|
|
|
|
UNESCO-Attaché Susan Prinzessin Reuss und Parkdirektor
Wolfgang Schneider begleiten Richard Rodriguez bei seiner
Rekordfahrt |
|
Richard Rodriguez, der King of Rollercoaster, war wieder
im Holiday Park Haßloch. Im Sommer 2003 fuhr er sieben Wochen lang, Tag
und Nacht mit den beiden Achterbahnen des Freizeitparks. Während dieser 49
Tage stellte er zwei neue Guinness Weltrekorde im Achterbahndauerfahren auf und
sammelte zugleich einen fünfstelligen Betrag für die UNESCO Aktion
"Bildung für Kinder in Not" - Eine (nicht immer ernst gemeinte)
Chronologie der Ereignisse, die zeigt, wie die Verantwortlichen des
Freizeitparks aus der Pfalz ihre Achterbahnen in den Medien
positionierten.
Es ist Donnerstag der 10. Juli, 12 Uhr im pfälzischen
Haßloch: Mehrere Dutzend Objektive sind auf den 43-jährigen
Amerikaner gerichtet, der sich seiner bisher schwersten Herausforderung stellt.
Richard Rodriguez will einen neuen Rekord im Achterbahndauerfahren
aufstellen: Tag und Nacht wird er auf den beiden Achterbahnen des
Holiday Park seine Runden drehen, 24 Stunden täglich und dies
vielleicht wochenlang. Wenn alles klappt, steht er dann im Guinness Buch der
Rekorde. Acht Stunden muss er am Stück fahren, darf den Zug nicht
verlassen. Dann sind ihm 15 Minuten gegönnt, 15 Minuten zum relaxen,
abschalten und frisch machen.
Rodriguez ist ein alter Bekannter im Holiday
Park. 1982 fuhr er 205 Stunden am Stück den Superwirbel. Im
letzten Jahr absolvierte er 104 Tage auf der Expedition GeForce, rund 10
Stunden täglich. Ein neuer Rekord in seiner Vita, doch nach Ansicht der
Verantwortlichen von Guinness hatte er zu viele Pausen gemacht. Aus
London kam ein striktes "No", die neuen Regeln (acht Stunden fahren, dann 15
Minuten Pause und dies auch durch die Nacht), aufgestellt Anfang 2002,
müssten befolgt werden. Im letzten Jahr haben dies zwei Japaner geschafft.
Sie fuhren 35,5 Stunden auf einer Achterbahn. Das Ziel ist der Eintrag
im Guinness Buch der Rekorde, um sich seine persönliche
Herausforderung zu vergolden.
|
Die
erste "Achterbahntoilette der Welt" |
|
Ein solcher Dauerrekord erfordert eine strikte Organisation:
Ärztliche Betreuung und hygienische Vorsorge waren die besonderen
Herausforderungen für Niels Christian Pagels, Organisationsleiter
im Holiday Park. Ein kompetentes Ärzteteam (Kardiologe,
Schlafforscher und Venenspezialist) versorgt den Marathonfahrer rund um die
Uhr, ein Wohnmobil steht in den 15-minütigen Pausen mit sanitären
Einrichtungen zur Verfügung und selbst das Klo für die Achterbahn
wurde realisiert. Erhard Weber, Geschäftsführer von Dixi
Südwest, hatte die Lösung.
Eine Bootstoilette wurde speziell an die Achterbahn
angepasst und kann durch ihre kompakte Größe einfach in den Sitz
integriert werden. Ein Vorhang wird dann über ein Schienengestänge um
den Wagen gezogen, die Toilette auf den Sitz gelegt und Richard kann
seinem Bedürfnis fern der neugierigen Blicke der wartenden Fahrgäste
nachgehen. Ein luft- und wasserdicht verschließbarer Sack dient der
Aufnahme und wird nach der Benutzung von Richard selbst verschlossen und
direkt entsorgt. "Hygienischer geht es nicht", so die Worte des Spezialisten
Erhard Weber. Vier Minuten hat der Amerikaner dafür Zeit,
länger darf der Zug nicht in der Station stehen.
