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6:00 Auch die Spezialeffekte wollen einer Kontrolle unterzogen
werden. In völliger Dunkelheit warten auf die Wagen zwei
bisher bei Achterbahnen völlig unbekannte Elemente:
Bei der blauen Bahn steht eine Wippe auf dem Programm, bei der
orangefarbenen eine Klappschiene. Während die Fahrzeuge der
blauen Bahn um die Querachse gekippt werden, werden die Chaisen
der orangefarbenen Bahn seitlich um die Längsachse geneigt.
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Seiten-
und Vorderansicht des Fahrzeuges |
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Hinter diesen unerwarteten Effekten steckt eine ausgeklügelte
Technik, die nichts dem Zufall überlässt. Neben einer
aufwändigen, auf einem gigantischen Stahlrahmen ruhenden
Mechanik sorgt wieder die Steuerung für einen reibungslosen
Ablauf. Dabei werden die Schienenstücke bis zu sechs mal in
der Minute von einer Position in die andere gefahren: Erst mit
besetztem, 1,2 Tonnen schweren Fahrzeug, dann ohne wieder zurück
in die Ausgangsposition. Simone Faßbender greift zur
Konsole, meldet über ihr Funkgerät den Handbetrieb der
Wippe an und verfährt schließlich die tonnenschwere
Maschinerie von der einen in die andere Endlage. Ein Elektromotor
sorgt dabei für die notwendige Power. Langsam, wie in
Zeitlupe, neigt sich die Schiene in die Endposition. Nur der Wagen
fehlt, der im Betrieb die sich anschließende Abfahrt
herunterstürzen würde. "Mit dieser Referenzfahrt überzeugen
wir uns und das Computersystem vom fehlerfreien Betrieb", so
ihre Worte.
Die Verschleißteile werden anschließend einer
strengen visuellen Kontrolle unterzogen. Der technische Aufwand
ist enorm: Die Wippe kann in jeder beliebigen Position durch
Bremsen fixiert werden, eine Messoptik teilt der Steuerung die
Lage des Schienenelementes mit und Dämpfer sorgen für
eine ruckfreie Einnahme der Endlagen. Dort erfolgt auch eine zusätzliche
Verriegelung. Werner Kuhl kommt hinzu und überprüft
die mechanischen Sicherungseinrichtungen des Fahrzeuges. Dieses
muss schließlich während der Bewegung der Wippe sicher
auf der Schiene fixiert werden. Eine Reduzier- und zwei
Sicherheitsbremsen sorgen für den notwendigen Halt, und zusätzlich
werden an den beiden offenen Schienenenden pneumatisch Anschläge
hochgefahren, auf denen die Puffer der Fahrzeuge im Notfall zum
Anliegen kommen würden. Schließlich verhindert noch ein
Sägezahnprofil, wie es auch bei herkömmlichen Lifthügeln
zum Einsatz kommt, das Zurückrollen des Fahrzeuges bei der
Einfahrt in das Element. "Sicherer geht es fast nicht mehr"
so sein Kommentar, und er ergänzt: "Der Computer überwacht
im Betrieb sämtliche mechanischen Einrichtungen in einem
strikten Zeitfenster. Entsprechen die gemessenen Zustände
nicht exakt dem vorgegebenen Timing, so erfolgt eine
Sicherheitsabschaltung" Wir wagen kurz einen Blick auf die
Schiene und erblicken eine Batterie an Näherungsschaltern.
Die Antwort folgt prompt: "Somit ist die Position des
Fahrzeugs zentimetergenau festzustellen." |
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Grundriss
des Rückstellmechanismus |
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6:20 Wippe und Klappschiene entlassen die Fahrzeuge in ein durch
Feuerschein illuminiertes Gewölbe. Derzeit erleuchten grelle
Scheinwerfer die Szenerie. Über eine Leiter verlassen wir die
Plattform und entdecken eine Vorrichtung, die rein äußerlich
wie ein überdimensionaler, abgeknickter Balken daherkommt,
der über einen Federmechanismus schwenkbar ist. Wir erinnern
uns: Die Fahrzeuge verfügen über eine Drehmechanik,
rotieren bis zu 20 mal in der Minute um ihre eigene Achse. Während
der Unterwagen mit seinem Fahrwerk fest mit der Schiene verbunden
ist, kann der Oberwagen (beinahe) frei rotieren. Vor der Einfahrt
in die Station muss dieser in Fahrtrichtung ausgerichtet werden.
Diese Aufgabe übernimmt eine Führungsanordnung in
Gestalt eines Balkens. Diese ist so konstruiert, dass stoßartige
Drehmomente bei der Rückstellung der Gondeln vermieden werden
und der Oberwagen, egal welche Position er auch besitzt, exakt
ausgerichtet wird.
Am Ende dieser Vorrichtung bemerken wir eine Art Leitblech,
welches schräg zur Spur angeordnet ist. "Das ist eine so
genannte Kulisse. Dadurch wird der Oberwagen in der eingenommenen
Endstellung fixiert", erklärt Simone Faßbender.
