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X-Car - Die Revolution auf dem Achterbahnmarkt wurde Realität

Überschlagvergnügen auf Gforce

Überschlagvergnügen auf G-Force in Drayton Manor

Von der ersten Idee bis zur fertigen Achterbahn dauerte es drei Jahre. Während dieser Zeit wurde im Münchner Hause Maurer Söhne die nächste, zukunftsweisende Achterbahngeneration entwickelt. Das Ergebnis nennt sich X-Car und bietet eine offene Fahrzeugplattform, die klar definierte Schnittstellen für Weiterentwicklungen besitzt.

Auf dem gleichen Fahrgastträger sind schon heute beispielsweise Sitdown, Spinning, Floorless, Inverted, oder Sliding Coaster möglich. Das Herzstück ist der ergonomisch ausgefeilte X-Seat, der längere Überkopfpassagen ohne Schulterbügel ermöglicht. Von genau dieser Eigenschaft machen die ersten beiden Auslieferungen im süddeutschen Allgäu Skyline Park und englischen Drayton Manor Family Theme Park auch ausgiebig Gebrauch.

Rückblick: Im Achterbahnbau geht es stetig weiter hoch hinaus - Ende der 80er Jahre wurde in den USA die 60-Meter-Marke durchbrochen, 2005 eröffnete eine 140 Meter hohe Megaachterbahn in der Nähe von New York - mit einer Höchstgeschwindigkeit von 210km/h. In Europa begann die Ära der Hyper- und Megacoaster erst mit dem Millennium, verebbte jedoch so plötzlich wie sie begonnen hatte. Projekte wie eine weit über 100 Meter hohe Stahlachterbahn in der norddeutschen Heide oder ein gigantischer, 150 Meter hoher "Turmcoaster" im englischen Seebad Blackpool wurden bis heute nicht realisiert, obwohl die Pläne längst ausgearbeitet in den Schubladen liegen.

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Das SkyWheel im Allgäu Skyline Park bietet extreme Beschleunigungen auf kleiner Grundfläche

Der europäische Markt verlangt letztendlich nach einer anderen Art von Achterbahn - Bestes Beispiel hierfür ist der Süden Europas: Die Italiener und Spanier haben ihre 50 Meter hohen Bolliger & Mabillard Multilooper direkt vor der Haustüre, doch bleiben die Reihen der Züge meist unbesetzt. Höher, schneller, weiter - dieses Motto scheint nur in den USA und Japan zu fruchten; in Europa sind eher kompakte Anlagen gefragt, die auf andere Art und Weise Thrill versprechen und nicht gleich mehrere Fußballfelder Fläche für sich beanspruchen.

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Derartige Coaster "mit Köpfchen" werden schon seit fast zehn Jahren im Münchner Hause Maurer Söhne entwickelt. Unweit des Olympia Stadions und der angrenzenden Bayrischen Motorenwerke hat das alteingesessene Traditionsunternehmen seinen Hauptsitz. Seit 129 Jahren hat man sich dem innovativen Stahl- und Brückenbau verschrieben. Seit Mitte der 90er Jahre entwickelt eine kleine, rund 20 Mitarbeiter starke Abteilung Achterbahnen mit dem besonderen Etwas. Den Anfang machte der Spinning Coaster, bei dem Einzelfahrzeuge frei und dennoch kontrolliert um ihre eigene Achse rotieren. Da die Rotation ausschließlich durch Beschleunigungskräfte während der Fahrt in Gang gebracht wird, ergeben unterschiedliche Beladungen bei jeder Fahrt einen immer etwas anderen Erlebnisreiz. Die Palette gelieferter Anlagen reicht von transportfreundlichen Reiseversionen bis hin zu technisch hochkomplexen Bahnen wie den Winjas Indoor Coaster im Phantasialand bei Köln.

Vom Prototypen zum SkyWheel

X-Car Prototyp
Dr. Alfred Müller zeigt Coastersandmore das X-Car Überschlag ohne Schulterbügel
Der X-Seat hält die Fahrgäste auch in Schräglagen in Position

Erste Überschlagstest auf dem Messeprototypen

Konzeptstudie auf der Euro Amusement Show 2004

Dr. Alfred Müller erläutert Anfang 2004 eine Konzeptstudie, welche im SkyWheel teilweise verwirklicht wurde

Auf einer europäischen Branchenmesse Anfang des Jahres 2003 wurde interessierten Kunden zum ersten Mal ein völlig neuartiges Achterbahnkonzept vorgestellt, welches die Lücke zwischen Familienachterbahnen und kostspieligen Thrillrides zu schließen vermag: Xtended ist seitdem das Schlagwort im Hause des Stahl- und Achterbahnbauers Maurer Söhne. Neben außergewöhnlichen und aberwitzigen Schienendesigns wird das Augenmerk auf einen neuen Fahrzeugstypus gelenkt, der schlicht als X-Car bezeichnet wird.

