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Orlando ohne Themenparks?! - Kaum vorstellbar, aber vor 30 Jahren noch Realität. Die Stadt im Herzen Floridas hatte bis dahin in ihrer gut 100-jährigen Geschichte schon einiges erlebt: Das Zeitalter der Eisenbahn bescherte ein explosionsartiges Bevölkerungswachstum, dann der Citrusfrüchte-Boom, Ende der 50er Jahre der Beginn des Weltraum-Zeitalters mit der Niederlassung der damaligen Glenn Martin Company und schließlich 1971 eine regelrechte "Mäuseinvasion".

Allen voran Mickey Maus, die Identifikationsfigur der Entertainment Company Walt Disney. Was danach folgte übertraf alle Erwartungen. Der Grundstein wurde mit dem Magic Kingdom gelegt, einem "Nachbau" des weltbekannten Disneyland in Anaheim bei Los Angeles. Bis zum Jahre 2000 entstanden auf dem 12000 Hektar großen Gelände südwestlich von Orlando drei weitere Themenparks (Epcot, Disney-MGM Studios und Animal Kingdom), dutzende von Hotels, drei gigantische Wasserparks, das Vergnügungszentrum Pleasure Island, ein Sportkomplex mit Autorennstrecke und sogar eine eigene "reale Stadt" namens Celebration. Das Konzept der Traumwelt für die Kinder dieser Welt ging auf: Bis heute haben gut 650 Millionen Menschen die Walt Disney World besucht.

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Rock 'n' Roller Coaster - Disney's Antwort auf Universal's Islands of Adventure
Dueling Dragons - Schon einmal einen Inverter gefahren, bei dem 2 Züge frontal aufeinander zurasen?!
Kraken - B&M Floorlesscoaster in Sea World Orlando
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Der Erfolg zahlt sich vor allem geschäftlich aus: Heute bilden die Themenparks die profitabelste Sparte des an der Börse notierten Medien- und Entertainmentkonzerns. Ein Grund, weshalb sich Mitte der 80er Jahre der Filmkonzern Universal ebenfalls für den Standort Orlando interessierte und 1990 (ein Jahr später als Disney) seinen Filmpark Universal Studios Florida eröffnete. Mit den Themenparks boomte auch die Tourismusbranche rund um Orlando; Hotels schossen wie Pilze aus dem Boden und bieten mittlerweile über 103.000 Gästezimmer!

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Islands of Adventure - Skyline

Lange hatte der Mäusekonzern in Orlando quasi eine Monopolstellung, das 70 Meilen entfernte Busch Gardens Tampa Bay, ein Thrill- und Safaripark, konnte nicht als ernstzunehmender Konkurrent aufgefasst werden. Doch Mitte der 80er Jahre betrat Universal das Parkett. Es wurden Pläne publik, dass die Filmcompany aus L.A. einen Filmpark unweit der WDW errichten wollte. Eine Reaktion seitens Disney folgte sofort: 1985 veröffentlichte der Konzern seine Absichten zum Bau eines dritten Themenparks, der sich ebenso wie das Äquivalent von Universal mit dem Thema Film beschäftigen sollte. Vier Jahre später, gut ein Jahr vor der Eröffnung der Universal Studios Florida, wurden die Disney-MGM Studios eröffnet. Der "Marktführer" hatte das Wettrennen für sich entschieden. Zwar bot der Park in seinen Anfangsjahren nur recht wenige Attraktionen, doch so war man dem Konkurenten voraus. Dieser war jedoch nicht minder erfolgreich, doch gegen die Platzherrschaft des Mäusekonzerns konnte man nur wenig ausrichten. Vor allem das Angebot war deutlich geringer, schließlich bot Universal "nur" einen gut 35 Hektar großen Themenpark, der vom Angebot eher die erwachsenen Filmfans anspricht. Die Urlauber kamen wegen Disney, verbrachten in dessen Resort viele Tage und schauten vielleicht auf ihrem Rückweg bei Universal vorbei. Ein Zustand, der sich ändern sollte...!
Mitte der 90-ger Jahre kündigte das nun unter dem kanadischen Seagram Getränkekonzern laufende Hollywood Studio seine neuesten Absichten an: Ein ernstzunehmender "Gegenangriff" auf die Walt Disney World sollte gestartet werden. Universal beabsichtigte, den Filmpark um einen weiteren Themenpark nebst Hotels und Entertainmentzentrum zu erweitern. Der Islands of Adventure benannte Themenpark sollte vor allem mit Rides aufwarten, die man aus dem Hause Disney bislang so gut wie gar nicht gewohnt war - Thrillrides der Spitzenklasse nämlich. Zwar bietet auch WDW Achterbahnen und andere actionreiche Fahrattraktionen an, doch gegen die von Universal publizierten Pläne wirkten die bisherigen Attraktionen von Disney, beispielsweise Big Thunder Mountain oder der "Wilde Maus im Dunkeln"-Verschnitt Space Mountain (nicht zu verwechseln mit der europäischen Version), wie "Kaffeefahrten". Unter dem Motto "schneller, höher, wilder" sollte endlich eine Alternative zu Disney's kindgerechter Erlebniswelt geschaffen werden.

