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Vorbei am riesigen Werksgelände von Krupp Thyssen
Nirosta führen die Straßenschilder Richtung Autobahn. Das
Gelände des Edelstahlgiganten ist groß, sehr groß. Zur Linken
sind die üblichen Gewerbeansiedlungen zu erkennen: T-Systems oder die
Hauptniederlassung von Canon Deutschland haben sich hier niedergelassen.
Irgendwann ist die südliche Grenze des Industriegeländes erreicht.
Wiesen und Äcker lösen die Werkshallen ab, noch 250 Meter bis zur
Autobahn. Plötzlich taucht ein zwei Meter hohes Schild am
Straßenrand auf. Ein nach rechts gerichteter Pfeil deutet in Richtung
eines staubigen Weges. Reichlich uninteressant, ständen nicht in schwarzen
Lettern drei entscheidende Worte auf der überdimensionalen Tafel:
"Universal Studios Germany".
Erstaunt geht der Blick nach rechts: Die sandige
Straße scheint ins Niemandsland zu führen, von einem Themenpark
keine Spur! Wie auch? Das Kleingedruckte sollte schließlich auch gelesen
werden: Entwicklungsgesellschaft ist dem Hinweisschild zusätzlich
zu entnehmen.
Ginge es nach Wilfried Hampe,
Geschäftsführer der hier residierenden Gesellschaft, würden
schon seit dem Jahre 2002 die Bagger das 86 Hektar große Gelände an
der südlichen Stadtgrenze von Krefeld bearbeiten. 2006, pünktlich zur
Fußballweltmeisterschaft, hätte das Vergnügungsresort mit
Direktanbindung zum Düsseldorfer Flughafen seine Tore öffnen
können. Es kam anders: Erst wurden dem Großprojekt seitens der
Krefelder Kommunalpolitik Hürden in den Weg gestellt, es folgte der 11.
September und die Muttergesellschaften des Hollywood Studio Universal
wechselten wie am Fließband. Die fanzösische Muttergesellschaft
Vivendi Universal hatte mit Finanzproblemen zu kämpfen, dann stieg
der amerikanische Mischversorger General Electric ein, doch eine
Entscheidung erfolgte nie.
Die Stadt Krefeld hat jüngst angekündigt, einen
veränderten Bebauungsplan für die von den Universal Studios
Germany beanspruchten Flächen zu veröffentlichen. Aus der Traum
vom Hollywood in Germany? Die nüchterne Antwort lautet ja! Die Stadt
wartete bis zum Mai 2004 monatelang auf eine Reaktion des Planungsstabes der
Universal Studios Germany. Ein ernst zu nehmendes Interesse besteht nach
Ansicht der Stadt Krefeld am Gelände nicht mehr.
Der nachfolgende Text gibt in allen Einzelheiten wieder,
welche Hürden das Projekt zu nehmen hatte und welche Dimensionen das
"Hollywood von Krefeld" in den Köpfen der Planer angenommen
hatte. |
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Schon seit einigen Jahren versucht die
Grundstückseigentümerin, die Thyssen Krupp Immobilien AG,
Teile ihres ungenutzten Betriebsgeländes im Krefelder Süden zu
veräußern. Bislang vergeblich: Als Gewerbefläche ließ
sich die Fläche nicht lukrativ vermarkten, also liebäugelte die
Eigentümerin mit einem Verkauf an Investoren aus der Entertainment
Industrie - ein höherer Grundstückspreis inbegriffen. Der Filmmulti
MGM war in den 90ern im Gespräch, doch die kühnen Pläne
verpufften schneller als gedacht. 1998 tauchten Spekulationen über
Verkaufsabsichten in der Frankfurter Rundschau auf. Thyssen Krupp habe
sich Wilfried Hampe, damals noch als Investor und
Geschäftsführer des angedachten, 250 Millionen Euro teuren
Freizeitparadieses "Planet Harz" tätig, Landmark, eine der
führenden, weltweiten Planungsgesellschaften für
Entertainment-Projekte - u.a. Caesars Palace in Las Vegas oder das
Showerlebnis Terminator 2-3D - und die Universal Studios aus
Hollywood ins Boot geholt.