Darüber wachen die strengen Augenpaare der
Guinness Beauftragten, die sämtliche Stoppzeiten sekundengenau auf
ihren Schreibblöcken festhalten: "Sollte der Zug länger als vier
Minuten in der Station verweilen, müssten wir dies Guinness
mitteilen. Der Rekord wäre dann beendet." |
|
|
. |
|
|
|
Der "King of Roller Coaster" hat sich viel
vorgenommen und ist gut vorbereitet. Eine ganze Reihe medizinischer Tests hat
sich der Diabetiker über sich ergehen lassen: Sein Herz-Kreislauf-System
und seine Venen wurden untersucht und selbst der Besuch eines Schlaflabors
stand auf dem Programm. Professor Dr. Dieter Riemann von der
Gesellschaft für Schlafmedizin an der Universität Freiburg
beobachtete den Probanden.
|
Richard Rodriguez wurde von den Medien
belagert... |
|
|
Für ihn bleibt es jedoch unerklärlich, wie
Rodriguez bei seinen früheren Rekordfahrten auf einer Achterbahn
nächtigen konnte. "Ein Dauerschlaf ist nicht möglich". Doch
Richard interveniert: "Mein Körper lernt es, auf der Achterbahn zu
leben." Schlafentzug und die damit verbundenen Nebenwirkungen wie Lethargie,
Gereiztheit und Halluzinationen werden für ihn (hoffentlich) Fremdworte
bleiben.Topfit ging der US-Amerikaner an den Start. Bei strahlendem
Sonnenschein startete er die erste Runde auf dem Megacoaster
Expedition GeForce und entfloh dem Medienrummel kurzzeitig, der ihn
sogar bis auf den über 50 Meter hohen Lifthill verfolgte. 60
Sekunden dauert die Fahrt, dann richteten sich die Kameras wieder auf seine
Person, die Mikrofone wurden gezückt. Der "König der Achterbahnen"
stand im Fokus. Er wolle natürlich die 35,5 Stunden überbieten und
die Messlatte kräftig höher legen. "Ich schaffe es!"
Nur noch höhere Gewalten können den
selbstbewussten Amerikaner stoppen: "Bei Gewitter muss der Betrieb eingestellt
werden - Zu gefährlich," so Parkdirektor Wolfgang Schneider. "Dann
müssen wir von vorne beginnen."
In der Nacht zu Samstag wäre der Rekord schon
überboten, doch Richard will mehr. Schließlich denkt er an
den guten Zweck der Sache: "Das Kinderhilfswerk der UNESCO bekommt umso
mehr Geld, je länger ich fahre." |
|
|
. |
|
|
|
|
...am
Abend hatte er dann seine Ruhe |
|
Der Schreck kam dann in der ersten Nacht. Richard
saß im Superwirbel, eine Achterbahn mit zwei
Corkscrews. Um drei Uhr morgens explodierte direkt neben der Strecke ein
riesiger Scheinwerfer, der bis dahin die Bahn in gleißendes Licht
getaucht hatte und sorgte für einen Kurzschluss. Ein kompletter
Stromausfall war die Folge. Per Sicherheitsbremse wurde der Wagenzug gestoppt,
dann begann ein Lauf gegen die Zeit. Um ein Haar wäre die Rekordfahrt
bereits wenige Stunden nach ihrem Start zu Ende gewesen, länger als 240
Sekunden darf der Achterbahnzug nicht stehen.
Die Rettung nahte jedoch prompt. Parksprecher Rudi
Mallasch: "Unsere Techniker haben sich trotz der Uhrzeit selbst
übertroffen." Nach dreieinhalb Minuten rollte der Zug wieder an - neue
Sicherungen waren eingeschraubt - der defekte Scheinwerfer kurzerhand
abgeklemmt worden. Selbst die strengen Beobachter vom
Guinness-Buchverlag, die rund um die Uhr die Endlostour des Amerikaners
beobachten, bestätigten, dass die Zeit eingehalten wurde.
Und wie steht es um die Toilette, die durch diesen Vorfall
nur noch zweitrangig war: "Das Ding funktioniert - ich habe es in der Nacht
dreimal benutzt!" |
|
|
. |
|
|
|
|
Richard auf
dem Superwirbel um exakt eine Minute nach eins: Der Rekord wurde
geknackt |
|
Um exakt eine Minute nach eins in der Nacht von Freitag auf
Samstag war es soweit: Richard Rodriguez knackte den Rekord zweier
Japaner. Deren Bestmarke lag bei 35,5 Stunden. Rodriguez ist neuer
Weltmeister im Achterbahnmarathon. Rudi Mallasch vom Holiday
Park: "Er hat den Rekord beinahe verschlafen, war trotz der unruhigen Fahrt
gerade eingenickt, als es soweit war."
