Die Züge sind ähnlich denen von Millennium
Force oder den drei amerikanischen Superman Megacoastern, die
in verschiedenen Six Flags Parks in den Jahren 1999 und 2000 in den USA
eröffneten. Zwei Reihen mit jeweils paarweise nebeneinander angeordneten
Einzelsitzen sind in den einzelnen Wagen zu finden, Stadium Seating
inklusive. Dieses Feature zeichnet sich dadurch aus, dass die zweite Sitzreihe
rund zehn Zentimeter höher angeordnet ist als die vordere - Der Kopf des
Vordermannes ist also nur noch "indirekt" im Weg.
Links: Fast senkrecht geht es
abwärts |
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Den Sicherungsgurt angelegt, den hydraulisch doppelt
gesicherten Beckenbügel hinuntergezogen - beide Sicherungselemente
werden einzeln von der Stationscrew gecheckt -, und schon kann es losgehen. Ein
Ruck geht durch den tonnenschweren Zug, das Abenteuer beginnt...
Wie schon beim Gigacoaster Millennium Force im
amerikanischen Cedar Point verrichtet kein Kettenzug die
beschwerliche Transportaufgabe zum höchsten Punkt des
Lifthügels, sondern ein mehrgliedriger Transportschlitten. Dieser
wird mittels eines Stahlseils sicher nach oben befördert, die sieben
knallgelben bzw. orangen Wagen im Schlepptau. Ein größerer
Steigungswinkel, höhere Geschwindigkeit und ein geringerer
Verschleiß sind bei diesem technisch weitaus aufwändigeren System
die entscheidenen Vorteile.
Auch das Schienensystem erinnert an die 96 Meter hohe
Millennium Force: Je nach Stützweite und Belastungen kommt eines
von drei Schienenprofilen zum Einsatz: Im Stationsbereich verwendet
Intamin einfache Querstreben zur Befestigung der beiden Fahrrohre
(Zweigurtträger), auf der eigentlichen Fahrstrecke werden Drei- bzw.
Viergurtträger eingesetzt - damit bezeichnet man drei bzw. vier gleiche
Stahlrohre, die miteinander durch Fachwerkauskreuzungen verbunden sind. Deren
höhere Steifigkeit wird zudem durch eine größere
Stützweite ausgenutzt.
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Ausfahrt erste Steilkurve |
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Schon in der Station hakt der Zug in den Transportschlitten
ein, dann kann es losgehen. Innerhalb von gerade einmal 30 Sekunden hat der
Speed-Lift das Gefährt in die Höhe transportiert. 57 Meter über
dem Erdboden wird es ernst.
Es folgt nicht irgendeine Abfahrt, sondern etwas weltweit
Einmaliges: Der First Drop beschreibt im oberen Drittel eine Drehung von
74° um die Längsachse, wobei gleichzeitig die Neigung der Strecke
immer bedenklichere Formen annimmt. Langsam gleiten die ersten Wagen über
die Kuppe, dann ein immenser Schub, es geht in die Tiefe. 82 Grad
Längsneigung misst die steilste Stelle der Abfahrt, der Sitz mitsamt
seinem Fahrgast fällt einfach nur gen Boden, Beschleunigung auf 115
Stundenkilometer - Waaaahnsinnnn!
In der vordersten Reihe dreht man sich langsam in den
Absturz hinein, hängt förmlich im Sicherheitsbügel und
vermisst beim Blick in die Tiefe die Schiene. Die hinteren Reihen werden
dagegen mit ungeheurer Schubwirkung in den Drop hineinkatapultiert - Ein
fast unbeschreibliches Erlebnis!
Luftaufnahme zweite
Steilkurve |
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Zum senkrechten Sturz in die Tiefe fehlen der Expedition
Geforce nur noch ganze acht Grad Neigung, den Probanden dieser Expedition
sind die fehlenden Winkelgrade jedoch nicht weiter auffällig - Mehr noch:
Der atemberaubende Auftakt treibt die Erwartungen auf die "restliche" Fahrt
regelrecht ins Unermessliche. Zwar bekommt der Fahrgast auch hier
Weltklasseniveau geboten, doch irgendwie kann keines der eingesetzten Elemente
an den atemberaubenden Fahrbeginn heranreichen - Jedoch der Reihe nach...
