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Drayton Manor Family Theme Park - Fisherman's Wharf und Action Park

Maelstrom bietet ein turbulentes Auf und Ab

Maelstrom ist Ride Trades Suspended Riesenschaukel

Die großen Major Rides im Drayton Manor Family Theme Park finden sich in den Themenbereichen Action Park und Fisherman's Wharf. Letzteres ist ein kleines Fischerdorf, welches hauptsächlich aus zwei Gebäuden, einer Wildwasserbahn und dem Exponat der Saison 2003 mit dem Namen Maelstrom besteht. Die Megaschaukel des Liechtensteiner Herstellers Ride Trade stimmt schon einmal auf das Kommende ein, doch Fun und Action bieten auch die anderen vier großen Rides der beiden Themenbereiche.

Maelstrom ist vom Prinzip eine Schiffschaukel, deren Fahrgastträger um einen rotierenden Kreisring erweitert wurde. An diesem befinden sich 32 nach außen gerichtete Suspended Sitze mit Schulterbügeln. Das Riesenpendel mit seiner zusätzlichen Drehachse wurde von den englischen Farmer Studios dem Themenbereich entsprechend in Szene gesetzt. Umgeknickte Zäune, angespültes Treibgut und zerbrochene Surfbretter sind die bestimmenden Ausstattungselemente. In Fisherman's Wharf scheinen Stürme an der Tagesordnung zu sein. Wie ein Orkan fegt auch der Gondelverbund über die wartenden Parkbesucher. Kurz gesagt: Die Fahrt verspricht viel und bleibt trotz der bedrohlichen Ausmaße der Vergnügungsanlage familienfreundlich. Die im maritimen blau gehaltene Stahlstruktur reckt sich rund 20 Meter in die Höhe, die schwingende Gondel erreicht sogar fünf Meter mehr.

Links: In vertikaler Position dreht sich das Rad im Kreise

Nach Einnahme des Sitzplatzes über einen schmalen aber praktischen Trittring beschleunigt der Trägerarm recht zügig. Leistungsstarke Elektromotoren bringen die Fahrgastgondel innerhalb von vier Pendelbewegungen auf ihre Maximalhöhe. Gleichzeitig dreht sich der Gondelverbund um seine Mittelachse. Statt auf Power setzt Drayton Manor bei der Kreisrotation auf eine stark gedrosselte Geschwindigkeit. Vier Umdrehungen werden pro Minute erreicht und verleihen dem Fahrgeschäft äußerst angenehme Fahreigenschaften.

Heftig schwingt das Pendel hin und her, langsam dreht sich die Gondel im Kreis. Dem Kopfstand fast nahe hängt der Fahrgast einmal in der Luft und wird kraftvoll in die Tiefe gezogen, ein anderes mal blickt er senkrecht gen Boden, der urplötzlich immer näher kommt. Durch die Gondeldrehung ist das Feeling bei jeder Pendelbewegung ein anderes - wohldosierte Airtime inklusive.

Ausblick von der Achterbahn GForce auf Drayton Manor

Links: Stromforce 10 donnert der Wasserung entgegen

Fisherman's Wharf erstreckt sich einige Meter entlang des Seeufers. Abkühlung verspricht Stormforce 10, eine äußerst gelungen in Szene gesetzte Wildwasserbahn. Bear Rides aus der Ost-Schweiz lieferte unter Mitwirkung von ABC Engineering die Technik, die englischen Farmer Studios wie bei Maelstrom eine gelungene Thematisierung. Angrenzend an eine Arcade Hall mit Restauration wartet der Zustiegsbereich in Gestalt eines großen Leuchtturms nebst Lebensrettungs-Station. Stormforce 10 entstand in Kooperation mit dem Royal National Lifeboat Institute, dem englischen Seenotrettungsdienst.

Die Warteschlange führt durch die Räume eines Fischereibetriebes, organisiertes Chaos inbegriffen. Irgendwo läuft ein Radio, der Wetterdienst warnt vor dem "typisch englischen" Küstenwetter. Wasserscheue Naturen packen schon einmal ihre Regenmäntel aus. Eine animatronische Figur in Gestalt eines alten Fischers erzählt uns seine Geschichten von der See, dann kommt die RNLI zum Zuge: Das Edutainment klärt über die Rolle und die Geschichte des Royal National Lifeboat Institute auf. Anschließend wird eines der orangen Rettungsboote bestiegen. Maximal acht Fahrgäste können nun am eigenen Körper den täglichen Job der Seeretter nachvollziehen. Ein kleiner Drop befördert das Boot aus dem Stationsgebäude hinaus direkt hinein in eine "Wasserwand". Es soll noch ein Besuch einer Ölplattform folgen, eine "Evakuierung" mit Rückwärtsschuss inklusive, und schließlich wartet der 20 Meter hohe Höhepunkt, ein Double Down Schuss.

