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Links: Blick auf den Hof der Firma
Gerstlauer: Im Vordergrund die Schienen für den neuen Belantis
Eurofighter, im Hintergrund der Stahlaufbau eines Riesenrades sowie die
aufgearbeitete Black Hole aus Alton Towers - Rechts: Das Anakonda-Fahrzeug
wird testweise über die Turmkuppe gezogen |
Für den 17. April 2010 hatte die Firma Gerstlauer
Mitglieder des Fanforums Belantis-Board nach Münsterhausen geladen, um
sich einen Überblick über die Herstellung des Eurofighters für
den sächsischen Vergnügungspark Belantis bei Leipzig zu verschaffen.
Erst im März angekündigt, soll die Anlage bereits im Sommer 2010
eröffnet werden. Für den zukünftigen Betreiber ebenso wie
für den Hersteller ist das ein ambitionierter Zeitplan. Eine derart
kurzfristige Realisierung wurde unter anderem dadurch begünstigt, dass die
Konstruktionspläne der Anlage fast vollständig von einem Projekt
für den F1-X Park in Dubai übernommen werden konnten, dessen
Fertigstellung aktuell nicht abzusehen ist.
Jede Werksbesichtigung beginnt mit einer Kurzvorstellung des
Unternehmens. Danach führte der Weg vorbei an den verschiedenen Stationen
von Konstruktion, Produktion und Tests. In der Softwareabteilung befanden sich
die Steuerung und der Schaltschrank auf dem Prüfstand. Bei der Firma
Gerstlauer werden für die Tests der Steuerung die Sensorsignale der
fertigen Achterbahn simuliert. Die Reaktion der Steuerung auf die bis zu
100 Sensoren inklusive hunderter Fehlerszenarien wird also bereits im Werk
überprüft, was die elektrische Inbetriebnahme vor Ort auf wenige Tage
verkürzt.
Der erste Schritt des Stahlbaus ist das Biegen der Rundrohre
zur dreidimensional geformten Schiene. Der Biegeradius von fünf Metern,
wie er für eine Eurofighter-Liftkuppe notwendig ist, bringt die
Biegemaschine an ihre physikalischen Grenzen. Für Belantis ist der
Schritt des Biegens schon lange abgeschlossen. Momentan befindet sich bei
Gerstlauer bereits die nächste Anlage in der Produktion, die Mitte
2011 eröffnen soll. Der zweite
Schritt ist das Schweißen der Schiene. Dazu werden die gebogenen
Rundrohre auf Schienenlehren ausgerichtet und geheftet, also punktuell
provisorisch geschweißt, bevor sie durch Einschweißen der
Querriegel endgültig verbunden werden. Auch dieser Schritt ist für
das Schienenmaterial von Belantis bereits beendet. Die letzten Teile der
Achterbahn befanden sich gerade in der dritten Station, der Lackiererei. Dort
war die rote Schienenfarbe überall deutlich zu erkennen.
In der Fahrzeughalle war das unverkleidete Grundgerüst
von fünf der sechs Fahrzeuge zu sehen. Bis auf einige fehlende Sitze sind
die Wagen technisch komplett, die GFK-Verkleidung befindet sich gerade in der
Schlussphase der Produktion. Das sechste Fahrzeug wurde in der nächsten
Halle per Kran über einen Teil der Liftkuppe gezogen, um die dortigen
Sensoren anzubringen und zu justieren sowie um sicherzustellen, dass das
Fahrzeug bei dem engen Radius nicht an der Schiene ansteht. Weiterhin haben die
letzten Schienenteile, zum Beispiel die Einfahrt in den Vertikallift,
ihren letzten Feinschliff erhalten.
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Die Dreigurt-Schienenelemente des neuen
Eurofighters für Belantis warten auf den Transport nach Leipzig |
Der Großteil der roten Schiene lag auf dem Betriebshof
und wartet darauf, ab dem 26. April in Richtung Leipzig transportiert zu
werden. Gleich nebenan lagen die Schienen für den Eurofighter
für das italienische Fasanolandia. Außerdem war ein Jet
Star 2 fahrbereit aufgebaut. Dabei handelt es sich um die Anlage aus dem
ehemaligen Black Hole in Alton Towers, die von Gerstlauer
aufgekauft und überarbeitet wurde und nun in frischem Glanz auf einen
Käufer wartet.
Doch zurück zu der Achterbahn für Belantis
mit ihren insgesamt fünf Überschlägen. An verschiedenen Stellen im
Internet ist für diese der Arbeitstitel Anakonda zu lesen. Dieser scheint
jedoch nicht offiziell zu sein. Passen würde er allerdings
zu der Anlage und dem zugehörigen südamerikanischen Themenbereich -
auch wenn die zweite und dritte Inversion von einer Cobra Roll
gebildet werden. Davor ist eine Zero-G-Roll angeordnet, danach folgen
zwei Interlocked Corkscrews. Als technische Daten gibt der Park eine
Höhe von 32 Metern und eine Maximalgeschwindigkeit von 85 km/h an. Aus der
Sicht des Herstellers scheint der avisierte Eröffnungstermin haltbar zu sein. Jetzt
kommt es ganz auf Belantis an, in sehr kurzer Zeit die nötige
Infrastruktur wie Fundamente, Stationsbereich und Stromzuleitungen zu
schaffen. |