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Im Jahre 1978 präsentierten die Schausteller Oscar Bruch und Fritz Kinzler die erste transportable Loopingbahn in Deutschland. Mehr noch: Ihr "Looping Star" war sogar der erste Roller Coaster mit Vertikallooping in Deutschland - eine Sensation auf den Volksfesten. Mit 4,5g wurden die willigen Fahrgäste in den klothoidenförmigen Looping gedrückt, um an dessen Scheitelpunkt gerade einmal nur noch das halbe Körpergewicht zu spüren.

Aus dem einem Vertikallooping wurden zwei, dann drei und im Jahre 1986 sogar vier. Der Thriller von Oscar Bruch feierte auf den Festplätzen seine Premiere. Diese "Serie" der transportablen Loopingbahnen ist auf eine Firma in Süddeutschland zurückzuführen, die mit dem Bau der ersten Stahlachterbahn in Deutschland Geschichte schrieb - die Firma Schwarzkopf aus Münsterhausen. Zusammen mit Werner Stengel, dem Achterbahn-Guru aus München, kreierte man eine Erfolgsachterbahn nach der anderen und beschränkte sich dabei nicht nur auf den transportablen Markt.

Loopingbahn Nessie - Schwarzkopf einziger fest installierter Looper für Deutschland

Expedition GeForce - Europas erster Megacoaster

Vielmehr lieferte der Betrieb aus dem Schwabenland in die ganze Welt, darunter viele revolutionierende Neukreationen: Anton Schwarzkopf, der Visionär und risikobereite Geschäftsmann trieb die Projekte voran, während Werner Stengel vor allem die Lösungen in Bezug auf komplizierte und komplexe Berechnungen der Fahrstrecke lieferte. Schwarzkopfs Großanlagen wurden hauptsächlich an Freizeitparks in Übersee geliefert, Deutschland kann sich bis heute nur mit einer seit 1980 fest installierten Loopingbahn im Hansa Park behaupten. Die großen Loopingschleudern waren scheinbar nur den Kirmesplätzen vorbehalten. Dabei sind diese Anlagen so filigran gestaltet, dass trotz ihrer gigantischen Ausmaße ein Transport möglich ist. Beanspruchte Flächen von rund 80 mal 40 Metern waren keine Seltenheit, und selbst heute sind noch drei Großachterbahnen dieser Kategorie unterwegs. Trotz zu bewegender Stahlmassen von rund 1000 Tonnen scheint das Geschäft noch lukrativ genug zu sein. Eine Einmaligkeit, die in dieser Form in keinem anderen Land zu finden ist.

In der Bauphase des Thrillers ging jedoch die legendäre Achterbahnschmiede Schwarzkopf in Konkurs, der harte Wettbewerb mit dem amerikanischen Konkurrenten Arrow Dynamics führte zu diesem traurigen Ende. Die beiden Masterminds, Anton Schwarzkopf und Werner Stengel, blieben der Branche erhalten: Stengel, der immer auf eigene Rechnung arbeitete, verlor zwar seinen größte Kunden, konnte aber sein Konstruktionsbüro weiterführen. Neue Projekte waren schon auf den Zeichentischen.

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Links: Das Gefälle des First Drop

Eines von ihnen, das Projekt Nummer 8509, sollte in der Kirmesszene wieder einmal alles in den Schatten stellen: Der Bonner Schausteller Rudolf Barth setzte sich Anfang des Jahres 1985 mit dem Ingenieur in Verbindung, um gerade einmal ein Jahr nach der Inbetriebnahme seines Dreier Looping von Schwarzkopf das nächste Projekt vorzubereiten.

Der bekannte Schausteller wollte wieder eine Schienenbahn, diesmal jedoch eine Anlage, die sage und schreibe fünf Überkopffiguren bieten sollte. Dies würde den vorläufigen Rekord auf dem transportablen Achterbahnsektor bedeuten und zusätzlich den Inversionsrekord in Deutschland markieren. Schließlich setzten nur wenige hiesige Freizeitparks auf Großachterbahnen und bei den vereinzelten Loopingbahnen waren zwei Überschläge schon das Maximum. Außerdem sollte die Streckenführung gegenüber dem Dreier Looping verändert werden. Dort wurden nämlich überwiegend Rechtskurven befahren, was zu einer einseitigen Abnutzung der Fahrwerke führte.