Die 1999 eröffnete Stormforce 10 ist eine Wildwasserbahn fern der üblichen Holzfällerthematik. Die Fahrt ist stimmig, bietet interessante Fahrelemente und vor allem die Thematisierung spricht für sich.

Thrill der Extreme im Action Park

G-Force bietet spektakuläre Fahrmanöver

Bend Cuban EightHumpty Bump Lift

Links: Ausfahrt aus der Bent Cuban Eight Inversionsfigur

Vom Fischerdorf ist es nur ein Sprung in den Action Park. Dort wartet seit dem Sommer 2005 ein futuristisch anmutendes Coastergebilde aus dem Münchner Hause Maurer Söhne, welche sich gegen die potentiellen Mitbewerber Gerstlauer und Vekoma Rides Manufacturing durchsetzen konnten. Auf minimaler Fläche windet sich das hochentwickelte, schulterbügellose X-Car Fahrzeug über die staunenden Menschenmassen. Schon der Lift von G-Force bietet einen integrierten Überschlag: Langsam wird das Fahrzeug ein Oval emporgezogen, bis es am Hochpunkt letztendlich über eine Rückwärtsrolle auf den Kopf gedreht wird. Die ersten Meter der dann folgenden Abfahrt werden sogar über Kopf vollzogen - ohne Schulterbügel eine völlig neue Erfahrung. Das patentierte Maurer Söhne Bauchbügelkonzept überzeugt im Zusammenspiel mit einem hochergonomisch ausgeformten Sitz. Dabei wurde ein Sitzsystem kreiert, welches selbst Überkopffiguren mit negativen Beschleunigungen in völlig neuen Dimensionen erlebbar macht.

Zudem ist die Wendigkeit der kurzen X-Car Züge prädistiniert für enge Kurvenradien. Auf gerade einmal 385 Schienenmeter folgen zwei weitere höchst ungewöhnliche und spektakuläre Fahrelemente: Dem Humpty Bump Lift schließt sich ein extrem parabolisch ausgeformter Camelback mit stark abhebenden Beschleunigungskräften an. Anschließend werden die Fahrgäste nochmals zweimal auf den Kopf gestellt. Der erste Teil der Bend Cuban Eight Inversionsfigur ähnelt einem Vertikallooping, dessen Ausfahrt mit ca. 45 Grad seitlich abgewinkelt ist. Mit diesem Winkel wird eine weitere Loopinghälfte angefahren, ab deren höchstem Punkt sich der Zug während der Abfahrt gegen den Uhrzeigersinn aus dem Kopfstand herausdreht. Das Fahrabenteuer von G-Force ist kurz aber intensiv und eine deutlichere Bereicherung des kleinen Achterbahnangebotes des Drayton Manor Family Theme Parks. Dass dafür eine kuriose Loopingbahn aus italienischer Produktion weichen musste ist fast vergessen.

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Rechts: Ausfahrt Bent Cuban Eight

Dem Wechselspiel der Beschleunigungen folgt das kühle Nass. Splash Canyon ist ein gelungener Rapid River vom führenden Freizeitparkausrüster Intamin. Eine Hintergrundstory wie bei Stormforce 10 wird zwar vermisst, doch der 475 Meter lange Wildwasserfluss bietet Abwechslung pur. Der Kanal ist stellenweise so breit, dass die Rundboote sich gegenseitig überholen können - die Überholvorgänge steigern dabei das Vergnügen beträchtlich. Wasserkanonen und Wellenbecken sorgen zudem für ein kurzweiliges Vergnügen. Ein Jahr nach seiner Eröffnung, konkret im Jahre 1994, wurde der Rapid River durch ein weiteres "Feature" ergänzt. Seitdem stürzen sich die Züge des Stand Up Coasters Shockwave parallel zum Wildwasserkanal in den First Drop und dem sich anschließenden Vertikallooping.

Stand Up Coaster haben in Europa Seltenheitswert, Shockwave ist heute sogar das einzige Exemplar. Drayton Manor benötigte im Jahre 1994 einen Signature Ride. Die großen englischen Parks in der Umgebung rüsteten im Bereich der Roller Coaster gehörig auf, somit fiel die Wahl auf eine vermeintlich ebenso spektakuläre und "neuartige" Bahn. Vier Millionen Pfund, umgerechnet sechs Millionen Euro, wurden in das Projekt Stand Up Coaster investiert, bei der Intamin AG wurde man fündig: Schon 1987 lieferten die Schweizer einen getwisteten Stand Up Coaster an das schwedische Skara Sommarland, der nach Aussage des skandinavischen Parks "eine Nummer zu groß war". Seit 1995 ist die Anlage im kanadischen La Ronde Park beheimatet. Shockwave war die dritte und letzte Stand Up-Produktion der Schweizer und stellte mit vier Inversionen einen neuen "Weltrekord" innerhalb ihrer Gattung auf - aber was sind schon Rekorde in der schnelllebigen Achterbahnwelt. Schon fünf Jahre später war diese Spitzenposition längst weitergereicht worden, Shockwave nur noch irgendein Coaster, der die Superlative "im Kleinen" nach Tamworth bringen sollte.

