail@coastersandmore.de