Disney's Rock 'n' Roller Coaster
Foto: Walt Disney Company

Wer jedoch beim Thema Thrill direkt an einen Steelpark im Stile der Six Flags Areale denkt, liegt bei diesem Projekt eindeutig falsch: Islands of Adventure präsentiert sich als eine perfekt thematisierte Erlebniswelt, deren Thrillrides so gut wie alle hinter großzügig gestalteten, natürlich wirkenden Bauten verschwinden sollten. Erste Modelle ließen diesen Ansatz eindeutig erkennen. Islands of Adventure sollte zwar eine Attraktion neben der anderen beherbergen, eine bloße Aneinanderreihung von Stahlbauten wie in den Six Flags Parks würde dieses Projekt aber nicht bieten. Nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit erfolgte die Eröffnung im Frühjahr 1999.

Dass Disney dem gut 10 Meilen nördlich gelegenen Bauprojekt nicht untätig zusah, erscheint logisch. Zwar baute man keinen vergleichbaren Themenpark wie vor zehn Jahren mit dem Studios, doch plötzlich befanden sich mehrere Thrill-Attraktionen auf den Zeichentischen der Disney-Imagineers - mehr als bisher insgesamt in den drei Parks der Walt Disney World (Animal Kingdom eröffnete erst 1998) zu finden waren: Einige Attraktionen wurden zwar wieder verworfen, doch pünktlich zum Start von Universal's Islands of Adventure konnten drei neue Anlagen dieser Kategorie präsentiert werden, darunter die erste Looping-Achterbahn in einem Disneypark in den USA: Mit dem Rock 'n' Roller Coaster wurde das erfolgreiche Konzept des Space Mountain aus dem Disneyland Park bei Paris nach Florida importiert. Die Ride-Technik für diesen Indoor-Coaster lieferte dieselbe Firma wie für die Pariser Achterbahn, und zwar der Hersteller Vekoma aus den Niederlanden.

Dabei werden die Mutigen auf der amerikanischen Bahn sogar mit einem LSM-Antrieb ins Abenteuer oder besser gesagt in das erste Überschlagselement katapultiert. Die Achterbahnfahrt bekam eine tolle Storyline und nimmt die Fahrgäste mit auf eine Spritztour durch das nächtliche Los Angeles.

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The Amazing Adventures of Spider-Man
Bild: Universal Studios Escape

Die Extraklasse von einigen Thrill-Anlagen des neuen Universal Parks erreicht aber aelbst diese neue Disney Attraktionen nicht: Die Konkurrenz klotzte nämlich mit dem Besten und Teuersten, was der Markt zu diesem Zeitpunkt hergab: In der Sparte Achterbahnen sind direkt drei unterschiedliche Anlagen der schweizerischen Coasterschmiede Bolliger & Mabillard zu finden: Dueling Dragons, der erste Dueling Inverted-Coaster weltweit (mit zwei verschiedenen Streckenverläufen), und Hulk, ein Sit-Down Coaster mit Reibradabschuß.

Auch die Sparte Wasserfahrten präsentiert sich im warmen Florida mit drei gigantischen Anlagen, der Soak-Faktor ist hier unübertroffen: Ein gewaltiger Rapid River von Barr Engineering mit dem sinnigen Namen Popey & Bluto's Bilge-Rat Barges (im Vergleich zu dieser Anlage wirken alle bisherigen wie langsame Bötchenfahrten), eine Bootsfahrt mit 30 Meter Schuss im Jurassic Park River Adventure und die außergewöhnliche Mack Wildwasserbahn Dudley Do-Right's Ripsaw Falls, die einige ungewöhnliche Überraschungen bietet.

Hulk

Zudem präsentiert man eine Weltneuheit auf dem Gebiet der Simulationsanlagen: The Amazing Adventures of Spider-Man, eine "in House" Entwicklung, entführt die Besucher in die Comicwelt des gleichnamigen Helden. Und diese Welt erscheint (fast) real. Erreicht wird dies durch einen Simulator auf Rädern, der durch Kulissen fährt, in die nahtlos eine Vielzahl von Leinwänden eingebaut sind. Auf diese werden synchron zur Bewegung des Gefährts 3-D-Animationen projiziert, die von den Insassen mit einer Polarisationsbrille betrachtet werden. Die perfekte Soundbeschallung vollendet das Erlebnis: So wird der Fahrgast von finsteren Gestalten mit (virtuellen) Feuerbällen bombardiert, denen reale Explosionen in der Kulisse folgen, oder man wird urplötzlich in die Höhe katapultiert, um schließlich von Spider-Man gerettet zu werden.

