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Pirate Coves Aussenfassade |
Dem Hauptweg folgend verlassen wir den Action Park
und Fisherman`s Wharf. Wir erreichen nun diverse kleinere Themenbereiche, die
sich vielfach nicht räumlich voneinander trennen lassen. Buden und
Kirmesfahrgeschäfte säumen den Weg, doch auch ein größerer
Indoor Ride ist auszumachen.
Eine Hommage an Disneyland findet sich in Pirate
Cove, ein kleiner Themenbereich rund um die Welt der Piraten, der fast
gänzlich vom Pirates Adventure ausgefüllt wird. Innerhalb
einer halb verfallenden Burg warten Piraten, Schmuggler und versteckte
Goldschätze auf die Eindringlinge. Wie beim großen Disney
Vorbild Pirates of the Carribian geht es in kleinen Booten vorbei an
einer audio-animatronischen Kulisse, die einen der größten Dark
Rides in England darstellt und im nationalen Vergleich eine Spitzenposition
einnimmt. Die Szenen und Motive sind zwar hinlänglich bekannt, doch die
brennende Piratenstadt und der unter Beschuss stehende Hafen haben trotzdem
ihren Reiz. Der Piratenhochburg vorgelagert ist noch ein kleines
Rundfahrgeschäft für die Kleinen, welches schon einen Vorgeschmack
auf das bietet, was einem am Ausgang der Piratenfahrt erwartet.
Nach Durchschreiten des obligatorischen Gift Shops
schließt sich der Robinsons Childrens Corner an, ein Kinderland
mit einer kunterbunten Auswahl an Fahrgeschäften, genau 13 an der Zahl.
Seite an Seite sind die vornehmlich aus italienischer Produktion stammenden
Fahrgeschäfte aufgestellt: Ob Frog Hopper, Ballonfahrt oder Auto Scooter,
das Sortiment ist groß. Leider kann sich dieser Bereich nicht vom
Charakter einer Kinderkirmes abheben.
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Links: Excalibur: A Dragon's Tale - recht:
Schiffschaukel von Intamin |
Dem Piratenabenteuer folgt Excalibur: A Dragon's
Tale. Bis 2001 konnte der Besucher an gleicher Stelle die Jungle Cruise
wagen. Inspiriert vom gleichnamigen Ride im Disneyland
eröffneten die Bryans 1975 auf einer zweiten, kleineren
Seefläche ihre eigene "Version" der Dschungelfahrt von Walt Disney.
Seit 2003 ist auf dieser künstlichen Seefläche eine Bootsfahrt rund
um das Mittelalter entstanden. Die Schweizer Bear Rides lieferte
hierfür die Technik, das Theming stammt von den britischen Farmer
Studios. Die Bootsfahrt ist nicht als Geschichtsfahrt zur Legende von
Arthur zu verstehen, sondern bietet einen Blick in die Ritterwelt mit einer
gehörigen Portion britischem Humor. Leider sind die einzelnen Szenen stark
verstreut, so dass die Fahrt ein wenig langatmig daherkommt.
Weiter des Weges folgt der Central Plaza. Das "Herz
des Parks" beherberg zwar keine Fahrattraktionen, dafür Restaurationen,
Shops, diverse Spielbuden und den Lakeside Tea Shop. Zudem lädt der
Jubilee Circus in das angrenzende Sound Stage Theatre ein,
Drayton Manors eigener Circus. Und selbst der eigene, kleine Zoo ist
nicht weit. |
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"Dreier Combo" Apocalypse |
Magischer Anziehungspunkt im kompakten Aerial Park
ist unzweifelhaft der Free Fall Tower Apocalypse, Englands erster
und bislang einzigartiger Giant Drop, der mit einigen
ungewöhnlichen Ausstattungsmerkmalen aufwartet.
