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Geschichte, Alt Berlin

"Phantaasialand, Phantaaaasialand, Freizeitparadiiiies" - mit diesem Lied beginnen die Kindheitserinnerungen eines Freizeitparkfans an seinen ersten Park in Brühl bei Köln. Vieles hat sich seitdem verändert. Die leuchtenden Kinderaugen sind nicht mehr meine, und der kleine Junge, der freudestrahlend und "Mami, Papi, guckt mal!" rufend auf die Parkmaskottchen zuläuft, bin leider auch nicht mehr ich. Und doch ist irgendwie alles beim Alten geblieben. Immer noch führt die Straße Alt Berlin vom Haupteingang zum Brandenburger Tor, wo man sich für einen der beiden Parkteile entscheiden darf. Und immer noch fühlt man sich in eine andere Welt versetzt.

Offizielle Internetseite des Phantasialands

Begonnen hat alles, als sich der Puppenspieler Richard Schmidt und der Schausteller Gottlieb Löffelhardt in den 60er Jahren entschlossen, zusammen einen Themenpark zu gründen. So öffnete am 30. April 1967 zum ersten Mal das Phantasialand seine Tore für das Publikum. Was als Märchenpark in einem verlassenen Tagebauwerk begann, wurde in den 80er Jahren mit einer Vielzahl von Themenfahrten nach dem Vorbild des Disneylands perfektioniert: Das Phantasialand kann zurecht als Deutschlands erster Themenpark bezeichnet werden. Die Kreativköpfe, allen voran der frühere Mitinhaber Richard Schmidt, beherrsch(t)en diese Kunst bis zur Perfektion und konnten das Phantasialand an der Spitze der deutschen Freizeitparks etablieren.

Doch die Tage der Beschaulichkeit sind gezählt: Die Ära der "ruhigen" Themenfahrten schien vorbei, der Andrang an den ehemaligen Topattraktionen 1001 Nacht oder Geister Rikscha ließ spürbar nach. Der Kunde der Neunziger und des neuen Jahrtausends lechzt nach Thrill. Robert Löffelhardt, der das Familienunternehmen seit 1995 in der zweiten Generation führt, kann sich diesem Trend nicht verschließen: Neuanschaffungen wie die Minenachterbahn Colorado Adventure, das Mystery Castle (ein Prototyp Bungee Drop von Ride Trade) oder die beiden Spinning Coaster in Wuze Town bestätigen diesen Trend auch im Phantasialand, wenn auch nicht der totale Thrilloverkill geboten wird. Somit können die Attraktionen von einer breiten Altersschicht genutzt werden. Allerdings bleibt der Park seinem Motto weiterhin treu: Die Fahrgeschäfte und Shows sind vielfach einzigartig und aufwendig gestaltet, nackte Stahlgerüste muss der Besucher nicht befürchten und die Familie kommt nicht zu kurz. In Brühl werden weiterhin Maßstäbe gesetzt!

Blick über das Phantasialand

Allein die Neuheiten der letzten drei Jahre bestätigen dieses Motto: Ob die beiden äußerst professionell in Szene gesetzten Fun-Coaster im Themenkomplex Wuze Town, welches ein Jahr nach seiner Eröffnung durch ein Kinderland aufgewertet wurde, oder der im Sommer 2002 auf dem Gelände der ehemaligen Gebirgsbahn eröffnete River Quest - In Sachen Aufmachung müssen sich die Neuheiten selbst vor Disney-Attraktionen nicht verstecken. Schon die vor fünf Jahren errichtete Top-Neuheit Mystery Castle machte deutlich, dass die Kreativen in den Bereichen Gestaltung und Storyline locker mit dem amerikanischen Vorbild The Twilight Zone Tower of Terror in den Disney-MGM Studios in Florida mithalten können. Doch der Reihe nach. Beginnen wir unseren Parkrundgang am Haupteingang...

 
Blick über die Strasse von Alt Berlin
Brandenburger Tor
Parade

Bild: Phantasialand

Arachnomé

Bild: Phantasialand

Arachnomé

Bild: Phantasialand

Arachnomé

Bild: Phantasialand

Pirates 4D

Bild: Phantasialand

Links: Neptunbrunnen - Rechts: Dampfkarussell

Hinter den Kassen und den Drehkreuzen fällt der Blick zunächst auf das in den letzten Jahren komplett neu gestaltete Alt Berlin der goldenen 20er Jahre. Bis in das kleinste Detail sind die Häuser der damaligen Zeit nachempfunden. Details, die der Besucher stellenweise nicht bewußt wahrnimmt, die aber zur Gesamtatmosphäre beitragen. Eine gewisse konzeptionelle Ähnlichkeit mit der Main Street USA aus dem Disneyland ist nicht zu übersehen: Vom Neptunbrunnen aus erstreckt sich eine authentische Straße bis zum im Maßstab 1:2 gehaltenen Brandenburger Tor, auf dem die Quadriga nicht fehlen darf und das hier die Position des Cinderella-Schlosses einnimmt. Direkt hinter dem Eingang lädt Heino's Kaffeehaus zum Verweilen ein. Am anderen Ende der Straße befinden sich das Schauspielhaus mit seinem imposanten Eingangsbereich und der berühmte Wintergarten.