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Eine
grüne Wiese - Hier soll das IEC entstehen |
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1998 bereicherten zwei Universal Parks die
Themenparkwelt, die beiden US-Filmparks in Hollywood und Orlando. Während
das Gelände in Kalifornien, direkt neben den traditionellen Universal
Filmstudios gelegen, den Gästen verstärkt einen Blick hinter die
Kulissen des Filmkonzerns gewährt, war die Intention für das heute zu
einem Resort ausgebaute Gelände in Florida eine andere: Hier wollte man am
Erfolg der unweit gelegenen Walt Disney World teilhaben und errichtete
auf einem brachliegenden Gelände eine Filmwelt mit einer Vielzahl an Shows
und Fahrgeschäften. Einige Attraktionen waren schon aus Hollywood bekannt,
andere wurden speziell für diesen Park geschaffen. Ein "working" Studio
wird ebenfalls nicht vermisst, dieses fungiert jedoch eher nur als Beiwerk.
Die Qualität der Universal Parks ist
vergleichbar mit den Traumwelten der Disney Company. Auffallender
Unterschied: Der Großteil der Attraktionen spricht auch das ältere
Publikum an. "Terminator", "Jurassic Park", "Der weiße
Hai" oder die "Men in Black" sind nur einige Beispiele. Auch die
kühnen Pläne für den deutschen Ableger beinhalteten derartige
Motive.
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Rechte
Bildhälfte: Einfahrt zum Gelände |
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1998 war diese Vorstellung recht abwegig und wurde von
Branchenexperten als Luftnummer bewertet, doch die aufkommende
Expansionspolitik international tätiger Unternehmen im Freizeitparksektor
sollten die Chancen des Projektes "Universal Germany" vergrößern.
Nachdem schon 1992 der Walt Disney Konzern den europäischen
Kontinent mit seinem Disneyland Resort Paris eroberte, drängten
weitere US-Unternehmen nach Europa. Paramount (Viacom), Six
Flags und für kurze Zeit auch Time Warner gaben ihr
Stelldichein. Die Unterhaltungskonzerne rüsteten vor dem Millennium auf -
um jeden Preis. Vergessen schienen die milliardenschweren Verluste der Euro
Disney SCA, jeder wollte sich Zugang zum europäischen Markt
verschaffen.
Statt eines einzelnen Freizeitparks stehen sogenannte
Resorts im Fokus des Interesses: Mit Hotels, Wellness-Bereichen und
Confertainment Angeboten wird das Arrangement lukrativer für
Firmenveranstaltungen oder Wochenendurlaube. Disney hat es vorgemacht
und selbst der ein oder andere gewachsene Freizeitpark weitet sein
Geschäftsfeld auf diese Bereiche aus - Der Europa Park in Rust ist
als Paradebeispiel zu nennen.
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Der von Universal anvisierte Standort Krefeld
wäre sogar der zweite in Europa: Schon in der Entwicklungsphase beteiligte
sich der Medienkonzern am 1995 eröffneten Port Aventura in Spanien,
übernahm später die Anteile der englischen Tussauds Gruppe und
erweiterte den Themenpark zu einem großen Vergnügungsresort mit
Hotels und einem Wasserpark. Während sich auf dem amerikanischen
Freizeitparksektor eine gewisse Stagnation eingestelt hatte, wurde die
Expansion außerhalb Nordamerikas verstärkt. So baut Disney
seine Präsenz im asiatischen und europäischen Raum aus, und die neu
formierte Vivendi Universal Gruppe eröffnete Anfang 2001 ihren
ersten Übersee-Park in Japan. Für 1,38 Mrd. US-$ wurden die
Universal Studios Japan erschaffen, die im rezessionsgeschwächten
Industrieland ihre Erwartung an die Besuchszahlen weit übertreffen
konnten: Nach gerade einmal 338 Tagen wurde der zehnmillionste Besucher
begrüßt. Pläne für weitere internationale Parks, darunter
auch in Shanghai, drangen bereits nach außen. |
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Und was ereinigte sich am Standort Krefeld? Dort wurde auf
einer Pressekonferenz kurz vor den Ostertagen 2001 die Absicht zum Bau eines
sogenannten "International Entertainment Centers", kurz IEC, von
Seiten der für die Vermarktung des Areals beauftragten Thyssen
Immobilien GmbH bestätigt. Auf stolze 850 Millionen Euro wurde das
Investitionsvolumen beziffert. Neben einem auf 30 Hektar veranschlagten
Themenpark nach dem Vorbild der bekannten Universal Parks sollten bis
zum Jahre 2005 zwei Hotels mit Konferenzzentrum, eine Entertainment Zone und
eine Wasserwelt entstehen. Die Planer rechneten mit bis zu dreieinhalb
Millionen Besuchern. Auch die weiteren Zahlen blickten in eine optimistische
Zukunft: Der angestrebte Jahresumsatz wurde auf 300 Millionen Euro beziffert,
3500 Arbeitsplätze sollten im direkten Umfeld des Centers entstehen, 3500
weitere in der Region. Eine unterzeichnete Absichtserklärung mit
Universal liege vor, nur über potentielle Investoren wurde nichts
verlautbart.
