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Der Traum von der eigenen Achterbahn im Garten kann zwar nicht erfüllt werden, doch am heimischen PC wird es in nächster Zeit richtig rund gehen. Perfekt getimed mit der baldigen Winterpause fast aller Freizeit- und Erlebnisparks, erschienen Anfang November fast gleichzeitig zwei Achterbahn Simulationen für den PC: Auf der einen Seite "Achterbahn-Designer", eine photorealistische Roller Coaster Simulation aus dem Hause Disney Imagineering, auf der anderen Seite der vermeintliche Nobody "No Limits" des Hamburgers Ole Lange. Was diese Programme versprechen und wie sie sich vom langjährigen Hitparadenkönig "Roller Coaster Tycoon" unterscheiden, wird im folgenden Bericht genauer behandelt.

 

Blackpool Pleasure Beach in RCT

Es begann Mitte der neunziger Jahre mit Transport Tycoon: Der Designer Chris Sawyer programmierte mit einem kleinen Team eine Wirtschaftssimulation mit Wuselcharakter für den Heim-PC. Anfang 1999 erschien der inoffizielle Nachfolger Roller Coaster Tycoon. Auf Basis der gleichen isometrischen Grafikengine erschuf der Engländer wieder eine Wirtschaftssimulation, diesmal aber zum Thema Freizeitparks und Achterbahnen. Obwohl die Fachpresse die Grafik schon damals als "veraltet" bezeichnete und sich über eine umständliche Bedienung beschwerte, errang dieser PC-Titel die Spitzenplätze der Verkaufshitparaden und gilt heute als eines der meist verkauften Computerspiele: Die Gamer waren und sind immer noch im Achterbahnfieber! Wege legen, Attraktionen platzieren, Personal einstellen und delegieren und sogar eigene Achterbahnstrecken nach Original-Vorbildern kreieren.

Lorenbahn, Wildwasserkanal und Monorail in Alton Towers

Das Spiel bietet eine Unmenge an Möglichkeiten, zudem macht es richtig Spaß zuzusehen, wie der kleine Mikrokosmos Freizeitpark stetig wächst. Etliche Stunden können mit dieser Freizeitparksimulation verbracht werden: Man wartet förmlich darauf, dass neue Besucher den Park stürmen und wieder Geld in die Kasse bringen. Neue Attraktionen oder die neueste "Mega-Achterbahn" wollen schließlich finanziert werden.

Fast drei Jahre später ist das Spiel immer noch als Vollpreisprodukt in den Geschäften zu finden, zwar inklusive der beiden Zusatz-CDs, aber bei einer Halbwertzeit heutiger Spieletitel von unter einem Jahr ein äußerst beachtlicher Erfolg!

Selbst für den Achterbahn- und Freizeitparkfan bietet das Produkt einige Details: Ob der Stand-Up Coaster von Bolliger & Mabillard, der Flying Dutchman von Vekoma oder der Gyro Drop der Intamin AG: Roller Coaster Tycoon bietet in seiner isometrischen Bitmap-Grafik fast alle Attraktionstypen, die auch Freizeitparkbesitzer auf der Einkaufsliste stehen haben könnten.

Knifflig wird es dann, wenn man wirklich eigene Achterbahnlayouts entwirft: Von der richtigen Geschwindigkeit, über der Beachtung der Beschleunigungswerte bis zum Mehrzugbetrieb ist einiges zu meistern. So können durchaus zwei Stunden und mehr vergehen, bis der 8-fach Multilooper "Marke Schwarzkopf" für die putzig animierten Parkbesucher eröffnen kann.

 

Keine Wusel-Wirtschaftsimulationen, dafür aber zwei Konstruktionskits für die Achterbahn im Eigenbau erwarten nun den Achterbahnbegeisterten PC-Spieler! Bei den beiden in den Startlöchern befindlichen Titeln dreht es sich nur noch um den eigentlichen Achterbahnbau, dafür aber um einiges professioneller als bei Roller Coaster Tycoon und schließlich in perfeker 3D-Grafik!

Inverted Coaster vor traumhafter Kulisse

Seit dem 16. November ist mit Achterbahn-Designer der lang ersehnte Nachfolger von Disney's Coaster, ein auf Vektoren basierender Achterbahnbaukasten aus den neunziger Jahren, im Handel . Coastersandmore.de konnte die Vollversion schon vorher ausgiebig testen: Bei Achterbahn-Designer wird der PC-User zum Konstrukteur, der PC zum Reißbrett: In hochauflösender 3-D Graphik wird das Streckendesign festgelegt, die Bahn getestet und schließlich selbst gefahren. Nach Wahl des Achterbahntyps (im Hauptprogramm ist von der Stahl- über die Holzachterbahn bis zum Inverted Coaster für jeden Geschmack etwas dabei) geht es ans Werk! Entweder innerhalb von 25 Missionen im sogenannten Imagineer-Modus, hier erhalten die Hobby-Designer immer kniffligere Aufträge von den Imagineers (den hauseigenen Disney Ingenieuren/Designern der Themenparks), oder im Freihandmodus, bei dem der User selbst Herr über alle Parameter ist.