Alles in allem soll Universal für das neue Resort namens Universal Orlando (der neue Themenpark, die Vergnügunsgmeile City Walk, zwei Hotels und eine komplett neue Infrastruktur) mehr als 2,5 Milliarden Dollar ausgegeben haben.

Universal Studios Florida

Ob man damit aber den erwünschten Erfolg hat, bleibt abzuwarten: Das erste "halbe" Geschäftsjahr verlief nicht wie erwartet, die Besucherzahlen für das Islands of Adventure blieben stark hinter den Erwartungen zurück, was der Konzern auf die missverständliche Werbung zurückführte, die nicht eindeutig auf einen neuen Themenpark hindeutete, so dass viele potenzielle Kunden nur an einen Ausbau des bestehenden Studioparks dachten. Im Jahre 2000 sahen die Besucherzahlen aber schon besser aus.

Im Verlauf der großen Fusionswelle des letzten Jahres wurde dann der kanadische Mutterkonzern Seagram (zu diesem Getränkeunternehmen gehören auch die Universal Filmstudios, der Musikverlag und die Themenparks) im Juni 2000 vom französischen Mischkonzern Vivendi (Versorger und auch durch das Tochterunternehmen Canal+ im Medienbereich tätig) mittels eines Aktientausches in Höhe von 34 Mrd. USD übernommen. Vivendi will mit diesem Zukauf seine Tätigkeiten im Medien-, Film- und Freizeitbereich ausweiten.

Men in Black - Alien Attack

Das nun mit einer Marktkapitalisierung von 100 Mrd Euro bewertete Aktienunternehmen namens Vivendi Universal will sich nach eigenen Angaben nur vom Getränkeunternehmen Seagram selbst trennen, um die Schulden des alten Konzerns in Höhe von 6 Mrd USD zu begleichen. Man darf gespannt sein, inwieweit das neue Unternehmen mit seiner Investitionsfreude bei den Themenparks verfährt, um diese weiterhin als "Werbeplattform" für die eigenen Filme zu nutzen. Ein angestrebter Universal Park für das Jahr 2005 auf einem 86 Hektar großen Gelände bei Krefeld, einer Stadt am Rande des Ruhrgebiets, deuten auf eine Beibehaltung der bisherigen Expansionspolitik hin. Die "alten" Betreiber waren aber noch für den in Frühjahr 2000 in den Universal Studios eröffneten interaktiven Darkride Men in Black - Alien Attack verantwortlich. Hier gehen die Besucher entsprechend der Story des Films auf Alien-Jagd, wobei jeweils sechs Fahrgäste mit Laserpistolen ausgerüstet die Erde retten müssen - Aber vorsicht, denn die Aliens schießen zurück und können das Gefährt außer Kontrolle bringen.

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Kraken - B&M Floorlesscoaster

Die Vernügungswelt rund um Orlando ist durch diesen Schritt von Universal um einiges flotter geworden: Disney rüstete mit einigen "schnelleren" Attraktionen auf und plant auch für die Zukunft weitere innovative Anlagen (darunter eine zur Zeit im Bau befindliche gigantische Zentrifuge im neuen "Space"-Pavillion des Epcot Parks).

Gwazi - Duellierende Holzachterbahn

Auch der Meerestierpark Sea World Orlando eröffnete vor kurzem seine erste Achterbahn Kraken , einen Floorless Looping Coaster von Bolliger & Mabillard, das dritte Fahrgeschäft nach der Prototyp-Wasserachterbahn der deutschen Firma Mack namens Journey to Atlantis und einer Simulatorenanlage. Dass man sicherlich auch in Zukunft an Fahrgeschäften dieser Art festhalten möchte, zeigt die Namenserweiterung Sea World Adventure Park Orlando.

Noch interessanter kann es werden, wenn Six Flags Inc. einen Vernügungspark in dieser Gegend eröffnen würde. Dann könnte die Touristenhochburg Orlando zum neuen Coaster-Mekka für die Achterbahnfans werden, die für den endgültigen Coaster-Kick zur Zeit noch zum knapp 80 Meilen entfernten Tampa ins Busch Gardens fahren müssen. Dort erwartet seit 1999 neben einem Bolliger & Mabillard Inverter namens Montu und Kumba, einem Sit-Down Coaster des gleichen Herstellers, die duellierende Holzachterbahn Gwazi die Besucher.

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