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Site-Info: Editorial > Rides > Juvelen - Family Launch Coaster mit zwei Abschusstrecken

Juvelen - Mit dem Quad auf der Jagd nach Juwelendieben

Juvelen bietet zwei Katapulstrecken und 1000 dynamische, bodennahe Schienenmeter

Bereits 2008 machte das Djurs Sommerland, knapp 50 Kilometer nordöstlich der dänischen Stadt Århus gelegen, auf sich aufmerksam: Der kleine Familienpark eröffnete den bis heute in Europa einzigartig gebliebenen Mega-Lite Coaster von Intamin. Die durchzugstarke Airtime Maschine ist die Hauptattraktion im Piratenland, welches direkt am Haupteingang um die 35 Meter hohe Achterbahn entstand und drei Jahre später mit der Mack Wasserachterbahn Skatteøen komplettiert wurde.

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Das im Jahre 1981 gegründete Djurs Sommerland ist einer der wenigen Parks in Europa, welche in privater Hand verblieben sind. Die Brüder Michael B. und Henrik B. Nielsen investierten zwischen 2008 und 2013 rund 40 Millionen Euro in den Familienpark und legen neben großzügigen und einzigartigen Attraktionen viel Wert auf deren Thematisierung.

Mit Fertigstellung des Piratenlandes sollte eine weitere Fläche im 50 Hektar großen Park eine umfangreiche Umgestaltung erfahren. 2012 erhielt ein Picknickareal an der Parkgrenze bereits Gesellschaft durch das freistehende, im mexikanischen Stil gestaltete Kinderkarussel Solguden - erste Anzeichen für eine Neuheit folgten, wobei die Nielsen Brüder nur spärlich Informationen an ihre Gäste und Fans über Bauschilder und die eigene Facebook Seite verteilten. Der Launchcoaster Juvelen wurde 2013 zum großen Besuchermagneten: Gegenüber dem Vorjahr zog die Familienachterbahn mit über 700.000 Besuchern 20 Prozent mehr Interessierte in den Park und bescherte Djurs Sommerland das beste Ergebnis in der rund 20-jährigen Geschichte. Das inklusive Gründungs- und Thematisierungsarbeiten 9,4 Millionen teure Achterbahn-Investment hat sich ausgezahlt.

Die anderen Achterbahnen im Djurs Sommerland: Bobsled Coaster Thors Hammer von Gerstlauer, Mega Lite Piraten von Intamin und Wasserachterbahn Skatteøen von Mack

Europas erste Multi Launch Achterbahn

Links: Der Zug wird im zweiten Launch auf rund 80km/h beschleunigt und legt sich in extreme Steilkurven (rechts)

Statt mit Höhe beeindruckt die Achterbahn aus dem Hause Intamin Amusement Rides durch Länge und Geschwindigkeit - rund 1000 Streckenmeter garantieren ein Fahrvergnügen von rund einer Minute, eine Seltenheit für eine Katapultachterbahn. Damit ist Juvelen die längste Achterbahn Dänemarks. Zudem integriert die Anlage gleich zwei Beschleunigungsgeraden in ihr kurvenreiches Layout. Dieses Merkmal wird erstmalig auf einer Achterbahn in Europa präsentiert. Während der Zug auf der ersten Abschußstrecke aus dem Stand heraus rund 65 Stundenkilometer erreicht, wird er 350 Meter später auf der zweiten Katapultgeraden auf 85km/h hochbeschleunigt - ohne wie mitunter auf anderen Multi-Launch Coastern vorher abgebremst zu werden. Dies ist ein cleverer Schachzug, lässt es doch zwei völlig unterschiedliche Beschleunigungserlebnisse zu.

Videolink

• Juvelen in Aktion - Videoclip aus der Mitfahrerperspektive

Juvelen wurde im Gegensatz zu Piraten als Familienattraktion geplant. Kinder ab 120 Zentimetern können bereits einsteigen und dabei wie Ihre Eltern auf einem eher ungewöhnlich gestalteten Achterbahngefährt Platz nehmen. Die neun Wagen eines jeden Zuges wurden als Quad gestaltet. Je zwei Mitfahrer können auf einem vierrädrigen, flinken Flitzer Platz nehmen. Die Sitze sind sehr offen dimensioniert, ein Lenker für jeden Sitzplatz garantiert guten Halt für die kurvenreichen Manöver.