Rodriguez wirkte müde, winkte kurz werbewirksam
in die Kameras der Fernsehteams von SPIEGEL-TV und RTL und blieb
in der Bahn sitzen. Aussteigen darf der Amerikaner schließlich nur alle
acht Stunden und für ihn geht der Rekord weiter. "Ich möchte die Zeit
ausbauen, damit mir der Weltrekord nicht so schnell wieder genommen wird." Der
1. Doppel Roller Coaster Marathon Day and Night ist noch nicht
beendet.
Auch von der ersten Achterbahntoilette der Welt gibt es
etwas Neues: Das Lokus und der acht mal zwei Meter große
Sichtschutzvorhang werden nach der Rekordfahrt über "ebay" zugunsten der
UNESCO-Aktion "Bildung für Kinder in Not" versteigert. |
|
|
. |
|
|
|
Es ist Sonntag Mittag, Richard Rodriguez fährt
nun schon seit 72 Stunden mit den beiden Achterbahnen des Holiday
Parks, hat den Rekord der beiden Japaner aus dem letzten Jahr verdoppelt.
Acht Stunden sitzt der Amerikaner permanent im Zug, darf dann gerade einmal 15
Minuten Pause einlegen, Tag und Nacht. Dies sind die strengen Guinness
Regeln. Doch der 43-jährige will allen Vorplanungen zum Trotz
weitermachen: Jetzt steuert der "König der Achterbahnen" einen 100
Stunden-Rekord an, den er am Montagabend um 17.30 Uhr erreichen würde.
Offenbar hat sich Richard so gut eingelebt, daß er trotz zweier
Inversionen nachts in der ständig weiterfahrenden Bahn sogar Schlaf
findet.
Parkdirektor Wolfgang Schneider: "Nachdem er den
neuen Weltrekord in der Tasche hat, geht es ihm primär um die
Unterstützung des UNESCO-Hilfswerkes "Bildung für Kinder in
Not" - der Mann ist schließlich Lehrer! Und je länger er
fährt, desto mehr spenden unsere Besucher für die UNESCO!
Außerdem ist Rodriguez offenbar allergisch gegenüber
Konkurrenten - daher will er jetzt die neue Weltrekordmarke so weit wie
möglich nach oben schrauben!"
Aus ärztlicher Sicht gibt es bislang noch keinen Grund,
die ungewöhnliche Rekordfahrt abzubrechen - nach Untersuchungen von
Sonntagmorgen gilt Rodriguez immer noch erstaunlich fit. Und auch die in
der Achterbahn eingebaute Dixi-Toilette hält bislang allen
Belastungen stand. Richards Antwort ist eindeutig: "Warum sollte ich
also aufhören?" |
|
|
. |
|
|
|
Exakt um 17:30 am 5. Tag fiel die 100 Stunden Marke, doch
ein Ende der Rekordfahrt des Richard Rodriguez ist noch nicht in Sicht.
Der Amerikaner hob nur müde einen Arm - und blieb sitzen. Er will
weiterfahren, will einen Weltrekord im Achterbahnmarathon aufstellen, der auf
Jahre Bestand haben soll. "Offenbar haben wir ihn unterschätzt", sagt
Parksprecher Rudi Mallasch. "Wir hatten geglaubt, daß er am
Wochenende aussteigen würde, denn die alte Rekordmarke von 35,5 Stunden
hatte er ja bereits in der Nacht zum Samstag gebrochen."
Der Marathonfahrer wirkt nach fünf Tagen und vier
Nächten auf der Expedition GeForce und dem Superwirbel
müde, ist aber "durchaus noch ansprechbar" wie der begleitende Arzt,
der Kardiologe Dr. Holger Killat, formulierte. "Aus rein ärztlicher
Sicht gibt es bislang keinen Grund, dem Mann die Weiterfahrt zu untersagen!"
Aufmunterung kam vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten
Kurt Beck, der am Montagnachmittag den Holiday Park besuchte.