Maurer Söhne setzt dabei als erster Achterbahnhersteller weltweit auf eine einheitliche Plattform. "Was die Automobilbranche erfolgreich eingeführt hat, wird auch bei unserem Angebot Vorteile bringen," erklärt der Leiter der Entwicklungsabteilung Dr. Alfred Müller. Durch den modularen Aufbau der Fahrzeuge könne schneller und flexibler auf Kundenwünsche eingegangen werden, Varianten seien durch Kombination entsprechender Module beliebig kombinierbar und die Wagen für zukünftige "Special Effects" gerüstet.

Dabei können die X-Cars als Einzelfahrzeuge oder als Wagenverbund über die Strecke sausen. "Wir bevorzugen jedoch das Einzelfahrzeug", ergänzt Dr. Alfred Müller. "Dieses gestattet uns die Gestaltung von Fahrfiguren, die mit Zügen nicht realisierbar wären." Einen besonderen Effekt verspricht der Inverted Camelback, der bislang jedoch noch nicht verwirklicht wurde: Das Fahrzeug "unterfährt" dabei über Kopf eine Hügelfigur.

Herzstück des neuen Fahrzeugkonzeptes ist der X-Seat: Der Fahrgast wird im großzügig gestalteten Sitz durch einen Schoßbügel gehalten. Dieser wird seitlich heruntergeschwenkt und mit einer Gasfeder sowie einer Raste redundant gesichert. Die Ingenieure von Maurer Söhne verzichteten bewusst auf einen Schulterbügel und entwickelten ein Rückhaltesystem, das die Fahrgäste sekundenlang auf den Kopf stellen kann, ohne dass diese ihre Extremlage als unangenehm empfinden würden. Dies liegt in erster Linie darin begründet, dass das Körpergewicht nicht auf den Schultern lastet, sondern am Schoßbügel hängt und auf eine große Auflagefläche verteilt wird.

Dr. Alfred Müller zeigt Coastersandmore das X-Car Überschlag ohne Schulterbügel
Dr. Alfred Müller zeigt Coastersandmore das X-Car
Dr. Alfred Müller zeigt Coastersandmore das X-Car
Dr. Alfred Müller zeigt Coastersandmore das X-Car

Das SkyWheel thront über dem Skyline Park

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Rechts: Dr. Alfred Müller zeigt eine der zahlreichen Auszeichnungen für das X-Car

Durch die besondere Gestaltung von Bügel und Sitz ist sowohl Kindern von 120cm Körpergröße als auch stattlich gebauten Erwachsenen von bis zu zwei Metern ein sicherer Halt gewährleistet. Das zum Patent angemeldete Sitzkonzept bietet größtmögliche Freiheit bei maximaler Sicherheit und gehört auf dem Vergnügungssektor unzweifelhaft zu den bahnbrechendsten Entwicklungen der letzten Jahre. Ausgedehnte Überkopffahrten bei neu arrangierten Fahrfiguren werden damit äußerst angenehm fahrbar.

Ungewöhnlich erscheint auch die Zahl der Sitzplätze: Sechs Personen bietet jedes Fahrzeug des X-Car ausreichend Raum, sogar die Beine können komfortabel ausgestreckt werden. Dr. Alfred Müller erklärt: "Das Ziel war es, mehr als vier Plätze pro Wagen zu bieten um die Kapazität zu optimieren, dabei aufgrund der Fahrdynamik jedoch nur zwei Sitze pro Reihe zu verwenden. Unsere Berechnungen haben ergeben, dass die Belastungen bei vier Personen in einer Reihe zwischen den beiden äußeren Positionen um beinahe 100 Prozent differieren und somit Einschränkungen bei der Layoutgestaltung vorhanden wären. So wählten wir Einzelfahrzeuge mit drei Reihen, da ein Zug für innovative Fahrfiguren nicht geeignet wäre." Letztendlich vermag man jedoch zwei dieser Fahrzeuge miteinander zu koppeln, ohne bei der Layoutgestaltung zu stark eingeschränkt zu sein. Die Charakteristik des X-Car erlaubt sehr geringe Kurvenradien von bis zu drei Metern und ist deshalb prädestiniert für waghalsige Layouts mit extremen Beschleunigungswechseln auf kleiner Grundfläche.