Links: Die Showtüre öffnet sich und der Zug beschleunigt aus dem Maja Tempel

Die Familienachterbahn bietet ein eigens für das Djurs Sommerland entworfenes Layout, welches nicht wie andere Achterbahnen aus dem Hause Intamin auf extreme Airtime Momente setzt. Stattdessen werden enge und bodennahe Kurvenzüge, schnelle Richtungswechsel und kleinere Hügelüberfahrten mit gemässigter Schwerelosigkeit vorgezogen.

Die Geschichte um die Achterbahn ist kurz aber passt perfekt zum Thema: Die Abenteurer betreten eine zehn Meter hohe Maja Temperruine. In den dunkeln Gängen glitzern an allen Ecken Juwelen. Schnell ist die Stationsplattform erreicht, wo neun miteinander verbundene Quad Fahrzeuge auf die Passagiere warten. Der Zug fährt in eine Juwelenkammer, wo wütende Majagötter ihren Zorn über ein Gruppe Diebe auslassen und die Passagiere bitten, den erbeuteten Juwelen hinterherzujagen. Die etwa 20 Sekunden andauernde Pre-Show findet abgetrennt durch Showtüren in völliger Dunkelheit statt. Dann öffnet sich die vordere Türe und das Gefährt beschleunigt wie von Geisterhand - die Jagd beginnt.

Impressionen des Eingangs-, Warte- und Stationsbereiches von Juvelen

Sichtbare und verborgene Weiterentwicklungen

Links: Ein hochdynamischer Richtungswechsel wartet im ersten Streckenabschnitt auf die Quads, bis im zweiten Launch einen Gang höher geschaltet wird (rechts)

Für Juvelen entwickelte Intamin das Konzept des Jetski Launch Coasters, dessen Prototyp in Australiens Sea World seit dem Jahre 2008 für kurzweiligen Adrenalinkick sorgt, weiter. Das stählerne Chassis blieb unverändert, auch die Sitz- und Bügelposition, doch die glasfaserverstärkte Kunststoffkarosserie wurde komplett einer Quad-Thematisierung unterzogen. Die Achterbahn wird so zum quirligen Geländesportfahrzeug ohne die Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen. Original luftgefüllte Räder, Stoßdämpfer und ein Grill an der Front eines jeden Fahrzeugs runden die Thematisierung ab. Daneben erhielt das Antriebssystem eine komplette Überarbeitung, auch wenn dies für die meisten Parkbesucher im Verborgenen bleibt.

Die rund 20 Meter langen Züge werden wir beim Jetski Coaster mit Reibrädern hochbeschleunigt. Je 40 lufgefüllte und mittig in der Strecke montierte Reifen sorgen auf den beiden rund 50 Meter langen Geraden für den Beschleunigungskick. Statt auf öldurchströmte Hydraulikmotoren wie bei Jet Rescue, welche eine aufwendige Verrohrung benötigen, setzen die Liechtensteiner Ingenieure in der Weiterentwicklung auf kompakte Elektromotoren, welche über einen Riementrieb jedes Reibrad innerhalb weniger Sekunden auf Touren bringen. Das Reibradkonzept ist einfach, wurde bereits auch von anderen Herstellern auf kleineren Anlagen umgesetzt, doch der Clou liegt in der Energiespeicherung. Um die Anschlußleistung und somit die Stromspitzen so gering wie möglich zu halten, speichern die 40 Motoren der einen Katapultstrecke einen beträchtlichen Teil der Energie, welche die andere Katapultstrecke benötigt, um den vollbeladenen, sieben Tonnen schweren Zug zu beschleunigen.

Links: Abfahrt vom ersten und höchsten Hügel - Rechts: Wendemanöver durch einen Torbogen

Kurz vor dem Start des Zuges drehen die 40 Reibradelemente des zweiten Launches auf über 100km/h Geschwindigkeit auf. Die 25 Kilogramm schweren Reibräder werden zur Schwungmasse. Durch die Rotation der Räder wird Energie gespeichert, welche über ein intelligentes Rückspeisesystem beim Hochfahren den 40 anderen Reibrädern der ersten Katapultstrecke zur Verfügung gestellt wird - der Motor wird zum Generator, eine Art großzügigem Dynamo.