Der 3D-Editor in Aktion

Ein leistungsstarker Editor
Nun kommt der 3D- Editor ins Spiel: Dabei wird dieselbe bunte Grafikengine wie im eigentlichen Fahrmodus genutzt, der Übersichtlichkeit halber können die Texturen durch einen Shader-Modus ersetzt werden. Alle platzierten Streckenelemente (beispielsweise Kurven, Geradenstücke oder Inversionen) können im 3-D Editor beliebig modifiziert werden: Angefangen bei der Neigung inklusive Banking über die Länge bis zum Radius der Kurven wie auch deren Bogenmaß - nur um einige Veränderungsmöglichkeiten zu nennen -, ist die Strecke optimal den Wünschen entsprechend anzupassen. Beliebig sind Lifthills, Bremsen oder auch LIM-Beschleunigungsabschnitte zu setzen. Mit etwas Geschick und Übung kann eine perfekte und realistisch wirkende Streckenführung erstellt werden. Zu Testzwecken ist auch eine Probefahrt auf der halb fertigen Strecke möglich.

Während des Konstruktionsvorgangs wird zum aktuellen Baufortschritt die spätere Geschwindigkeit wie auch die auftretenden Beschleunigungskräfte in allen drei Raumachsen des mitbewegenden Koordinatensystems angezeigt. Selbst komplizierte, abenteuerliche Thrillelemente sind so magenfreundlich und der Realität entspechend zu entwerfen. Besonders im Imagineer-Modus wird darauf besonders Wert gelegt - Um die Auftragsarbeiten erfolgreich zu meistern, sind die realen Grenzwerte heutiger Achterbahnen einzuhalten: Mehr als 6g in der vertikalen oder 2g in der lateralen Achse sollte die entworfene Achterbahn demnach nicht bieten.

Zusätzlich sorgt eine im Editor integrierte Debug-Funktion, dass gewisse Lichtraumprofile eingehalten werden und gibt dem Spieler jederzeit eine Rückmeldung, ob der Zug mit seiner Momentum überhaupt bis zum Ziel kommt.

Eine gewaltige Holzachterbahn

Simulation total
Konsequenterweise zeigen auch die anderen Simulationseigenschaften einen nahen Wirklichkeitsbezug: Ob Reibung, Simulation der Beschleunigungen, eine realitätsnahe Dynamik bis zum Rappeln des Bildschirmausschnittes bei der Fahrt auf einer Holzachterbahn in der Mitfahr-Perspektive - Es wirkt "fast" wie echt! Um die Achterbahnen so realistisch wie möglich nachbilden zu können, waren die Ingenieure von Walt Disney Imagineering höchst persönlich mitverantwortlich für die Simulations-Engine.

Ein hyperrealistisches Trackdesign wird mit diesem "Werkzeug" zum Kinderspiel, Fun-Machines dürfen aber ebenso gebaut werden - Nur bei den 25 "Auftragsarbeiten" sollte man nicht zu stark am Limit operieren, sonst gibt es Punkteabzug! Hardcore-Freaks werden zwar Original Track- und Zug-Designs bekannter Hersteller vermissen, doch sollte nicht vergessen werden, dass dieser PC-Titel nicht nur für die kleine Gruppe von einigen hunderten "Intamin + B&M-Jünger" kreiert wurde.

Achterbahn-Designer bietet aber noch mehr als das eigentliche Streckendesign. Zwar ist dieses in seiner Aufbereitung schon faszinierend genug, doch darüber hinaus haben die Entwickler an verschiedene Set-Designs gedacht, die mit fast 50 verschiedenen Objekten ausgestattet werden können: Vom Flug durch die engen Schluchten eines Canyons mit einem feuerspeienden Drachen im Schlepptau bis zu einer rasanten Fahrt durch die Zukunft nach den Motiven des Jules Verne - Bei Disney gehört schließlich eine entsprechende Thematisierung und Storyline zu jedem Ride dazu. Auch hier ist die Handschrift der hauseigenen Kreativabteilung Walt Disney Imagineering festzustellen. Wer auf die fantastisch aussehende und überaus farbenprächtige Umgebungsgrafik verzichten möchte, sei auf das dreidimensionales Raumgitternetz hingewiesen. Ohne ablenkende Grafikobjekte kann man sich hier gänzlich auf den Achterbahnbau konzentrieren.

 

Multilooper "Thriller"

Kommen wir zu NoLimits. Im Gegensatz zum Disney-Titel waren hier keine Themenpark-Designer am Werk, sondern ein achterbahnbegeisterter Student aus Hamburg. Trotzdem muß sich dieses One-Man Produkt in keiner Weise hinter Achterbahn-Designer verstecken. Das Shareware-Programm bietet eine Fülle von Details, die dem Achterbahn-Freak gefallen: Original Streckenquerschnitte ausgewählter Achterbahn-Hersteller wie auch deren Zugdesigns, automatisch ablaufender Mehrzugbetrieb mit Blockabschnitten und die Möglichkeit, mittels Bezier-Kurven jede erdenkliche Streckenführung zu realisieren.

