|
|
|
|
Tatort: Autobahn A5, Offenburg Richtung Freiburg. Ein klarer
Wintermorgen kurz vor dem Jahreswechsel, freie Sicht über die
flache Rheinebene bis zu den Vogesen. Kurz vor der Ausfahrt
Ettenheim blitzt jedoch ein ungewöhnliches Bauwerk im gleißenden
Sonnenlicht, mit seiner imposanten Höhe übertrifft es
die "Skyline" der benachbarten Ortschaft Rust um ein
Vielfaches.
|
. |
Silver Star, eine gut 70 Meter hohe Stahlachterbahn,
wird zur Zeit im Europa Park bei Rust errichtet. Die
Achterbahn vom Schweizer Hersteller B&M wird der
vierte Speedcoaster seiner Art und ist zugleich die höchste
Stahlachterbahn Europas. |
|
Technische Daten |
|
Maximale Höhe |
|
73 Meter |
First Drop |
|
64 Meter Höhendifferenz mit einem
Gefälle von 68,5 Grad |
Länge |
|
1620 Meter |
Maximalgeschwindigkeit |
|
130 km/h |
G-Kräfte |
|
maximal 4g |
Züge |
|
3 mit jeweils 36 Plätzen |
Hersteller |
|
Bolliger & Mabillard |
|
|
|
|
|
|
. |
|
|
Die Blicke der Insassen lassen nicht mehr von diesem "Fixpunkt"
ab, immer näher rollt das Auto seinem Ziel entgegen, sucht
sich seinen Weg durch die verwinkelten Strassen der Gemeinde. Dann
und wann ragt die Spitze der Konstruktion über die Dächer
der Straßenzüge. Einmal noch nach rechts abbiegen, der
verschlungenen S-Kurve folgen und schon haben die Insassen freie
Sicht auf das 70 Meter hohe Tragwerk des Lifthills, der
bald den Startpunkt für eine waghalsige Fahrt auf Europas höchster
Achterbahn bilden wird. Die Eröffnung zum Saisonstart 2002
ist nicht mehr in allzu weiter Ferne, doch zur Zeit regieren noch
Baufahrzeuge die Szenerie.
Silver Star heißt das neue Großprojekt des
Europa Parks bei Rust, eine Stahlachterbahn, die neue
Akzente in Deutschlands aufblühender Achterbahnszene setzen
wird, schließlich ist nicht nur das Ausmaß der 70
Meter hohen und 1620 Meter langen Achterbahn gigantisch, sondern
auch das verantwortliche Konstruktionsbüro eine Überraschung
auf deutschem Boden: Bolliger & Mabillard, die
Geburtsstätte dutzender erstklassiger Loopingbahnen der
letzten zehn Jahre, insgesamt mehr als 40 Stück an der Zahl,
zeichnet sich für den ersten Hypercoaster
Deutschlands verantwortlich. Schließlich übersteigt die
Schienenhöhe des Silver Star locker die
61-Meter-Marke. Loopings wird der Thrill-Enthusiast zwar vermissen
- für den Europa Park wären solche Fahrelemente
auch undenkbar - doch ein garantiert weiches und spektakuläres
Fahrerlebnis bekommt er mit dieser Präzisionsbahn der
Schweizer Coasterexperten auf jeden Fall geboten. |
|
|
|
|
|
|
|
Rechts:
Silver Star erhebt sich hinter der Wasserachterbahn Poseidon |
|
Ein Rückblick zum Dezember 2000 - Dort präsentierten
die Macher des Europa Parks ihren Partnern und Sponsoren
eine neue Achterbahn, welche knapp anderthalb Jahre später in
Betrieb gehen sollte. Achterbahnfans waren sofort hellwach, schließlich
würden die 70 Meter nicht nur eine spektakuläre Höhe
bedeuten, sondern auch (vorläufig) den Titel der höchsten
Achterbahn Europas. Eine Frage blieb jedoch noch offen: Würde
der Familienbetrieb Mack seine Achterbahn in den
Werkshallen im nahen Waldkirch selbst planen und fertigen oder
etwa ein externes Unternehmen hinzuziehen? Zwar verließen in
den vergangenen Jahren einige interessante Anlagen das Werksgelände
der "Karussellfabrik", angefangen beim Fun Coaster Euromir
mit seinen kontrolliert drehenden Gondeln, über eine Vielzahl
von Wilden Mäusen bis zu einer
Wasserachterbahnentwicklung, doch ein solches Projekt würde
alles Bisherige in den Schatten stellen.
Der
Lift Hill vom Parkplatz aus gesehen |
|
|
Die Antwort folgte "offiziell" Mitte Mai 2001: Ein
Schild mit der Aufschrift "Hypercoaster" nebst vorläufigen
Streckenlayout kündigte das Vorhaben sichtbar an.