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Zweimal über Kopf auf ungewöhnliche Art und Weise

Noch im Jahr 2003 konnte der Prototyp auf der IAAPA in Orlando, der wichtigsten Branchenmesse weltweit, vom interessierten Publikum getestet werden. Das X-Car war auf einem Stück Schiene befestigt, das mit einem Mechanismus langsam um die Längsachse rotiert wurde. Bei Probe"fahrten" zeigte sich, dass Dr. Alfred Müller nicht zu viel versprochen hatte: Selbst ein Kopfstand von 30 Sekunden war aus ergonomischer Sicht problemlos möglich. Von Seiten hochrangiger potentieller Käufer wie Walt Disney Imagineering, Gary Story von Six Flags oder Paramount erhielt Maurer Söhne Hochachtung. "Wir müssen den Kunden deutlich machen, dass unsere kleinen, wendigen Einzelfahrzeuge mehr Thrill bieten können als ein gigantischer Gigacoaster," erläuerte der Konstruktionsleiter Robert Gettert die Situation bei einem Firmenbesuch. Dies war bald durch einen vorführbaren Prototypen in der Nähe des Firmensitzes möglich.

Im Allgäu Skyline Park und in seiner Besitzerfamilie Löwenthal fand man zum Frühjahr 2004 einen Partner, der noch im gleichen Jahr das Geschäft in Betrieb nehmen wollte. Innerhalb von fünf Monaten sollte der Prototyp entstehen - eine Zeitplan, der jedoch nicht eingehalten werden konnte. So eröffnete das SkyWheel zum Saisonbeginn 2005 und beeindruckt nicht nur durch sein spektakuläres Äußeres, sondern auch durch seine extremen Fahreigenschaften.

Das "Himmelsrad" im Skyline Park

Dem Humpty Bump Lift folgt ein spektakulärer 50 Meter langer freitragender Schienenstrang

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Links: Das X-Car bietet genügend Raum für Bewegungsfreiheit

In seiner äußeren Erscheinung thront das SkyWheel wie ein Riesenrad ohne Speichen und Nabe über dem Skyline Park. Das über 40 Meter hohe vertikale Oval bietet neben dem außergewöhnlichen Humpty Bump Lift, der die erste Inversion einleitet, eine Abfahrt mit Heartline-Drehung, welche über einen vertikalen Kreisbogen schließlich in die Station führt. Die gesamte Konstruktion ist sehr eigenwillig im Design und bietet völlig neue Akzente - genau wie die Fahrweise. Der senkrechte Humpty Bump Lift ist an einem fachwerk-typisch ausgesteiften Stahlturm mit einer Höhe von rund 50 Metern angebracht, dessen Ende einen kurzen Ausleger aufnimmt, der die Lifttechnik beherbergt und zusätzlich den Ausgangspunkt für eine spiralförmige Überschlagsstrecke bildet. Auf dieser windet sich das Fahrzeug in einer Schraube einmal um seine eigene Achse. Erst steht es auf dem Kopf, dann in der Horizontalen und schließlich ist wieder der Kopfstand erreicht - eine Inversion im Looping also.

Das spektakuläre Schienenkonstrukt ist auf einer Länge von 53 Metern absolut freitragend zwischen dem Turmgebilde und einem herkömmlich abgestützten vertikalen Kreisbogen positioniert. So unkonventionell der Turmaufbau des Vertikalliftes wirkt, so elegant schmiegt sich dieses Schienenstück um die imaginäre Herzline und gleicht dabei einem Wirbelsturm, der sich um sein inneres Auge windet. Dabei besitzt die Viergurtschiene mit einer maximalen Diagonalen von xx Metern extreme Dimensionen im Querschnitt, die jedoch aufgrund ihrer Anbringung in luftiger Höhe optisch relativiert werden.

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Stetig beschleuinigt der Fahrzeugverbund aus der ersten Inversion hinaus

Auf dem Rücken liegend werden die Fahrgäste auf dem Humpty Bump Lift senkrecht in luftige Höhen befördert, bevor sie in über 40 Metern Höhe im Zeitlupentempo mit einem viertel Rückwärtssalto in die Heart Roll entlassen werden. Hier bietet sich den Insassen ein besonderes optisches Erlebnis, da sie bei der Ausfahrt aus dem Humpty Bump Lift ungehindert 50 Meter durch das innere Auge der Schraube bis zur anschließenden Abfahrt blicken können. Doch dieser Eindruck ist nur von kurzer Dauer, da die Fahrgäste rasant um 360° um die Herzlinie gewirbelt werden, wobei die Geschwindigkeit des zweigliedrigen Fahrzeugverbundes stetig anwächst. Dann stehen die Passagiere wieder auf dem Kopf, um schließlich die letzten 30 Höhenmeter mit bis zu 105 km/h gen Boden zu stürzen.

