Fakten zu Oblivion |
Die 17 Millionen Euro teure
Geheimwaffe des Alton Towers Themenparks stellt sich als Freefall Tower auf
Rädern vor. |
Lifthöhe |
20
Meter |
Höhendifferenz |
54
Meter |
Schienenlänge |
372
Meter |
Max. Neigungswinkel |
87.5° |
Max. Geschwindigkeit |
110 km/h |
Beschleunigung |
maximal +4.5 g |
Brutto-Fahrzeit |
75 Sekunden |
Fahrzeuge |
7 Züge mit 2 Wagen; 8 Plätze pro Wagen |
Kapazität |
1900 Personen pro Stunde |
Hersteller |
Bolliger & Mabillard, Monthey, Schweiz |
Betreiber |
Alton Towers, Staffordshire, England |
Eröffnung |
14. März 1998 |
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Link zur
offiziellen Webseite von Alton Towers |
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Wir schreiben das Jahr 1998: Die ehemalige Fantasy World
hat dem X-Sektor im englischen Vorzeigepark Alton Towers Platz gemacht. Ein
neues Zugpferd durfte dabei nicht fehlen: Die Tussauds Gruppe präsentierte
die Weltpremiere von Bolliger & Mabillards Diving Machine. Bis heute
gibt es nur sechs Anlagen dieser Art. Zwei Jahre nach dem Prototypen folgte mit
G5 im taiwanesischen Janfunsun Fancyworld ein spiegelverkehrtes Layout. 2005
erfuhr das Achterbahnkonzept eine komplette Neuauflage im amerikanischen Busch
Gardens Tampa Bay mit verlängertem Streckenverlauf, zwei senkrechten
Abstürzen und einer Inversionsfigur. Weitere Anlagen in China und den USA
folgten.
Zurück in das Jahr 1997: Unter größter
Geheimhaltung wurde mit dem Bau von Altons "Secret Weapon" Nummer 4 begonnen.
Erst als die Schienenstücke montiert waren, gab es hinsichtlich der
Herstellerfrage keine Zweifel: Alton Towers griff wieder auf die
Schweizer Consulting Ingenieure Bolliger & Mabillard zurück,
welche schon für die erste realisierte "Secret Weapon", den Inverted
Coaster Nemesis, beauftragt wurden. Dabei scheuten die Macher keine
Kosten und Mühen: Ein riesiges Loch wurde ausgeschachtet, um eine
Abfahrtshöhe von 54 Metern realisieren zu können. Schließlich
dürfen die Fliegende Bauten in Alton Towers die Baumwipfel
nicht überragen.
Das Layout der Diving Machine ist schlicht und
sicherlich nicht verantwortlich für den ungeheuren Adrenalin-Kick der
Oblivion, besteht die Bahn doch nur aus einem Oval, welches als
signifikantes Merkmal einen fast senkrechten Absturz in ein schwarzes Loch
bietet. Aber eben genau jener First Drop ist es, der manch einen
Achterbahnfan in seinen Bann zieht. Auf dem Papier wirken 87,5° Neigung und
54 Meter Höhendifferenz zwar nicht weltbewegend, doch lässt sich das
Erlebnis Oblivion eben nicht nur auf diese beiden Zahlenwerte
beschränken. Es ist die Inszenierung, die dem Ride seine ganz besondere
Note verleiht: Die Schiene endet im Nichts, man verweilt für einige
Sekunden in einer Extremposition und schaut in ein schwarzes, nebelumwogenes
Loch. Nach 20 Metern verläuft die Schiene ins Leere, endet in der
Vergessenheit. Oblivion ist Programm! |
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Rund zehn Sekunden verweilt das
gefährt in der Schräglage.... |
Schon beim Betreten des X-Sektor zieht der "Signature
Ride" alle 23 Sekunden die Aufmerksamkeit auf sich: Das Schreien der
"Vergessenen" hallt über den Platz, ein Rauschen, und ein bis zwei
Augenblicke später tauchen sie wieder aus dem "Erdinneren" auf. Ein
außergewöhnliches Schauspiel. Fast senkrecht führt der wuchtige
Schienenkörper in die Tiefe, direkt hinein in die Dunkelheit. Hohe
Schutzzäune sichern den Schlund ab.