Während der Zug von null auf 65 km/h beschleunigt wird, speisen die 40 Schwungmassen die Elektromotoren der initialen Katapulstrecke und werden dabei automatisch abgebremst. Ein stationäres Schwungrad mit gleichem Funktionsprinzip unterstützt dabei die 40 "Mini"-Generatoren. Ein Umrichter im Elektroraum sorgt für die Verteilung der gespeicherten Energie. Statt einem Megawatt Leistung für die Beschleunigung des Zuges wird nur die Hälfte an Spitzenleistung vom Stromnetz angefordert. Für Parkbetreiber ein durchaus wichtiger Kostenfaktor, denn sie bezahlen üblicherweise ihren Strom anhand der benötigten Spitzenleistung.

Impressionen rund um die zweite Katapultstrecke von Juvelen

Dynamisches Fahrabenteuer

Links: 180° Hochkurve - Rechts: Einer von drei klassischen Bunnyhumps

Derartige Details sind für die Abenteuer, welche die Ruine der Maja betreten, absolut nebensächlich. Sie wollen den Juwelendieben hinterherjagen. Mit gemäßigten 0.5g beschleunigt der Zug aus der Juwelenkammer, wo vorher noch in völliger Dunkelheit eine 20-sekündige Bühnenshow ablief. Zwei Showtüren sind dazu mit der Achterbahn synchronisiert. Der Start fühlt sich moderat und sehr sanft an. Pro Sekunde gewinnen die Quads 18km/h an Geschwindigkeit. Nach vier Sekunden sind rund 65 Kilometer pro Stunde erreicht.

Der Zug schwingt sich auf den ersten Hügel hinauf, der mit knapp zwölf Metern den Hochpunkt der Anlage markiert. Kein weiterer Streckenabschnitt ist höher. Juvelens Layout wurde sehr bodennah gestaltet, womit das Geschwindigkeitsempfinden maximiert wird. Der erste Hügel überspannt in einer weiten Diagonale einen Teil des Geländes und führt den Wagenverbund in eine linksgerichtete Abfahrt. Ein Kurvenzug reiht sich an den nächsten, mal kurz oberhalb der Wasserfläche eines künstlichen Sees, dann wieder in sechs Metern Höhe. Im Schatten eines felsartigen Torbogens werden die Mitfahrer in Sekundenbruchteilen von einer engen, bodennahen Rechts- in eine Linkskurve befördert, welche die Quads auf die zweite Katapultstrecke führt. Diese ist parallel zur ersten Launchgeraden und der Station positioniert und lässt die ATV-Gefährte einen Gang höher schalten.

Links: Bunnyhump Nummer 1 führt zur Rückseite der Anlage

Mit rund 40 Stundenkilometer fahren die Wagen auf die mit der Zuggeschwindigkeit synchronisierten Reibräder, welche nahezu schlagartig aber trotzdem sanft den Zug vollends durchstarten lassen. Die Beschleunigung ist identisch mit der des ersten Launches, das Gefühl aber ein völlig anderes. Die Quads scheinen förmlich aufzudrehen, der Lenker wird von einigen Mitfahrern umklammert, der Fahrtwind stärker. Mit etwa 85km/h legen sich die neun Quads nach einer rund dreisekündigen Beschleunigungsphase in eine weite, bodennahe Linkskurve. Die gefederten Fahrwerke leisten Schwerstarbeit, trotzdem folgen die Fahrzeuge stur der sehr gut eingebogenen, knallgrünen Zweigurtschiene. Leichte Ruckler sind bei 3g Anpressdruck vereinzelt zu spüren, da die Federung am Limit zu arbeiten scheint. Der Kurvenzug steuert an der Rückseite der Anlage vorbei, wo er einer Felswand mit Wasserfall gerade noch ausweichen kann. Ein schneller, im Uhrzeigersinn gerichteter Umschwung beendet die Linkskurve. Das Gefühl von Geschwindigkeit ist durch die bodennahe Führung und den vorbeifliegenden Aufbauten atemberaubend. Die bereits im ersten Abschnitt gekreuzte Wasserfläche wird in einem Meter Höhe übersprungen, dann geht es in die Höhe.

Die folgende, enge Linkskurve wird in drei bis sechs Metern Höhe durchfahren. Erst schwingt sie in die Höhe, dann fällt sie auf Höhe ihres Scheitelpunktes etwas ab, bis sie schließlich wieder an Höhe gewinnt und die Mitfahrer übergeneigt mit einem Felsvorsprung fast kollidieren lässt. Der Zug schießt aus der engen Linkskurve kommend wieder dem Boden zu und befindet sich nun parallel zu der vor etwa 15 Sekunden passierten Abschußstrecke.