Eine vertikal gekrümmte Ausfahrt führt von 40 Metern Höhe in die Station

Der Clou folgt anschließend: In dem zweckmäßig gestalteten Stationsgebäude am Fuße des Ovals warten keine extrem verzögernden Wirbelstrombremsen. Stattdessen schießt der Gondelverbund den senkrecht aufgestellten Humpty Bump Lift wieder hinauf bis in den engen vertikalen Radius hinein, der die vorderste Sitzreihe im Viertelrückwärtssalto beinahe wieder auf den Kopf stellt. Am oberen Totpunkt angelangt scheint das Fahrzeug sekundenlang zu verharren, bis die Erdanziehung es rückwärts gen Boden reißt und sich ein spektakulärer Pendelvorgang anschließt.

Fakten zum SkyWheel

Das SkyWheel ist die Prototyp Achterbahnkreation des Münchner Stahlbauers Maurer Söhne auf Basis des revolutionären X-Car Designs, welches ergonomischen Fahrgenuss ohne Schulterbügel bietet.

Gesamthöhe

50 Meter

Schienenhöhe

45 Meter

Schienenlänge

150 Meter

Max. Geschwindigkeit

100 km/h

Beschleunigung

-1 g bis +5.3 g

Netto-Fahrzeit

60 Sekunden

Fahrzeuge

1 Zug mit 2 Wagen; 6 Plätze pro Wagen

Kapazität

600 Personen pro Stunde

Hersteller

Maurer Söhne GmbH, München, Deutschland

Betreiber

Allgäu Skyline Park, Bad Wörishofen, Deutschland

Eröffnung

18. März 2005

• Link zur offiziellen Webseite des Skyline Parks

Zuerst schießt der Zug rückwärts durch die Station, wobei erneut extreme 5g auf die Mitfahrer wirken. Dann schwingt das Fahrzeug durch das übermächtige Oval und erreicht nach der Rückwärtsfahrt sogar die Spirale am oberen Ende. Hier werden nun die hinteren Reihen extrem quergeneigt. Der X-Seat macht sich dabei bezahlt, denn trotz des langsamen Hineinwindens in die Spirale bleibt der Oberkörper in der halbmondförmigen Sitzschale sicher positioniert. Das Fahrzeug rast erneut vorwärts durch die Station, bevor es nach etwa 60-sekündiger Fahrt in senkrechter Position mit einem kräftigen Ruck auf dem Humpty Bump Lift von einer mechanischen Stoppbremse fixiert wird. Das Kettensystem übernimmt den Zug und befördert ihn zügig zurück in die Station.

Am Boden angekommen wird deutlich, dass eine Fahrt auf dem SkyWheel dem Körper viel abverlangt - die maximal 5.3g während der Taldurchfahrt sind durchaus als extrem zu betrachten, und die alternierende Vorwärts- und Rückwärtsfahrt steigert das Erlebnis nochmals deutlich. Das SkyWheel ist eine Thrillmaschine erster Güte und bei Erfolg sogar noch in zwei Ausbaustufen zu einem Rundkurs mit Blockbremse und mehreren Zügen erweiterbar. Ein erster Modellentwurf verspricht viel, und nach den Worten von Joachim Löwenthal, dem Besitzer des Skyline Park, wird die Anlage - wenn alles gut läuft - im Jahre 2007 ausgebaut. Ein weiteres SkyWheel wird, samt erster Ausbaustufe, demnächst im Parque de Atracciones in Madrid gebaut. Hier wird der Zug nach der Abfahrt an der Station vorbei durch eine Half Cuban Eight, über einen Camelback und durch einen Immelmann Turn rasen, bevor er auf dem Lift zu stehen kommt und rückwärts in die Station entlassen wird.

Kopfstand im Vereinigten Königreich

GForce LogoHumpty Bump Lift

Rechts: Der Humpty Bump Lift bei G-Force

Ortswechsel in das kühle und notorisch graue England, wo Ende Juli 2005 mit G-Force der X-Coaster Nummer 2 freigegeben wurde. Während der Prototyp im Allgäu Skyline Park mit einem "Vertical Ride"-Konzept maximalen Spaß auf minimaler Fläche bietet, setzt Maurer Söhne bei der zweiten Auslieferung an den Drayton Manor Theme Park auf ein klassisches Achterbahnkonzept mit drei Inversionen, Steilkurven und einem extremen, parabolisch ausgeformten Camelback. Auch bei G-Force sorgt das einzigartige Aufzugkonzept für Furore: Die modifizierte Version des Humpty Bump Lift dreht das Fahrzeug schon beim Transport in luftige Höhen auf den Kopf. Wenn die Fahrgäste dann noch die Arme gen Boden ausstrecken können, ohne einen beklemmenden Schulterbügel befürchten zu müssen, bedeutet dies ein Thrillerlebnis in einer völlig neuen Dimension.