In der Station angekommen, die den Geheim-Verstecken aus
früheren James Bond Filmen nachempfunden ist, besteigt man einen
der beiden zeitgleich beladenen Züge. Diese bieten mit zwei Reihen
für je acht Personen ein regelrecht ausladendes Zugdesign. Die Spurweite
des bekannten B&M Schienenprofils wurde auf 180 Zentimeter
vergrößert, doch selbst dieser Eingriff lässt den
Fahrgastträger die Schiene zu beiden Seiten deutlich überragen. Die
Schulterbügel werden geschlossen und der Kettenlift zieht
das wuchtige Gefährt in eine Höhe von knapp 20 Metern.
Eine weitere Kette führt um eine Linkskurve. Auf der
rechten Seite haben die Passagiere einen wundervollen Blick auf die
Towers, der namensgebenden Schlossruine des Parks. Eine Aussicht, die
aber in diesem Augenblick nicht wirklich zu genießen ist. Die dritte
Kette übernimmt den Fahrgastträger und führt ihn langsam in den
Drop. Sobald der Wagen eine Neigung von 45 Grad erreicht hat, bleibt das
Gefährt stehen: Stille, nichts bewegt sich mehr. Die Mitfahrer werden
förmlich dazu gezwungen, in das schwarze, mit Nebel gefüllte Loch zu
schauen.
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... dann folgt der Fall in die
Tiefe |
Während die erste Reihe uneingeschränkten Blick
Richtung Erdboden genießt, kämpfen die Mitfahrer in der zweiten
Reihe mit dem Horizont. Von unten richtet sich eine Schar von Augenpaaren
erwartend auf die Probanden. Ein subtiler Anblick, der durch drei markante
Worte unterstrichen wird: Über dem Loch steht auf dem Boden geschrieben
"Don´t look down" und eine leise Stimme flüstert es einem noch ins
Ohr. Eine Aufforderung, der keiner der Insassen nachzukommen vermag. Vier
Sekunden verweilt das Gefährt in dieser Position, vier Sekunden, die wie
eine Ewigkeit vorkommen. Dann geht ein Ruck durch die Kette und man
fällt...
Schreie aus allen Richtungen und gerade in der zweiten Reihe
eine Menge Airtime. Die Hinterbänkler werden förmlich aus dem
Sitz katapultiert, deren Schulterbügel werden zur sicheren Rettung. Ein
Auftakt, der die mangelnde Aussicht auf das dunkle Nichts entschädigt,
will sich doch für die erste Reihe ein solcher airtimegeladener Schub
nicht einstellen. Man fällt, den Blick gen Erdboden gerichtet, das
Eigengewicht des tonnenschweren Zuges zieht einen in die Tiefe: Der Nebel wird
durchwirbelt, der Wagen ist verschwunden und die Mitfahrer sehen nur noch eine
Farbe: Schwarz!
Es geht in die Tiefe, man wird förmlich von dieser
aufgesogen. Dann wird die extreme, fast senkrechte Fahrposition verlassen, der
Wagen neigt sich in die Waagerechte. 4,5g pressen die Mitfahrer in die Sitze,
schon beginnt der Aufstieg. Pfeilschnell, mit bis zu 110 Stundenkilometern
rasen die 16 Mitfahrer dem blendenden Tageslicht entgegen. Das Fahrzeug neigt
sich schließlich in eine langsam durchfahrene Steilkurve und wird von den
Schlussbremsen sicher aufgefangen. |
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Die Steilkurve endet in der
Stationsbremse |
Oblivion bietet ein kurzes aber intensives
Vergnügen. Für den Betreiber Tussauds zudem nicht sonderlich
erschwinglich. Zwölf Millionen Pfund wurden für die Anlage
bereitgestellt, zum damaligen Zeitpunkt umgerechnet 19 Millionen Euro. Für
einen Free Fall Tower auf Rädern eine äußerst hohe
Investition, die vor allem durch ihre kühl stählerne Inszenierung zu
punkten weiß. Missen möchte diese Anlage niemand. Der Fahrkomfort
sucht B&M-typisch seinesgleichen, der "Ausblick" ist unvergesslich
und die Anlage wurde gekonnt in den X-Sector Themenbereich integriert.
Es bleibt nur noch eins zu sagen: Don´t look down
Text: Coastersandmore - ng Bilder:
Coastersandmore |