Impression

Die ersten Pläne zeigten eine gigantische Loopingbahn. 1215 Streckenmeter wurden auf einer Fläche von gerade einmal 86 x 37 Metern untergebracht. Darunter die fünf Vertikalloopings, welche in ihrer Farbgebung und Anordnung an die Olympischen Ringe erinnern - der Olympia Looping war geboren. Mit dem Konkurs von Schwarzkopf Mitte der 80er Jahre konnte die Bayerische Hüttenstahl (BHS) als Hersteller gewonnen werden, die schon während der Schwarzkopf-Ära Stahlkomponenten nach Münsterhausen lieferte. Anton Schwarzkopf gründete nach der Firmenliquidation mit einigen seiner Mitarbeitern ein kleines Konstruktionsbüro, welches auch für BHS Anlagen und Komponenten entwickelte. So ist es nicht verwunderlich, dass der Olympia Looping die Schwarzkopf-typischen Schienen-, Lift- und Zugsysteme besitzt.

Im Jahre 1989 konnte dann die Premiere auf dem Münchner Oktoberfest zelebriert werden. Der Olympia Looping zog die Massen regelrecht an. Die Anstrengungen des Werner Stengel und Rudolf Barth, die kühnen Pläne aus dem Jahre 1985 umzusetzen, hatten sich gelohnt. Für Werner Stengel sogar doppelt: Er erhielt 1990 für seinen Entwurf und die Ausführungsplanung des Stahlgiganten den alle zwei Jahre vom Verlag Ernst & Sohn, einer führenden deutschen Adresse für Fachliteratur des Bauingenieurwesens, vergebenen Ingenieur-Preis.

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Die Vorderfront mit den fünf "Ringen"

Heute, rund zehn Jahre später, drehen die Züge des Olympia Looping immer noch ihre Kreise im gigantischen Schienenrund. Während Oscar Bruchs Thriller an die amerikanische Six Flags Gruppe veräußert wurde und auch die Einer-, Zweier- und Dreier-Loopings in anderen Ländern als stationäre Anlagen ihr Dasein fristen müssen, ist Rudolf Barths Schienenbahn der einzige transportable Sit Down Looper, dessen Herkunft noch auf die Firma Schwarzkopf zurückzuführen ist.

Die Loopingbahn ist heute immer noch in einem sehr guten und top-gepflegten Zustand und gastiert auf vielen Grandplätzen: Ob das Oktoberfest, der Bonner Pützchens Markt oder die Annakirmes in Düren - Immer noch ragen die "fünf Ringe" des Olympia Looping in den Himmel. Mit 50 Containern ist die Firma Barth auf der Reise, 875 Tonnen wiegt der Stahlgigant, jedes Umsetzen bedeutet eine logistische Meisterleistung.

Dem Besucher präsentiert sich die Anlage in ihrer Front relativ schlicht. Die bunten fünf Ringe findet man überall als Logo. Linker Hand ist der hydraulisch angetriebene Reibradaufzug platziert, der die Züge auf eine Höhe von 32,5 Metern bringt. Dem folgen die zwischen 14 und 25 Meter hohen Loopingfiguren, zur Rechten ist neben den Auf- und Abfahrten eine Helix erkennbar.