Links: Shockwave wurde über den Rapid River Splash Canyon installiert

Das Layout ist simpel, die Bezeichnung "Achterbahn" tatsächlich zutreffend, da der Streckenverlauf "nur" eine Acht beschreibt. Abwechslung bleibt dabei Mangelware: Die Inversionselemente werden wie am Fließband abgespult, die erste und einzige Abfahrt ist der First Drop. Ansonsten verläuft die Streckenführung aufgestelzt über den Splash Canyon und die Köpfe der Besucher hinweg. Auf eine Helix am Streckenende wurde verzichtet, statt kleineren, zwischen den Loopingelementen integrierten Auf- und Abfahrten wird beispielsweise eine unmotivierte, 40 Meter lange Geradeausfahrt geboten. Wechselnde G-Forces sind - bis auf die Überschlagelemente - nicht vorhanden. Shockwave scheint einzig und allein auf Inversionen ausgelegt worden zu sein, für den heutigen Anspruch zu wenig. Doch eines bleibt: Shockwave ist Europas einziger Stand Up Coaster.

Die Station selbst wurde aufgestelzt und führt über die Rundladestation des Rapid River. 24 Personen können gleichzeitig in einem der beiden knallgelben Züge ihre Stehposition einnehmen, jeweils vier in einer Reihe. Dabei ist vor allem der Sicherungsmechanismus gewöhnungsbedürftig. Dies betrifft vor allem den zweigeteilten Schulterbügel, der durch eine fahrradsattelähnliche Stütze ergänzt ist.

Irgendwie erinnern Schiene, Zug und selbst die mechanische Bremskonstruktion an die zahlreichen Kreationen aus dem Hause Bolliger & Mabillard. Selbst den einen oder anderen Branchenkenner lässt dieses Erscheinungsbild an der wahren Herkunft zweifeln. Trotzdem ist Shockwave ein Produkt der Intamin AG, welche bis Mitte der 90er Jahre verstärkt Konstruktions- und Fertigungskapazität beim Schweizer Stahlbauer Giovanola beanspruchte. Giovanola ist aufgrund einer Insolvenz nicht mehr am Markt tätig, doch nur unweit des früheren Standortes in Monthey befindet sich heute der Firmensitz von B&M. Deren Köpfe Walter Bolliger und Claude Mabillard waren bei Giovanola beschäftigt, bevor sie sich Ende der 80er Jahre selbstständig machten und das Zug- und Schienendesign des Intamin Stand-Up Coaster zur Perfektion "weiterentwickelten".

Einfahrt und Ausfahrt der Corkscrew

Dem 32 Meter hohen Lifthügel von Shockwave folgt eine abwärts führende, weite Linkskurve, die in einen geradlinigen Drop übergeht und in einem Vertikallooping endet. Das Fahrfeeling ist Stand Up like: Die Schienenführung ist durch die höhere Fahrposition besser einzusehen, ansonsten bietet sich kein großer Unterschied zur "normalen" Sitzposition. Dies ist wohl auch ein Grund, weshalb seit 1999 weltweit keine weitere Bahn dieser Gattung eröffnete.

Drei weitere Inversionen sollen folgen. Dem Vertikallooping schließt sich die Revolution an, eine 360° Drehung um die Längsachse bei gleichzeitiger parabelförmiger Streckenführung über einen Berg. Nichts Besonderes eigentlich, ist dieses von Werner Stengel kreierte Fahrelement doch auch bei vielen anderen Achterbahnen zu finden - bei Stand Up Coastern ist es jedoch einzigartig. Apropos Werner Stengel: Das von ihm gegründete Ingenieurbüro aus München ist für das komplette Design der Anlage, also die Bereiche Layout, Dynamik und Statik, verantwortlich.

Zwei Überschläge wurden schon abgespult, doch die knapp 600 Meter lange Strecke bietet noch mehr. Verlief die Strecke bisher (fast) parallel zum Lifthill, donnert der Zug nun auf besagtem, irgendwie innovationslosen Geradenstück an der Station vorbei, um auf die beiden hintereinandergestellten Corkscrews zuzufahren. Ein einziges Mal wird die Strecke gekreuzt, dann noch eine weite Rechtskurve und schon folgt die Schlußbremse. Stehen oder Sitzen, es ändert nicht viel am Fahrgefühl.


Text und Fotos: Coastersandmore - ng

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