Beck drückte dem Amerikaner die Hand und wünschte ihm
weiterhin Glück für die skurrile Rekordfahrt. Mitfahren mochte der
Ministerpräsident allerdings nicht eine einzige Runde. Dafür sei ihm
die Bahn "zu hoch, zu steil und zu schnell." Wie viele Runden dagegen
Richard Rodriguez noch aushält, bleibt offen. |
|
|
. |
|
|
|
Was mangelnde Kondition oder technische Probleme nicht
schafften, schaffte eine riesige Gewitterfront, die am Mittwochnachmittag
über die Pfalz, respektive den Holiday Park zog: Richard
Rodriguez musste nach sechseinhalb Tagen Dauerfahrt seinen Weltrekord im
Achterbahnmarathon unterbrechen! Um 16.30 Uhr am Mittwoch war erst einmal
Schluss, während am Horizont bereits bedrohlich die Blitze flackerten.
"Die Sicherheit geht vor", so Parkdirektor Wolfgang
Schneider. "Wir können Richard nicht in 60 Metern Höhe auf der
Expedition GeForce einem Gewitter mit Blitzen von einigen 100.000 Volt
aussetzen. Das ist einfach unverantwortlich. Aus diesem Grunde haben wir die
Fahrt unterbrochen."
Für den "König der Achterbahnen" ist dies ein
herber Schlag. "Thats life", meinte er lakonisch und nahm unmittelbar
nach dem Durchzug des Gewitters wieder in der Achterbahn Platz.
Rodriguez fährt in jedem Falle weiter. "Den Weltrekord habe ich von
35,5 Stunden auf 147 Stunden hochgeschraubt. Den kann mir so bald niemand mehr
nehmen. Und jetzt fahre ich nach den alten Guinnessregeln mit fünf Minuten
Pause pro Stunde weiter - damit ich so die UNESCO-Aktion "Bildung für
Kinder in Not" weiter unterstützen kann." |
|
|
. |
|
|
|
Der Ärger über die kurzzeitige, knapp
einstündige, gewitterbedingte Unterbrechung seiner Weltrekordfahrt ist
vergessen - Richard Rodriguez konzentriert sich wieder voll auf die
Weiterführung seiner Marathonfahrt. Am Sonntagnachmittag war der
Hochschuldozent schon elf Tage und zehn Nächte unterwegs, legte in 264
Stunden Dauerfahrt rund 6.300 Kilometer zurück. Tag und Nacht, bei Wind
und Wetter, bis auf die Unterbrechung beim schweren Gewittersturm am
Mittwochabend letzter Woche.
|
Richard auf dem Superwirbel |
|
Zahlen, die beeindrucken und vom unbedingten Willen des
Amerikaners künden. Es gibt auf der ganzen Welt keinen Menschen, der
Ähnliches versucht hat wie Richard Rodriguez. Schon die 104 Tage
Expedition GeForce sind bis dato unerreicht - kein Mensch fuhr bisher
mehr Tage auf einer Achterbahn.
Und Richard Rodriguez selbst? Was macht seine Psyche,
wie motiviert er sich, solange auszuhalten? Es sei nicht immer leicht, meint
er. Er habe "gute und schlechte Stunden" auf der Achterbahn. Und manchmal, da
sei er einfach vollkommen fertig. "Natürlich lockt da der Gedanke ans
Aussteigen." Und warum tut er es nicht einfach? "Weil ich es nicht will!" Eine
Antwort die verblüfft. "Ich gebe nicht auf. Ich bleibe sitzen. Ich fahre
meine Runden. Ich habe den Willen, weiterzufahren!"
Montagmorgen beginnt für Richard Rodriguez der
zwölfte Tag. Nach einer durchfahrenen elften Nacht. Und es wird sein
längster Tag sein. Denn: Jeder Tag, den ich fahre, ist für mich
mein längster Tag. Sagt der Weltmeister im Achterbahnmarathon.
Sonntagnachmittag wurden übrigens 46 Grad Celsius in der Sonne gemessen.
Im Achterbahnzug von Richard Rodriguez. Und der blieb sitzen. |
|
|
. |
|
|
|
|
Richard mit
einem seiner treuesten Fans |
|
Richard Rodriguez fährt noch immer und die Fans
kommen in Scharen. Für einige von ihnen ist der Weltmeister im
Achterbahnmarathon der ganz persönliche Hero. Katja, Nadja
und Nicole sind nur drei von denen, die stundenlang neben den Gleisen
stehen und auf den Champion warten. Gibt es da etwa echte "Boxenluder" im
Holiday Park? "Na ja", sagt Marketingleiter Rudi Mallasch etwas
gequält. "Wir haben hin und wieder junge Damen, denen wir abends ziemlich
lange erklären müssen, dass der Park am Wochenende unwiderruflich um
Mitternacht schließt und Richard von diesem Zeitpunkt an ohne Publikum
weiterfährt..."