Layoutstudie auf der Interschau 2002

Kurvengeschlängel

Die maximal fünf eingesetzten Züge bieten jeweils 20 Mitfahrern Platz, welche für eine Loopingbahn recht ungewöhnlich gesichert werden: Statt Schulterbügel, die über den gesamten Brustkorb reichen, kommen beim Olympia Looping neben Schoßbügeln Haltevorrichtungen zum Einsatz, die mittels zweier Klauen knapp über die Schulter der Fahrgäste reichen und so den Oberkörper in Position halten. Diese zusätzliche Haltevorrichtung ist nur in der Höhe verstellbar und rastet hörbar ein. Im Vergleich zu den je nach Gestaltung durchaus beklemmenden Schulterbügeln eine interessante Lösung, die jedoch ein negatives Merkmal aufweist: Bei den Loopingfahrten pressen die vertikalen G-Kräfte - maximal 5,2g - den Fahrgast noch etwas tiefer in den Sitz, während die Haltevorrichtung in die nächste Raste eingreift. Unversehens sind die folgenden Schienenmeter nur noch in gekrümmter Sitzhaltung zu Erleben.

Es geht los, es geht es aufwärts! Die mittels Kardanwellen zentral über einen Motor angetriebenen Reibräder schieben den Zug über eine weite Rechtskurve in die Höhe. Dies geschieht recht zügig, so dass nicht allzu viel Zeit bleibt, die Aussicht zu genießen und sich auf den ersten Absturz vorzubereiten. Dieser führt über eine 180° Kurve recht bedrohlich in die Tiefe, fast im senkrechten Sturz geht es direkt hinein in den ersten Vertikallooping. Mit 25 Metern Höhe ist es die größte Loopingfigur der Bahn, welche etwas von der bekannten Gestaltung abweicht: Wie beim Thriller von weist dieser Looping einen räumlichen Verlauf auf, Aus- und Einfahrt liegen mehrere Meter auseinander. Der Fahrgast merkt davon zwar nicht viel, doch durch diese Besonderheit konnte nicht auf die sonst bei Schwarzkopf übliche standardisierte Kastenbauweise zurückgegriffen werden. Statt dieser stabileren und leichter auf- bzw. abbaubaren "Kompaktbauweise" kommen filigrane Stahlsäulen zum Einsatz.

Links: Der Olympia Looping bei Nacht - Rechts: Einfahrt in die Schlußbremse

Ein- und Ausfahrt des ersten Loopingelementes liegen rund fünf Meter über dem Bodenniveau, und auf mehr als das Doppelte dieser Höhe wird der Zug in der folgenden, entlang der Liftkrümmung liegenden Kehrtwende nicht gebracht. Die Folge: Die Geschwindigkeit bleibt hoch, ein interessanter Richtungswechsel in der horizontalen Ebene schließt sich an. Der Kurvenausgang führt an die Front der Anlage, direkt in die beiden 19 Meter hohen und dicht hintereinander folgenden Vertikalloopings hinein. Jene kommen wieder in der vorteilhafteren Kompaktbauweise daher.

Schon dreimal auf den Kopf gestellt, gewinnt der Zug über eine weitere 180° Kurve an Höhe und gelangt zur Rückfront der Anlage. Interessanterweise wartet hier eine mit Reibrädern kombinierte Blockbremse, die etwas ansteigt. Ein kleiner zweiter "Lifthill" also.

Die weiteren Schienenmeter sind etwas verwirrend: Erst folgt eine Fahrfigur in Form einer abgebrochenen Acht, dann geht es durch die letzen beiden Inversionen. Noch zweimal wird der Fahrgast auf den Kopf gestellt - diesmal in 14 Metern Höhe. Dieser dritte Blockabschnitt findet wiederum sein Ende in der Sicherheitsbremse, welche den Zug in den finalen Abschnitt entlässt. Die im rechten Bereich der Anlage liegende 540° Helix wartet auf den Zug, dann noch ein abrupter Sturz in die Tiefe, Richtungswechsel, und schon rast der fünfgliedrige Wagenverbund in die Schlussbremse an der Rückfront der Anlage.

Trotz ständigem Auf- und Abbau und seiner nun schon weit mehr als zehn Betriebsjahre fährt sich der Olympia Looping sehr angenehm - Eine runde Sache! Rund, bzw. "klothoidenrund" sind vor allem die fünf Inversionselemente, die neben der geschickten und abwechslungsreichen Streckenführung den Reiz des Olympia Looping ausmachen. Eine bloße Rekordhalterbahn ist dieser Stahlkoloss schließlich nicht.

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