Die Meldung sorgte in Krefeld für Aufsehen.
Vergleichbare Destinationen sind in Europa nur noch zweimal zu finden: In Paris
lädt seit 1992 das Disneyland Paris Resort mit seinen nunmehr zwei
Themenparks zu einen längeren Aufenthalt ein und an der spanischen
Ostküste wurde der größte nationale Freizeitpark Port
Aventura von Universal zum Universal Mediterranea ausgebaut.
Nachdem die Meldung über die internationalen Ticker gelaufen war, stellten
sich zwei Fragen: Wird der Krefelder Stadtrat dem Großprojekt
entgegenkommen? Und inwieweit steht der französische Mischkonzern
Vivendi Universal hinter diesem Projekt? |
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Men in
Black - Interaktiver Darkride |
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Während die erste Frage nach unzähligen
Hürden erst elf Monate später beantwortet werden sollte, war die
andere Frage leichter zu klären. Herr Wilfried Hampe von der eigens
eingerichteten Entwicklungsgesellschaft gab hierzu folgende Stellungnahme: "Das
Projekt in seiner heutigen Form wurde von Thyssen Krupp und Hampe
& Partner angestoßen. An der Ideenfindung waren mehrere Gruppen
beteiligt, u.a. auch Landmark, die im Auftrag von Thyssen Krupp
einen ersten Konzeptdesign-Entwurf und Masterplan produziert haben. Die Idee,
das Grundstück in Richtung Freizeit zu entwickeln, besteht schon seit
vielen Jahren, wo es vorher auch schon einige nicht weitergeführte
Konzeptentwicklungen von anderen gab. Neue Planungen sind aus der Kooperation
zwischen Universal, Tree AG und Thyssen Krupp Immobilien
entstanden."
Die Tree AG ist ein Full-Service-Unternehmen im
Bereich innovativer Freizeit- und Tourismusimmobilien, deren
Hauptgesellschafter in der Person Wilfried Hampes zu suchen ist. Auf
dieser Ausgangsbasis wurde die seit Ende 2001 auf dem vorgesehenen Gelände
residierende Entwicklungsgesellschaft formiert, an der als Gesellschafter
Universal Studios International, Thyssen/Krupp Immobilien, Tree
AG, Commerzbank Leasing & Immobilien und die Westdeutsche
Immobilienbank beteiligt sind.
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Kulisse |
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Der Auftrag: Auf Basis der seit Sommer 2001 vorliegenden,
positiv ausgefallenen Machbarkeitsstudie sollte in Abstimmung mit der Stadt
Krefeld und dem Land NRW in der ersten Jahreshälfte 2002 das Konzept
für das IEC ausgearbeitet werden. Auftrag ferner: Vertragliche
Festlegungen für Investoren- und Betreibergesellschaft. Parallel dazu
sollten Stadt und Bezirksregierung die planungsrechtlichen Schritte einleiten.
Timing: Inbetriebnahme des IEC 2005, spätestens 2006.