"Am Fahrzeug befindet sich ein Hebel, der an dieser Führung
über eine Gummirolle abrollt. Während der Wagen das
Leitblech passiert, wird der Hebel je nach Stellung der Kulisse
hineingedrückt oder herausgezogen. Über einen
Mechanismus im Fahrzeug wird dadurch eine Feststellbremse betätigt.
Je nach Stellung des Hebels ist die Bremse geöffnet oder
geschlossen." Auf dem Lift und während der
ersten Drops sind die Wagen noch fixiert, doch vor der
Slalomstrecke bzw. den Mauskurven wird die Bremse gelöst. Der
Oberwagen kann dann frei um seine Mittelachse drehen, während
das Fahrzeug mit bis zu 60 Stundenkilometern die Strecke entlangfährt.
Während der Überfahrt der Wippe und der Klappschiene
erfolgt kurzzeitig eine weitere Festbremsung. Auch hier kommen die
Leitbleche zum Einsatz. |
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Eine
der beiden Fallschienen |
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6:30 Wir nähern uns dem Stationsbereich und begeben uns zu
den letzten Spezialeffekten auf der Strecke, den beiden
Fallschienen: Angetrieben durch einen Elektromotor und ein
nachgeschaltetes Getriebe sackt die Schiene bei
Schrittgeschwindigkeit der Wagen an einem Ende gut einen halben
Meter in die Tiefe und schwingt sofort wieder in ihre
Ausgangsstellung zurück.
Dieser mechanische Effekt ist ähnlich wie die Wippe
abgesichert, auch wenn der mechanische Aufwand geringer ist. Eines
der Sicherungsmerkmale ist wieder das Sägezahnprofil, in das
ein am Fahrzeugunterrahmen angebrachter Sicherungshaken während
des Passierens eingreift und ein Zurückrollen auf der schrägen
Schiene verhindert. Eine Referenzfahrt beider Fallschienen schließt
deren Überprüfung ab. |
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Westerntüre |
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6:45 Nun sind wir keine fünf Meter vom Stationsbereich
entfernt, der während des Betriebes durch ein Flügeltor
vom wuzischen Kellergewölbe abgetrennt ist. Ein schmaler Steg
verläuft parallel zur Strecke. Diesem folgen wir und sind
erstaunt über die plötzliche Wärme, die uns
entgegenstrahlt. "Für die Infrarotkamera" folgt als
Erklärung. Üblichen Kameras würde der Feuerschein
der spärlich vorhandenen künstlichen Lichtquellen nicht
ausreichen. Wärmekameras auf der Wellenlänge infraroten
Lichtes gestatten dem Operator, die Bereiche einzusehen und die
Fahrgäste zu beobachten. Sollte es zu einem betriebsbedingten
Halt kommen, kann er über Lautsprecher Kontakt zu den
Mitfahrern aufnehmen.
Simone Faßbender holt ein knapp ein Meter langes
U-Profil hervor: "Nun werden die Reibräder
überprüft". Diese Vollgummiprofile waren uns schon
bei den Blockbremsen aufgefallen.
Die
Reibräder werden überprüft |
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"Die Räder unterliegen einem natürlichen Abrieb,
und daher wird deren Maß jeden Morgen überprüft.
Sind die Räder zu stark abgenutzt, ist die Kraftübertragung
auf das Fahrzeug nicht mehr gewährleistet", erläutert
Simone Faßbender. Das U-förmige Gestänge
wird auf das Rad aufgelegt und dient als Messinstrument. Die
beiden äußeren Flanken haben auf den beiden
Schienenrohren fast zur Auflage zu kommen: "Etwas Kippspiel,
so zwei bis drei Millimeter, muss vorhanden sein, sonst sind die
Reibräder zu stark abgenutzt und sind nicht mehr in
der Lage, die Wagen in die Station zu schieben." Das gut eine
Tonne schwere Fahrzeug müsste dann die fehlenden Meter per
Muskelkraft in die Station geschoben werden. Schließlich überprüft
Simone Faßbender noch die Zahnriemen, welche die
Drehbewegung der Motoren auf die Reibräder formschlüssig
übertragen, dann wendet sie sich der nächsten
Einrichtung zu.
In Höhe der Reibräder findet sich links und rechts der
Fahrstrecke ein schwenkbares Gestänge, "die Westerntür",
so Simone Faßbender: "Damit kann das
Computersystem überprüfen, ob die Oberwagen korrekt
ausgerichtet sind; für den Fall, dass der Balken nicht
korrekt funktionieren sollte. Ansonsten würde der Wagen gegen
die Kante der Stationsplattform stoßen und blockieren."
Für einen vollautomatischen Betrieb ist eine solche
Endabfrage unerlässlich. Weicht der Oberwagen nur wenige
Winkelgrade von der Sollstellung ab, öffnet die "Westerntüre",
löst einen Kontakt aus und die Steuerung stoppt dem
Reibradabtrieb, mittels dem die Chaise in die Station
geschoben wird. |
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