Die Expedition GeForce hat zugeschlagen und wird
ihrem Namen mehr als gerecht: Positive G-Forces erfährt man zum
ersten Mal besonders deutlich im Tal nach der ersten Abfahrt. Mit dem
viereinhalbfachen ihres Eigengewichtes werden die Fahrgäste in die Sitze
gepresst. Dem schließt sich ein parabelförmiger, 35 Meter hoher
Hügel an, auf dem der Zug gerade einmal auf rund 50 km/h verzögert
und somit ausgiebige Airtime auf allen Plätzen garantiert ist - Ein
weiterer Höhepunkt dieses Achterbahnspektakels, ein Erlebnis für die
Sinne!
Die Expeditionscrew rund um Intamin, Stengel
und dem Holiday Park hat mit den Teilnehmern aber noch einiges mehr vor;
auf ein "bloßes" Out & Back Design mit einer Aneinanderreihung
von geraden Auf- und Abfahrten soll die Expedition GeForce
schießlich nicht beschränkt werden. Wie ein langer Lindwurm sucht
sich die Strecke im Mittelteil ihren Weg durch das Gelände, gesäumt
von allerhand Baum- und Buschwerk. Nach dem zweiten Drop geht es wieder
aufwärts, diesmal in eine extreme Steilkurve, deren Querneigung die
90 Grad deutlich überschreitet - 113 Grad neigt sich der Zug zur
Seite.
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Panorama |
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Es folgt eine Kombination von schnellen Richtungswechseln
und Auf- und Abfahrten. Im Großen und Ganzen wird eine Acht beschrieben,
die durch die restliche, L-förmig angeordnete Strecke zu zwei Seiten hin
eingerahmt wird. Dabei macht der Zug sogar Bekanntschaft mit dem Rapid River
Donnerfluß, dessen Wildwasserkanal zweimal gekreuzt wird. Dieser
getwistete Mittelteil kommt harmloser daher, als er sich für den
außenstehenden Beobachter präsentiert - wenn man der Strecke
überhaupt folgen kann.
Schließlich wird dieser High-Speed Teil durch ein
"Waldstück" eingerahmt, welches unvorhergesehene Überraschungen
bietet. Mitten im Schienengeschlängel liegt die erste
Reduzierbremse. Durch die clevere Platzierung in einer Abfahrt wird die
Verzögerung (fast) nicht wahrgenommen, zudem ist die
Geschwindigkeitsreduktion marginal.
Am Ort der ersten Steilkurve treffen sich die
Schienenelemente wieder - Ab hier verläuft die Strecke parallel zum
Hinweg. Kurz zuvor passiert der Zug noch ein adrenalinförderndes
Fahrelement: Innerhalb von wenigen Schienenmetern werden die Wagen des Zuges
seitlich um einen deutlichen Betrag um die Längsachse gedreht, um die
passierte Rechts- mit der folgenden stark geneigten Linkskurve zu verbinden.
Ein interessantes Fahrelement, welches trotz der Lateralkräfte sehr
angenehm zu durchfahren ist - der perfekt ausgenutzten Herzlinie sei
dank.
Schienengewirr über der
Pfalz |
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Es folgen zwei kleinere Hügel in luftiger Höhe
nebst einer leicht geneigten Abfahrt in die letzte, in Bodennähe
angebrachte Linkskurve. Kurz davor ist die zweite Reduzierbremse auf
Basis einer Wirbelstrombremse installiert. Der Zug legt sich in die
Kurve und befindet sich nun direkt unterhalb der Hügelkuppe des
Lifthills.
Anschließend folgen zwei parallel zum Lifthill
angeordnete Camelbacks - Noch einmal Airtime, die Arme zum
Actionfoto heben, dann fährt der Zug in die verschleißfreien
Wirbelstrombremsen ein und wird mittels Permanentmagneten nach dem
Wirkprinzip der magnetischen Induktion abgebremst.
Als Besonderheit klappen die im Schlußabschnitt des
Bremstracks angeordneten Bremseinheiten nach dem Verzögerungsvorgang nach
außen, so dass der Reibradantrieb nicht gegen ein hemmendes, durch
die Bewegung des Zuges induziertes Magnetfeld ankämpfen muß und
somit unnötig belastet wird. Die Expedition ist beendet, Begeisterung auf
den Plätzen, der ein oder andere muß sich von diesem Erlebnisschock
erst einmal erholen. |