Bis zum Frühjahr 2002 waren zwei "Masterpläne" an
die Öffentlichkeit gelangt. Der erste, noch von Landmark
entwickelte, zeigt den Entwicklungsstand aus dem Jahre 1999. Dafür
verantwortlich war Charles Chancilier, der u.a. auch bei den Planungen
von Islands of Adventure, dem neuesten Universal Park in den USA,
involviert war. Eine Weiterentwicklung dessen wurde betrieben. Dabei
präsentierte sich das Areal in einem fortgeschrittenen Planungsstadium:
Neben der Infrastruktur - Parkhäuser, Anbindung, etc. - waren
sämtliche Einrichtungen des Themenparks, der Entertainment Zone und die
beiden Hotels abgebildet. Ein weiterer Grundrissplan zeigte speziell den recht
weit entwickelten Themenpark und gab Aufschluss über die einzelnen
Themenbereiche und Attraktionen: Vom Dueling Inverted Coaster über
eine Waterworld Stunt-Show bis zum Jurassic Park River Adventure
reicht die Palette. Es ist eine Mischung aus den bekannten Attraktionen der
Universal Studios und der 1999 in Orlando eröffneten Islands of
Adventure, deren Attraktionen in vielen Belangen neue Maßstäbe
setz(t)en. |
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Blick über die weite Seefläche des
Universal Filmparks |
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Dazu Wilfried Hampe im Frühjahr 2002
gegenüber Coastersandmore.de: "Universals Planungsabteilung
Universal Creative ist vollständig für die Planung des
Themenparks verantwortlich. Die anderen Projektbestandteile werden durch die
Tree AG geplant. Eine offizielle Veröffentlichung von Bildern zu
Universal Studios Germany gibt es bisher nicht. Die Planung ist ein
ständig fortlaufender Prozess. Die erwähnten Zeichnungen zeigen den
Planungsstand von vor etwa einem Jahr. Die Liste der Attraktionen ist nicht als
endgültig zu verstehen. Einige der Attraktionen sind nur Statthalter
für neue, die im Moment bei Universal in Planung sind, aber
verständlicherweise noch geheim bleiben müssen. Jedoch ist die
Mischung aus Filmpark und Islands of Adventure durchaus eine der
Entwicklungsrichtungen." Und noch etwas wird betont: "Kein Kitsch, keine
Konkurrenz", dieser Park werde "das Beste sein, was es in Europa gibt. Rosige
Aussichten!? 2002 sah Wilfried Hampe die Chance für dieses
Großprojekt bei fast 100 Prozent. |
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Bis zu dieser Aussage sollte das Projekt schon
unzählige Hürden genommen haben. Es ereinigte sich ein Schauspiel,
welches plakativ als "Posse aus der Provinz" bezeichnet werden kann. Das
Projekt der Superlative wurde anfangs von diversen Krefelder
Interessenverbänden, einigen Parteien und von vielen Krefelder
Bürgern sehr skeptisch aufgenommen und gerade diese negative Haltung
belastete das Projekt zunehmend.
Nach Offenlegung der ersten Absichtspläne zum
Frühjahr 2001 mehrten sich die kritischen Stimmen. Diversen Krefelder
Verbänden und der kommunalen CDU war das Projekt ein Dorn im Auge; statt
des kurzweiligen Ortes des Vergnügens sollte ein Gewerbegebiet auf dem 74
Hektar großen Gelände entstehen. "Welches Niveau handeln wir uns
ein?", konnte der Krefelder Einzelhandelsverband zitiert werden. Gerade diese
Interessengruppe hat schon seit einigen Jahren im geschwächten Stadtumfeld
stark zu kämpfen.
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City Walk
in Orlando |
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Die Konkurrenz durch die Einkaufsmall Centro in
Oberhausen, der großen Einkaufsstraßen in Düsseldorf oder
kleinere Gemeinden mit einem durchaus lukrativeren Angebot an Geschäften
ist groß, die früher ansehnliche Einkaufsstadt wird mehr und mehr
von den Kunden vernachlässigt - Geschäftsaufgaben und ein
anwachsendes, qualitativ niedriges Geschäftsniveau innerhalb der
Spitzenlagen inklusive.
In diesen schlechten Zeiten befürchteten die lokalen
Geschäftsinhaber mit Universal eine noch größere
Konkurrenz: 10.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sind im
Universal-Komplex vorgesehen. Der Schwarzmalerei entsprangen nach Bekanntgabe
dieser beeindruckenden Zahl die abenteuerlichsten Szenarios. "Das
Einkaufszentrum auf der grünen Wiese wäre eine direkte
Konkurrenz zur Innenstadt, die damit noch mehr Kundschaft verlieren
würde." Dass Universal nur themenbezogene Waren in seinem
Merchandisingapparat zulassen würde wurde überhört bzw.
später angezweifelt.
Ein Blick nach Florida zum dortigen City Walk
hätte diese Voreingenommenheit entkräftet, doch einer Einladung in
die USA wurde von Seiten des Einzelhandelsverbandes nicht angenommen. Vielmehr
regierte eine Angst, aufgrund derer mit den wildesten Argumenten versucht
wurde, das Projekt "Einkaufsmeile" innerhalb des IEC-Areals totzureden.