Richard findet die "German girls wonderful" und freut
sich über seine weiblichen Fans. Und natürlich deren Telefonnummern,
die der sonnengebräunte Hochschul-Dozent aus Chicago immer wieder
zugesteckt bekommt. Schon im letzten Jahr war Rodriguez absoluter
Mädchenschwarm in der Achterbahn. Und vor dem diesjährigen
Start, als Richard bereits einige Tage in Haßloch wohnte, soll er
sich, nach Insiderinformationen, den Weg über die Autobahn nach Mannheim
erklärt haben lassen. Angeblich wohnt dort sein heißester Fan mit
dem Namen Nicole. "Richard ist einfach süß", sagt auch
Nadja (17). "Am liebsten würde ich ganz oft neben ihm mitfahren -
leider spielt mein Magen da nicht mit." So stellt sich die Schülerin den
ganzen Tag immer wieder bei der Achterbahn an, um für wenigstens
zwei Minuten ihren Liebling anschmachten zu können.
Als richtig anstrengend entpuppte sich eine gewisse
16-jährige Sandra, die sich auf nicht ganz astreinem Weg die
Privathandy-Nummern von Mitarbeitern des Holiday Parks beschafft hatte
und diese mit täglich mehreren Dutzend SMS nervte, um sich nach dem
Zustand von Richard Rodriguez zu erkundigen. Erst Anrufe bei der Mutter
des verliebten Mädchens machten dem Spuk ein Ende. Ich wollte doch
nur wissen, obs ihm auch gut geht, erklärte Sandra ihre (nicht
ganz preiswerten) Telefonattacken. Im vergangenen Jahr, als Rodriguez
104 Tage auf dem Megacoaster Expedition GeForce unterwegs war,
übernachtete er in einem großen Wohnmobil im Park. Allein? Das
weiß niemand. "Kontrolliert haben wir ihn nicht!" sagt Parksprecher
Mallasch.
Zum schlafen kann der Amerikaner in diesem Jahr das wieder
aufgestellte Wohnmobil jedenfalls nicht nutzen, schließlich sitzt er Tag
und Nacht in den beiden Achterbahnen Superwirbel und
Expedition GeForce. Wenig Zeit also für "Boxenluder". Wobei der
Amerikaner offenbar wenig anbrennen lässt: Es wird berichtet, dass hin und
wieder Mitarbeiter von der Achterbahn zum Briefkasten geschickt werden.
Selbst die Briefe besorgen kann Rodriguez ja nicht der Mann muss
fahren, fahren, fahren. Und offenbar kommt auch Post zurück. Eine
Mitarbeiterin des Parks: Neulich kam ein rosa Umschlag für ihn.
Danach sah Richard sehr verträumt aus... Rudi Mallasch
erklärt weiter: "Richard hält sich in der Frage weibliche Fans sehr
bedeckt. Er ist aber immer sehr charmant und sieht dazu sehr gut aus - und
irgendwann ist ja auch die diesjährige Rekordfahrt zu Ende..." |
|
|
. |
|
|
|
|
Richard
Rodriguez dankt Dirk Lather vom Freundeskreis Kirmes und Freizeitpark e.V.
für die "ercoasterten" Spenden |
|
Es ist Samstag der 2. August, und Richard Rodriguez
steht vor seiner 24. Nacht. Doch diesmal ist er nicht allein. An diesem
Wochenende gibt es für den etwas erschöpft wirkenden Weltmeister im
Achterbahn-Marathon wichtige psychologische Unterstützung: Der
Freundeskreis Kirmes und Freizeitparks e.V., Deutschlands
mitgliederstärkster Verein für Fans von Kirmes- und
Parkvergnügen, stellt sich in den Dienst der guten Sache. Regionalleiter
Dirk Lather vom FKF hatte die tolle Idee, gemeinsam mit 30
Vereinsmitgliedern eine ganze Nacht auf der Achterbahn verbringen, um
Richard Kraft und Motivation zum Weitermachen zu geben und die
UNESCO-Aktion "Bildung für Kinder in Not" zu unterstützen.