Wo bis letzte Saison noch ein kleiner Loopingcoasters aus italienischer Produktion seine Runden drehte, entstand ein 385 Meter langer Rundkurs mit einer maximalen Höhe von 24 Metern. Auf dem ersten Blick keine umwerfenden Daten, die auf eine Thrillmaschine erster Güte hindeuten würden - Wenn nicht das Layout derart kurios daherkäme, dass einige Fahrfiguren vom Boden aus schlicht unfahrbar erscheinen. Bestes Beispiel hierfür ist ein extrem gestauchter Camelback im direkten Anschluß an den Humpty Bump Lift.

G-Force ist in jeglicher Hinsicht ungewöhnlich. Das beginnt bereits mit der Gestaltung der Anlage im Vergleich zu den umliegenden Attraktionen: Während sich die Wildwasserbahn Stormforce 10, das Riesenpendel Maelstrom und der Standup-Coaster Shockwave thematisch den Naturgewalten widmen, wirkt der äußerst modern gehaltene Neuzugang aus München mit seinen roten Schienen und der silbernen Wellblech-Station auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper. "Das moderne Design der Sitze und der Wagen hat das Gesamtkonzept geprägt", verrät Colin Bryan, Managing Director des Drayton Manor Park. "Mit dem neuen Jahrtausend kamen neue Ideen, und die neue Anlage sollte auch optisch herausstechen".

Bend Cuban Eight

Ausfahrt aus der Bend Cuban Eight Inversionsfigur

Der moderne Look setzt sich im Innenbereich nahtlos fort. Die Wartenden werden mit lauter Techno-Musik, die eigens für die Anlage komponiert wurde, beschallt und mit abstrakten Videoprojektionen unterhalten. Alle siebeneinhalb Minuten entlädt sich unter ohrenbetäubendem Getöse eine Spannung zwischen zwei an der Decke montierten Ringen als flirrender Lichtbogen, welche die Erwartungshaltung der Wartenden weiter ansteigen lässt. G-Force fordert die Sinne, bevor die Fahrgäste die Station erklommen haben. Die Station erklimmen? Richtig gelesen, wie schon beim Intamin Looping Coaster Shockwave befindet sich der Ein- und Ausstieg in luftiger Höhe - in zehn Metern über Bodenniveau, um genau zu sein, und damit 8,5 Meter oberhalb des tiefsten Schienenpunktes.

Lichtshow zur Einstimmung auf das Fahrvergnügen

G-Force bietet spektakuläre Fahrmanöver

Oben angekommen fällt der Blick durch die große Öffnung in der rechten Stationswand auf Maelstrom, im Takt der Schwingung kreischen besonders die weiblichen Teenager. Die Station wie der Rest der Anlage ist sehr modern, beinahe futuristisch gehalten. Diesen Look hat das Design des X-Car vorgegeben: Auf eine kunstvolle GFK-Karosserie wurde verzichtet, dafür stehen die voluminösen X-Seats im Vordergrund, die von einem metallisch glänzenden Rohrrahmen und einem Edelstahlboden eingefasst sind. Dieser ist annähernd auf einem Niveau mit dem Stationsboden, was einen schnellen und hindernisfreien Ein- und Ausstieg ermöglicht. A propos hindernisfrei: Die Stationsplattform ist durch einen Personenaufzug auch für gehbehinderte Fahrgäste problemlos erreichbar. Und auch eine weitere Gruppe wurde bedacht: In der letzten Reihe jedes Wagens finden sich zwei "Big Boy Seats" für Personen mit, wie es im Englischen gerne euphemistisch heißt, "larger upper body dimensions". Die Sitzfläche wurde um einige Zentimeter nach Vorne verlängert, der Bügel hat einen erweiterten, überwachten Schließbereich.

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Rechts: Ausfahrt Bent Cuban Eight

Bequem ist er auch hier, der neue X-Seat. Beinahe luxuriös bequem, möchte man sagen, doch kaum ist dieser Gedanke gedacht, schieben die Reibräder den Zug schon in eine Linkskurve aus der Station. Es folgt ein kleiner Drop, der mit seiner Airtime besonders in der hinteren Reihe schon einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Fahrt gibt. Doch je nach Körperbau war dies die letzte Airtime-Erfahrung, denn es kann passieren, dass sich im anschließenden Tal der Bügel noch ein Stück schließt und den Fahrgast doch etwas "sicherer" hält, als diesem lieb ist. Maurer Söhne ist dieses Phänomen bekannt und die Ingenieure arbeiten bereits an einer Lösung, die in zukünftigen Auslieferungen berücksichtigt werden soll.