Bei Universal gehört jedoch die Einzelhandelsfläche zum
IEC wie der eigentliche Themenpark - eine wichtige Einnahmequelle
innerhalb eines jeden Vergnügungsparks. Vom "normalen" Einkaufszentrum ist
das Vorhaben City Walk meilenweit entfernt.
Weitere Gegenargumente folgten: Statt eines möglichen
Image-Zugewinns für die angeschlagene Krefelder City wurde das Projekt als
billiger Rummelplatz dahingestellt. Vom Kaffeefahrttourismus war im Herbst 2001
die Rede, die mindere Qualität eines dürftigen Hollywood Abklatsches
der Fun-Industrie wurde angeprangert, ohne überhaupt zu wissen, welche
Qualitätsstandards der Filmmogul Universal mit seinen Themenanlagen
setzt. Mit dem heutigen, von Kritikern herangezogenen Kirmescharme der
Warner Bros. Movie World ist dieses Projekt meilenweit entfernt, das
zeigten schon die ersten, noch von Landmark angefertigten Designskizzen,
die einen hochwertigen In- und Outdoorpark präsentieren.
Eine verkehrte Welt! Hätte nicht über einen
möglichen Imagegewinn für das weitgehend dahindümpelnde Krefeld
gejubelt werden müssen? Das Universal-Areal würde schließlich
nicht nur von der im 2-Stunden-Gürtel lebenden Bevölkerung - immerhin
rund 27 Millionen Menschen - besucht werden. Der Flughafen Düsseldorf
wäre gerade einmal zwanzig Autominuten entfernt und der Name
Universal würde auch den Kurzurlauber anlocken. Universal
würde mit diesem Resort ein attraktives Komplettangebot bieten, Krefeld
wäre europaweit in aller Munde. |
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Heftiger wurde bisher über kein Projekt in diesem
"Krefeld am Niederrhein" gestritten: Viele Parteien, die Industrie- und
Handelskammer Mittlerer Niederrhein und der Hotel- und Gaststättenverband
sprachen sich von Anfang an äußerst positiv zum geplanten
"Großinvest" aus. Einzig und allein der Einzelhandelsverband prangerte
mit seinem Katalog aus 42 Fragen das Projekt bis zum positiven Ratsbeschluss im
März 2002 an, bei dem die zur Realisierung des Vorhabens nötige
Planungssicherheit für die Investoren hergestellt werden sollte.
Zwölf Monate sollten ins Land ziehen, zwölf Monate, in denen sich die
wirtschaftliche Ausgangssituation zunehmend verschlechterte. Bis zum
Jahresanfang 2004 steht eine pro oder contra Entscheidung seitens der
Muttergesellschaft von Universal noch aus.
Im Gerangel um die verschiedenen Meinungen wurden im Zuge
des Grundsatzbeschlusses von der größten Ratsfraktion, der CDU,
zwölf Rahmenbedingungen erstellt, unter der die Zustimmung zum
Großinvest von Seiten des Stadtrates erfolgte: Beispielsweise ist eine
Bezuschussung infrastruktureller Maßnahmen von Seiten der Stadt nicht zu
erwarten, der steuerrelevante Sitz muss dauerhaft in der Stadt Krefeld bleiben
und auch im Namenszug soll die Stadt Krefeld Erwähnung finden. Diesem
Grundsatzbeschluss wurde am 14. März zugestimmt, eine Projektgruppe von
Seiten der Stadt Krefeld gebildet. Sie soll in Wahrnehmung städtischer
Interessen die weiteren Planungen koordinieren.
