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Superman in der Warner Bros. Movie World Madrid ist die
siebte Auslieferungen von Bolliger & Mabillards Floorless-Konzept,
welches Ende der 90er Jahre in den USA erstmals realisiert wurde.
Zudem ist Superman die derzeit einzige Anlage dieser Art in Europa
- die offiziell angekündigte Bahn im Tivoli Kopenhagen wird
zur Saison 2004 ihren Betrieb aufnehmen. Der Zeitungsreporter aus
Metropolis hat sich mit seinen Superkräften nicht nur zu
einer Kultfigur des Comic-Universums gemausert, sondern auch zu
einem beliebten Thema für Achterbahnen - Kein Wunder,
versuchen doch diese Thrillmaschinen, ein intensives Fluggefühl
zu vermitteln.
Zum Gesamteindruck trägt aber nicht nur die Fahrt an sich
bei, sondern auch das Drumherum. So wird der Besucher in Madrid
von einer Statue des Superhelden empfangen, bevor der erste Teil
der Warteschlange durch die Redaktion des Daily Planet
verläuft. Der folgende Außenbereich ist jedoch kaum
gestaltet, und die Dekoration der Station beschränkt sich auf
die Darstellung der Superkräfte in Form von Plakaten. Am Ende
der Treppe teilt ein Mitarbeiter die Besucher in Vierergruppen ein
und weist diesen ihre Reihe zu. Schon werden die Plätze
eingenommen und die Überkopfbügel samt Sicherungsgurt überprüft.
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Nach Verlassen der Station führt eine weite 180°-Linkskurve
auf den Lift. Erst jetzt erkennt man die Streckenführung,
die vom Parkgelände aus nicht einsehbar ist und optisch wenig
ansprechend über einer Sandwüste verläuft. So
mancher fragt sich nun, ob die Entscheidung für die Fahrt
doch richtig war: Der Track ist durchaus imposant, und nur die
wenigsten beachten jetzt, wie gut die gelben Schienen auf dem
roten Kastenprofil und den blauen Stützen zum Thema passen.
Aber jetzt ist es ohnehin zu spät. In knapp 50 Metern Höhe
erfolgt ein kleiner Dip, der gerade den hinteren Reihen
auf dem First Drop eine gehörige Portion Airtime
beschert. Der sich anschließende Looping kann
getrost als riesig bezeichnet werden, bevor der Immelmann
eine Kehrtwendung einleitet. B&M's Looping Coaster
sind bekannt für ihre fließende Abfolge der Inversionselemente,
die der Zug fast wie auf einem Luftpolster schwebend passiert -
Bei Superman ist dies nicht anders.
Mit der Zero-G-Roll folgt die wahrscheinlich
beeindruckendste Inversion, und direkt im Anschluss stellt
die Cobra Roll die Fahrgäste innerhalb kürzester
Zeit zweimal auf den Kopf. Der folgende Hügel bietet für
eine Loopingbahn ungewöhnlich viel Airtime.
Es schließen sich zwei Interlocked Corkscrews an,
die mit einer Steilkurve zusammen eine 180°-Kehrtwendung
darstellen. Der Abschluss ist ebenfalls fulminant: Erst wird der
Fahrgast in einer rechtsgerichteten Dreiviertel-Helix in
den Sitz gepresst, um kurz danach auf einem Hügel eine
Torsion bei Schwerelosigkeit zu vollziehen. Die finale Helix
dreht dann links herum und entlässt den Zug nach einer
intensiven positiven Belastung in die Schlussbremse.
Die Abfolge der Inversionen entspricht damit übrigens
ziemlich genau der des Prototyps Medusa im amerikanischen
Park Six Flags Great Adventure, nur besteht die zweite
dort aus einem Dive Loop. Das nahezu perfekte Fahrerlebnis
bei Superman wird einzig durch zwei Reduzierbremsen
getrübt, die umso deutlicher zu spüren sind, je weiter
hinten man im Zug sitzt. |
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Rechts: Der Zug legt sich in die Steilkurve
zwischen den Corkscrews |
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Unter Achterbahnfans ist das Floorless-Konzept übrigens
nicht unumstritten. Skeptiker sehen dessen Vorteile höchstens
in der ersten Reihe, in der man einen freien Blick auf die Strecke
genießt und förmlich über den Track zu schweben
scheint, während der Effekt auf den anderen Plätzen kaum
zur Geltung kommt. Andererseits fühlt man sich aufgrund der
fast uneingeschränkt freien Sitzposition ungewöhnlich
stark der Achterbahn ausgeliefert, da außer dem Schulterbügel
kein Wagenboden zusätzlichen Halt bietet. Dies ist zwar auch
bei Inverted Coastern der Fall, wird der Fahrgast dort
aufgrund der Zugaufhängung optisch etwas eingeengt. Explizite
Nachteile gibt es beim Floorless-Konzept also aus der Sicht des
Fahrgastes nicht (die Kosten für den Betreiber seien hier außer
Acht gelassen), weshalb es für den Autor dieser Zeilen
eindeutig Sinn macht. Dazu kommt das stimmige Layout der bislang
von Coastersandmore.de getesteten Floorless-Anlagen. Für
Loopingbahnen erreichen sie allesamt monumentale Ausmaße,
und auch der Wechsel der Elemente und Beschleunigungen ist
durchweg harmonisch.
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Mit Superman hat die Movie World Madrid also
eine Achterbahn von Weltklasse in ihrem Sortiment, bei der
nur die beiden Trimbrakes und die teilweise magere
Thematisierung (besonders im Bereich der eigentlichen Fahrt) das
ansonsten perfekte Bild ein wenig trüben. . |
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