Interessanter war jedoch die Abbildung des Zuges: Dieser gehört
nämlich zu Raging Bull, dem zweiten Speedcoaster
der Schweizer Firma B&M. Das bis dato noch unbenannte Projekt
hatte demnach seinen Erbauer gefunden.
Wenige Wochen später erfolgte der Baubeginn, Ende Juli die
offizielle Grundsteinlegung, auf der auch der Produktpartner Mercedes-Benz
anwesend war - der Name Silver Star hat schließlich
seinen Ursprung: Mit dem Rennauto Silberpfeil (engl.:
Silverstar) feierte Mercedes-Benz schon vor weit mehr als 50
Jahren große Erfolge in den damaligen Rennserien, und mit
dem Comeback in die Formel 1 Mitte der 90er Jahre und den zwei
Erfolgen des Mika Hakkinen ist der "Mythos Silberpfeil"
erfolgreich wiederbelebt worden. Und was passt schon besser zu
einer High Speed Achterbahn als die Einbindung in die Thematik des
Rennsports! Somit findet der Mercedes unter den Achterbahnen - B&M
- endlich eine Vereinigung mit dem Mercedes der Autobauer.
|
|
|
|
Mercedes-Benz präsentiert zur Achterbahn eine
Ausstellungshalle rund um die Welt des Motorsports, die auf das
nahe Abenteuer einstimmt und in deren oberer Etage sich die
Station zu Silver Star befindet. Da auch die Warteschlange
durch die Halle führt, werden die "Testfahrer"
perfekt auf das kommende High Speed Abenteuer eingestimmt.
Gebogene
Auffahrt zum zweiten Hügel |
|
|
Platziert wird der gigantische Glaskasten auf einem Gelände
hinter Euro Sat, der Dunkelachterbahn in der Silberkugel
am Kopf des französischen Themenbereiches, und von hier
starten die drei Züge zur ihrer 1,6 km langen Rundfahrt - nur
der Katapultstart fehlt und wäre sicherlich eine Innovation
bei den Hypercoastern gewesen.
Die Fahrt selbst findet wegen ihrer Ausmaße nicht direkt
auf dem eigentlichen Parkgelände statt, sondern auf dem
angrenzenden Großparkplatz. Somit bleiben die wundervoll
gestalteten Themenbereiche völlig unberührt von der mächtigen
Stahlkonstruktion mit ihren silbernen Stützen und schwarzen
Schienenkästen, und der Park kann trotzdem eine Bahn dieser
Größenordnung präsentieren. Silver Star wird
zwar die Skyline des Europa Parks prägen, doch dem
Parkbesucher bleibt der Anblick von 2000 Tonnen Stahl innerhalb
des Parkgeschehens fast gänzlich erspart.
Das Layout ist dem klassischen Out & Back Coaster
entliehen: Wie ein großes "L" zieht sich der auf über
100 Stützen ruhende Schienenstrang über den Parkplatz. Während
die eine Seite vom Lifthügel fast völlig
dominiert wird, präsentiert sich die andere, parallel zu
einem langen Solardach gehaltene Seite mit einer Vielzahl von Ups
and Downs auf mehreren Hügeln, eine Kehrtwende - in diesem
Falle ein Overbanked Turn mit über 90 Grad Querneigung
in Form eines Horse Shoe - inklusive.
Diese findet schon bei B&M's Speedcoaster Nummer 3, Nitro
im Six Flags Great Adventure, Verwendung: Hier steigt der
Zug fast kerzengerade in die Höhe, um schließlich in
einen stark quergeneigten Kreisbogen (maximale Querneigung von
120°) einzufahren, der in der Abfahrt dieser symmetrisch
gestalteten Kehrtwende endet. |
|
Links:
Die gut 30 Meter hohe Blockbremse |
|
|
|
Neben dem Horse Shoe wird die geradlinige Struktur der
Streckenführung nur an drei weiteren Stellen unterbrochen:
Direkt nach dem First Drop, welcher mit einer Neigung von
knapp 70 Grad einen Höhenunterschied von gut 65 Meter überbrückt
und den Zug auf 130 Stundenkilometer beschleunigen lässt,
folgt eine weitgezogene Linkskurve als Auffahrt zum zweiten, 55
Meter hohen Hügel.
|
Nach
der Blockbremse und einem Drop folgt die Helix |
|
Direkt daneben ist eine Helix positioniert, die mit
ihrer 270°-Wende den Richtungswechsel auf der Rückfahrt
zur Station bewirkt. Leider ist deren Kurvenzug nicht übergeneigt
(das Maximum der Querneigung liegt bei etwas unter 90°),
doch wird das "Karussell" von unten nach oben
durchfahren, wobei eine auf gut 15 Meter geschätzte Höhendifferenz
überbrückt wird.