Rund 30 Mitglieder haben sich eingefunden, um den Marathon-Mann durch die Nacht
zu begleiten. Pro Fahrt wird eine Spende von einem Euro fällig.
Die "normalen" Parkbesucher wundern sich schon ein wenig,
als sie gegen 24 Uhr die Summer Nights des Holiday Parks verlassen und
ihnen eine Gruppe mit Kühltaschen, Decken und Kissen entgegenkommt. Doch
eine solche Aktion bedarf einer gewissen Vorbereitung: Leerer Bauch coastert
nicht gern, und wer wie Richard ein paar Stunden Schlaf auf dem
Superwirbel erhaschen möchte, kommt auch um eine gewisse Polsterung
nicht herum.
Kurz nach Mitternacht besteigen dann die ersten Wagemutigen
den Zug. Sie können zwar jederzeit pausieren, ein Fahrgastwechsel soll
jedoch frühestens alle fünf Fahrten erfolgen, um keine
größere Unruhe entstehen zu lassen und Rodriguez seine
gewohnte Nachtruhe zu ermöglichen. Doch der "King of Roller
Coaster" ist ähnlich aufgeregt wie die Teilnehmer, die selbst als
hartgesottene Achterbahnfans nur sehr selten eine solche Gelegenheit erhalten.
So mancher stellt fest, dass man wirklich auf einer Achterbahn schlafen
kann. Selbst um 4 Uhr herrscht noch reger Betrieb, der Zug rauscht immer gut
besetzt über die nur schwach beleuchtete Strecke.
Nicht anders ist das Bild, als die Nacht gegen 8 Uhr morgens
zu Ende geht. Der Spitzenreiter aus FKF-Kreisen hat es auf stolze 108 Fahrten
gebracht - nur Rodriguez kann noch ein paar Runden mehr für sich
verbuchen. Entgegen den optimistischsten Erwartungen sind insgesamt deutlich
über 1000 Fahrten zusammengekommen, die erfahrene Spende beläuft sich
auf exakt 1135 Euro. Damit hat auch Richard nicht gerechnet: "Ich bin
beeindruckt! Es war eine phantastische Aktion und es hat wirklich Spaß
gemacht. Vielen Dank, von mir und auch im Namen der UNESCO!" Und
Parkdirektor Wolfgang Schneider ergänzt: Ich muss den
nächtlichen Gästen vom Freundeskreis Kirmes und Freizeitparks doppelt
Lob zollen: Zum einen, dass sie die ganze Nacht durchgehalten haben zum
anderen für das grandiose Spendenergebnis ihrer Aktion! |
|
|
. |
|
|
|
Zu einer hochdramatischen Bieter-Rallye entwickelte sich die
Versteigerung der weltweit ersten Achterbahn Toilette, des Dixi-Klos von
Richard Rodriguez beim Auktionshaus "ebay". Nachdem die Gebote
für die Toilette eine Woche lang bei rund 250 Euro verharrt hatten, war am
Freitagabend die allerletzte Minute der Auktion an Dramatik nicht zu
überbieten: In den 55 verbleibenden Sekunden vor Ende der Versteigerung um
20 Uhr wurde durch zwei unerbittlich gegeneinander kämpfende Bieter der
Preis auf 893 Euro in die Höhe getrieben. Der "Verlierer" der beiden
Extrembieter kann sich dennoch freuen - beim Sichtschutz-Vorhang, der sich um
den Achterbahnwagen von Rodriguez für die nötige
Privatsphäre beim Toilettengang schließt, behielt er mit 204 Euro
die Nase vorn. Der größte Gewinner dieser ungewöhnlichen
Auktion sind die Kinder der Dritten Welt: Die erzielte Gesamtsumme von 1.097
Euro erhält das Hilfswerk der UNESCO, das durch die
Marathon-Achterbahnfahrt von Richard Rodriguez unterstützt wird.