Der Editor von NoLimits

Zwei Programme in einem
Nach der Installation findet man zwei Programme auf der Festplatte: Den Editor und den Simulator. Bekommt der User bei der eigentlichen Simulation eine texturierte und überaus real wirkende 3-D Grafik geboten, basiert der Editor auf einer Wireframe-Darstellung: Rote Striche stehen beispielsweise für Stützen, blaue für normale Streckenabschnitte - Es geht optisch zu wie in einem CAD-Programm. Dadurch läuft das Editierungsprogramm zwar auf Laptops ohne Grafikbeschleunigungskarte, lässt aber anfangs eine Übersichtlichkeit vermissen. Wer sich durch die abstrakt wirkende Darstellung nicht abschrecken lässt und sich etwas in die Benutzeroberfläche einarbeitet, wird die Leistungsfähigkeit dieses Werkzeugs aber schnell erkennen. So basiert die gesamte Streckenführung auf sogenannten Bezierkurven, eine mathematisch beschreibbare Kurve. Die Endpunkte eines jeden Streckenelementes sind beliebig im Raum verschiebbar, gleichzeitig ist die räumliche Krümmung mittels zweier "Kontrolltangenten" veränderbar. Über mehrere Betrachtungsperspektiven (Aufriss, Seitenansichten und 3D-Darstellung) ist das Tracklayout zu definieren, Anpassungen des Bankings sind nachträglich in bis zu 1°-Schritten vornehmbar. Problematisch ist nur, dass selbst chaotisch wirkende, recht unreale "Fahrfiguren" kreierbar sind - Achterbahnneulinge können sich hier schnell überfordert fühlen. Zudem fehlt im gesamten Editorbereich ein Feedback über die dynamischen Kennwerte der späteren Fahrt: Eine Anzeige der Geschwindigkeit oder der verschiedenen Beschleunigungswerte für das jeweilige Streckenstück sucht man vergebens, eine realistische Umsetzung der Streckenführung wird so zum Glücksspiel. Erst im eigenständigen Simulationsprogramm erhält man in Echtzeit die dynamischen Kennwerte.

"Montu"-Nachbau

Als weiteres Feature bietet NoLimits neben dem Streckenbau die freie Platzierung der Stützelemente: Angefangen bei der Fundamentlegung, den Aufstützpunkten an den Schienen bis zu frei setzbaren Querstreben - Ein tolles Feature! Nur ein fehlender Debug-Modus wie er in Achterbahn-Designer enthalten ist, sorgt dabei für etwas Frust: Die Erstellung von kompakten Fahrten mit ausreichendem Lichtraumprofil gestaltet sich bei No Limits dadurch recht schwierig, mit viel Feintuning und Geduld sind aber atemberaubende Ergebnisse zu erzielen. Steht der Track, werden noch die Blockbremsen definiert - diese bestimmen wie bei einer realen Achterbahn die Anzahl der später auf der Strecke eingesetzten Züge -, Reibräder eingebaut, ein paar Bäume "gepflanzt" und schon kann abgespeichert werden. Wer über die erwähnten Ergonomieschwachpunkte hinweg sieht, erhält ein sehr leistungsfähiges Tool, welches dem 3-D Editor von Achterbahn-Designer in seiner Funktionsvielfalt überlegen ist und gerade den Hardcore-Coasterfreaks Freude bereiten wird.

Die eigentliche Simulation
Nun wird das Simulationsprogramm geladen und die Achterbahn zum ersten Mal Probe gefahren. Hier fällt die detailgetreue Nachbildung der Züge, Strecken und Stützen als erstes auf: Ob B&M, Vekoma oder Schwarzkopf, dem Achterbahnfan werden originalgetreue Nachbildungen diverser Achterbahnmodelle geboten - insgesamt acht an der Zahl, darunter zwei Loopingcoaster, zwei Inverted-, und jeweils einen Hyper-, Stand-Up- und Floorless-Coaster. Diese Fülle entschädigt dafür, dass eine Holzachterbahn vergeblich gesucht wird.

Die Bügel werden heruntergelassen, zischend geben die druckluftbetriebenen Bremsen den Zug frei und dieser rollt aus der Station zum Lifthill. Danach folgt eine phantastisch in Szene gesetzte Fahrt, ob im Zug oder als außenstehender Beobachter. Überaus natürlich wirkt die Dynamik des Zuges, äußerst smooth gleiten die Wagen über die Strecke - als Zusatz lässt sich der Shock-Modus hinzuschalten, beispielsweise für Bahnen des Typs SLC ein realitätsnaher Zugewinn, denn kleine Rüttler inklusive Ohrfeigen sind somit wie im Original inbegriffen. Selbst die im Editorbereich vermisste G-Kraft-Anzeige nebst Geschwindigkeitsmessung wurde nicht vergessen - Eine vielleicht wünschenswerte Zusammenfassung der Fahrdynamik fehlt aber weiterhin.

NoLimits wird nicht wie Achterbahn-Designer im Geschäft zu erwerben sein, sondern über Shareware vertrieben (siehe dazu die offizielle Internetseite www.nolimitscoaster.de).

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