Im Jahre 2000 wurde die gerade einmal 55 Meter hohe
Stahlröhre eröffnet - Höhe spielt bei Freifalltürmen jedoch
nur eine untergerodnete Rolle. Vier Spuren bot Ride Trades Giant
Drop damals, und zwei von ihnen waren eine Weltneuheit. Auf der in recht
bizarrer High Tech-Architektur gestalteten Anlage wird der potentielle
Fallsüchtige schon auf dem Vorplatz vor die Wahl gestellt: Fallen im
Sitzen oder Stehen! Der Einstiegsbereich ist von außen nicht einzusehen,
da eine futuristische, rund neun Meter hohe polygonartige Zeltstruktur diesen
verdeckt. Somit bleibt nur der Blick in die Höhe, um seine
persönliche Entscheidung zu fällen. Und tatsächlich: Zwei
Gondeln bieten die üblichen suspended Sitzgondeln für jeweils vier
Personen, bei zwei weiteren scheinen die Fahrgäste auf einem Trittbrett zu
stehen. Der Stationsbereich klärt komplett auf: Die Bryans wollten
etwas Einzigartiges und kamen auf die Idee, den Stand Up Effekt ihrer
Shockwave im neuen Giant Drop zu integrieren. Durch die guten
Geschäftsbeziehungen zu Intamin / Ride Trade konnte die
spektakuläre Neuheit nach zweijähriger Planungszeit eröffnet
werden.
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Rechts: The Haunting |
2003 folgte als Ergänzung eine fünfte Spur, welche
eine identische Fahrposition wie der aus dem deutschen Movie Park
bekannte Floorless - Tilting Drop bietet. Dabei ist der Sitzbereich zum
Fahradsattel minimiert, der Fahrgast hängt förmlich im
Schulterbügel. Auf dem Papier zeichnet sich eine weitere
Thrillsteigerung ab, doch der direkte Vergleich macht deutlich, dass das
Fallvergnügen mit Boden unter den Füßen noch mehr Spaß
bereitet. Einsteigen, Bügel herunterziehen und abwarten. Wie bei der
bodenlosen Variante verhindert ein schmaler Fahrradsattel ein Hinausrutschen
während der Fahrt. Mit beiden Füßen auf dem schmalen Trittbrett
geht es aufwärts, die obligatorischen 15 Grad Neigungswinkel geben den
letzten Kick. Krampfhaft verharren die ausgelieferten Mitfahrer. Der Blick geht
gen Boden, der sechseckige Trichter - die Stationswände - scheint schon
gierig zu warten. Dann wird der Haken gelöst. Es reißt einen nach
unten, kurze, kräftige Beschleunigung, dann der Bremsvorgang - das geht in
die Beine. The High Fall im Movie Park "kickt" schon gewaltig,
die Stehvariante bei Apocalypse vermag dies jedoch zu übertreffen.
Schnell noch das Action Foto erstanden, dann geht es in das
gegenüberliegende Mad House.
The Haunting nennt sich die Attraktion. Hinter dem
plakativen Namen verbirgt sich ein altes Pfarrhaus, der Legende nach 1796
errichtet. Dieser Hinweis ist dem Schild neben der hölzernen
Eingangstüre zu entnehmen. Wie später zu erfahren ist, gehörte
das Pfarrhaus zum Anwesen des Sir Robert Peel, jener berühmten
britischen Persönlichkeit, dem zu damaligen Zeiten das gesamte
Gelände des heutigen Drayton Manor gehörte. Der Pfarrer war
jedoch schon länger nicht mehr nur seinem Gott treu und ging eines Tages
einen Pakt mit der dunklen Seite ein. Das Anwesen löste sich daraufhin in
Luft auf und nichts blieb zurück außer dieser Legende. Eines Nachts
tauchte das Gebäude im heutigen Drayton Manor Park wieder auf. Die
Polizei wurde umgehend von Colin Bryan gerufen, eine Spezialeinheit vom
"Institute of Metaphysical Research" sollte das Geheimnis des
mysteriösen Pfarrhauses schließlich aufdecken. Die Geisterjäger
kamen mit viel sonderbarem Gerät, betraten das Haus und wurden nie mehr
gesehen. Nun sind die Besucher an der Reihe...