Seit der Eröffnung 1970 wird im Nachbau des im Jahre 1943 zerstörten Berliner Varietetheaters die Showtradition gepflegt. Nach den besonders erfolgreichen Produktionen der 80er und 90er Jahre folgte 1999 mit Ivo Superstar ein jäher Absturz. Diese Erfahrung wollte man nicht wiederholen, und so schöpfte man aus dem Vollen: Seit der Saison 2000 begeisterte vier Jahre lang L'Ar(c)tistique nicht nur das Publikum. Die atemberaubende, phantasievolle Artistikshow wurde 2001 und 2002 mit dem Big E Award für die beste Gesamtproduktion ausgezeichnet. Vergeben wird der Preis von der IAAPA, der International Association of Amusement Parks and Attractions - eine sehr hohe Auszeichnung, der die ca. 40-minütige Show voll und ganz gerecht wird. 2004 wurde wieder investiert, die Nummern neu arrangiert, Stand-Up Zauberei hinzugefügt und das Bühenbild komplett erneuert: Arachnomé ist der Titel der neuen Premium-Show. Ein geheimnisvolles Bühnenbild, akrobatische Spitzenleistungen, mitreißender Live-Gesang und verblüffende Spezialeffekte spiegeln die geheimnisvolle und mystische Geschichte eines Magiers und einer Spinne wider.

Arachnomé im Wintergarten

Bild rechts: Phantasialand

Im Schauspielhaus geht es auf der Leinwand weiter: Bis zur Saison 1999 gastierte dort eine Elektronikpuppenshow. Das Gebäude wurde dann vollständig umgebaut und beherbergt seitdem Pirates 4D, ein von der amerikanischen Anheuser Busch Entertainment Gruppe beim 3D-Spezialisten Iwerks in Auftrag gegebenes Filmabenteuer. Der 15-minütige 3D-Film erzählt mit reichlich Slapstick eine kindgerechte Seeräubergeschichte: Piratenkapitän Lucky (dargestellt von dem bekannten Schauspieler Leslie Nielsen) und seine Crew entern eine Schatzinsel und tappen von einer Falle in die nächste. Mit den bewährten Polarisationsbrillen wird die flache Kinoleinwand zum dreidimensionalen Guckkasten, wobei eine weitere Dimension nicht fehlen darf: Mittels einiger im Zuschauerraum ablaufender Effekte wird das Schauspielhaus zum richtigen Erlebniskino!

Wieder in Alt Berlin warten vor dem Brandenburger Tor die Phanties, die lebensgroßen Maskottchen des Phantasialands. Die Charaktere haben zwar nicht den Wiedererkennungsfaktor wie etwa Micky Maus im Disneyland Park Paris oder Bugs Bunny im Warner Bros. Movie World, doch werden sie trotzdem von den Kindern umlagert und als Erinnerung fotografiert. Stars zum Anfassen bietet auch der tägliche farbenfrohe Umzug zum Brandenburger Tor. In der Tagesparade geben sich die Phanties, Akrobaten und Musical Stars des Phantasialands ein Stelldichein - Eine Empfehlung nicht nur für die kleinen Gäste.

Und hinter dem Berliner Wahrzeichen geht es kindgerecht weiter: Zur Saison 2001 wurden um das bestehende Karussell, übrigens das größte zweistöckige Dampfkarussell Europas, eine Vielzahl von kleinen Kinderfahrgeschäften aufgebaut: Vom Riesenrad über eine Ballonfahrt bis zu Biene Maja, das Angebot ist groß. Daneben lädt ein kleiner Abenteuerspielplatz zum Austoben ein.

Für die weitere Erkundung des Parks stehen zwei Richtungen zur Auswahl: Entweder der so genannte Altpark mit Gondelbahn, Märchensee und dem neuen Top-Themenbereich Wuze Town, oder der seit Mitte der 1970er Jahre erschlossene Parkbereich rund um die beiden Wildwasserbahnen mit Westernstadt, Chinatown und den drei interessanten Thrillattraktionen Colorado Adventure, Mystery Castle und River Quest.

Alt Berlin in voller Breite

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