WartungsbereichX-Car im DetailFront des X-Car
X-Seat Einfahrt in die Station

Station und X-Car im Detail

Es schließt sich der ungewöhnliche Humpty Bump Lift an, der aber eigentlich weniger ein schnöder Lift ist, der nur dazu dient, dem Zug ausreichend Energie für den folgenden Parcours mitzugeben, sondern als eigenständige Fahrfigur bezeichnet werden kann. Im Vergleich zum Sky-Wheel wirkt er wie ein entstellter, deformierter Vertikallooping, dessen erste Hälfte bis zum Scheitelpunkt mit einem Kettenlift versehen ist. Aus der Sohle führt zunächst eine Schräge bis auf halbe Höhe, dann schließt sich ein beinahe kreisförmiger Bogen von annähernd 180 Grad an, der den Zug in eine kopfüber orientierte, abwärts führende kurze Abfahrt entlässt. Damit wird eine völlig neue Erfahrung eines "Drops" geboten: Der Zug beschleunigt in der Überkopfposition gen Boden und schießt schließlich in einem weiten Bogen in die Horizontalposition im Tal; die erste Inversion ist somit abgeschlossen. Bemerkenswert ist der neben der eigentlichen Antriebskette verlaufende Kanal, der eine weitere Kette beherbergt. Diese dient bei einem Stromausfall dazu, den Zug entweder zurück in die ansteigende Rampe zu bringen, um ihn zu evakuieren, oder soweit in den Lift zu schieben, dass er den restlichen Parcours wie geplant absolviert. Dazu ist im Maschinenhaus unter dem Lift ein Generator beherbergt, der die nötige Energie für die Hilfskette liefert.

Fakten zu G-Force

G-Force ist die zweite X-Car Auslieferung an den englischen Family Themepark Drayton Manor. Auf gerade einmal 385 Schienenmetern werden ein außergewöhnliche Fahrelemente wie der Humpty Bump Lift, ein extrem gestauchter Camelback und die neue Inversions Kreation Bent Cuban Eight geboten.

Gesamthöhe

24 Meter

Schienenhöhe

22,5 Meter

Schienenlänge

385 Meter

Max. Geschwindigkeit

83 km/h

Beschleunigung

-1,3 g bis +4.2 g

Netto-Fahrzeit

50 Sekunden

Fahrzeuge

1 Zug mit 2 Wagen; 6 Plätze pro Wagen

Kapazität

550 Personen pro Stunde

Hersteller

Maurer Söhne GmbH, München, Deutschland

Betreiber

Drayton Manor Family Theme Park, xxx, Großbritannien

Eröffnung

26. Juli 2005

• Link zur offiziellen Webseite des Drayton Manor Family Theme Park

War der Humpty Bump Lift - zumindest dessen erste Hälfte - noch relativ gemütlich, so spielt G-Force nun alle Trümpfe des kompakten Layouts mit seinen ungewöhnlichen Fahrfiguren aus. Zunächst kommt ein Airtimehügel: Eigentlich ein bekanntes Element, wären da nicht die deutlich vom Standard abweichenden Proportionen. Auf- und Abfahrt sind relativ steil, dafür ist die Kuppe äußerst kurz gehalten. Wenn die Bahn in einigen Monaten richtig eingefahren ist, wird die ohnehin schon vorhandene Airtime an dieser Stelle sicher noch intensiver werden. Die nächste Fahrfigur, der Bent Cuban Eight, die von Maurer Söhne einer Kunstflugfigur nachempfunden wurde, ist in ihrer Gesamtheit mit keinem bekannten Achterbahnelement vergleichbar.

Der erste Teil ähnelt einem Vertikallooping, dessen Ausfahrt mit ca. 45 Grad seitlich abgewinkelt ist. Mit diesem Winkel wird eine weitere Loopinghälfte angefahren, ab deren höchstem Punkt sich der Zug während der Abfahrt gegen den Uhrzeigersinn aus dem Kopfstand herausdreht - hier ist eine gewisse Ähnlichkeit mit einem B&M-Immelmann erkennbar. Den Abschluss des 385 Meter langen Schienenlayouts bilden eine kurze bodennahe Linkskurve, ein stark quergeneigter Linksturn und eine geschwungene Auffahrt in die Schlussbremse, die neben Reibbremsen auch erstmals bei einer Achterbahn aus dem Hause Maurer Söhne Magnetbremsen aufweist. Durch die erhöhte Position der Station konnte die Bremssektion start verringert werden, schließlich verliert der Zug schon bei seiner Auffahrt einen gehörigen Teil seiner Bewegungsenergie.

