Werbung WBMW Germany
English
 
-

Die erste Stahlachterbahn mit gebogenen Schienenrohren und Polyurethanrädern erblickte im Jahre 1959 im Disneyland bei Anaheim das Licht der Welt. Im Auftrag der Walt Disney Productions wurde die Matterhorn Bahn von der damals im nordkalifornischen Mountain View beheimateten Karussellschmiede Arrow Development konstruiert und gefertigt. Doch schon vorher wurden auf diesem Gebiet gearbeitet: Beispielsweise fertigte die italienische Firma Pinfari 1954 eine Stahlachterbahn im Stil einer Achterschleife. Aber selbst diese Anlage kann nicht für sich beanspruchen, die erste ihrer Art zu sein.

Offizielle Webseite des Recreatiepark De Waarbeek

In Hengelo, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt, liegt der kleine Vergnügungspark De Waarbeek. Neben einem Spielplatz wird ein knappes Dutzend Fahrgeschäfte geboten, die sich allerdings überwiegend an den Ansprüchen der Kinder orientieren. Spektakuläres ist inmitten dieser familiären Atmosphäre eigentlich nicht zu finden, wäre da nicht die Attraktionen mit dem Namen Rodelbaan. Dahinter verbirgt sich eine der ältesten bekannten Stahlachterbahnen, wenn nicht sogar die älteste Stahlachterbahn der Welt.

.
Prinzip der Rodelbaan

Das genaue Baujahr der Anlage lässt sich nicht mehr ermitteln, es wird allerdings mit den frühen 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts angegeben. Auch ist leider unbekannt, welcher Hersteller den aus Eisenbahnschienen bestehenden Track gefertigt hat.

Das gesamte System ist jedenfalls äußerst ungewöhnlich, da die Schiene nur als Auflage für die Laufräder dient. Für die seitliche Führung ist neben den kegeligen Laufflächen der Räder ein Spurkranz zu finden (der Raddurchmesser ist an der Innenseite größer) - ein Konzept, welches noch heute bei der Eisenbahn Verwendung findet. Eine weitere Besonderheit sind die Gegenräder, die nicht an der Laufschiene angreifen, sondern an einer separaten Führung aus L-Profilen, die ca. 30 Zentimeter nach Außen versetzt und etwas erhöht angebracht wurde. Beide Radtypen laufen dabei auf Achsen, die direkt mit dem Rahmen der Chaise verbunden sind. Da es keine Blockbremsen gibt, kann die Bahn mit maximal zwei viersitzigen Wagen betrieben werden.

Links: Blick auf das Fahrwerk - Rechts: First Drop

Für die innerhalb der Station angeordnete Schlussbremse wird ein heute weitaus unbekannter Mechanismus verwendet, die sogenannte Skidbrake. Bei Passieren der Bremseinheit drückt diese gegen unterhalb des Fahrzeugs angeordnete Funktionsflächen und hebt dieses an. Wurde in früheren Tagen die "Hebelwirkung" durch Muskelkraft aufgewendet, kommt heute ein Pneumatiksystem zum Einsatz.

Trotzdem ist die Anwendung der Skidbrake nicht unkritisch: Da deren Wirkung bei Nässe deutlich nachlässt und die Wagen dann durchaus durchrutschen können, wird das genannte Bremssystem auf modernen Achterbahnen nicht mehr verwendet. Im Recreatiepark De Waarbeek behilft man sich dadurch, dass die Wagen bei kritischen Witterungsverhältnissen nur mit zwei statt der maximal vier Personen besetzt werden. Die geringere Massenträgheit sorgt somit für eine sichere Stoppbremsung.

{short description of image}
.
Links: Drop mit zwei "mutigen" Insassen- Rechts: Skid Brake

Bei einer mittlerweile ca. 70 Jahre alten Achterbahn ist kein sensationelles Layout zu erwarten, bringt der Kettenlift die Wagen doch gerade einmal auf drei Meter Höhe. Eine Rechtskurve führt zum ersten "Absturz" auf Bodenniveau samt anschließendem Hügel. Nach der kommenden Abfahrt folgt ein längeres flaches Stück, bevor die nächste Auffahrt und eine weitere Rechtskurve durchfahren werden. Das folgende Tal führt unter einer Fußgängerbrücke hindurch, bevor eine weitere Rechtskurve den Wagen auf die "Zielgerade" bringt. Es folgen noch zwei Täler, ehe eine letzte Rechtskurve zurück in die Station führt. Obwohl die letzten drei Abfahrten jeweils unter das Stationsniveau führen, weist der Track einen maximalen Höhenunterschied von nicht einmal vier Metern auf.

Das Layout beschreibt einfach ein (sehr unregelmäßiges) Fünfeck. Die Fahrt wird dennoch nicht so schnell langweilig, da die gut gepolsterten Wagen über keinerlei Rückhaltesystem verfügen. Nicht nur dieses fehlt, denn ohne Bügel kann es aus Sicherheitsgründen auch keine ausgeprägte Airtime geben. Außerdem sind die Kurven in keinster Weise übergeneigt.

Die Fahrt ist absolut gesehen natürlich nicht spektakulär, es ist aber zu bedenken, dass es sich um eine nostalgische und daher sehr ungewöhnliche Anlage handelt. Durch die relativ geringe Geschwindigkeit läuft die Bahn trotz ihres stolzen Alters erstaunlich ruhig. Nicht nur eingefleischte Achterbahn-Enthusiasten sollten den Klassiker Rodelbaan einmal gefahren sein, der zu recht zu den Coastersandmore Classics gehört.

Editorial  |   Ride Insights  |   Visit the Parks  |   General Topics  |   Coaster Basics  |   Shop  |   Links  |   About
Über das Web-Magazin: Impressum, Nutzungsbedingungen und weitere Informationen

Copyrights 2000-2017 - Kontakt zu den Autoren: mail@coastersandmore.de