Bild: Liseberg

Die zweite Achterbahn des bereits bei Colossos im Heide Park tätigen Teams ist schon jetzt so gut wie fertig, die Testfahrten sind in vollem Gange und. Mitte März darf die Presse die Achterbahn begutachten. Balder wird diese Kreation heißen und im schwedischen Liseberg in Göteborg zur neuen Saison am 12. April eröffnen. Seit sechs Jahren fehlt dem traditionsreichen Vergnügungspark eine Holzachterbahn, doch mit der neuen Anlage von Stengel/Intamin/Cordes/Merck folgt ein adäquater Ersatz für die Berg- och Dalbanan, eine Scenic Railway aus dem Jahre 1923, die wegen zu hoher Betriebskosten demontiert wurde.

Balder wird zweifellos den Geschmack des europäischen Publikums treffen, schließlich werden die gleichen technologisch herausragenden Entwicklungen wie bei Colossos im Heide Park Soltau (siehe ausführlichen Bericht) verwendet. Das Layout ist im Vergleich zum "Koloss aus Soltau" jedoch völlig verschieden. Platz ist in Liseberg Mangelware, und somit muss sich die Holzkonstruktion mit der Grundfläche des ehemaligen Verwaltungsgeländes begnügen. Balder nimmt dabei gerade einmal die Fläche eines Fußballplatzes ein, trotzdem können 1070 Schienenmeter geboten werden. Enge Kurven und kleine, viel Airtime versprechende Hügel werden den Charakter des skandinavischen "Riesen" prägen. 36 Meter geht es hinauf, dann folgt eine 70° steile Abfahrt und ein klassisches twisted Layout, welches im Hauptteil zwei Achterschleifen bieten wird, die in zwei Ebenen direkt übereinander verlaufen. Das Rollmaterial wurde wie viele technische Baugruppen von Colossos übernommen: Zwei Züge mit jeweils fünf Wagen werden in 128 Sekunden dem Fahrgast mehr als zehnmal das Gefühl der Schwerelosigkeit vermitteln. Skandinaviens längste und höchste Holzachterbahn erreicht dabei sogar einen neuen Weltrekord: Mit einer Abfahrt von 70° Neigung darf Balder zu steilsten Holzachterbahn der Welt gekürt werden.

Modell der Achterbahn (ohne Thematisierung)

Im dänischen BonBon Land gastiert der Motorsport: Ab der nächsten Saison dreht sich alles um den Holme Olstrup Grand Prix: Senkrecht geht es mit dem Kettenlift aufwärts - einmalig für eine Achterbahn. Dann ist das Ende des Lifthills erreicht, der Zug neigt sich in die Waagerechte und darüber hinaus - es geht abwärts: Der Höhenunterschied beträgt gerade einmal rund 20 Meter, der "Superlativ" liegt in der Neigung des First Drops: 95° ist dieser steil, die Züge rasen demnach um 5° nach vorne geneigt in die Tiefe. Schulterbügel sorgen für einen sicheren Halt der Fahrgäste. Es folgt eine übergeneigte Steilkurve, ein 17 Meter hoher Vertikallooping und eine Abfolge von Kurvenelementen, dann ist das Grand Prix Abenteuer mit einer Schienenlänge von 430 Metern auch schon beendet. Im dänischen BonBon Land fand der süddeutsche Hersteller Gerstlauer den ersten Abnehmer für seinen Roller Coaster vom Typ XJ-95. Der skurrile Park rund um eine Süßwarenfabrik (vor zehn Jahren eröffnete dort eine Achterbahn mit dem Namen "Hundefurz") wird die kompakte customized Bahn entsprechend der gewählten comichaften Rennsportthematik ausstatten. Das "Wilde Schwein", einer der vielen Comic Charaktere, wird die Hauptfigur sein. Gerstlauer vermeldete sogar zur Euro Amusement Show Ende Januar diesen Jahres eine zweite Auslieferung seines neuen Achterbahnmodells. Eine größere Version mit insgesamt vier Inversionen wird nächstes Jahr im belgischen Bobbejaanland eröffnen.

Vekoma Manufacturing präsentierte schon zur IAAPA 1999 in Atlanta eine Achterbahnkonstruktion, bei der ein Zug zwischen zwei gegenüberliegenden Stahltürmen hin- und herschwingen sollte. Die Besonderheit: Erreicht der Fahrgastträger den in senkrechter Position befindlichen Totpunkt, werden die Gondeln um 180° gedreht und wieder in Fahrtrichtung ausgerichtet. Eine Fahrfigur, wie sie in der Kunstflugszene unter dem Namen "Hammerhead Stall Turn" bekannt ist. Der Prototyp von Vekomas Hammerhead Stall wurde zwar bei einem belgischen Subunternehmer in der Nähe von Aachen errichtet, in einem Freizeitpark ist er jedoch bis heute nicht zu finden.

Der Schweizerische Hersteller Intamin präsentierte mit Linear Gale schon 1998 ein ähnliches Fahrgeschäft im Korakuen Amusement Park in Tokyo. Auch hier stehen sich zwei über 50 Meter hohe, senkrechte Streckenabschnitte gegenüber, auf die der Zug mit seinen Inverted Gondeln per LIM abwechselnd emporgeschossen wird. Eine Drehung der Fahrgastträger ist jedoch nicht vorhanden.