Rechts: 180 Grad Schlusskurve in die Bremse

Der zweite Teil der Juwelenjagd hat durch seine höhere Austrittsgeschwindigkeit eine ganz andere Qualität - für eine Familienachterbahn an der Grenze, für das jugendliche Publikum macht es die Anlage deutlich attraktiver. In einem weiten Rechtsbogen gewinnt der Zug wieder an die Höhe, wo ein sanft durchfahrender Umschwung die Quads auf die linke Seite kippen lässt, die Mitfahrer fest im Sattel. Die Fahrdynamik wurde derart eingerechnet, dass die Seitenbeschleunigungen gering gehalten werden - ein Tribut an die offene Sitzposition, bei der die Oberkörper ohne ausgeprägte Rückenlehne und Seitenstützen dem Beschleunigungsspiel noch folgen können sollen. Trotzdem spielt die Dynamik förmlich mit dem Zug und lotet immer wieder die Grenzen des Machbaren einer Familienachterbahn aus - selbst auf die beliebten Umschwünge, schnelle Richtungswechsel von links nach rechts oder in die andere Richtung, hat Intamin nicht verzichtet.

Eine in etwa drei Metern Höhe aufgestelzte Linkskurve führt auf einen gewundenen Airtimehügel, der den Zug oberhalb der Wasserfläche entlässt, welche bereits mehrfach gekreuzt wurde. Eine enge Rechtskurve führt die Quads auf zwei parallel zur Rückfront der Anlage platzierte, geradlinige Hügel von bis zu acht Metern Höhe. Die Züge vollziehen förmlich Luftsprünge, bis eine weite Linkskurve in den letzten, bodennahen Umschwung und in eine über 180 Winkelgerade hinausgehende Kurvenwende führt, die abschließend den Zug in die Magnetbremsen entlässt.

In den Eröffnungsmonaten war das Gelände noch nicht von einer Dschungelvegetation bewachsen, doch die künstlichen, mehr als mannshohen Felsformationen und Wasserflächen sorgten bereits für einen gehörigen Adrenalinkick. Die Quads kommen nie zur Ruhe, ihnen stetig auszuweichen. In den nächsten Jahren wir die grüne Vegetation die Achterbahn vollends einnehmen und die Streckenführung noch undurchsichtiger werden lassen.

Impressionen vom zweiten Streckenabschnitt

Familienachterbahn ohne Kompromisse

Der Quad-Zug gleitet nach über 60 Sekunden reiner Fahrtzeit in die Magnetbremse

Fakten zu Juvelen

Familienachterbahn mit zwei Launchstrecken und einem Achterbahnzug im Quad-Design

Maximale Höhe

12 Meter

Schienenlänge

1000 Meter

Max. Geschwindigkeit

85 km/h

Fahrzeit

120 Sekunden

Fahrzeuge

2 Züge mit 9 Wagen; 2 Plätze pro Wagen

Theoretische Kapazität

750 Personen pro Stunde

Hersteller

Intamin Amusement Rides, Schaan, Fürstentum Liechtenstein

Betreiber

Djurs Sommerland, Nimtofte, Dänemark

Eröffnung

04.05.2013

• Link zur offiziellen Webseite vom Djurs Sommerland

Juvelen, Djurs Sommerlands Achterbahn Nummer Fünf, ist eine gelungene Ergänzung im Portfolio des Parks und katapultiert den kleinen Familienpark zum "Achterbahnmekka" Nummer 1 in Dänemark. Die kurzweilige Storyline, die ungewöhnlichen Wagen und die dynamische Fahrt auf rund 1000 Schienenmetern lassen selbst ohne große Superlative und den damit verbundenen ausufernden Investitionskosten eine Achterbahn für Jung und Alt attraktiv werden.

Obwohl Intamin üblicherweise bei Launch Coastern unter den Big Player mitmischt - die höchste und schnellste Katapultachterbahn steht in ihren Büchern - zeigen sie nach dem Jetski Abstecher in Australien nun auch in Europa, dass Familienachterbahnen nicht nur gemäßigt ausgestaltet sein müssen, sondern sogar durchzugsstarke Launchelemente oder spaßige Kurvenkombinationen beinhalten können.

Text: Coastersandmore - jp
Bilder: Coastersandmore, Intamin

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