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Das neue Bärengehege war Vorbild
für die Felslandschaft der Achterbahn |
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Zwölf Monate später wurde der Vertrag mit
Gerstlauer unterschrieben. "Die Zeit davor nutzen wir zur Themenfindung
und der groben Ausgestaltung des Layouts", erinnert sich Peter Schmitt.
"Bei mehreren Tassen Kaffee wurde aktives Brainstorming betrieben, bis wir
irgendwann auf die Vulkan-Idee kamen." Derweil lieferte der Diplom
Ingenieur Wendelin Stückl, der exklusiv für die Firma
Gerstlauer tätig ist, das erste Achterbahnlayout.
Peter Schmitt war zwischenzeitlich in
Planungsarbeiten für ein neues Bärengehege involviert, welches durch
eine Felslandschaft aus Basaltsteinen eingefasst wurde. "Die Steine lieferte
ein Bekannter der Hennes-Brüder, der in der Nähe einen Steinbruch
betreibt", sagt Peter Schmitt. "Dabei fallen derart viele, nicht mehr
verwendbare Bruchstücke an, dass einer Verwendung für die
Ausgestaltung der Achterbahn eigentlich nichts im Wege stand."
In Zusammenarbeit mit Wendelin Stückl wurde der
Layout-Vorentwurf angepasst. Ein Canyon nebst den bis zu sechs Meter hohen
Steilwänden, an denen die Strecke haarscharf vorbeiführt, war das
Ergebnis. "Beim Arrangieren der Felsbrocken unterstützte uns dann mein
Studienkollege Michael Lambert, der Ende März 2003 zum Planungsteam
dazustieß, da das Projekt für mein 3-Mann Büro zu groß
geworden war." Selbst die geplante Wildwasserbahn floss in die Planungen
ein, um die Stützenkonstruktion der Achterbahn, Fundamente und das
unterirdische Rohrsystem für Wasser- und Elektroleitungen auslegen zu
können.
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Aus der Helix "gegen" die
Felswand |
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"Unsere kreative Arbeit wurde durch einen immensen
Termindruck verschärft", sagt Peter Schmitt weiter: "Ende Februar
2003 wurde der Vertrag mit der Firma Gerstlauer geschlossen, Ende Mai erhielten
wir die ersten verwertbaren Unterlagen von Stengel/Gerstlauer [Anmerkung: Das
Ingenieurbüro Stengel zeichnete sich für die Berechnung der
Dynamik sowie die Statik und die Auslegung der Stützenkonstruktion
verantwortlich, nach denen die Fundamente von der Planungsgemeinschaft
Schmitt und Lambert erstellt wurden], daraufhin wurde innerhalb
kürzester Zeit unser Bauantrag für die Erdarbeiten erstellt und nach
Vorlage aller Unterlagen durch die Firma Gerstlauer haben wir dann am Ende Juli
2003 den Bauantrag für die Gebäude und die eigentliche Bahn
eingereicht. Die Bauarbeiten starteten im Hochsommer - Erst Mitte November
haben wir dann letztendlich eine Baugenehmigung für die gesamte Achterbahn
erhalten. Einen Tag vor Nikolaus stand die Grundstruktur des Vulkans, welche
gleichzeitig einen Großteil der Stützkonstruktion des Lifthills
aufnimmt. Gelobt sei die Kooperation unserer Kreisverwaltung, die alle Augen
angesichts unserer Bautätigkeiten zudrückte."
Insgesamt waren 24 Unternehmen und Ingenieurbüros an
dem bislang größten Projekt des Wild- und Freizeitparks
Klotten beteiligt. Mit Ausnahme von fünf Firmen stammten alle aus dem
Kreis, und darauf ist Projektleiter Peter Schmitt sehr stolz: "Wir haben
keine polnischen oder sonstige ausländischen Billiganbieter in das
Achterbahnprojekt involviert. Das ist private, regionale
Wirtschaftsförderung Live ohne großes Politgeschwafel. Aber auch nur
so war die Aufgabe in der immens kurzen Zeit zu lösen."
Zwischen dem Baubeginn im Hochsommer 2003 und der
Eröffnung am 1. April des Folgejahres vergingen gerade einmal neun Monate,
in denen aus einer 1,2 Hektar große Kuhweide die Felslandschaft
arrangiert wurde. Derzeit erinnern noch einige provisorische Brachflächen
an die Baustelle, doch das lässt sich in der mehrjährigen
Projektphase nicht vermeiden. Später werden an ihrer Stelle die
Seeflächen mit einer üppigen Ufervegetation den Vulkan
flankieren.
Links: Einfahrt in die Schlucht -
Rechts: Camelbacks im Felskanal |
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"Die Enge des Baufeldes erforderte eine ausgefeilte
Koordination", sagt Peter Schmitt. "1,2 Hektar klingen im Moment zwar
recht viel, aber schnell war der Platz zu klein. So kam es auch immer wieder zu
Konflikten zwischen den einzelnen Firmen, die aber immer einvernehmlich
gelöst werden konnten. Als dann aus der Slowakei [Anmerkung: Die in
Bratislava ansässige Firma Stakotra, welche Stützen und
Schienen für Firmen wie Intamin, Premier Rides oder
Zamperla fertigt, lieferte einen Großteil der Schienenelemente]
die zuletzt gebrauchten Stützen und Schienenstränge der Achterbahn
zuerst geliefert wurden, war das Chaos perfekt. In Osteuropa versteht man -
trotz detaillierter Ladelisten - unter Just-in-Time Lieferung halt etwas
anderes als bei uns."
Für den Aufbau der Stützen und das Einpassen der
Schienenelemente wurde der Ride Construction Service von Max
Eberhard ins Boot geholt, welcher mit seiner weitreichenden Erfahrung im
Aufbau von Achterbahnen und anderen Fahrgeschäften selbst dieses Problem
sehr gut meisterte. Zwei Tage vor Weihnachten konnte der Schienenschluss
gefeiert werden.
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Stein und Stahl vereint |
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Das meiste Kopfzerbrechen hatten Peter Schmitt und
Michael Lambert aber mit dem Handling der Basaltsteine. 8000 Tonnen
wurden benötigt, um die vorwiegend im hinteren Teil des Geländes
befindliche Felslandschaft zu arrangieren: "Der Transport war die
größte Hürde", erinnert sich Peter Schmitt: "Nachdem bei
den ersten Fahrten ein kompletter Auflieger und etliche Muldencontainer nach
dem Abkippen der Steine nur noch 'Klump' war, fanden wir keinen Spediteur mehr,
der die Steine fahren und mittels Abkippen entladen wollte. Wir mussten auf die
schnelle einen zweiten Bagger mit multibeweglicher Hydraulikzange finden und
mieten. Da es diese Dinger aber nur selten gibt, war die ganze Sache nicht so
einfach." Lohn dieser Mühe ist eine einzigartiges Felsarrangement, in dem
die Einzelwagen einen Harakiri-Kurs bewältigen.
Trotz aller Schwierigkeiten und des Zeitdrucks lief alles
nach Plan: Am Karnevalsdienstag bekam die Bahn den Segen vom TÜV
München und absolvierte ohne Probleme ihre ersten Testfahrten.
Sichtlich erleichtert nahmen Peter Schmitt und Michael Lambert
dann auch am Eröffnungstag in einer Chaise Platz und genossen die
"Heiße Fahrt durch den Vulkan". |