Die Weiterentwicklung Half Pipe besitzt diesen zusätzlichen Freiheitsgrad: Jeweils 16 Fahrgäste finden auf einem überdimensionerten Skateboard Platz, um in der 30 Meter hohen Half Pipe aus Stahl waghalsige Manöver auszuführen. Wieder wird der tonnenschwere Zug mittels LIM Antrieb emporgeschaukelt. Jeweils acht Personen sitzen auf einem frei rotierenden Fahrgastträger, gesichert durch Schulterbügel, die Beine frei nach unten baumelnd. Dabei bilden die Sitze eine Kreisringstruktur, der Blick der Fahrgäste geht nach außen. Ein Motor für die Gondelrotation fehlt völlig, doch durch eine exzentrische Lagerung in Verbindung mit einer unterschiedlichen Gewichtsbeladung und der von außen einwirkenden Beschleunigungsimpulse werden die Gondeln in Rotation versetzt. Die Erstauslieferung dieser besonders für kleinere und mittlere Parks konzipierten Schienenattraktion geht an den finnischen Särkänniemi Amusement Park und absolvierte schon erfolgreich ihre ersten Betriebsstunden auf dem Intamin Testgelände.

Bild: southparks.net

Rauch steigt auf im englischen Thorpe Park im Südwesten Londons. Inmitten des Freizeitparks mit seinem subtropischen Flair erhebt sich seit geraumer Zeit ein Vulkan, der allen Anzeichen nach kurz vor seinem Ausbruch steht. Wir sind jedoch mutig und nähern uns dieser bedrohlichen Erhebung, denn schließlich befindet sich inmitten des Feuer speienden Berges die Station des neuesten B&M Inverted Coaster. Nemesis Inferno ist die vierte Achterbahn des Thorpe Park, der nach der Übernahme durch die Betreibergesellschaft Tussaud im Jahre 1998 verstärkt mit Thrill Rides aufgewertet wurde. 2002 eröffnete der in Sachen Inversionsanzahl neue Maßstäbe setzende Intamin Looping Coaster Colossus (siehe ausführlichen Bericht) und schon im Mai letzten Jahres nahm die Station des Bolliger & Mabillard Coasters erste Formen an: Im Themenbereich Calypso Quay wird es dieses Jahr heiß werden!

720 Meter Streckenlänge, 29 Meter Höhe und vier Inversionselemente sind die Randdaten. Spektakulär wirken diese Zahlen nicht, doch das intensive und aufwändig in Szene gesetzte Coastererlebnis wiegt mehr.

Bild: southparks.net

Schon der Beginn der Fahrt verläuft ungewöhnlich: Der Zug "entkommt" dem gerade ausbrechenden Schlund, stürzt in die Tiefe und rast durch eine nebeldurchflutete, rot leuchtende Höhle, bis ein klassischer Kettenlift das siebengliedrige Gefährt zügig in die Höhe zieht. Wie schon bei Colossus wird der Bereich unterhalb der Achterbahnschienen begehbar sein, subtropisches Feeling inklusive. Der Zug donnert über die Köpfe der Besucher hinweg, durchfährt schnelle, enge Kurven, rast durch einen Vertikallooping, eine Zero-G-Roll und zwei Interlocking Corkscrews, bis es nach einer Achterschleife in die Bremssektion geht.

Das Konzept verspricht eine professionell in Szene gesetzte Loopingbahn (Soundtrack und Wassereffekte inklusive), die aber sicherlich im Schatten ihres Namensvetters Nemesis im Tussaud's Ausghängeschild Alton Towers stehen wird. Erste Testfahrten versprechen einen äußerst intensiven Coastertrip, der in der gewohnten B&M Qualität daherkommt.

Bild: Cedar Fair

Weltrekordcoaster, potentieller Medienhype oder eben Top Thrill Dragster - Cedar Points Neuheit 2003 schlägt sie alle. 128,5 Meter hoch, 193 Stundenkilometer schnell, pures Racing Feeling in stilechten Dragster Fahr"zügen". Ein wuchtiger Hydro-Seilwickelantrieb beschleunigt die fünfgliedrigen Züge regelrecht geschossartig Richtung der überdimensionalen Turmkonstruktion, 2g wirken dabei in Fahrtrichtung auf die Insassen, drücken diese tief in ihre Sitze mit Kopfstützen. 122 Meter hoch, 122 Meter herunter, Drehung um 270° um die Längsachse in senkrechter (!) Position inklusive, dann greifen auch schon die zahlreichen Bremssegmente in das Geschehen ein und verzögern den Zug auf Tempo null.

Top Thrill Dragster wird ein rasantes, intensives, aber auch recht kurzes Coastererlebnis bieten. Damit rund alle 35 Sekunden ein neuer Zug die Startposition verlassen kann, sind maximal sechs Züge im Einsatz, ein doppelter Ein- und Ausstiegsbereich garantiert diese niedrige Taktzeit. Das Design der schnellen "Flitzer" ist windschnittig und äußerst aufwendig für einen Achterbahnzug. Dabei erfüllt es sogar einen funktionalen Zweck: Die Front der Fahrzeuge ist nach Worten von Patrick Spieldiener, dem Geschäftsführer von Intamin, so ausgelegt, dass der Luftstrom über die Insassen hinweg geleitet wird. Unfreiwillig soll schließlich keiner zum "Fliegenfänger" werden. Bei fast 200 km/h würde nämlich nicht nur der Zug zu einem Geschoss werden... .

Im Mai ist die feierliche Eröffnung, die sicherlich von den weltweiten Medien ähnlich beachtet werden wird wie das Opening der Millennium Force vor drei Jahren.