Als finaler Leckerbissen folgt nach Ausfahrt der Helix
ein weiterer, gut 20 Meter hoher Hügel, dessen Abfahrt in
eine bodennahe, recht spektakulär wirkende, da vom Radius
sehr gering bemessene und mit hoher Geschwindigkeit durchfahrene,
S-Kurve endet, welche den Zug in die Schlussbremse entlässt.
Der finale Bremsabschnitt liegt parallel zum Stationsbereich (hier
werden erstmalig bei einem B&M-Coaster u.a. Wirbelstrombremsen
eingesetzt), der über einen 180° Bogen erreicht wird.
Das High Speed Abenteuer wartet mit maximal + 4g auf, und mit
den drei in Aktion befindlichen, 36-sitzigen Zügen (9 Reihen
a vier Plätzen) kommt Silver Star auf eine Kapazität
von 1800 Fahrgästen pro Stunde. Wegen des Einsatzes dreier Züge
kommt die Strecke jedoch nicht ohne eine Blockbremse aus,
die in gut 30 Metern Höhe platziert wurde und hoffentlich den
Zügen nicht allzu viel ihrer Energie raubt. Zwei weitere
geschwindigkeitsregulierende Trim-Brakes sind ebenfalls
auf der Strecke platziert. |
|
|
Die
beiden Richtungswechsel im Panorama |
|
|
Der Fahrgast selbst sitzt in den B&M-typischen Sitzschalen,
die eine luftiges Erlebnis versprechen, da wie bei allen drei
vorigen Speed Coaster Anlagen selbst größere
Personen den Boden der offen gestalteten Sitzreihen mit ihren Füßen
nicht berühren und die flach gehaltenen Sicherungsbügel
im Beckenbereich das luftige Erlebnis nicht einschränken. |
|
|
|
|
Nach
der Helix folgt der vorletzte Drop, dem nach einem weiteren
Hügel eine "waghalsige" S-Kurve folgt |
|
Silver Star lässt sich recht gut als Stahl-Äquivalent
zu Colossos, der gigantischen Holzachterbahn des Heide
Parks bei Soltau, auffassen. Airtime-Süchtige lechzen
schon nach diesen luftigen Momenten (Vertikale G-Kräfte
von +/- 0g) zwischen den Ups & Downs, von denen die
Pressemappe ganze 30 Sekunden verspricht, andere Coasterfans
zeigen sich jedoch etwas enttäuscht über das auf den
ersten Blick recht einfallslos wirkende Layout, welches stark an
das von Nitro aus dem Jahre 2001 angelehnt ist. Silver
Star bietet kein verschlungenes Layout eines Twisters,
eher viele "klassische Elemente" des bei Hyper Coastern
bewährten Out & Back Layouts. Trotzdem bietet der
"Hügelwald" einige Besonderheiten, wenn auch etwas
wenige an der Zahl (siehe oben).
|
|
|
Lange müssen die Achterbahnfans nicht mehr warten, denn
schon zu Saisonbeginn am 23. März 2002 wird die Anlage während
einer großen Eröffnungs-Show mit Pyro- und
Lasereffekten vom Rennfahrer Jean Alesi offiziell eingeweiht
werden. Bis dahin müssen noch die Streckenelemente parallel
zum Solardach montiert und der derzeitige Rohbau der Station
fertiggestellt werden. Mit dem Baubeginn im Sommer 2001 und den
ersten Schienenverlegungen im Herbst hat der Europa-Park gut
vorgelegt und einer termingerechten Fertigstellung steht
eigentlich nichts im Wege. |
|
Nach
dem letzten Hügel folgt die S-Kurve |
|
|
|
Sämtliche Photos wurden am 30. und 31.12.01
aufgenommen! |
|
|
|
|
Die
Jungfernfahrt des Silver Star |
|
Am 07.02.02 erfolgte der Schienenschluss des silbernen
Schienenmonstrums nach gerade einmal 20 Wochen Bauzeit und selbst
die ersten Transporter mit den Zügen wurden an diesem Tage
gesichtet - Eine Lieferung Just-in-Time!
Nachdem die Elektrik installiert und die einzelnen Wagensegmente
auf die Schienen gehoben und zu den drei Zugverbünden
zusammengestellt wurden, stand einer ersten Testfahrt am 18.02.02
nichts mehr im Wege. Mit einem Kamerateam vor Ort wurde ein mit 36
Dummies bestückter Zug auf den 1620 Meter langen Rundkurs
entlassen und absolvierte diesen mit Bravour. Die nebenstehenden
Bilder zeigen den Zug am Start bzw. am Ende des First Drop
wie auch bei der vorletzten Abfahrt aus der Helix hinaus. Coastersandmore.de
bedankt sich recht herzlich für die zur Verfügung
gestellten Bilder! |
|
|
|