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Flying Dutchman |
Der "Schrecken" des Hauses präsentiert sich in zwei
Pre-Shows und natürlich innerhalb des Hauptraums, der eine kleinere
Version der bekannten Mad House-Technik von Vekoma Rides
Manufacturing beherbergt. Maximal 40 Besucher können hier dem Spiel
des unbändigen Geisterhauses beiwohnen: Die Wände wackeln, die Decke
erzittert und der Boden beginnt sich zu bewegen. Heraus kommen sie aber
alle!
Die Show startet und plötzlich beginnt sich der Raum
wie von Geisterhand zu bewegen - oder sind es die Sitzreihen?! Durch geschickte
Sinnestäuschung steht der Fahrgast auf dem Kopf, schaut auf eine Wand, wo
sich eigentlich die Decke befinden sollte oder amüsiert sich wenn der Raum
in schwindelerregendem Tempo um die eigene Achse dreht - Wo nun
tatsächlich oben oder unten ist, erscheint nicht mehr eindeutig.
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Drunken Barrell |
Auf dem sich anschließenden Platz werden die weiteren
Angebote des Aerial Park getestet: Ob Riesenrad, Sombrero von
Moser Rides oder der thematisch exzellent umgesetzte Drunken
Barrel von Intamin. Seltene Exemplare lassen sich in dieser Outdoor
Sammlung ebenfalls finden: Beim Flying Dutchman handelt es sich um ein
überdimensioniertes Kettenkarussell aus dem Hause Intamin, bei dem
jeweils zwei Fahrgäste in einem von 20 kleinen Schiffen Platz nehmen
können. Dann wird der Mittelbau einige Meter vertikal emporgefahren und
dreht um die eigene Achse. Fliegen kann man auch im Buffalo Coaster,
wenn auch schienengebunden. Wie ein Lindwurm schlängelt sich der
Powered Coaster entlang des Seeufers. Durch eine Überarbeitung 2001
erstrahlt diese Achterbahn in neuem Glanz.
Etwas abseits von den Outdoor-Fahrgeschäften findet
sich der Indoor Ride Golden Nuggets - Wild West Shoot Out. Wie
der Name schon erahnen lässt, handelt es sich um einen streckengebundenen
interaktiven Lasershooter im Wild West Look. Der Ride sollte zwar erst ein
Geisterszenario erhalten, um das Thema des angrenzenden The Haunting
fortzuführen, doch dann entschieden sich die Verantwortlichen von
Drayton Manor zugunsten eines Sponsoringvertrages einer großen
Cerealienkette. Seit dem Jahre 2000 rattern die viersitzigen Zamperla
Chaisen durch Cactus Valley, um die Banditen und deren Anführer
Loco Louie und Cactus Bob dem Sheriff abzuliefern. Die Strecke
führt durch eine Wellblechhalle mit ansprechender Innengestaltung. Viel
Zeit, diese näher zu betrachten, bleibt aber nicht, denn der Colt in der
Hand ist für rund zwei Minuten das Arbeitsgerät. In gekonnter
Shooter-Manier gilt es, Punkte zu sammeln, die am Ende abgerechnet werden.
Drayton Manor ist wahrlich kein Achterbahnpark,
vielmehr bieten die Bryans meist ansprechend gestaltete Anlagen und
für den europäischen Markt sogar den ein oder anderen durchaus
innovativen und einzigartigen Ride. Der eigentliche Freizeitpark ist kompakt
gehalten - vielfach stört es einen regelrecht, dass ein ausgiebiges
Wegenetz fehlt, auf dem sich die Massen verteilen könnten. Hierbei sollte
aber nicht vergessen werden, dass der Park nicht am Reißbrett entstand
und sukzessive erweitert wurde.
Drayton Manor ist definitiv eine Reise wert, und wer
sich eh schon in das Niemandsland der englischen Midlands aufmacht, um Alton
Towers zu "finden", dem sei der Abstecher nach Tamworth ans Herz gelegt.
Text und Fotos: Coastersandmore - ng
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