|
|
|
. |
|
|
|
|
Richard
kann es einfach nicht lassen |
|
|
|
|
|
|
Die Rekorde des Richard
Rodriguez |
|
Die Achterbahnvita des "King of
Roller Coaster" - Die Stundenrekorde bis zum Jahre 2000 wurden nach den
"Guinness Regeln" aus dem Jahre 1977 gefahren, welche mehr und variablere
Pausen gestatteten |
|
1977 |
|
104
Stunden |
|
Cyclone, Coney Island, USA
|
|
|
|
|
|
1978 |
|
110
Stunden |
|
Swamp Fox, Family Kingdom,
USA |
|
|
|
|
|
1978 |
|
124
Stunden |
|
Rebell Yell, King's
Dominion, USA |
|
|
|
|
|
1979 |
|
168
Stunden |
|
Roaring Tiger, Circus
World, USA |
|
|
|
|
|
1979 |
|
170
Stunden |
|
Big Dipper, Blackpool
Pleasure Beach, England |
|
|
|
|
|
1979 |
|
180
Stunden |
|
PNE Flyer, Vancouver,
Canada |
|
|
|
|
|
1980 |
|
191
Stunden |
|
Florida "Hurricane",
USA |
|
|
|
|
|
1980 |
|
203
Stunden |
|
Big Dipper, Blackpool
Pleasure Beach, England |
|
|
|
|
|
1980 |
|
205
Stunden |
|
Corkscrew, La Rounde,
Kanada |
|
|
|
|
|
1982 |
|
328
Stunden |
|
Superwirbel, Holiday Park
|
|
|
|
|
|
1994 |
|
549
Stunden |
|
Big Dipper, Blackpool
Pleasure Beach, England |
|
|
|
|
|
1998 |
|
1013 Stunden |
|
Big Dipper, Blackpool
Pleasure Beach, England |
|
|
|
|
|
2000 |
|
2000 Stunden |
|
Big Dipper, Blackpool
Pleasure Beach, England |
|
|
|
|
|
2001 |
|
100
Tage |
|
The Boss, Six Flags St.
Louis, USA |
|
|
|
|
|
2002 |
|
104
Tage |
|
Expedition GeForce,
Holiday Park |
|
|
|
|
|
2003 |
|
147 Stunden |
|
Expedition GeForce,
Holiday Park |
|
|
|
|
|
2003 |
|
192 Stunden |
|
Expedition GeForce,
Holiday Park |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Seit 41 Tagen sitzt "Dr. Achterbahn", wie ihn eine
Tageszeitung jüngst titulierte, in der Achterbahn und die
Dauerfahrt hat bisher kein Ende gefunden. Bisher legte Richard Rodriguez
in den beiden Achterbahnen des Holiday Parks in knapp 1000
Stunden fast 25.000 Kilometer zurück, überschlug sich rund 20.000 Mal
im Superwirbel und stürzte sich fast 10.000 Mal den First
Drop der Expedition GeForce herab.
Wir blicken zurück: Richard Rodriguez startete
seine Rekordfahrt Anfang Juli mit dem Ziel, einen neuen Guinness Rekord
aufzustellen. Sieben Tage saß er nach den strikten Guinness Regeln
(siehe oben) in den beiden Achterbahnen des Holiday Parks, bis
ihn nach 147 Stunden ein Gewitter an der Weiterfahrt stoppte. Der Betrieb der
Achterbahn musste für mehr als vier Minuten eingestellt werden, die
Marathon-Weltrekordfahrt war durch diese Zwangspause beendet. Doch der
Amerikaner stieg wieder in den Zug. Seit den letzten fünf Wochen
fährt er nach dem alten Guinness Regelwerk, welches für
Dauerrekorde bis zum Jahr 2002 galt und dem Aspiranten mehr Pausen erlaubt.
Geschmälert wird seine Leistung dadurch nicht: Weiterhin sitzt er Tag und
Nacht in der Achterbahn, sogar die Nachtruhe wird immer noch dort
verbracht: Die Schlafforscher der Universtiätskliniken Mannheim
haben herausgefunden, dass Richard nachts in der Achterbahn rund
vier Stunden Tiefschlaf findet. Exakt, das haben die Aufzeichnungen der
Messungen am vorvergangenen Wochenende ergeben, hat er pro Nacht 243 Minuten
geschlafen. Darunter etwa eine Stunde am Stück - also auch im
Doppel-Looping durchgeschlafen. Sein Ziel ist dabei die Erhöhung der
Spenden für die UNESCO Aktion Bildung für Kinder in Not. "Ich
fahre hier nicht für mich", bemerkt Rodriguez.