Auch das frühere Gerangel um die 10.000 Quadratmeter
Einkaufsflächen scheint beigelegt, ferner wurde die
Zentren-Verträglichkeit sichergestellt. Vom raumplanerischen Standpunkt
wurde nur die Vergnügungsmeile als Unsicherheitsfaktor für die Region
angeprangert, doch selbst hier wurden Zugeständnisse von Seiten der
Planungsgesellschaft getätigt. So beispielsweise in Bezug auf den
Problembereich "Kino", welcher mit dem gerade einmal vier Kilometer entfernten
Multiplex am Krefelder Hauptbahnhof kollidiert. Hier besteht die Lösung
darin, sich in der Filmauswahl zu beschränken. |
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Die Weichen von Seiten der Stadt waren gestellt, wenn auch
mit entsprechenden Auflagen. Im Juli 2002 wurde über den nächsten
Schritt zur Realisierung des IEC auf einer Sitzung des Regionalrates bei der
Bezirksregierung Düsseldorf beraten. Mittels eines von Seiten der
Entwicklungsgesellschaft neu erstellten Masterplanes, der nun eine
zusätzliche Fläche von 14 Hektar berücksichtigte, wurde die
Eröffnung des Änderungsverfahrens des bestehenden
Gebietsentwicklungsplanes beschlossen. Somit konnte auf kommunaler Ebene mit
Änderungen des Flächennutzungsplanes und der parallel laufenden
Aufstellung des Bebauungsplanes begonnen werden.
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Auch der neue Masterplan wurde vorgestellt. Zu tief ins
Detail ging dieser nicht, vielmehr wurden die funktionalen Aspekte der
Teilflächen geklärt. So nimmt der nun fast 45 Hektar große
Themenpark die Hälfte des 86 Hektar großen Geländes ein.
Flankiert wird es im Süden durch die Autobahn A44, im Norden durch den
Industriebetrieb Thyssen Krupp Nirosta, und im Osten erhebt sich das im
Eingangstext angesprochene Gewerbegebiet. Die 45 Hektar des Themenparks
beeinhalten neben einer Wasserfläche auch den Service- und
Versorgungsbereich - Eine Größe, die den bisherigen Universal
Filmparks in den USA und Japan nahezu entspricht. Dem Themenpark vorgelagert
ist der acht Hektar große City Walk. Über eine kleine
Wasserfläche schließt sich der gut 13 Hektar große Recreation
Bereich mit zwei Hotels, einem Wasserpark und Konferenzzentrum an. Die
restlichen rund 20 Hektar dienen als Hauptverteilungsfläche den
Verkehrswegen und den Parkhäusern, zudem ist eine unterirdische
Bahnhaltestelle vorgesehen. Diese garantiert eine Anbindung an das Netz der
Deutschen Bahn, die durch eine Straßenbahnhaltestelle ergänzt
werden soll. Rosige Aussichten, denen nur noch das Votum des Mutterkonzerns von
Universal einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Dieses
blieb aber bis heute aus... |
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Selbst der Geduldsfaden des größten
Befürworters in Person des Wilfried Hampe scheint langsam zu
reißen. Erst wollte die französische Vivendi Universal keine
Entscheidung treffen, dann wechselte der Medienkonzern Universal im
Finanzgerangel des französischen Mischversorgers Vivendi an das
amerikanischen Pendant General Electric. Dessen Manager lassen sich
wieder Zeit. Ein Ultimatum der deutschen Planungsgesellschaft ließ man
Mitte Februar 2004 unkommentiert verstreichen. "Offenbar sind sie zur Zeit zu
keiner Aussage fähig", so Hampe im Gespräch mit der Krefelder
Tageszeitung Rheinischen Post. Bei General Electric wird
scheinbar eher um die Zukunft der gesamten Themenparksparte von
Universal diskutiert. Von Verkaufsabsichten sei die Rede gewesen. "Das
wäre sehr unangenehm und täte uns nicht gut", so Wilfried
Hampe. Das Projekt IEC scheint sich in einer Sackgasse totzulaufen.
Vielleicht liegt es aber auch an der Frage der Finanzierung. Das
Universal Projekt in der Boomtown Shanghai scheint gesichert,
schließlich wurde die Finanzierung komplett von chinesischen Partnern
übernommen. Lösungen, bei denen Universal beispielsweise nur
noch als Lizenzgeber auftritt, scheinen naheliegend. Mit möglichen
Investoren hatte die deutsche Planungsgesellschaft schon vor drei Jahren
verhandelt. Doch erst einmal steht die Entscheidung aus den USA aus...
Diese ließ nun zu lange auf sich warten: Im Mai 2004
erklärte die Stadt Krefeld, dass sie den Bebauungsplan der vom IEC
beanspruchten Flächen ändern wolle. Dort soll sich nun ein weiteres
Industriegebiet ansiedeln und somit die vorhandenen Flächen in direkter
Nachbarschaft erweitern - Aus der Traum vom ultimativen Themenpark! |
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