G-Force zeigt eindrucksvoll, wie viel innovativer Fahrspaß auf kleinster Grundfläche möglich ist. "Das kompakte Design war eines der entscheidenden Argumente für die Wahl der Achterbahn von Maurer Söhne", sagt Colin Bryan. "Ein weiterer Grund war, dass die Anlage von fast allen Seiten gut zugänglich ist und daher auch Nichtfahrern ein spannendes Erlebnis bietet." Von dem Weg aus, der unter dem Camelback und der Ausfahrt der Bent Cuban Eight hinweg durch die Bahn führt, scheinen die Mitfahrer zum Greifen nah zu sein. Bei den Parkbesuchern ist G-Force so populär, dass für die nächste Saison ein zweiter Zug angeschafft werden soll, damit die Kapazität dem enormen Zuspruch gerecht wird.

Computertool

Camelback Marke Maurer SöhneGForce hautnah

Links: Der ungewönlich stark gestauchte Camelback

Realisiert wurde der Stahlparcours mit dem hauseigenen XTRAC Softwaretool, welches das Schienendesign am Rechner mit wenigen Mausklicks ermöglicht. Das in langjähriger Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg entwickelte Programm vereinigt Trackdesign, Dynamik- sowie Statikkalkulation und Produktionsvorbereitung in einer einzigen Programmoberfläche.

XTRAC kann als optimale Ergänzung zum X-Car Coaster angesehen werden. Die Schnelligkeit, mit der neue Layouts im Hause Maurer Söhne entwickelt werden können, sowie die vielfältigen Visualisierungsmöglichkeiten ermöglicht ein sehr flexibles Eingehen auf die verschiedensten Anforderungen. Vom ersten Entwurf bis zur Inbetriebnahme können alle Leistungen ohne externe Zuarbeit im eigenen Hause erbracht werden. Die Besonderheit von XTRAC liegt in der zeitgleichen, präzisen Dynamikkalkulation, welche ein Berechnungsmodul im Hintergrund parallel zur Trackgestaltung durchführt. Die automatisierte, jedoch auch jederzeit manuell modifizierbare Optimierung reduziert nicht nur die Belastungen auf die Fahrgäste, sondern ermöglicht speziell bei den X-Cars bisher nie realisierte Fahrfiguren oder solche mit extremen Richtungs- oder Krümmungswechseln, wie sie zum Beispiel auch bei G-Force zum Einsatz kommen. Bei Maurer Söhne steht das Fahrgefühl im Vordergrund - statt Gigantomanie werden Komfort und spannende Schienenkombinationen geboten. XTRAC erlaubt dabei, auf einfache Weise die realen Fahrbedingung jeder Art von Fahrzeug darzustellen und die Bahnen für den jeweiligen Anwendungszweck und Fahrzeugtyp zu optimieren.

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Bisher wurde schon mehrere Bahnen in völliger Eigenleistung mittels XTRAC entwickelt. Nur so können in allen Leistungsphasen 100% der Möglichkeiten ausgeschöpft und auf die Eigenschaften der Produkte hinzu optimiert werden. Insbesondere bei schwierigen Geländeverhältnissen oder bei der Integration in eine bestehende Park-Infrastruktur können mit XTRAC extreme Vorteile erreicht werden, da bereits während der Konzeptphase mit exakten Daten gearbeitet wird - dies war beispielsweise beim geländegängigen Spinning Coaster Tarantula für den Park de Attractiones im spanischen Madrid von Vorteil. Aber auch ganz besonders bei der Entwicklung neuer Fahrfiguren ist XTRAC ein unverzichtbares Hilfsmittel. Für die Zukunft wird das Programmpaket weiter ausgebaut: Derzeit arbeitet Maurer Söhne an einer automatisierten Schnittstelle zwischen XTRAC und den verwendeten Statiktools, was zu einer weiteren Effizienzsteigerung und technischen Optimierung führen wird.

Vergangenheit und Zukunft des X-Car: Das Interview mit Entwicklungsleiter Dr. Alfred Müller

Dr. Alfred Müller stand Rede und AntwortHumpty Bump Lift

Links: Dr. Alfred Müller mit einer der zahlreichen Auszeichnungen für das X-Car

Coastersandmore: Was war der Anstoß, das X-Car zu entwickeln?