Doch der "King of Roller Coaster" will mehr: "Mit einer so
krummen Zahl von 147 Stunden möchte ich nicht zurück nach Amerika",
sagte Richard Rodriguez am vergangenen Wochenende im Gespräch mit
Parkdirektor Wolfgang Schneider. "Ich möchte mit einer glatten Zahl
meine diesjährige Rekordfahrt beenden - ich will versuchen, ob ich es
schaffe jetzt noch nach den neuen Regeln diesen Rekord von 147 Stunden zu
toppen!" Am 20. August um exakt 11:00 Uhr startete der neue Rekordversuch nach
den verschärften Guinness Regeln von 2002. Nur alle acht Stunden
gewähren diese dem Amerikaner eine Pause von 15 Minuten. Den Zug darf er
während des achtstündigen Turns nicht verlassen, noch darf dieser
länger als vier Minuten stillstehen. Insgeheim gelten 200 Stunden als neue
Zielmarke.
Auch jetzt ist sein allergrößter Feind das
Wetter - der Deutsche Wetterdienst kann für die nächsten Tage
in der Pfalz Gewitter nicht ausschließen. So fährt Rodriguez
den ersten Doppel-Achterbahn Marathon, der auch gleichzeitig der erste
Doppel-Guinness-Buch-Weltrekord werden könnte, falls er es schafft,
seinen eigenen Rekord vom Juli zu übertreffen. |
|
|
. |
|
|
|
Am Dienstag, den 26. August 2003 um 14 Uhr war es soweit:
Richard Rodriguez stellte seinen eigenen 147-stündigen Guinness
Weltrekord im Achterbahndauerfahren ein. Der erst sechs Wochen alte Rekord
war von ihm am 16. Juli aufgestellt worden ein schweres Gewitter
über dem Holiday Park Haßloch hatte eine längere
Rekordfahrt unmöglich gemacht.
Das kräftezehrende Unterfangen des Amerikaners ist ihm
anzusehen. Dennoch will er den Rekord unter den strengen Guinness-Regeln (acht
Stunden fahren / 15 Minuten Pause) fortsetzen: Ich lege noch 48 Stunden
drauf, dann ist Schluss! so Rodriguez. Somit würde er eine
siebenwöchige Marathonfahrt am Donnerstag abschließen, die mit einer
Guinness-Buch Rekordfahrt begann und mit einer Guinness-Buch
Rekordfahrt endet - falls er bis dahin durchhält. |
|
|
. |
|
|
|
|
Ein
strahlender Weltmeister |
Bilder: Holiday
Park |
|
Nach sieben Wochen ist er ausgestiegen. Richard
Rodriguez, 44-jähriger Hochschullehrer aus Chicago USA, hat 49 Tage
und Nächte auf den beiden Achterbahnen Superwirbel und
Expedition GeForce im Holiday Park Haßloch verbracht und
dabei zwei neue, phantastische Weltrekorde aufgestellt. Er ist somit auch nach
den neuen, verschärften Guinness-Regeln der neue Weltmeister im
Achterbahn-Marathonfahren.
147 Stunden war Richard Rodriguez mit einer
viertelstündigen Pause je acht Stunden Fahrt seit dem 10. Juli unterwegs,
als ihn ein schweres Gewitter am 16. Juli zu einem Sicherheitsstopp zwang.
Damit hatte der Amerikaner den alten Rekord zweier Japaner von 35,5 Stunden aus
dem Vorjahr bereits vervierfacht. Doch Rodriguez fuhr (wenngleich nach
alten Regeln, die ihn mehr Pausen zugestanden) weitere fünf Wochen Tag und
Nacht durch, um sich in den letzten acht Tagen einen ganz persönlichen
Triumph zu gönnen: Ab dem 20. August galten wieder die neuen
Guinness-Regeln. Am Donnerstag, den 28. August um 12.00 verließ
der "King of Rollercoaster" den Achterbahnzug, der Marathon fand sein
Ende. Mit dieser Leistung hat er seinen erst im Juli aufgestellten neuen
Guinness Weltrekord auf 192 Stunden hochgeschraubt und der UNESCO
insgesamt 10.000 Euro eingebracht.
Für Rodriguez ging es nach der Siegesfeier in
das Schlafabor der Uniklinik Mannheim: "Es wird schön sein, flach auf
einem Bett zu liegen", sagte der Amerikaner, der die letzten 49 Nächte in
der Loopingbahn Superwirbel verbrachte. Trotzdem sei Schlafen
nicht sein erster Wunsch: "Etwas werde ich feiern, dann noch die schönen
Plätze in Deutschland anschauen", sagte der zufriedende Weltrekordler. "Es
war ein harter Marathon." |
|
|
|