Dr. Alfred Müller: Grundlage der Entwicklung war eine Marketingstudie, die wir über die zukünftige Entwicklung im Achterbahnbereich erstellt haben. Unter anderem aufgrund Umfragen bei Fans und Parkbetreibern kamen wir zu dem Ergebnis, dass abhebende Kräfte ohne Schulterbügel fahren zu können ein sehr erstrebenswertes Entwicklungsziel wäre. Von vornherein war klar, dass wir hierzu völlig neue Wege einschlagen und uns von vielen alten Vorstellungen und Lösungsvarianten trennen mussten.

Wie gestaltete sich der Entwicklungsprozess, wo lagen die Schwerpunkte?

Da wir von Grund auf neu entwickelten, bestand die Möglichkeit, das gesamte Fahrzeug nach dem neuesten Stand der Technik zu konstruieren. Zusätzliche Anforderungen wie maximale Wendigkeit, höchster Sitzkomfort und außergewöhnliches Design konnten von vornherein berücksichtigt werden. Ein wesentlicher Punkt war außerdem, größtmögliche Modularität zu erreichen, um eine Vielfalt von Fahrzeugvarianten mit der Basisentwicklung abdecken zu können.

Bend Cuban Eight

Ausfahrt aus der Bend Cuban Eight Inversionsfigur

Größte Herausforderung war jedoch eindeutig die Entwicklung des innovativen Sitz-Sicherungssystems. Von Vorteil war, dass wir projektunabhängig und mit ausreichendem Entwicklungsbudget entwickeln konnten, so dass die einzelnen Entwicklungsschritte optimal ausgeführt werden konnten und keine Abstriche aus Zeit oder Kostengründen gemacht werden mussten.

Derzeit sind zwei X-Car Coaster von Ihnen ausgeliefert worden - ein dritter entsteht nächstes Jahr im spanischen Parque de Attractiones. Wie ist das bisherige Feedback der Parks und Fahrgäste?

Das Feedback sowohl aus dem Skyline Park als auch aus Drayton Manor ist hervorragend. Die Fahrgäste sind begeistert. Insbesondere vom Skyline Park werden stark gestiegene Besucherzahlen gemeldet. Das X-Car verfügt über einen sehr hohen technischen Standard. Natürlich sind wir bestrebt, das Produkt trotzdem immer weiter zu verbessern. Anregungen von Fahrgästen nehmen wir dabei generell sehr ernst und prüfen sorgfältig daraus ableitbare Potentiale.

Wie bewerten Sie die Resonanz potentieller Kunden? Die Aufmerksamkeit auf Messen war ja - nicht zuletzt aufgrund des gelungenen Messestandes - sehr stark, und Ihnen sind auch einige Auszeichnungen zuteil geworden. Spiegelt sich das auch in konkreten Verhandlungen wider?

Die Resonanz potentieller Kunden ist sehr positiv. Das X-Car ist bereits in vielen Planungen enthalten, wobei sowohl gemäßigtere Layouts als auch äußerst Thrill-betonte Entwürfe diskutiert werden. Wir sind sicher, dass das breite Spektrum der bestehenden Möglichkeiten von zukünftigen X-Car Bahnen umfassend repräsentiert werden wird.

Bend Cuban Eight

Ausfahrt aus der Bend Cuban Eight Inversionsfigur

Wie schätzen Sie die aktuelle Marktsituation ein - geht der Trend weiter zu kompakten, ungewöhnlichen Layouts oder gehören die nächsten Jahre den Launch Coastern?

Die Vielfalt an verschiedenen Systemen wird weiter zunehmen. Aus diesem Grund haben wir das X-Car auch mit einer möglichst großen Variabilität ausgestattet, um den verschiedensten Anforderungen, u.a. natürlich auch Abschuss, gerechnet werden zu können. Als Trend erkennen wir, dass die für neue Anlagen zur Verfügung stehenden Budgets immer knapper werden. Auch diesbezüglich sehen wir das X-Car sehr gut positioniert.

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In welche Richtung werden Ihre Layouts gehen?

Der Vielfalt sind mit dem X-Car kaum Grenzen gesetzt. Neue Fahrfiguren werden bei fast jedem neuen Layoutentwurf mit eingebaut. Wichtig ist uns dabei, die besonderen Stärken und neuen Möglichkeiten des X-Cars zur Geltung zu bringen, so dass die Layouts sich immer vom bisher Gewohnten abheben.

Gibt es schon weitere Verkäufe neben der Anlage für Madrid, die kommunizierbar sind?

Kürzlich wurde das erste SkyWheel in die USA verkauft. Die Eröffnung der Anlage im Magic Springs and Crystal Falls Park in Hot Springs, Arkansas ist für Mai 2006 geplant.

Das Interview führte Dipl.-Ing. Jochen Peschel.